
17. Mai 2025
Foto: Beautiful Buchholz Orgel 1825 ev. Nicolai-Kirche Osterburg, Altmark, Sachsen-Anhalt
Es war sehr schön, hier in Osterburg zu spielen. Die Orgel ist eine Wucht, und so auch der Kantor Friedemann und seine Frau. Wenn ich solche Menschen erlebe, glaube ich wieder an die Kirchenmusik 🥰
In ihrer urgemütlichen Wohnung haben wir nach dem Konzert bis in die Puppen über Musik, speziell über Chormusik und Chorarbeit geredet, und dabei Rotwein getrunken.
Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich man an Musik herangehen kann, je nachdem, aus welchem Umfeld und Haushalt, aus welcher Kinderstube man kommt.
Aber alle, die musikalisch sind, oder besser, alle, die innen diesen künstlerischen Drang verspüren, der nach außen will, werden ihren Weg finden, wenn sie aus ganzem Herzen wollen.
Ein Team zu sein, wie dieses wunderbare Ehepaar, ist natürlich das Beste und eine enorme Hilfe. Alleine ist es nicht wirklich möglich – auch mit dem Druck umzugehen und mit den eigenen Wünschen und Ideen, vor denen man sich teilweise selbst schützen muss.
Gnädig und geduldig sein ist auf jeden Fall ein Schlüssel. Und eigentlich auch, sich weniger im Internet aufzuhalten. Was als konzertierende Künstler wiederum schwer möglich ist.
Die Buchholz-Orgel von 1825 mit ihrem historisch rekonstruierten Seitwärts-Schweller-Löffeltritt und den 3 Sperrventilen hat mit sehr gut gefallen. Schwergängig finde ich sie nicht, auch nicht mit Koppeln. Die Rekonstruktion von Wegscheider 2016 hat über 400000 Euro gekostet, weil vieles erst bei der Rekonstruktion ans Licht kam, z.B. das Schwellwerk. Es ist kein Jalousie-SW, sondern zwei Kästen mit Fenstern, die sich öffnen.
Allein der Subbass war zwischen 5000 und 10000 Euro, da rekonstruiert, nicht neu.
Sinnlich ist auch, dass die Orgel per Calcant eingeschaltet wird. So gehört es sich.
Die Akustik ist eher samtig-trocken, da die romanische Kirche gotisch überbaut wurde und der Klang sich in den großen Bögen verfängt. Ich mag solche sprechende Akustik, die wie eine samtig pelzige Zunge spricht. Der Elefant (die Pedal-Posaune) und auch die anderen Zungen haben ihren wundervollen Charme.
Ich mag, wenn ich mich beim Konzert „anstrengen“ muss, heißt, mit Registern hantieren, die teilweise eingehängt werden müssen. Erst dann lernt man die Orgel wirklich kennen mit ihren Klangfarben. Das ist wie Autofahren mit Stick. Setzeranlage ist Automatik-Autofahren. Allerdings macht bei einer Setzeranlage das genaue Festlegen der Farben Spaß.
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