4. Dezember 2022: Vor allem muss ich wissen, ob eine Orgel eine gute Lunge hat. (JS Bach)
Foto: Schlüter-Duo Mama und Tochter
Du dauerst mich.
Ohrwürmer kriechen auch dann in mein Gehirn, wenn ich einen grässlichen Jingle höre. Eine Qual. Komme ich vom Weihnachtsmarkt, habe ich Ohrwürmerfamilien im Kopf.
Bach war ein hervorragender Orgelgutachter. Seine Dynastie, vom Bäckermeister Veit ❤️ (ich gehe jetzt noch lieber zur Bäckerin, wegen Veit) und Urgroßvater Johannes war natürlich auch eine gewisse Vetternwirtschaft und Klüngelei. Aber sie hatten es schwer. Und Johann Sebastian hatte es schwer. Es war eine andere Zeit.
Heute erinnere ich an Ana Rossetti, Lyrikerin.
Ein Wohlstand ohnegleichen ist eines Christen Stand, wie er bei keinem Reichen von dieser Welt bekannt. Den kann euch niemand rauben, wie feindlich er gesinnt. Ein Christ ist durch den Glauben des reichsten Vaters Kind. (K.J. Spitta) ❤️
Der Humanismus zu Melanchthons Zeiten war ein anderer als der heute, der eher links säkular ist. Der Humanismus um 1490 war der via antiqua der Universität – damals ging es um tatsächlich universales Denken für universale Logik – und nicht, wie heute, um stupides Einzel-Fachwissen. Daher Universität. Die Uni heute wird dem nicht mehr gerecht.
Ich wurde gefragt, was ich von der freikirchlichen Bewegung „Crescendo“ für christliche Musiker halte. Ich fand es bedenklich, dass diese Bewegung nicht von Musikern geleitet wurde, sondern von einem Schweizer, Beat Rink, der alle Zügel fest in der Hand hielt, der selbst nie erlebt hat, von Kunst und Musik zu leben und der seine „Macht“ jahrzehntelang nicht abgegeben hat, vermutlich, da er Spenden für seine Arbeit erhielt und dies sein Gehalt war.
Und Kollege Hermann Rhode, beruflich „Beter“!? Das laute Gebet kann in Freikirchen oft das Mittel für Manipulation sein. Wie will man einen Beter kritisieren, der dauernd behauptet, das, was er sagt, sei „von Gott“? Man konnte ihn nicht hinterfragen, nichts verändern und nichts bewegen. Dadurch sind sehr viele Potentiale und Ideen seinem Blick entgangen.
Neid, Fehler, Heuchelei werden in solchen Bewegungen und Freikirchen meist nicht zum Thema gemacht oder zugegeben, vor allem nicht von „Leitern („unfehlbar“, die gern andere kritisieren). Und auch diese Bewegung ist leider männerdominiert gewesen. Es wäre toll, wenn es neue andere christliche Musikerbewegungen für klassische Künstler geben könnte, nicht allein nur von Freikirchen und nicht nur von Nicht-Musikern verwaltet.
„Crescendo“ blieb eine kleine, private, verborgene Bewegung, die der Außenwelt nicht groß aufgefallen ist. Je unehrgeiziger man war, desto besser gefiel man dort. Potentiale sind dort verkümmert.
20. November 2022: Mittelmaß ist oft liberal. (AHS)
Entgegen der allgemeinen Männermeinung sind Frauen erfinderisch. (Josephine Cochrane)
Foto: Stumm-Orgel Rhaunen
Neu: Regensburg
Heute erinnere ich an Ayaan Hirsi Ali, die betont, dass der Islam sich an den Menschenrechten und Frauenrechten zu orientieren hat.
Ich glaube, ich habe als Kind schon früh angefangen, abstrakt zu denken. Vermutlich durch die Musik. Oder weil ich immer schon in Sprache verliebt war. Ich war mehr interessiert an Symbolik und abstrakten Dingen als an konkreten.
So viel liegt an der Kindheit! Manche Kinder haben es so schwer! Das tut mir so leid. Ich finde es erschreckend, wenn Kinder mit seelischen Nöten auch noch die Not bekommen, den Anschluss zu verpassen, da sie keine Kraft mehr zum Lernen haben und dafür zu niedergeschlagen sind.
Die Kreutzersonate geschrieben von Tolstoi gibt einiges über Männer preis: „War doch das Gebären und Nähren der Kinder in seiner Wahrnehmung die einzige Versicherung gegen die mögliche Untreue seiner Frau.“
Männer haben selbst in den alten langen Zeiten, in denen Frauen keine Möglichkeit für Medikamente, Ärzte, Hebammen, gesunde Ernährung oder Sicherheit für das Leben ihrer Babys hatten, ihre Ehefrauen permanent geschwängert, und Frauen und Kinder starben wie die Fliegen.
Es war nicht nur der egoistische Sex, den Männer wollten, sondern auch Macht und Kontrolle. Durch permanentes Schwängern (so auch heute in den armen Ländern der Welt) banden Männer die Frauen an sich, ans Haus und machten sie abhängig, schwach und arm. Sie waren weggesperrt und konnten weder in Politik, Kunst noch Gesellschaft mitreden.
Frauen konnten diese Männer gar nicht verlassen. Wie, wenn sie ständig schwanger war, geschwächt, abhängig, mit kleinen Kindern? Mit 30 spätestens sind viele gestorben. An Kunstmachen war gar nicht zu denken. Es ging nur ums nackte weibliche Überleben. Ehe bedeutete Gefängnis und den frühen Tod für viele Frauen. Und dann gibt es „Musikwissenschaftler“, die allen Ernstes fragen: „Waren Frauen früher weniger musikalisch begabt als Männer?“
9. November 2022: Erzieht eure Töchter nicht, dem fragilen Ego der Männer zu Diensten zu sein. (Adichie)
Ich gehöre zu zwei Minderheiten. (Jane Cooke Wright, Krebsforscherin) Frau. Dunkel.
Ich bin eher erstaunt, wie Frauen oft Söhne erziehen.
Foto: AHS by Donata Wenders
Heute erinnere ich an Chimamanda Ngozi Adichie, Nigeria. Sie ermahnt die Frauen, ihre Söhne nicht so zu erziehen, dass diese wieder nur werden, wie viele Männer heutzutage sind: Schwach und egoistisch.
Erzieht eure Töchter nicht so, dem fragilen Ego der Männer zu Diensten zu sein. (Adichie)
Es ist erstaunlich, dass männliche Künstler (früher) oft als „geniale Kranke“ angesehen wurden und werden, wenn sie unanständig oder verrückt waren und / oder einen bedenklichen Lebensstil entwickelt haben. Der schwedische Dichter Fröding, Alkoholiker und in Sexhäusern unterwegs, ist so ein Beispiel. Es gibt unzählige andere Beispiele. Männliche Künstler dürfen saufen, ungepflegt, unhöflich oder dick sein, huren, randalieren, fluchen oder spinnen – und sind und bleiben die „(armen) Genialen“ oder „die Künstler mit schlimmer Kindheit“. Usw. Da wird mitgelitten und getröstet, egal, wie dreckig das Benehmen und Aussehen ist. Sie werden gefeiert. Das ist ja romantisch.
Stellt euch vor, wie weibliche Künstler behandelt werden, wenn sie sich das auch nur ansatzweise erlauben und genauso sind wie diese „armen“ männlichen Künstler. Da wird aber nichts gnädig bedeckt oder geschützt. Frauen müssen noch immer lieb, brav, anständig, sexy, dünn, attraktiv, geschminkt, ordentlich und sauber sein.
Diskriminierung in der Kunst ist ja fast schon normal.
Wo kommt das her? Frauen galten vor noch nicht allzu langer Zeit in vielerlei Hinsicht nicht als juristische Personen – zu der Zeit, als der erste Bach, Johann Bach, aus der Bach-Dynastie der erste Berufsmusiker wurde (alle zuvor waren Dilettanten gewesen).
Es war zu dieser Zeit keine Straftat, wenn Männer ihre Frauen misshandelten und vergewaltigten. Frauen waren nicht mehr wert als Kinder, und diese wurden auch nicht gut behandelt. Witwen traf es hier am schlimmsten. Sie hatten kein Anrecht mehr auf irgendwas und wurden in die Armut getrieben. Dies ist jahrhundertelang männliches Recht gewesen. Das war Realität, kein Märchen. Das darf frau nicht vergessen. Das ist echt nicht lange her. Das steckt wohl (noch) in männlichen Genen und Knochen, auch bei den so sachlich-höflich-Freundlichen.
Ich bin jedenfalls stolz darauf, Berufsmusikerin zu sein. 💕
7. November 2022: Gott ist ein Gott der umformenden Gnade, der Neuschöpfung. (AHS)
Gott hat mich so gemacht wie ich bin, also akzeptiere ich mich. (Caster Semenya) Der Läuferin wurde vorgeworfen, intersexuell zu sein, also beide Geschlechter zu tragen, daher so schnell laufen zu können.
Heute erinnere ich an Gerta von Ubisch, die fordert, Mädchen und Frauen nicht mehr “Halt”! und “Stop! Bis hier und nicht weiter!” zuzurufen. Das stimmt. Wozu werden Mädchen und Frauen ermutigt, sich Kenntnisse anzueignen, die Besten zu werden in Studium und Schule, um ihnen dann zu sagen: Die „Spitzenplätze“ bekommen dann sowieso nur Männer?
6. November 2022: Blumen und Bäume, alles spricht von dem Durchhaltevermögen und der Kraft, die Gott uns verleiht. (AHS)
Manche in der Bürokratie haben die Hartnäckigkeit vollkommener Trottel. (AHS)
Heute erinnere ich an Elisabeth Moss, die das Aufstehen der Frauen in der Männergesellschaft nicht als “feministische Geschichte” bezeichnet, sondern als menschliche, denn Frauenrechte sind Menschenrechte. Das sehe ich genauso.
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Neu: Chopin
Kirche
Wir brauchen eine neue Reformation in der Kirche als Rückführung in Gottes Norm. Wir sind so weit weg davon. Eine neue Reformbewegung ist mehr als notwendig. Kennen wir noch den Ursprung? Das verstehe ich, je länger ich Kirchenkunde und Kirchengeschichte lese.
Marmoutier habe ich mit wunderschönen Fotos ergänzt:
Ebenerdig steht die schöne Orgel mit freiem Spieltisch links vom Altar. Sie passt optisch sehr schön in die Kirche, die direkt beim Dom ist. Die Pfeifen sind rechts und links in Schwellkästen versteckt. Die Akustik ist wunderschön, mind. 5 Sekunden. Der Klang schmiegt sich in die Akustik, wickelt sich sanft, weich und leuchtend um die bunten hohen Fenster und Säulen. Sehr kompakte brillante Farben in allen Schattierungen. Die Orgel kann auch flüstern.
Die Orgel wirkt klein in der mächtigen, runden Kirche auf dem Domplatz, füllt jedoch jeden Winkel aus. Sie besitzt keinen einzigen unangenehmen oder scharfen Klang und ist vom Spielgefühl und Klang sehr leicht, federnd und sinnlich.
Vielen Dank an den wunderbaren Kantor und die 4 lieben polnischen Brüder.
Auch die ebenerdige Karl Schuke Orgel in St. Matthias in Trier besitzt eine große Akustik (8 Sekunden Nachhall im leeren Raum), jedoch ist jede Akustik individuell und einzigartig und nicht miteinander zu vergleichen. Ebenerdige Orgeln in großer Akustik sind eine Kunst für sich und jeweils sehr besonders.
Karl Schuke Orgel Basilika St. Matthias Trier
Die Schuke Orgel steht ebenerdig vorne rechts am Altar und füllt dennoch den ganzen Raum der großen Basilika aus, die bereits im 12. Jahrhundert erbaut wurde und in einem Freihof mit Brunnen steht.
Die brillante Akustik von 8 Sekunden trägt die singenden Prinzipale des HW (2. M) in die Kirche bis in die untere Gruft und zum goldenen Tabernakel. Sehr schön die (einstellbaren) Tremulanten der beiden anderen Werke, deren Flöten und Zungen (Oboe, Posaune, Trompete…), alle astrein gestimmt und gepflegt. Mächtiges Pedal.
Perfekt für alle Epochen..
Es hat viel Freude gemacht, hier zu spielen. Vielen Dank an den wunderbar komponierenden Kantor.
Späth Orgel St. Helena Trier
Eine große Kirche mit genialer Akustik von 5 Sekunden Nachhall. Die Orgel steht mit Rückpositiv auf der Westempore. Oben ist der klangliche Eindruck eingeschränkt, als wäre man in einem Schrank gefangen. Jedoch unten entfaltet sich der Klangkörper der Orgel reizend. Ich habe schon viele schöne Späth-Orgeln gespielt. Sie haben mir immer gefallen. Diese Orgel ist frisch renoviert. Sie ist nicht nur romantisch, sondern erstaunlich neobarock mit vielen Aliquoten, Mixturen und sehr hellen Klängen.
24. Oktober 2022: Es gibt ein untrügliches Maß für die Zuneigung: die Zeit, die man ihr widmet. (Sully Prudhomme)
Gott begegnet uns gerade da, wo wir zweifeln. (AHS)
Foto: Bad Köstritz
Wenn ich Filme wie „Smile“ (Psycho, nicht Terrentino-Style) aufgliedere, würde ich sagen: Handlungsstrang, Stille, Horrormusik. Wenn Stille eintrat, habe ich schon die Augen geschlossen.
10. Oktober 2022: Schwingt freudig euch empor. (BWV 36)
Das Konzert war sehr schön. Es war sehr schön, das letzte Konzert der Saison hier 2022 zu spielen. Gut besucht trotz „Konkurrenz“-Konzerte im Nachbarort. Scheinbar sprechen sich die Kirchen oft nicht untereinander ab. Ich habe den ganzen Tag gern in der Kirche geübt. Sie ist innen viel kälter als draußen in der Sonne. Allerdings gab es nachts schon Frost. Wir sind lecker essen gegangen, ich habe Sekt bekommen. Die Presse war auch da. Ich habe mir einige schöne Registrierungen und Transkriptionen extra für die Orgel ausgedacht und hatte diesmal einen Blätterer. Die Leute sind alle wahnsinnig nett und haben mich mit Kuchen versorgt.
Neu: Lustgarten ❤️
Heute erinnere ich an Banana Yoshimoto aus Japan. Und an Ottilie Baader, die half, dass sich die Arbeiterinnen zusammenfanden und geschlossen Forderungen stellten in .. Deutschland! 1870! Selbst ist die Frau.
Stellt euch vor, wer 1850 geboren wurde und 1925 erlebte, hat komplett andere Zeiten erlebt. Stellt euch vor, jemand wird 1850 geboren und erlebt noch 1950, oder würde 1980 erleben – wie weise wäre diese!
Wem liegt genügend daran, Mauern einzureißen? (AHS)
Foto: Köhler Orgel
Ich mag sehr gern Schütz „Unser Wandel ist im Himmel“.
Schloss Ehrenstein Ohrdruf
Die neue Ausstellung im neu gestalteten Schloß kann ich sehr empfehlen. Es gibt dort Ohrdrufer Porzellan, Schaukelpferde, schöne Instrumente (Ratzmann-Klavier) und eine Bachausstellung (Interpreten leider nur Männer. Und zwar alle meine Lehrer!). Besonders ist auch ganz oben der Kubus Magicus. Hier durch den Schlosspark lief der junge Sebastian zur Schule und zum Chor und zur nun zerstörten Michaeliskirche (aber der gelbe Turm steht noch!) über den uralten Fluss Ohra, der noch immer fröhlich plätschert. Und auch bei mir, während ich mit meinem Herbstkleid über die Brücke laufe.
Ohrdruf mußte so viel ertragen: Verheerende Brände, zweimal verheerend die Pest, dann 1945! DDR. Wende. Corona!
Herzzerreißend ist, dass das frisch renovierte Schloß 2013 am Tag seiner Weihe abbrannte wegen unvorsichtigen Bauleuten! Ich musste weinen, da die Bürger all ihr Geld und ihre Kraft gegeben haben. Manchmal fragt man sich: Warum? Warum passiert so etwas? Warum werden fleißige Menschen enttäuscht? Doch nun – wieder neu aufgebaut!