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Bachvermittlerin

Neue Musik, Contemporary Classical Music, zeitgenössische Musik

2024-2019: Kompositionen bei Furore Verlag Kassel, Heinrichshofen,  VerlagLaurentius Musikverlag Frankfurt am Main, Eres Verlag (Edition Eres Horst Schubert), Waldkauz Verlag Remscheid, Edition Stringendo und Intermezzo Verlag Berlin

Komponistin Klavier, Orgel solo, für Chor und Orchester, Orchestermusik, Klavierkonzerte, Lieder, Choräle, Songs und Orgel mit elektronischer Musik

Schlueter-Komponistin-Lichtung-Noten

Chornoten-Hallelujah

Der neue Glaube. Man darf dabei nicht vergessen, dass Martin Luther katholisch war, so wie Jesus jüdisch. Alle Brückenbauer kommen aus dem Alten, kommen aus dem, was zuvor war.

Ich lese von Mörike “Mozart auf der Reise nach Prag.“ Empfehlen kann ich zu Weihnachten auch Jacqueliyn Mitchard: Christmas Present (auf englisch).

Marguerite Yourcenar ist ebenfalls ein Genie, die man kaum kennt: Gebildet durch das Leben: unstet, reisend, Krieg, Flucht, Sprachen, in vielem die erste Frau.

Pferd Ann-Helena Reiten

Ich habe nun evangelische, freikirchlich-evangelische, baptistische und charismatische, evangelikale und nun auch katholische Gottesdienste intensiv erlebt. Wie habe ich das empfunden? Was habe ich daraus gelernt?

In jeder Kirche gibt es Menschen, die es ernst meinen mit Gott, die mit Hingabe Jesus suchen und gläubig sind. Und in jeder Kirche gibt es die anderen.
Jede Kirche hat ihre Vor- und Nachteile. Überall gibt es die Echten und die Irrenden.

Es hat keinen Sinn, sich gegenseitig zu kritisieren. Wer Jesus sucht, ist nicht gegen ihn.

Heute erinnere ich an Grace Hopper, geniale Informatikerin, die den Computer erfand.


Fotos: St. Germanus Wesseling (Klais Orgel)

Video:

Gedanke 115: So viele Orgeln…

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Ich habe heute das Buch “Die Juden“ (Grupello Verlag) gelesen.

Ich liebe es, Kirchenmusikerin und Konzert-Künstlerin zu sein, was völlig unterschiedliche Dinge und Berufe sind.

Heute erinnere ich an Angelica Rozeanu, Sportlerin, und Boudicca, Königin, die für ihre Rechte kämpfte.

Ich höre sehr gern Klavier-Trio, Klavier-Quartett oder Klavierquintett. Kammermusik beruhigt mich und erinnert mich an meine Kindheit, an meinen Papa, an Proben der tollen Musiker und Freunde bei uns im Haus, an Vanille-Eis mit heissen Himbeeren in den Konzertpausen.


Fotos: Füchtorf Sassenberg bei Münster (Sauer Orgel) und Sassenberg (Eule Orgel)

Basilika Duderstadt  (Creutzburg Orgel)

19. April 2023:

Gesungene Sehnsucht 

Kunst ist gewordene Sehnsucht 

Wir die wir ungeübt sind 

im Nachdenken über Wahrheit (AHS)

Was ist neue Musik? Musik, die vorher so noch nicht da war. 

Foto: Kohle-Zeichnung AHS

Johann Sebastian Bach war ein musikalischer Philosoph.
Kein anderer hat sogar Todessehnsucht geistlicher Art so in Musik verpackt – in Zahlen, in Intervallen.

Im geordneten Kontext seines Gesamtwerks ist er ein musikalischer Wissenschaftler, einer, der sie mit gegründet hat. Zu seiner Zeit (und auch heute für manche) waren Musiker ‘Praktiker’, ‘Musikanten’, Männer. Damals ging man in die Lehre, in die Musik-Lehre, heute Studium.

Musikerinnen und Musiker: Forscher besonderer Art.

Heute erinnere ich an Auguste Pauline Lewinsohn, die ihre Familie ernährte und Politikerin wurde, 1868 geboren

FLYING BACH. Bachvermittlung 

Breakdance zur Musik von Johann Sebastian Bach

Wie kann das zusammenpassen, könnte man sich fragen. Passt es zusammen? „Klassik und Breakdance“, wie viele Laien fragen? Wobei die Musik von Johann Sebastian Bach keine Klassik ist. Aber für viele Menschen gehört J.S. Bach eben zur sogenannten klassischen Musik.

Um das Zusammenpassen muss es dabei erst mal gar nicht gehen. Es geht um Entertainment und Unterhaltung und darum, dass die für viele längst vergangene oder gar tote oder verstaubte Musik Johann Sebastian Bachs in ein neues Licht gerückt und für junge Menschen zugänglich und dafür bearbeitet wird durch und für akrobatische, dynamische Tanzstile.

Daher ist FLYING BACH eine Art Bachvermittlung, also eine Musikvermittlung, die sich um Bach dreht. Die Flying Steps aus Berlin, die vierfachen Breakdance-Weltmeister, die Bachs Musik schätzen und ihr Special Drive geben, touren auf der ganzen Welt. Bach und Breakdance passen nicht zusammen? Das Gegenteil bewies der Opernregisseur Christoph Hagel in der Show FLYING BACH mit Flying Steps mit ihrer weltweiten, erfolgreichen Crossover-Show, lange Zeit gesponsert von Red Bull. Gründer ist Vartan Bassil.

Was macht diese Show so besonders und erfolgreich?

Es ist die Mischung aus berühmten, fast jederfrau bekannten, rhythmischen Bachwerken, zum Beispiel am Klavier, die pur oder dann mit elektronischen Mitteln aufgerockt in meist großer Lautstärke dargeboten werden, und faszinierendem modernen Tanz dazu, also Bewegungen, die in einer breiten Öffentlichkeit populär geworden sind, meist getanzt auf Hip Hop, dessen erster Tanzstil der Breakdance ist.

FLYING BACH ist also eine Mischung, die bewusst irritieren soll, die polarisiert und erst einmal nicht direkt oder vermeintlich nicht zusammenpasst.

Der ursprüngliche Straßentanz der sogenannten B-Boys oder B-Girls in Manhattan aus afroamerikanischen Straßenbanden um 1970, die sich Tanz-Battles liefern, ist nämlich ein Teil der jugendlichen Hip-Hop-Bewegung und wirkt zunächst daher weit entfernt, weit weg von sogenannter Alter Musik oder Barockmusik.

Mittlerweile ist Breakdance ein Modetanz geworden aufgrund phantastischer Tänzerinnen und Tänzer und Performer, die sich einem Wettbewerbsformat stellen. Die Flying Steps aber tanzen in einer Einheit zusammen, mit muskulösen Powermoves, Körpersprache, mit Originalität und verschiedenen Styles von Footwork und Freeze-Movements.

Die Lautstärke aus Boxen tragen einen erheblichen Teil dazu bei, junge Leute zu fesseln, denen „klassische Musik“ oft zu leise ist.

Die Männer von Flying Steps (leider hier nur B-Boys, keine Frauen außer Gast-Tänzerinnen, aber auch die meisten Gasttänzer sind Männer) tanzen auf dem Kopf und drehen sich dort, während Bachs Kunst der Fuge und Auszüge des WTK I von elektrischen Sounds, von Schlagzeug, Marimba und E-Gitarre unterlegt wird, um dann wieder auf dem Cembalo oder auf der Marimba Solo vorgetragen zu werden.

Der Breakdance der Flying Steps wirkt vielfach filigran, geradezu wie Ballett. Zu einer Lichtshow tanzen die Männer synchron und sehr trainiert (fast wie Synchron-Schwimmer) weitausgreifend über die Bühne.

Es darf hierbei auch nicht Bachs berühmte Toccata d-Moll auf der Orgel fehlen. Aber auch da erklingt Bach im Original nicht sehr lange, sondern wird schnell abgewechselt von Rocksounds, der der Bachschen Musik beigemischt werden.

Zu dieser veränderten Version drehen sich die Männer wie Brummkreisel auf dem Kopf, werfen sich auf den Boden und schmeißen wie Käfer die Beine in die Luft. Meist ist die Bewegung des Breakdance, dass der Körper auf den Kopf gestellt (Head Spins) und von dort irgendwie gedreht wird mit akrobatischen Bewegungen wie bei einer Windmühle.

Durch das Beschleunigen und Drehen entsteht auch beim Publikum ein Gefühl der Schwerelosigkeit und Atemlosigkeit.

Auch wenn der Tanzstil vielleicht nicht unbedingt jedem zusagt, die kreativen Wege, mit Bachs Musik umzugehen, kann faszinieren. Und der Tanzstil zu FLYING BACH ist eben ein besonderer Breakdance:

Die Bewegungen sind nicht von unten nach oben, sondern auch oft von oben nach unten durchgeführt, also eine Mischung aus Hip Hop (im Stehen) und Breakdance (am Boden), Freestyle. Die Choreographie passt sich genau den Bewegungen der Bach-Präludien an.

Die Männer mit Hüten und Anzug, die vom Look her Frank Sinatra ähneln, imitieren Michael Jackson, Aufziehpuppen, Roboter und Marionetten und kennen mit ihren Tanz-Movements jeden Takt von Bachs Musik.
Es erinnert ein wenig an Mitmach-Bewegungen bei Kinderliedern, ist jedoch bis zur letzten Bewegung durchchoreographiert und entwickelt sich immer 
weiter.

2024 wird Breakdance als Sportart Teil der Olympischen Spiele sein.

Foto: Oberösterreich

6. April 2023: Hätte ich früher erkannt, dass der winzige Palast meiner Seele einen so großen König beherbergt, dann hätte ich ihn nicht so oft allein gelassen. (Terese von Avila)

Heute sind meine Noten-Socken von Many Mornings angekommen, rechts gelb und links blau ❤️Äh, umgekehrt. Danke ! Ich mag Many Mornings, weil man da das Gefühl hat, man hat 2 Paar Socken an oder 4 Füße 🤣

Sehr empfehlen kann ich auch die interessante Literatur zu Kinderchor.

Es ist spannend, sich mit horizontalem und vertikalem Hören zu beschäftigen: Melodische Linien, Artikulation im Detail-Kontext zu hören, nicht nur vertikal Charakter, Klang, Tempi insgesamt. Hören ist Denken und Wahrnehmen.

Neu: VÖ: 1. Mai GESUNGENE SEHNSUCHT

Mein 4. Lyrikband. Glare Verlag Frankfurt

Bestellen für eine signierte Ausgabe könnt ihr bei mir.

Neuer Lyrikband 2023 Gesungene Sehnsucht

Eine Pianistin und Organistin ist meist gewissenhaft und diszipliniert; pedantisch war ich noch nie, eher Klang. Jetzt aber stelle ich fest, dass der Schlüssel Artikulation hilft, um von hinten sozusagen, vom Kleinen aus alle Räume aufzuschließen. Bisher arbeitete ich meist vom Großen ins Kleine.

Foto: Bonn

Brahms: (Transkript AHS)

Trost Hesse Orgel St. Martini Greußen (Greussen), Thüringen

Merci für Youtube. Mein Bestseller dort mein BWV 543 mit fast 30.000 Aufrufen.

2. April 2023: Ein guter Rat ist wie Schnee. Je sanfter er fällt, desto länger bleibt er liegen und desto tiefer dringt er ein. (Simone Signoret)

Heute erinnere ich an die ersten Frauen an Universitäten: Clara Immerwahr, Marie Curie, Elisabeth von Thadden, Charlotte von Kirschbaum und Rosalind Franklin. Und daher auch: Freiheit für die Orgel und mehr Frauen an das Instrument. 

Könnt ihr mir sagen, ob es noch andere Instrumente gibt, die so von Männern dominiert werden mit großer homosexueller Clique in der „Kirche“?

Heute war the day of the year: kein Aprilscherz! Nachdem ich Musikerkollegen in der Nähe eines Waldes besucht hatte, kam mir spontan die Idee, für Pesto Bärlauch zu sammeln. Ich liebe den Geschmack von frischem Bärlauch und Knoblauch. Daheim wusch und pürierte ich die Blätter. Dann leckte ich den Finger ab, mit dem ich die Klinge des Pürierstabes reinigte. Das Pesto schmeckte seltsam. Etwas bitter und nach Wiese.

Ich bekam einen Schreck. Jetzt erst erinnerte ich mich, dass Maiglöckchen ähnlich wie Bärlauch aussieht. Plötzlich kam es mir vor, als würde meine Mundschleimhaut pelzig werden.

Ich googelte es und bekam in meiner Panik Symptome, die Google für Vergiftung feilbot. Ich konnte nur noch schwer schlucken und rief die Gift-Hotline an. Die Frau sagte, ich solle in die Apotheke, Aktivkohle trinken und dann in die Uniklinik in die ZNA, zur Sicherheit. Es war Samstag 14 Uhr, ich hatte Glück: Die Apotheke direkt bei mir hatte auf.

Das nette Ehepaar der Apotheke mischte mir 50 g Aktivkohle in 400 ml Wasser und gab es mir zu trinken. Beim Öffnen der grossen Packung mit Schnabelstrohhalm wurden sie mit Kohle versprüht. Die Kohle schmeckte nicht schlecht. Mein Mund, Zähne, Zunge, alles wurde schwarz vor Kohle. Der Apotheker sagte, in 35 Jahren hätte er noch nie diese Aktivkohle verkauft und schon gar nicht, dass es in seiner Apotheke getrunken wird, das hat er noch nie erlebt. Warum um Himmels Willen ich nicht Bärlauch auf dem Markt kaufen würde!?

Ich werde nie wieder Kräuter oder Pilze im Wald sammeln.

Ich fuhr dann zur Uniklinik, noch panisch. Dort wurde mein Herz überwacht, Blutdruck, Blut abgenommen etc. Mir ging es dann schon wieder gut und alle Werte waren top. Ich wollte wieder heim und los, aber das wurde nicht erlaubt. Ich musste bis zum Abend bleiben und wurde getröstet, ich hätte „etwas Ruhe gebucht“.

Insgesamt verbreitete sich mein „Maiglöckchen-Pesto“ in der ganzen Abteilung im Krankenhaus. So etwas gab es da auch noch nie. Es kamen mind. 5 Schwestern und 3 Ärztinnen, die mich neugierig betrachteten. Ein Mann sagte belustigt, man könne Maiglöckchen auch trocknen und rauchen. Google würde aber übertreiben und die Menge wäre viel zu gering für eine Vergiftung. Hm…. 😎


Gedichte sind Balladen mit Musik im Klang und werden manchmal von mir vertont. Musik heute kommt mir heute oft nicht wie Musik, sondern wie Unterhaltung oder eine Art Spiegel des gesellschaftlichen oder individuellen Herzens vor.

Aber Musik ist mehr: sie ist Sprache für und aus einer anderen Welt, einer Welt in uns und einer, die gleichzeitig nicht von dieser Welt ist, von einer Welt, nach der wir uns so sehr sehnen. Musik ist für mich die eindrücklichste Form von Literatur und Sprache.

Was werden will, muss man sein lassen.

Foto: Köln

Was ist positiver Zerbruch?

“Die meisten betrachten die Victoria Fälle von Zambia aus. Aber um ihre volle Pracht erleben zu können, muss man ganz nach unten, nach Zimbabwe.”(Stefanie Flamm)

Loszulassen, nach unten zu gehen, ins Nichts, ins Tal – doch im Verborgenen entdeckt man endlich die Tiefe, die man braucht für alles.

31. März 2023: Gib dem Himmel Luft. (AHS)

Blick aus dem Mund:
Dein Wort ist Blick.
Halligen Schmerz
hast du mit Lavendel bestreut. (AHS)

De profundis. Frauen sind Vorkämpferinnen der Reformation. Und Nachkämpferinnen.

Heute erinnere ich an die schwedische Unternehmerin Anneli Hellström.

Foto: Freiburg

Endlich wird verstanden, dass intuitive Musik ähnlich klingt wie strenge, fleissige, regelgebundene (serielle) Musik – wobei mit intuitiv hier eher „Zufallsmanipulation“ gemeint ist und von „Resultaten“ die Rede, was eher unmusikalisch klingt oder a-musikalisch.

Trotzdem ist es spannend, was Leute sich alles einfallen ließen: Prepared Piano (Cage), der sich gegen das Widerklingende wehrte, Kagels instrumentales Theater gegen überholtes Komponieren, fort vom Nachtonalen.

Kagel schreibt, dass man als Komponist von der Unfehlbarkeit der eigenen Phantasie überzeugt sein muss. Vermutlich nur als Mann, denn wenn man als Frau von der „Unfehlbarkeit“ der eigenen Phantasie überzeugt ist, kommen schnell Lästerer wie Jan Wilke auf den Plan, den es sehr interessiert, was ich mache.


Die neue Musik war nach und vor 1945 extrem vermaskulinisiert, es ist hier von „vollkommener Rationalität“ die Rede, von „strenger serieller Musik“, von „Ergebnissen der Reihenmusik“ und „Handwerklich-Rationalem“ und so fort. Teilweise ist die Art der Begrifflichkeit mehr einer Schleifanlage oder einer Eisenfabrik ähnlicher als Musik. Zumindest ist zu erkennen, dass Weibliches, Gefühl, Zartes, Impulsives hier keine große Rolle spielen durfte. Selbst „Melodie“ war verpönt. Die Krise der Form.

Für den Meisterkurs von ISAM für Komposition hatte ich ein Stipendium, aber es hat mir nicht gut gefallen, da man im Grunde nur tonal oder nachtonal oder posttonal komponieren durfte. Meine Musik dagegen ist intuitiv, subtil, Farbe ohne Reihe, weibliche Avantgarde, spirituell und ohne stilistische Verpflichtung, experimentell, mehrdeutig und improvisatorisch. Eine andere Suche in der Krise der Form. Die meisten „Orgelimprovisationen“ dagegen heute (nicht nur von Laien) bleiben nachahmend in Klischees stecken, mit angeeigneten Gesten, eher als eine Art Selbsterfahrung.

 

Foto: Frankfurt

Gib dem Himmel Luft.

27. März 2023: Ich möchte nicht um jeden Preis etwas „Schönes“ schreiben. (Pierre Boulez)

Es ist nicht möglich, zu schweigen. Die innere Haltung macht die Musik.

Foto: Neuer Gedichtband 2023: Gesungene Sehnsucht

Heute erinnere ich an die schwedische Erfinderin Ninni Kronberg.

Windiges Greifswald. Heute war ich wieder oben auf dem Dom und genoss die Aussicht. Eine der Treppen ist besonders steil und gefährlich, die nach den Glocken, mit dem gelben Absatz. Ich betete, dass mir nichts passiert. Man braucht als Organistin gesunde Arme, Beine, Hände und Kopf. Selbst ein wehes Schienbein ist ungut für Konzert und Orgelprüfung. Eigentlich kann man immer nur daheim bleiben. Aus Sicherheitsgründen, um sich nicht weh zu tun.

Oben auf dem Dom sieht man die „dicke Marie“ und alle anderen Kirchen und an manchen Tagen auch die Kreidefelsen. Kreidefelsen. Klingt so exotisch. Rügen mag ich.

Gottesdienst war schön. Habe heute im Dom geübt und unterrichtet. Ich habe ein paar Chemie-Prof.s, die ich in und an Orgel unterrichte.

Ansonsten bestehen meine Tage hier aus Üben, Konzentrieren, Schlafen, Essen, Üben.

Boris Blacher hätte ich gern kennengelernt. Seine Einstellung zu Komposition ist meiner ähnlich. Er schreibt, dass es eine Spitze gibt und dann die Masse, die die Spitze kopiert. Hindemith war die Spitze in den zwanziger Jahren, wie er schreibt.

Egal wer heute an der „Spitze“ ist, es wird nachgeahmt. Aber man muss doch nach Neuem suchen. Diese dauernde Nachahmerei!

Die Großen haben nie eine Akademie besucht. Laut Blacher kann man Komponieren nicht lernen.

Heute wird als „Orgel-Improvisation“ meist postromantischmodern der französische Orgelstil nachgeahmt. Das wäre umgekehrt undenkbar übrigens, glaube ich. Haben Deutsche keine eigenen Ideen mehr? Das ist doch langweilig.

Ich finde es wie Ligeti unbefriedigend, Musik zu schreiben, die schon mal da war. Ein Idiom zu überwinden, ist aber gar nicht so leicht. Ligeti mußte sich von Bartok lösen und Versäumtes nachholen. Er selbst beschrieb sich als „nicht bescheiden“. Ob er deswegen attackiert wurde?

Es ist interessant zu lesen, wie Komponisten ihr eigenes darstellen wollen: G. M. Koenig: Computermusik und Geräusch. Fortner: 12-Ton-Musik. Ligeti: „Klangflächen-Gewebe“…

Musik aber kann glücklicherweise gegen das Misstrauen Wahrheit konkret und auch abstrakt definieren. Sie ist eine flammende Rede mit ungeheuchelter Gestik und Mimik, perfekt in den Übergängen, rund, zärtlich, manchmal bitter, voll Küsse, Einladung und Warnung, wie ein Rausch und doch klar zu Herzen gehend – zu Tränen, Lächeln und Lachen rührend.

Eine so gute Rede wie Musik habe ich noch nie gehört. Die Sprache der Musik muss man dabei erst lernen: Jede kann sie hören, aber nicht jeder gleich verstehen, nicht einmal die Ausführenden selbst.