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Ann-Helena Schlüter

25. März 2025

Wenn jemand Worte falsch betont (aus meiner Sicht), bin ich so fasziniert, dass ich abgelenkt bin vom Inhalt. Überhaupt, wenn jemand oder jefraud besondere Worte benutzt oder Worte, die ich nie benutze, oder sie ganz anders betont, brauche ich erst mal eine Weile, schon allein deswegen, weil ich falsche Betonungen in mir drin korrigiere oder weil ich die neue Betonung aufgreife, wenn sie mir gefällt.

Wenn jemand zum Beispiel selbstbewusst LebensMITTELladen sagt statt LEBENSmittelladen, zudem weil ich dieses Wort nie benutze, dann kann mir jemand wer weiß was vom Lebensmittelladen erzählen – ich bin erst mal irritiert. Noch mehr, wenn jemand MUsigg sagt statt Musik. Oder wenn jemand von der MUsigg im LebensMITTELladen erzählt. (Anders ist es, wenn jemand die Sprache nicht beherrscht.)

Und es gibt sprachliche Habits, die ich sofort übernehme, weil sie mir gefallen und die ich auch dann anwende, wenn sie überhaupt nicht angebracht sind. Zum Beispiel das sächsische „nü“ (steht für alles) oder das schweizerische Odrrr? (hier liebe ich das rollende r) oder das englische isn‘t it?, das ich übersetzt übernehme und transkribiert mit nach Hause nehme, was normale Leute gar nicht nachvollziehen können, wenn ich das im deutschen Sprachgebrauch anwende.

Da ich als Kind eine Leseratte war, habe ich oft daheim im Erzählstil des Buches geantwortet, das ich gerade las und als wäre alles Teil einer Geschichte, wenn man mit mir gesprochen hat, zum Beispiel: Ja, sagte sie und reichte ihm die Butter. Oder: Sie schwieg und rollte mit den Augen.
Oder: Sprach’s und flüchtete aus dem Zimmer.

Das „Sprach‘s“ gefiel mir dabei am besten, was den Rest der Welt unglaublich genervt hat.


23. März 2025

Ich wurde gefragt, ob Bass-Blockflöte schwer zu spielen und auch für Frauen geeignet ist. Klar ist sie auch für Frauen geeignet. Es ist alles nur eine Frage der Übung. Wenn ich mit kleinen Händen Bass-Flöte spielen kann, dann jede. Wer Bass-Schlüssel liest und die Griffe der Altflöte beherrscht, kann sehr gut Bassflöte spielen, auch wenn diese etwas größer und damit unhandlicher ist. Zudem braucht man viel Luft.

Es gibt jedoch verschiedene Ausgaben; die teuren sind bequemer zu spielen. Insgesamt muss man natürlich etwas mehr üben und die Finger spreizen; jedoch ist sie im vierstimmigen Satz unersetzlich und gibt einen warmen, tiefen Klang dazu.


21. März 2025

Ein weiterer Punkt der Diskussionen in der Kirchenmusik sind – neben fehlendem und bewertetem Repertoire – Erwartung und Arroganz. Man hat Erwartungen, welches Aussehen, Geschlecht und Alter ein Kirchenmusiker oder Kantor zu haben hat. Mit wem er befreundet zu sein hat. Wie er sich zu verhalten hat. Wer nicht in diese Kategorien fällt, wird oft abgewertet, egal, was die Person kann.

Es sind ungeschriebene Gesetze und Erwartungen, die keiner offen zugeben würde. Darüber zu sprechen ist Tabu. Die meisten Regeln dieser Art sind diskriminierend, rechtswidrig und unchristlich. Diese Regeln haben Männer aufgestellt. Frauen kommen in diesen Regeln meist zu kurz. Junge Männer werden hierbei besonders gefördert. Sie werden über künstlerische Frauen gesetzt, auch wenn diese Frauen qualifizierter sind. Denn die Kirchenmusik ist leider oft mehr Macht als Kunst und Glaube.

Die Regeln und Männer, die diese Gesetze durchsetzen, sind meist nicht gottesfürchtig, sondern gesetzlich im Sinne von System, Heuchelei und Gesetzlichkeit. Dies hat Jesus angeklagt im Neues Testament, worüber später das ganze Neue Testament spricht, siehe beispielsweise Galater 5.

Der gesetzliche Glaube ist der größte Feind Jesu. Er gehört zu einem System der Heuchelei. Menschen, die gesetzlich sind, werten andere automatisch ab und leben unter Regeln, die sie aufbürden. Es sind fast immer Männer in Machtpositionen. Sie heißen in der Bibel Pharisäer.

Die Gesetzlichkeit hasst zudem jede andere Kirche. Die katholischen Gesetzlichen lehnen Evangelische ab und umgekehrt. Die gesetzlichen Freikirchler hassen Landeskirchen und umgekehrt. Viele Kirchenmusiker können mit Einheit und Jesus nicht mal etwas anfangen; mit Regeln der Abwertung aber umso mehr.

Leider gibt es nur in der Kirche die Gefahr dieser Art von Gesetzlichkeit. Es gibt keine einzige weltliche Behörde oder säkulare Institution, die unter solch einer Gefahr der Heuchelei steht. Warum? Da, wo Wahrheit und Freiheit und Gott sind, da tummelt sich auch die größte Anfechtung; da tummelt sich auch der größte Hater. Sein Name ist Satan.

Und der haßt Gott genauso wie manche mich hassen. Aber viele Kirchenmusiker glauben weder, dass es Jesus gibt noch Satan noch Himmel noch Hölle. Sie glauben nichts. Schon gar nicht daran, dass sie mal als Pharisäer in der Hölle landen könnten. Ihrer Meinung nach gibt es gar keine.


20. März 2025

Foto: Sauer Orgel Griesheim

Ein weiterer Grund für die Spannungen in der Kirchenmusik ist folgender:

Es ist nicht nur das fehlende, sondern auch bewertetes Repertoire, der Wert von Repertoire und Repertoire, das abgewertet wird. 

Es gibt das „woke“ Repertoire, das in ist und worauf manche schwören, so dass nichts anderes zählt – beispielsweise das sogenannte französische Repertoire. Zu den Anhängern dieser Musik gehören auch solche, die noch nie einen Bach anständig spielen konnten. Wer festgelegt ist auf ein bestimmtes Repertoire und alles andere diskriminiert, gerät in die Falle, auch Menschen und Orgeln abzuwerten, die nicht in diese Bubble passen.

So auch manche, die nur Bach hochhalten und nichts anderes stehen lassen. Genauso gefährlich.


19. März 2025

Ich glaube, der Grund, warum manche Kirchenmusiker und Organisten so wenig Ahnung von Instrumenten haben, ist das Repertoire. Oder besser, das fehlende Repertoire. Wenn man nicht mehr übt oder nur wenig spielen kann, sich nicht mehr weiterbildet, nichts Neues mehr trainiert, Gottesdienste spielt, jedoch keine Literatur oder Konzerte, dann schwindet das Interesse für das Instrument, für die Orgel.

Denn Repertoire und Instrument gehen Hand in Hand. Wenn man sich aber nicht mehr für Literatur interessiert und keine Herausforderung neuer Werke annimmt, dann hat man auch kein Interesse mehr für (neue) Komponistinnen und Komponisten. Es kann sich ein Einfallstor aufmachen für Desinteresse, Frustration und Neid. Dies erklärt die enorme Bereitschaft in der Kirchenmusik, anderen das Wasser abzugraben und zu lästern. Die meisten, die lästern, sind selbst nicht oder wenig künstlerisch am Instrument.


18. März 2025:

Foto: Sauer Orgel 1887 Opus 457 Frankfurt am Main Griesheim ev. Segenskirche

Ich finde es erstaunlich, dass immer gesagt wird, es gäbe keine interessanten Orgeln in Frankfurt. In der HfMDK wurde uns von den interessanten Orgeln der Gegend gar nicht berichtet. Ich befürchte, dass die Dozenten vor Ort diese Orgeln gar nicht kennen. Für viele Organisten sind auch nur die ganz berühmten Instrumente oder die ganz großen interessant. Alles andere interessiert sie gar nicht, was ich nicht ganz nachvollziehen kann. Manche kennen nur die Standard-Orgeln und nichts darüber hinaus.

Bei Flügeln ist das natürlich etwas anderes. Da liebe ich auch hauptsächlich Steinway … vielleicht noch Blüthner, Bechstein, Bösendörfer. Jedoch bei Orgeln ist das anders, da ja jede ein geschichtsträchtiges, authentisches, eigenständiges Wesen ist, das atmet und altert und im Zusammenhang mit der Akustik der Kirche jeweils ein ganz individuelles und teilweise unberechenbares Klangbild aufweist.

Manche Organisten sprechen auch recht schlecht über bestimme Orgelbaufirmen, dabei haben sie maximal zwei Orgeln von der jeweiligen Firma je gespielt. Das ist viel zu wenig. Schuke ist nichtgleich Schuke, so ist es auch bei Sauer, Jehmlich oder Klais. Manche Orgeln der gleichen Firma, aber an einem ganz anderen Standort, sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Das ist ja gerade das spannende.


Selbst Steinway-Flügel, die viel einheitlicher gebaut wurden, sind häufig sehr verschieden in Sound und Touch.
Vorurteile von Organisten und Kirchenmusiker sind leider jedoch oft erschreckend hartnäckig, blind und festgefahren.

Disposition und Fotos:


16. März 2025: Wobei ich einen Unterschied mache zwischen umgeändert und verändert.

Foto: Sauer Orgel 1887 Opus 457 Frankfurt am Main Griesheim ev. Segenskirche

Das Konzert in Frankfurt heute war sehr schön und gut besucht:

Romantische mechanische Sauer-Orgel evangelische Segenskirche Frankfurt am Main Griesheim, 28 R, 2 M, Kegelladen

Es ist die einzig unverändert erhalten gebliebene romantische Orgel in ganz Frankfurt.

Ich liebe und verehre Sauer-Orgeln! Diese hier erinnert mich an Rheydt, Leipzig, Berlin und Altenburg, Thüringen, und sie steht seit 1995 hier. Sie ist meine 21. Sauer-Orgel. Es gibt sehr unterschiedliche Sauer-Orgeln: Originale, geniale, Kegelladen, Schleifladen, mechanische, elektrische, elektropneumatische, umgeänderte, veränderte, verbaute, symbiotische, große, kleine, teure, günstige, mit den unterschiedlichsten Trakturen…

Wobei ich einen Unterschied mache zwischen umgeändert und verändert.

Orgelbau Sauer ist weit rumgekommen und hat in ganz Deutschland gebaut, auch auf den Inseln.

Seine süffigen, historischen, großen, etwas schwergängigen, romantischen Orgeln mit dem warmen, üppigen, schweren, deutsch-romantischen Klang gefallen mir am besten.

Ich sitze mit dem Gesicht zum Altar, was mir gut gefällt. Vor der Sanierung 2018 war die Kirche dunkel und schäbig. Nun sind die wunderbaren bunten Fenster wieder freigelegt, es gibt Stühle statt Bänke, es ist hell, schlicht und modern, und die Altarinsel nimmt das Motiv der Fenster romantisch wieder auf. Es gibt sogar einen Fahrstuhl zur Orgel.

Es war sehr schön, hier zu konzertieren bei den Griesheimer Sonntagskonzerten. Ich spielte auch meine Komposition Längtan. Es war sehr gut besucht. Ich habe mit dem Mikrofon moderiert und bekam Blumen am Schluss. Wie immer habe ich mich unten verbeugt und die Orgel gewürdigt, dazu Bach und Gott. Ich übernachte diese Nacht in Frankfurt. 

Das Instrument wurde 2018-2020 zusammen mit der Kirche saniert. Gerade dann, als ich mit dem Studium an der HfMDK 2019 fertig war. Als alles vollendet war, kam Corona, so dass die Konzertreihe einige Jahre verspätet einsetzte und nun etabliert ist.

Griesheim gehört zu den größten Stadtteilen Frankfurts. Die Bewohnerinnen nennen sich Griesheimer. Durch den S-Bahn-Anschluss verliert der Stadtteil leider an eigenen Geschäften und Restaurants – abgesehen von arabischen Geschäften.

Keine Setzeranlage. Starker Nachhall, da Halle ohne Brüstungen und Bänke und mit hoher Decke. Wenn die Kirche sehr gut besucht ist, ist die Akustik jedoch genau richtig. Die Kirche ist etwas zu groß für die kleine, moderne Kirche. Daher muss man sie nicht bis ins Letzte ausreizen, was auch gar nicht nötig ist, da sie sonst zu laut ist. Sie wurde ursprünglich für eine andere Kirche gebaut.

Besonders gefallen mir die Zungen, die Posaune im Pedal, und dass jedes Manual einen 16-Fuß hat. Das Pedal ist mit vielen Extra-Koppeln „Collectiv-Pedal“ Mezzoforte, Forte und Tutti extra aufrüstbar. Vorsicht: Diese Collectiv-Tritte beeinflussen den Gesamtklang wie feste Kombinationen! 

Disposition und Fotos:


15. März 2025: Was ist Wahrheit? Die Frage, die immer noch alle umtreibt.

Foto: Konzert Schladen

Bald unterwegs nach Frankfurt zum Konzert.

Was mich wundert: Der Begriff Holy Ghost kommt in vielen Songs und Liebesliedern vor. Wenn man aber vom Heiligen Geist spricht, obwohl jeder spürt, um was oder wen es sich dabei handelt, reagieren viele irritiert.

Ich werde manchmal gefragt, warum ich überhaupt noch unbedingt die Orgel können wollte, obwohl ich doch schon eines der genialsten Instrumente in Konzerten spiele, nämlich das Klavier. Es war einfach eine Liebesbeziehung zwischen Orgel und mir. Und ich liebe Herausforderungen. Ich wusste ja nicht, auf was ich mich einlasse. Aber ist das nicht immer so in der Liebe? Außerdem wollte ich mir mal was aussuchen. Nur ich. Nun liebe ich zwei himmlische Instrumente. Das Instrument der kleinen Ann-Helena (Klavier). Und das Instrument der großen, erwachsenen Ann-Helena (Orgel).

Natürlich muss man auch über die Hölle nachdenken, wenn man über Himmel nachdenkt. Bei mir hat sich hier eine große Wandlung getan. Ich bin froh, dass es die Hölle gibt. Auch wenn das vielleicht schockierend klingt. Aber sie tröstet mich. Denn auf dieser Erde wird vieles ungerecht bleiben. Aber danach kommt erst das wahre, das wirkliche Gericht, auch wenn viele schon hier auf der Erde nicht wissen, was das ist. Und niemand ist so gerecht wie Gott. Ich vertraue ihm. Er ist der geliebte Richter. Ich bin froh, dass er richtet. Stellt euch mal vor, da gäbe es keinen. Da wäre nur das große Nichts, wie manche glauben. Das wäre furchtbar. Das wäre sinnlos. Chaos. Wenn wir schon meinen, richten zu dürfen, wie viel erst der Erste, der Vater, der Schöpfer von allem. Und er weiß und sieht alles. Er nimmt das Leid ernst und die grundsätzliche, letztendlich unentschuldbare Unwahrheit, die viele leben und die so viel Zerstörung bringt.


14. März 2025: Nein, Gott sei Dank noch nie. Ich wäre heillos verloren. (aus: Kindeswohl)

Foto: Konzert Moers

Ich kann sehr empfehlen den Film Kindeswohl mit der unglaublichen Emma Thompson. Ein Film voll Musik. Vermutlich gesponsert von FAZIOLI. Ich liebe es, wenn Wahrheit, Gerechtigkeit, Musik, Seele, Geist und Weisheit (und Psychologie) zusammen kommen. Ich glaube, von dieser Konsistenz wird der Himmel sein. Und Liebe natürlich. Das Krasseste von allem. Das Ziel von allem. Das Fazit von allem. Die Krönung dieser Essenz.

Meine CDs wurden gerade im BR vorgestellt.


12. März 2025: Dass Spielräume sich weiten, wünsche ich dir. (Tina Willms)

Foto: Konzert Frankfurt Griesheim

Es ist manchmal lustig, wenn Publikum beim Konzert auf die Empore kommt und in die Orgelinsel „einbricht“, um sich dort zu setzen; es kommt mir dann vor, als würde es in meinen persönlichen Space eindringen (was auch so ist), denn ich habe als Organistin kein Künstlerzimmer oder einen Rückzugsort. Die letzten 20 Minuten vor einem Konzert lege ich mich ganz gern auf die Bänke oder Stühle und schließe die Augen. Es ist also sehr privat. Es ist mir schon passiert, dass ein paar ältere Herren in die Orgelinsel einbrachen und fröhlich murmelten, sie „würden sich gern dazulegen“.

Während es in den Wintermonaten in den Kirchen trotz Heizung bei Konzerten kalt werden kann und das Publikum friert, bin ich oben eine Heizkugel. In der Nacht nach einem Konzert schlafe ich meist schlecht, da das Adrenalin noch lange anhält, mindestens bis 2 Uhr früh – dazu kommt das fremde Bett.