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Klavier

7. Juni 2023: Nur wer sich ändert, bleibt sich treu. (Wolf Biermann)

Fotos: Meisenheim

Meine Ma spielt mit ihrem Bläserensemble in Nürnberg auf dem Kirchentag.

Stumm Orgel Altweidelbach

 

Meine Stumm Orgeln bisher:

Bad Sobernheim

Meisenheim

Simmern

Merxheim (2x)

Treis

Sulzbach

Rhaunen (2x)

Ober Kostenz

Karden

Altweidelbach

Prospekte in Saarbrücken und St. Wendel

Stumm-Orgel-Weg ❤️

Stumm-Stube (Museum)


Orgel News

Die schönen Pfeifen und Zungen des Rückpositiv sind hinten sehr gut zu sehen. Auf der Westempore gibt es viel Platz, dennoch hat Stumm sehr platzsparend gebaut. Alles pures Handwerk. Die Holzpfeifen bemalte Stumm vermutlich aus Schutz oft rot: falurot, schwedisch-rot.

Es ist wirklich eine friedliche paradiesische Gegend hier. Die katholische gelbe Kirche in Meisenheim gefiel mir ebenfalls. Ich besuchte auch Bad Kreuznach, das ist der größte Ort der Gegend, mit wunderschönen Brückenhäusern an der Nahe, mit der Therme „Bäderhaus“ und Terrassen-Cafés über der Nahe – und die schöne, 2023 frisch eröffnete Felsenkirche in Idar-Oberstein.

6. Juni 2023: Krone richten! Weitermachen! (AHS)

Foto: Bad Sobernheim:

Sehr schöner, brillanter Klang, perfekte Akustik, sehr schöne Zungen (Vox Humana, zweigeteilt Trompete 8 oben, Cromorne, Posaune im Bass) und besonders schön ist das Rückpositiv und die 19 Töne im Pedal. Wunderschöne zweimanualige Orgel, dreifache Keilbalganlge (rekonstruiert). Man geht unten durch die Pedalpfeifen hindurch.

Sehr schöne Violdigamb mit leuchtenden Obertönen, wie ein Glockenspiel, streichend dennoch, beinahe sägend. Und der Tremulant für das 1. Manual (RP). HW = oben 2. M.

Orgelbau Müller restaurierte und rekonstruierte die Orgel 2003-2005. Orgelbau Müller (Merxheim) hat sehr viele Stumm-Orgeln restauriert mit viel Erfahrung.

Stumm Orgel St. Matthias Bad Sobernheim

Anschließend spielte ich im wunderschönen Meisenheim am Glan an der großen Schwestern-Orgel:

Stumm Orgel Schlosskirche Meisenheim am Glan

Große Stumm Orgel ev. Schlosskirche der mittelalterlichen kleinen Stadt Meisenheim/Glan, 2 M, 29 Register

Meine 12. Stumm-Orgel ❤️ Schleifladenorgel, direkt an der Brüstung, größerer Umfang als in Sobernheim, wo das fehlende cis irritieren kann. Perfekt für Bach, Mendelssohn, Neue und Alte Musik. Betreut von Nicolaus & Förster. Unten gibt es auch eine schöne Truhenorgel, von Orgelbau Müller gepflegt. Danke an Benedikt.

Rheinland-Pfalz, Hunsrück, Gebiet Mittlere Nahe, Schwesternorgel zu ev. Matthiaskirche Bad Sobernheim

Rheinland-Pfalz. Große Barock-Orgel der Orgel-Dynastie Stumm (6 Generationen, über 370 Orgeln) mit 29 Registern, eine der ersten, mit einer Stecher-Schiebe-Manual-Koppel um eine Schraube herum, HW-Pedal-Koppel, schöner Tremulant des Rückpositiv.

Der große restaurierte Magazinbalg befindet sich hinter der Orgel. Register verteilt auf Hauptwerk, Rückpositiv und Pedal, 1000 rheinische Gulden. Sie steht tief und majestätisch.

Der Spieltisch befindet sich hier im Gegensatz zu Bad Sobernheim links seitswärts, wie es  oft bei Stumm der Fall ist. Das Rückpositiv scheint vorne also „zugebaut“.

Um 1900 kam dann der erste Motor in die Orgel.

Das Schloss ist leider durch Brand zerstört worden. Es gibt leider nicht mal Zeichnungen, wie es aussah.

5. Juni 2023: Kirchenmusik ist ein Fünfkampf: Orgel, Klavier, Choral, Gesang und Dirigieren. (AHS)

Foto: Bad Sobernheim

Heute erinnere ich an Auguste Victoria.

Das Konzert war sehr schön. Frisch gestimmte Zungen. Blumen. CDs verkauft. Bonus am Flügel: Chopin Ballade. Das pittoreske Naheland gefällt mir sehr. Der Barfußpfad in Bad Sobernheim ist schön. Danach Curry Reis, Wein, Tatort.

Heil sein ist entscheidender als geheilt zu sein.

Vor 1000 gebaut, 1259 dem Domstift übertragen in Mainz, romanischer Nordturm, 1484 fertiger Neubau, 1500 Bau des Westturms, renoviert 1900 und 1959.

„Das Sobernheimer Werk stellt mit Abstand die wertvollste Barockorgel der evangelischen Kirche des Rheinlands und (…) auch das wertvollste und noch halbwegs original erhaltene Werk der Orgelbaudynastie Stumm dar.“ (Orgelbausachverständiger Johannes. G. Mehl 1939)


Ich finde es schön, wenn Tiere glücklich sind. Wilde, uneingesperrte, freie Tiere. Wenn Amseln sich spielerisch jagen durch die Sonne im Beet: Das Weibchen das Männchen. Wusstet ihr, dass Amseln früher scheue Waldvögel waren? Wenn Spatzen mir über den Kopf flattern. Wenn Hummeln und Bienen 🐝 meine frisch gewaschenen Haare für Blumen halten. Wenn große Schnaken nach meinem süßen Blut suchen. Wenn der Eisvogel über die Nahe fliegt wie ein Pfeil, vom Schnauben der grasenden Pferde begleitet.

ps: Der Zoom Unterricht mit Hans Ola Ericsson ist immer super!

Stumm Orgel St. Matthias Bad Sobernheim

4. Juni 2023: Und wenn die Welt voll Teufel wär und wollt uns ganz verschlingen, so fürchten wir uns nicht so sehr, es soll uns doch gelingen. (Lied: Jesus unsere Freude)

Foto: Bad Sobernheim

Gott soll die Regie übernehmen. Ihm gehören meine Zugangsrechte.

Es ist sehr schön in Bad Sobernheim. Das Wetter ist mild und sonnig. Die Nahe (die viel größer ist, als ich in Erinnerung habe) fließt kühl und ruhig durch die malerische Landschaft hier im Hunsrück im Auwald. Rheinland-Pfalz. Ich wohne direkt gegenüber der Kirche inmitten des Ortes.

Rote Geranien und ihr Turm vor dem Fenster. Ich wohne ganz nah zur Orgel. Kann sie durch das offene Fenster von meinem Bett aus spüren. Sie liegt so gut wie neben mir. Ist meine Nachbarin. Um 17 Uhr ist morgen das Konzert.

Das letzte Mal war ich hier mit der Greifswalder Klasse auf der Stumm-Orgelfahrt. Es gibt allein hier in der Gegend 83 historische Kirchen! Es ist wie ein „magischer“ Ort, da hier 4 „Bundesländer“ beinahe angrenzen: die Rheinische Kirche, die der Pfalz, Saarland und auf der anderen Seite Hessen. Man ist von hier aus ganz schnell in allen Hauptstädten dieser Länder. Und ganz schnell in Frankreich.

Das Pfarrhaus ist wie ein heiliger Zufluchtsort. Fachwerk, groß, „alt“ im gemütlichen Sinne, mit Garten und Mäuerchen. Dort saßen wir und aßen warmen, selbstgebackenen Käsekuchen und später Spargel mit „Frankfurter Soße“, einer Soße mit 7 Kräutern, deren Namen ich teilweise noch nie gehört habe. Ich werde verwöhnt.

Ich muss sagen, so ein Versorgen und Pflegen privat von lieben Menschen, da kann kein Luxushotel mithalten. Und ich komme gerade von einem, Esplanade Bad Saarow. Das ist auch toll. Da gibt es alles, Spa und Garnelen und Lachs usw. Aber wenn jemand für dich kocht und bäckt und du sitzt unter einem Kirschbaum im blühenden Garten – in deren Zuhause, wo sie seit 35 Jahren wohnen – und die Vögel singen, das ist untopbar. Noch dazu bei echten Christen.

Das Pfarrerehepaar ist ein Schatz, gebildet, sensibel, fürsorglich. Das Haus ist voller Bibeln, Büchern und Hebräischlexika.

Abends liefen wir noch durch den Ort. Alles wirkt friedlich wie ein Dorf in Baden-Württemberg oder Franken. Wir gingen barfuß über die Hängebrücke über die Nahe. Meine Uhr hat sich gefreut. Fast 19.000 Schritte habe ich gestern geschafft. Mein Rekord bis jetzt. Ich weiß, das ist noch nicht viel. Aber für mich ist es toll ❤️ Die Uhr hat mich mit Sternchen und Komplimenten überschüttet. Ist man traurig, braucht man nur so eine Uhr. 😊

Die Orgel ist genial. Sie steht tief und majestätisch. Das sehr kurze Pedal ist gewöhnungsbedürftig, aber ich bin mit Stumm-Orgeln gut vertraut. Ich liebe den Klang und die Farben:

Stumm Orgel St. Matthias Bad Sobernheim

3. Juni 2023: Das Weib denkt. (Elisabeth Dauthendey)

Foto: Bad Sobernheim

Ich bin in Bad Sobernheim bei Frankfurt am Main und spiele dort das Konzert an der wunderschönen Stumm-Orgel:

Stumm Orgel Bad Sobernheim

Große Orgel mit 25 Registern, mit einer Schiebe-Manual-Koppel um eine Schraube herum, HW-Pedal-Koppel, schöner Tremulant des RP. Die Spanbälge befinden sich hinter der Orgel. Register verteilt auf Hauptwerk, Rückpositiv und Pedal, 900 rheinische Gulden.

Leider wurde die Orgel bereits 1878 von Orgelbau Schlaad (Waldlaubersheim) umgebaut, starker Eingriff in die Disposition, Neubau Pedalwerk.

Um 1900 kam dann der erste Motor in die Orgel. Die Orgel wurde grauweiß gestrichen. Man sieht hier, was eine wertvolle Orgel so alles mitmachen und ertragen muss.

Es wird schlimmer: 1917 forderte der Krieg alle Pfeifen im Prospekt. Und es wurde noch intensiver, als Steinmeyer (Oettingen) 1940 Maßnahmen durchführte, mit elektrischer Schleiflade und Erweiterung der Manuale. Zumindest wurde 1960 das Gehäuse wieder in die Farbe zurückgeführt.

Orgelbau Ott aus Göttingen begann 1972 die Orgel langsam wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuführen mit Rechmachanisierung, allerdings erneut mit neuem Pedal und einem Umgang mit dem Pfeifenwerk, der nicht liebevoll zu nennen ist.

Die Orgel erlitt also einiges. 2003 begann Orgelbau Müller aus Merxheim, die Orgel vollständig wiederherzustellen technisch und klanglich in den ursprünglichen Zustand.

Marktplatz Greifswald:

1. Juni 2023: Zuhören ist die Kunst. (AHS)

Kunst ist etwas Alltägliches. Kein elitärer Luxus. Die schönste Kunst passiert im Alltag.

In Wattens spiele ich nicht, da diese keine Gage zahlen können oder möchten. Ich werde nicht umsonst spielen, da die Musik mein Beruf ist.

Im Chordirigat ist mir folgendes aufgefallen: Man muß dem eigenen Dirigat vertrauen, dass es funktioniert. Dass es schwingt. Dass es leuchtet. Dass der Chor das singt, was ich hören möchte. Dass meine Hände hilfreich anzeigen, was ich möchte.

Welche Geräusche findet ihr unschön? Zählt gerne mal in den Kommentaren auf. Welche ich nicht mag: Wenn Tupperdosen oder ähnliches aufgeknackst oder zugeknackst werden. 

31. 2023: Der Mai ging wieder viel zu schnell rum. (AHS)

Ich habe einen Ohrwurm von Beethovens 7. Sinfonie drittem Satz. Es ist einfach himmlisch. Beethoven ist der Beste. Nach Bach. Eine Hymne taucht auf wie eine Blüte in diesem Satz.

Klar, Mozart ist in gewisser Weise auch himmlisch. Wie der 2. Satz vom Klarinettenkonzert. Ein Gebet. Von wegen, Mozart war kein Christ. Es ist doch schwer genug, mit einer so großen Gabe zu leben. Leute, die keine solche haben, sollten nicht das spirituelle Leben solcher Menschen be-oder verurteilen. Das ist einfach dreist.

Man hat mich gebeten, zu den Orgeln aus dem Institut Greifswald etwas zu berichten.

Zunächst ist da die Banzhaf Orgel in der Aula des zur Universität gehörenden Instituts:

Lothar E. Banzhaf (Husum, Nordsee)

Drei Manuale, das untere Koppelmanual, das zweite HW, das dritte Schwellwerk. Ich bin kein Fan von Koppelmanualen.

Meck Pomm an der Ostsee. Die Gründung des Instituts für Musikwissenschaft am Beginn des 20. Jahrhunderts durch Hans Engel. Zusammenlegung mit dem kirchenmusikalischen Seminar im Jahr 1940.

Existenz des Instituts für Musikwissenschaft und Musikpädagogik von 1959 bis 1996. Verschmelzung zum Institut für Kirchenmusik und Musikwissenschaft im Jahr 1996.

Koppelmanual I C-c‘‘‘‘

Schwellwerk III C-c‘‘‘‘

7 Gedackt 8‘

8 Rohrflöte 4‘

9 Flötenprinzipal 2‘

10 Quinte 2  2 / 3‘

11 Terz 1  3 / 5‘

12 Dulzian 16‘

13 Hautbois 8‘

Tremulant

Hauptwerk II C-c‘‘‘‘

1 Bordun 16‘

2 Gemshorn 8‘

3 Gambe 8‘

4 Prinzipal 4‘

5 Flöte 2‘

6 Mixtur 4 fach

Pedal C-g‘

14 Subbaß 16‘

15 Baßflöte 8‘

16 Oktave 4‘

17 Trompete 8‘

Normalkoppeln. Schweller, keine Setzeranlage

Klang und Akustik

Trockene Raum-Akustik. Vorsicht vor zu lauten Farben. Sehr schön: Oboe und Dulzian

Persönliche Note

Übe-Orgeln sind wichtig, da man alles hört. Es sind auch andere hübscher Üb-Orgeln des Instituts zu sehen (zB aus Liebenwerda/Voigt). Das Schuke Positiv ist leider verschwunden. Oben gibt es auch eine Nussbücker-Übeorgel. Und eine Katastrophen-Ahlborn.

30. Mai 2023: Kunst kommt aus der Hand heraus. (AHS)

Es war sehr schön, Beethoven 7. Sinfonie 2. Satz heute im Konzert zu dirigieren. Ich habe auswendig dirigiert. Für mich geht das gar nicht anders. Die Jacobikirche war gut besucht. Das Orchester war aus Greifswald und Berlin zusammengesetzt und dadurch ziemlich groß mit großer Bläser-Section und Pauken. Die Akustik war nicht so leicht zu handeln. Die Bläser, die sehr weit hinten saßen, haben die Streicher teilweise nicht gehört und umgekehrt. So waren sie auf meinen Schlag angewiesen. Manche zählen, andere spielen nur nach Schlag.


Wir waren vorne 3 Männer und eine Frau (ich). Die Männer haben geschwitzt. Mir war kalt. Ich habe mich viel mit den Orchesterleuten unterhalten in den Pausen, um möglichst viel zu erfahren, was sie brauchen, kennen, wünschen. Das war sehr aufschlussreich. Da wir Dirigenten alle völlig unterschiedlich dirigiert haben (einer sehr klar und mit wenig Aufwand, der andere eher zackig und eckig und aus der Schulter heraus, ohne Stick, und ich eher weich und lyrisch), war mir wichtig zu wissen, wie die Orchestermusikerinnen was fanden und warum. Im Vergleich.

Wichtig ist trotz aller Lyrik nach wie vor die klare Eins, vor allem, wenn manche noch unsicher sind im Spiel.

Ich dirigiere gern mit Stick. Es hilft mir. Die einen dirigieren vor allem mit den Händen. Die anderen mit dem Körper. Ich versuche da eine Ballance zu finden. Aber ja. Ich würde sagen, mit den Händen. Kunst kommt aus den Händen.

Obwohl ich nur einen Satz dirigiert habe, den wunderschönen Trauermarsch, haben die Leute geklatscht danach. Es war mein bestes Dirigat so weit. Wie gesagt, Bühne beflügelt mich.

29. Mai 2023: Ich liebe den Gerichtspsalm von Reubke. (AHS)

Heute erinnere ich an Helena Lopuska-Wylezynska (1886-1920).

Foto: Hamburg letzte Woche

Pfingstmontag. Was ist an Reubke Psalm 94 so besonders oder „schwer“? Nun. Es ist ja ein düsteres und virtuoses Stück, kein Rache- sondern ein Gerichtspsalm, der flüssig und artikuliert ohne Brüche gespielt wird. Die Artikulation ist extrem wichtig, auch wenn sie so subtil klingen muss wie die Bogenführung bei Streichern. Der Psalm ist ganz konsistent aufgebaut. Fließend, rhythmisch. Heißt, sehr solide und von der Dynamik und Spannung her klar und „logisch“ in der Richtung. Da gibt es eigentlich keine Diskussion in den Interpretationsmöglichkeiten. Auch nicht in den Tempi.

Garten, Sonne, Unterricht, Reubke, Gottesdienst.

Brötchen hier in Greifswald heißen übrigens Hansebrötchen. Und es gibt buchstäblich angepriesenes „leckeres DDR Softeis“. Am meisten mag ich den Dialekt. Es ist schwer, den zu beschreiben – neben gewissen Ausdrücken wie „pullern“ ist es das breite langgezogene Verschlucken von Satzenden.

Ich wohne momentan in einer Villa direkt am Hafen. Aber nicht in der Hansebrötchenstrasse.

Der Kuckuck ruft.

Hanseatenweg:

Am Ryck in Greifswald