Startseite Nach oben

Ann-Helena Schlüter

Liturgie ist ein Prozess. (AHS)

Schlagwörter: , ,

Kommentar verfassen

19. April 2024: Geht Glaube ohne Musik?

Der entspannende Film Wand an Wand gefiel mir, auch wenn er unrealistisch und etwas kitschig ist. Aber dennoch transportiert er gewisse Wahrheiten.

Ich denke oft über die Funktion der Musik nach. Denn über Geschmack lässt sich streiten, aber nicht über die Funktion. Eine Kaffeemaschine ist nicht dazu da, eine Toilette zu reinigen und ein Toaster nicht dazu, Tee zu kochen. Und die Funktion der Musik ist nicht dafür da, im Hintergrund zu rieseln oder sich selbst anzubieten oder sich selbst anzubeten oder Sex oder das Böse; das ist nicht die Funktion von Musik. Geht Glaube ohne Musik?

Die Grundlage für Liturgie ist Liebe, Vergebung und Geduld und nicht, wie oft ein Kanon gesungen wird, wieviele Strophen gesungen wird oder wie viele Sekunden eine gewisse Stille zu haben hat; ob ein Danklied oder ein Schlusslied besser ist; nach wie vielen Sekunden eine Liednummer eingeblendet wird; welche Farben einer Orgel verwendet werden; ob das Tempo etwas schneller oder langsamer ist; das alles ist Tradition, Geschmacksache, ungeschriebene Gesetze und sind in jeder Kirche anders. Jesus wird sich nicht für Kanons interessieren, sondern für Liebe, Vergebung, Wahrheit und Geduld. Das darf man nie vergessen. Sonst kann man die Funktion der Musik und die Funktion der Liturgie verpassen.

Es kommt zudem auf das Herz an und nicht, ob man immer fehlerlos spielt oder ob man die richtigen Begriffe verwendet. Denn auch “richtige Begriffe” sind oft nur Tradition, Geschmacksache und ungeschriebene Gesetze. Eventuell sogar Kontrolle und Macht. Man kann “Auftritt” sagen und das Herz auf dem richtigen Fleck haben; und man kann “Einsatz” sagen und weit entfernt von Gott sein. So ist es bei vielen Begriffen oder Nennungen und sogar bei (vorformulierten) Gebeten.

Es war sehr schön in der Thomaskirche in Reisholz zu spielen und in den schönen Räumen über Musik und Gott zu meditieren. Ich mag Geschichten von Kirchen und deren Entwicklung.

11. April 2024: Und dein Seelenmerk auf Gott.

Ich war wieder in der Deutschen Oper am Rhein in Vincenzo Bellini: Romeo und Julia (konzertante Aufführung). Leider hat mich bereits vor der Pause die Müdigkeit überfraut.

Bachvermittlung:

Aria J.S. Bach Goldberg Variations BWV 988 Aria I Ladegast Orgel Dom Schwerin

https://youtu.be/uaJHo169b1M

Variatio 1 a 1 Clav. Stoffeler Kapelle Düsseldorf Klais Orgel J.S. Bach Goldberg Variations BWV 988

https://youtu.be/GJRSCmpL3_8

Variatio 2 J.S. Bach Goldberg Variations BWV 988 G-Dur, Klais Orgel Kreuzbergkirche Bonn

https://youtu.be/CIxMlzZkscM

Variatio 3 a 1 Clav. Canone all‘ Unisuono J. S. Bach

https://youtu.be/V991SbVBXEI

Variatio 4 a 1 Clav. Bach Goldberg Variations Seifert Orgel Schmerzreiche Düsseldorf Shorts

https://youtube.com/shorts/ZNO6yZ-J_tY?feature=share

Variatio 4 a 1 Clav J.S. Bach Goldberg Variations Seifert Orgel Schmerzreiche Mutter Düsseldorf

https://youtu.be/VlzQeuyUMPQ

Variatio 5 a 1 ovvero 2 Clav. Bach Goldberg Seifert Orgel St. Bonifatius Kirche Düsseldorf Shorts

https://youtube.com/shorts/xnGjVBVwRqo?feature=share

Variatio 5 a 1 ovvero 2 Clav. J.S. Bach Goldberg Variations Seifert Orgel St. Bonifatius Düsseldorf

https://youtu.be/yn2AWtZCQt8

Variatio 6 a 1 Clav. Canone alla Seconda Bach Goldberg Variation BWV 988 St. Blasius Kirche Düsseldorf

https://youtu.be/jV2UzPWkLb4

Variatio 7 Goldberg Variations J.S. Bach, Klais Seifert Orgel Suitbertus Kirche Düsseldorf

https://youtu.be/lA874ixfgYY

Variatio 9 a 1 Clav Canone alla Terza Bach Goldberg Variations Seifert Orgel St Dionysius Düsseldorf

https://youtu.be/-RT8WtBK0Go

Variatio 9 a 1 Clav Canone alla Terza Bach Goldberg Variations Seifert Orgel St Dionysius Düsseldorf

https://youtu.be/3tcWkW6sL5k

Variatio 10 a 1 Clav. J. S. Bach Goldberg Variations Seifert Orgel Düsseldorf

https://youtu.be/NTXZ0TGRVNg

Variatio 12 Canone alla Quarta J.S. Bach Goldberg Variations BWV 988 G-Dur Seifert Orgel Düsseldorf

https://youtu.be/Vhr_SYDc8_s

Variatio 13 J.S. Bach Goldberg Variations BWV 988 Variation 13 a 2 Clav. G-Dur

https://youtu.be/Vhr_SYDc8_s

Variatio 13 J.S. Bach Goldberg Variations BWV 988 Variation 13 a 2 Clav. G-Dur, Klais Orgel Kreuzbergkirche Bonn

https://youtu.be/98Zb5naqVfk

Variatio 15 Cânone alla Quinta J.S Bach BWV 988 Klais Orgel Kreuzbergkirche Bonn Goldberg Variations

https://youtu.be/arQBmtkFelQ

Variatio 16 Ouverture a 1 Clav. Goldberg Variations BWV 988 Seifert Orgel St. Dionysius Düsseldorf

https://youtu.be/MQ_ab4ONJFw

Variatio 16 Ouverture a 1 Clav Goldberg Variations BWV 988 Seifert Orgel Dionysius Düsseldorf Shorts

https://youtube.com/shorts/2v2RBwbSf4Y?feature=share

Variatio 18 Canone alla Sesta, Bach Goldberg Variations BWV 988, Klais Orgel Kreuzbergkirche Bonn

https://youtu.be/KB_sgW70jgU

Variatio 19 a 1 Clav. Johann Sebastian Bach Goldberg Variations BWV 988 Seifert Orgel Düsseldorf

https://youtu.be/oOO-SFDvrFs

Variatio 21 Cânone alla Settima Klais Orgel Bonn Kreuzbergkirche Bach Goldberg Variationen BWV 988

https://youtu.be/psDyASpjj4k

Variatio 22 a 1 Clav. J.S. Bach Goldberg Variations BWV 988 G-Dur, Klais Orgel Kreuzbergkirche Bonn

https://youtu.be/kaNjvRFC4lk

Variatio 24 Goldberg Variationen

Variatio 25 a 2 Clav. Adagio g-Moll Bach Goldberg Variations BWV 988 Klais Orgel Kreuzbergkirche Bonn

https://youtu.be/ueSL82Pv8A8

Variatio 27 Klais Orgel Franziskus Xaverius Kirche

https://youtube.com/shorts/5HQDamw2UxY?feature=share

Variatio 30 Quodlibet, Goldberg Variations J.S. Bach, Klais Seifert Orgel Suitbertus Kirche Düsseldorf

https://youtu.be/AITE3xf4Fk4

Neue Konzerte:

Orgelkonzert München Trudering

9. April 2024: Musik ist Kreativleistung, Rechtsgeschäft, Infrastruktur. (AHS)

Meine beiden Israelkonzerte in Haifa und Schaaf HaAmakim zwischen Haifa und Tel Aviv musste ich leider absagen, wegen dem Krieg ist mein Flug ausgefallen, mein Flug wurde abgesagt, weil das Auswärtige Amt eine Warnung herausgab und mein Flug ausgerechnet auch noch über Istanbul nach Tel Aviv ging. Also vielleicht nicht unbedingt die sicherste Verbindung.

Ich hätte von Anfang an El-Al buchen sollen, vor allem in Kriegs-Situationen, aber das wusste ich nicht; mir wurde noch nie ein Flug komplett gecancelt. Also: Nach Israel immer El-Al buchen, denn die fliegen auch dann, wenn die Welt untergeht. Und Angst hätte ich ja nun gar nicht gehabt. Ich liebe Israel, das Heilige Land, und habe mich unglaublich auf Haifa gefreut, wo ich noch nie war. Zudem auch darauf, Schabbat zu feiern mit jüdischen Gläubigen. So kann ich mich nun auch besser auf meine Arbeit vor Ort konzentrieren, die ja sehr, sehr wichtig ist; Taufen und Hochzeiten, Beerdigungen, Chöre, Messen und Erst-Kommunion.

6. April 2024

Das Konzert in der Maxkirche war sehr schön und gut besucht. Viele meiner Chorsängerinnen und Chorsänger waren da. Markus ist ein sehr freundlicher, unkomplizierter Kollege. Es war ein warmer, sonniger Tag, der wärmste Tag bisher im Jahr mit 25 Grad, und in der Stadt war der Bär los, vor allem um die Maxkirche herum, und zwar auf dem Marktplatz, dem sogenannten Karlsplatz (Carlsplatz), dem “Fixpunkt” der Innenstadt. Hier hat man das Gefühl, man ist in Griechenland oder Italien; es gibt Käsetheken, Fisch, Kaffee-Röstereien, Pistazien-Croissants und Vanille-Törtchen… An sich ist Düsseldorf nicht groß, aber dann doch wieder groß. Vor der Marktmusik hatte ich noch die Generalprobe zur Erstkommunion von ca. 30 Kindern, großes Fest, volle Kirche. Sportlich. Denn ich bin noch etwas nervös, mit dem Auto in Düsseldorf herum zu fahren, da es noch fremd ist. Ich bin gefühlt noch mehr am Beten als am Fahren, da es so viele Verrückte und gefährliche Situationen gibt. Vorabendmesse 18:00.

Für die, die sich für das Programm in der Maxkirche interessieren, die nächsten Konzerte: Andrew Tessman, Christoph Ritter, Markus Belmann.

Ich mag sehr gern Vermittlungsinitiativen und war im Clemens Sels Museum.

Foto: Maxkirche Düsseldorf

3. April 2024

Ich freue mich auf mein Konzert Marktmusik in der Maxkirche. Man gelangt über das schöne Maxhaus auf die Orgelempore. Gänge, Labyrinthe, Schließanlagen. Ich mag das Seitenspielige der König Klais Orgel; sie ist leichtgängig, Elfenbein inmitten einer brillanten Akustik. Es macht Spaß, dort zu spielen.
Ich spiele:

Scheidemann Choral Heiliger Geist
Bach BWV 542 Phantasie g-Moll

Mozart Flötenuhr F-Dur KV 616

Schlüter Pandemic Dance
Ritter Sonate d-Moll opus 11 Nr 1

Heute erinnere ich an Matilde Montoya, 1859, eine der ersten Ärztinnen aus Mexiko, und an Carmen Amaya, spanische Tänzerin, 1918.

Ich empfehle die Oper in Düsseldorf, die Deutsche Oper am Rhein. Wundervolle Sängerinnen und Sänger, spitze Orchester. Ich war in Tschaikowski Onegin. Auf Russisch. Der Plot ist erstaunlich gut, in gewisser Weise zeitlos und sogar frauenrespektvoll, was ja nun nicht immer so ist in der Kulturbranche. Ich wünsche mir sogar, dass sich Frauen eine Scheibe abschneiden von Tatjana.

Ich liebe Oper. Die intensiven (unschuldigen, kindlichen oder zeitlosen) Gefühle, die dort frei und hemmungslos gezeigt werden, stehen oft im Kontrast zu unserer Bürokratie-und Beamtenwelt. Ich brauche manchmal diese Welt als Ausgleich zur Realität.

Und spielte das erste Mal in der kleinen, hübschen Rochuskapelle. 

Die Spargelzeit hat begonnen! Ich freue mich!

Foto: Maxkirche Düsseldorf

 

Erster April 2024

Sommerzeit. Es regnet.

9 Messen seit Gründonnerstag und 4x mal Chordienste, denn alle drei meiner Chöre haben gesungen, einer zweimal. Ein Marathon voll besonderer Gottesdienste. Ich hatte die meisten hier im Süden Düsseldorfs und war am Ende des Tages oft etwas erschöpft, so dass ich auf dem Sofa eingeschlafen bin. Aber es hat viel Freude gemacht. Vor allem, wenn es draußen gewitterte, dann war es besonders gemütlich innen in den weiß geschmückten Kirchen am Rhein. Wir haben Mozart Missa brevis gesungen und Messen von Menschick; Beethoven: Die Himmel rühmen; Missa parochialis von Wolfram Menschick; Ave Verum von Mozart; Josef Gruber (1855-1933) zweite Cäcilienmesse op. 186.

Ich habe nun viele Ohrwürmer, die sich wie Tinniti (der Plural von Tinnitus?) in meinem Gehirn festsetzen und sich miteinander verweben, so dass mir fast übel wird, weil es eine Reizüberflutung ist.

Mit Gottesdiensten ist es wie mit dem Erlernen einer neuen Sprache. Man lernt es nur im Land. In der Praxis. Nicht in der Schule. Bevor ich in die USA kam, bestand ich den GRADUATE TOEFL Test nicht, aber kaum war ich eine Woche lang in Arizona, bestand ich ihn, und nach über 2 Jahren USA spreche ich sehr gut Englisch. So ist es hier auch. Ich lerne alles im Crashkurs im Leben, und es ist schön und intensiv. Ich liebe es ja sowieso, zu lernen.

Bei mir ist es so: Wenn mir jemand etwas mit Fachbegriffen erklärt und ein anderer erklärt mir das Gleiche mit Wortschöpfungen, was glaubt ihr, merke ich mir schneller? Ja, ich merke mir leider sofort alle Wortschöpfungen. Je ausgefallener und kreativer, desto schneller merke ich es mir. “Winkelmesse”. “Spülmesse”… 

Ich erinnere gern an besondere Menschen. Heute erinnere ich an Carmen Miranda, 1909, Portugal, Schauspielerin, und an Katia Krafft, Vulkanologin.

Foto: St. Suitbertus Düsseldorf Klais Seifert Orgel

30. März: Gesegneten Karsamstag 2024!

Die Kartage, Trauertage. Stille. Und es wird Frühling. 

Es heisst doch oft, alles wäre aus Zufall entstanden. Und es gäbe keine Beweise für das Gegenteil. Nun, ich begegne jeden Tag dem Gegenteil und den Beweisen. Zum Beispiel: Als ich an einem Hund vorbei radelte, und es ist eine enge Straße und ich komme dem Hund zu dicht aus seiner Sicht, dann treffen – innerhalb von einer Sekunde – seine Augen meine. Der Hund sucht nicht, wo meine Augen sein könnten, er muss nicht meine Höhe abschätzen, er muss nicht erst überlegen, er kommt nicht auf die Idee, meine Nase oder meine Schultern für Kontakt zu halten oder meine Fahrradklingel oder meinen Jackenknopf. Er weiß genau, dass ich Augen habe wie er und wo diese sind und dass Augen der Kontakt zu mir sind, einem anderen Wesen. Blick ist erschaffen. Augenblick. Kontakt ist erschaffen. Augenkontakt ist erschaffen, und sei er noch so flüchtig. Kommunikation ist erschaffen. Kommunikation mit Augen. Kommunikation mit Mund. Kommunikation in seinen unzähligen Facetten.

Der Hund hat mir in einer Sekunde durch einen einzigen Blick gesagt: Vorsicht. Nicht so dicht, ich habe Angst. Und das alles zeigt mir, dass es Gott gibt. Wer will bitte sagen, dass die schönen Augen des Hundes und seine Bitte in ihnen von einem Urknall erfunden wurden? Oder von Evolution? Solche ähnlichen Sekunden der Nähe gibt es aberzählige pro Tag auf dieser Erde. Und Gott sieht sie alle. Denn er ist Auge, Blick, Bitte, Nähe, Seele, Kontakt und Kommunikation. Wir sind sein Abbild. Für die Evolution ist alles Schwache unwichtig, überflüssig, nebensächlich. Für Gott ist alles Zärtliche, Kleine, Flüchtige, Schwache, Überflüssige, Nebensächliche und vermeintlich Unwichtige unendlich wichtig.

Ich erinnere gern an besondere Menschen. Heute erinnere ich an Jesus. 

Der Osternacht mit Feuer und Agape ist besonders. Morgen Sommerzeit. Und OSTERN!

Foto: St. Suitbertus Düsseldorf

Es gibt keine falsche Taste. (AHS)

Schlagwörter: , ,

Kommentar verfassen

29. März: Gesegneten Karfreitag 2024!

Die Kartage, Trauertage. Stille. Und es wird Frühling. Der Heuschnupfen kitzelt in meiner Nase.

Die Rennradfahrer rasen wie Wespen um mein weißes Hollandfahrrad, wenn ich am Rhein fahre, sie sind vornübergebeugt mit zusammengebissenem Gesicht, die Testosteronwolke fliegt um sie her: Aus dem Weg! Wir Musiker und Musikerinnen finden es ja nicht immer leicht, Sport und Musik unterzubekommen im Leben. Sport ist nicht Mord, nein. Aber für mich ist Sport auf einem anderen Level, auf dem Level des Körperlichen, Irdischen, wobei natürlich immer alles im Leben Geist und Seele berührt. Musik und Literatur durchdringen jedoch das Irdische, Körperliche so viel intensiver für mich, als es Sport je könnte. Ich stelle fest, dass sich viele Menschen zwischen Musik und Sport entscheiden; und die weitaus größere Zahl wählt Sport. Was ich nicht verstehen kann. Die Sprache des Sports ist eine völlig andere als die Sprache der Musik. Musik geht direkt in die Seele, auch wenn der Körper ein Krüppel oder man im letzten Verlies wäre. Musik ist wie ein Messer, das durch alles Irdische und durch Eingeweide dringt; und gleichzeitig Heilung, Stille, Trost und Salbe; Musik und Wort eine Hilfe oder Brücke auf dem Weg in den Himmel.

Aber natürlich ist Musik nicht gleich Musik. 

Ich erinnere gern an besondere Menschen. Alle Menschen sind besonders. Heute erinnere ich an Simone Strobel, Opfer in Australien. Wusstet ihr, dass auf dieser Erde jeden Tag unzählige Frauen von ihren Partnern getötet werden? Allein in Amerika sind es jeden Tag drei Frauen. Südafrika besitzt die höchste Rate. Auch Deutschlands Zahlen der Femizide sind alarmierend. Aber die Gesetze wurden von Männern geschrieben. Ich empfehle den sehr guten Film “Der Fall Collini” (auch wenn die Filmmusik allmählich etwas plakativ wirkt). Wusstet ihr, dass noch um 1980 Gesetze geschrieben wurden von Männern in Deutschland, um Kriegsverbrecher ungeschoren davon kommen zu lassen?

Der Gründonnerstag war gestern Abend spannend, eine besondere Messe nur einmal im Jahr. Die Orgel schweigt ab dem Gloria, es wird währenddessen viel geläutet, geklingelt, geklappert und auf Holz geschlagen, ich war etwas erschrocken, denn für mich sind die intensiven Bräuche auf dem Land noch neu. Ab dem Gloria habe ich alle Lieder ohne Orgel angestimmt. Nach der Austeilung gibt es eine Prozession durch die Kirche, währenddessen wir singen. Mir gefallen die Lieder aus dem Gotteslob. 

Der Karfreitag ist noch besonderer. Der Chor singt. Und er hat sehr schön gesungen!

ps: Heute und morgen schweigen alle Tasten. Es gibt keine falsche oder illegale Taste; wieviel weniger Menschen.

Foto: St. Dionysius Düsseldorf

 

 

27. März: Ja. Das ganze Leben ist ein ewiges Wiederanfangen. (H.v. Hofmannsthal)

Ich freue mich auf mein erstes großes katholisches Ostern mit eigenen Chören, die alle sehr nett sind. Das würdevoll andächtige Spielen in den unzähligen Messen macht mir große Freude. Ruhe und Musik ist eine schöne Kombination. Meditativ. Der Rhein aber fließt Allegro, vor allem flußabwärts. Es kommt mir vor, als lebe ich auf einer Insel und auch im Kloster. Doch der Wind pfeift frisch auf dem Damm. Düsseldorf mit seinen vielen Gesichtern lächelt mir freundlich zu, mit ländlichen Bändern und mit Großstadtflair. Foto: Klais Orgel Franziskus Xaverius

Klais Orgel St. Suitbertus

Meine Hände greifen nach Noten und nach den Sternen.

Denn alles Kleine ist nah beim ganz Großen. Das Kleine öffnet die Tür zum Großen.

AHS

Ich höre Stokowski mit Rachmaninovs Klavierkonzerten, eine alte schöne Aufnahme. Rachmaninov läuft wild und virtuos dem Orchester davon. Ich liebe alte Aufnahmen, das Knistern – das ist für mich wie Musik und ASMR zusammen. Manchmal überkommt mich ein großes Jammern, wenn ich Klaviermusik höre – warum ich die Klavierwelt ein Stück weit “verlassen” habe? Die Schönheit. Und man wurde auf Händen getragen und geehrt. Aber ich bin Gottes Ruf gefolgt. Und ich liebe die Arbeit, die ich nun tue: Orgel, Kirchenmusik und Kirche. Doch manchmal überkommt mich diese Sehnsucht zurück, denn die Welt um die Orgel-Kirchenmusik ist keine einfache. Es gibt in dieser Szene (anders als in jeder anderen) tatsächlich Hater, die Bachs Goldberg Variationen für Kindergarten halten, die nur nach Größe und Knöpfedrücken schielen und die so unkünstlerisch sind, dass es mir den Atem nimmt. Ich finde, jeder Mensch hat normalerweise eine natürliche Künstlerischheit in sich und an sich, die Gott schenkt, denn Gott kann gar keine unkünstlerischen, unmusikalischen oder häßlichen Menschen erschaffen, denn er ist der größte Künstler, er lebt und atmet Schönheit. Aber ausgerechnet rund um Orgel, dem Kircheninstrument schlechthin, gibt es Männer, die böse und neidisch sind und dies tun: Jesaja 5:20 – und damit alles umdrehen, was Liebe, Kunst und an Schönheit erschaffen ist.

Ich glaube, es liegt daran, dass alle anderen Künstlerinnen Bühnenfieber, Anerkennung, Präsenz und Präsentierteller kennen und lieben und dementsprechend geprägt davon sind. Aber die Organisten sitzen meist unsichtbar an der Orgel und neiden schnell, was für normale Künstler normal ist.

Heute erinnere ich an Maria Katharina Kasper, Maria Ward und Brigitta von Kildare.

Düsseldorf ist schön und spannend. Oben auf dem drehenden Rheinturm essen und die funkelnden Lichter sehen. Die große schöne Johannes Klais Orgel in Franziskus Xaverius (siehe Foto). Und schön ist es, auf dem Deich spazieren zu gehen. Aber am schönsten ist meine Arbeit mit den drei Chören und den Gottesdiensten.

Ich habe viele neue Wörter kennengelernt, die ich witzig finde, zum Beispiel “schlörrig“ und “das ist kappes“. Und “kahl“ für nackt.

Ich erfinde selbst gern Wörter. Das ging schon als winziges Mädchen los. Mein erstes erfundenes Wort: Ich habe als kleines Kind, wenn ich aufs Klo ging, ” i .. bah” gerufen, so dass es sich in unserer Familie einbürgerte, Ibah statt (ihr wisst schon) zu sagen. Deswegen habe ich als Kind gedacht, dass dies der normale Begriff sei, wenn man groß auf die Toilette geht. Dass der Begriff von mir kam, wusste ich nicht.

So nenne ich (wie Schnecken ohne Gehäuse Nacktschnecken sind) Orgeln ohne Gehäuse nackt. (Ich könnte sie jetzt auch kahl nennen 😊) Oh, was! Und das Wort nackt ist bei mir nicht sexuell belegt – bei vielen Menschen ist dieses schöne Wort aber geradezu verdorben. Was aber nicht am Wort liegt.

Es ist natürlich ein großer Unterschied, ob Menschen Gutes böse nennen oder neue Wörter erfinden. Gott liebt Kreativität und hat sich sicher gefreut, als seine ersten Menschen Tieren Namen gaben. Ich verstehe, dass neue Wörter andere Sichtweisen aufzeigen können und dies Menschen irritieren kann, die Angst vor Veränderung haben, und sei es nur im Kleinsten. Denn alles Kleine ist nah beim ganz Großen. Das Kleine öffnet die Tür zum Großen. Ist die Tür zum Großen.

ps: Ich lese über den sogenannten Synodalen Weg. Meine Gedanken hierzu teile ich mit, sobald ich mich ausreichend damit beschäftigt habe. Soviel schonmal: Es gibt im Leben Veränderungen, die gut, kreativ und sogar sehr wichtig sind. Und es gibt Veränderungen, die gehen in Richtung Jesaja 5:20 und sind daher nicht nur als falsch, sondern sogar als böse oder dämonisch einzustufen. Und zwar dann, wenn Menschen Gutes für böse und Böses für gut erachten. Zwischen Reformation und Jesaja 5:20 liegen also Welten. Aber heutzutage ist das Wort “böse” im deutschen Sprachgebrauch untergegangen und wirkt auf viele fast lächerlich oder gar “religiös”. Das englische Wort für böse, also evil, ist dagegen absolut in Gebrauch in allen englischsprachigen Ländern, und zwar bei weitem nicht nur im “religiösen Bereich”, sondern auch vor Gericht. Welches Wort statt böse soll ich nehmen, wenn nicht böse? Welches säkulare Wort? Und das Wort gut ist auch problematisch geworden. Sind die Wörter böse, gut und nackt, alle drei verdorben worden?

Andante B-Dur op. 17 Nr. 3 Carl Sauerbrey (1804-1847) Seifert Orgel St Dionysius Kirche Düsseldorf