6. November 2025: Der Unglückliche war durchwühlt worden.
Foto: Sea Cloud Spirit Segelschiff
Reingeflogen bin ich mit Lufthansa hin nach Barcelona und zurück von Málaga. Ich hatte jeweils einen Fensterplatz. Auf dem Rückweg habe ich ein Drama mit meinem Koffer erlebt: Meine Powerbank war im Koffer, und ich wusste nicht, dass dies als „gefährlicher Gegenstand“ gewertet wird.
Ich stand also am Gepäckband in Frankfurt, es war spät, und jeder erhielt seine Koffer. Nur ich nicht. Am Schluss waren alle Leute weg, nur ich stand noch da. Irgendwann stoppte das Gepäckband. Da fing ich an zu weinen. Im Koffer waren alle meine Noten, die ich für das Konzert brauchte, und ich war müde. Mein Koffer stand unterdessen immer noch in Málaga.
Lufthansa hat in gewisser Weise zwei Gesichter. Einige sind sehr hilfsbereit und lieb, andere wiederum eher eine Katastrophe. Wie auch immer, in der nächsten Nacht durften wir den armen Koffer in Frankfurt abholen, nachdem ich zugesichert hatte, dass die Powerbank entfernt werden durfte. Und auch das war ein Drama:
Es war nicht ganz sicher, wo sich mein Koffer nun befand oder ob er schon per DHL unterwegs war. Erleichtert entdeckte ich ihn dann im Kofferlager irgendwo rechts in einem Regal. Der Unglückliche war durchwühlt worden.
Meine nagelneue Powerbank liegt noch immer in Málaga.
Foto: Steinway in der Lounge Sea Cloud Spirit Segelschiff
Ja, ich verstehe, was Colette sagen wollte. Dennoch finde ich das “Weitergehen” genauso richtig wie problematisch. Die Frage ist, von was man weitergeht und wie lange ein Moment ist.
Heute hörte ich eine Platte mit polnischer Orgelmusik, sehr interessant. Die polnischen romantischen Orgelkomponisten waren mir fast alle unbekannt, jedoch offenbar alle stark von unseren geliebten deutschen Komponisten beeinflusst.
Die kleine Insel Illa del Rei (oder Isla del Rey) bei Maó auf Menorca erreicht man mit einem Boot bzw. einem Yellow Catamaran in mini; hier kann man Kunst bestaunen in der Hauser & Wirth und das ehemalige Hospital. Aber vor allem ist die Insel eine Augenweide voller Palmen und duftenden Pflanzen. Man nennt sie auch Insel des Königs.
Dann fuhren wir weiter nach Palma. Auf Mallorca war ich schon als Kind; aber diesmal lief ich vor allem am Hafen entlang, da wir nur sehr kurz hielten. Der Hafen von Palma de Mallorca ist riesig und voll teurer Katamarane und Kreuzfahrtschiffen.
Von unserer Sea Cloud Spirit sahen wir in all dem weißen Gewühl nur die drei großen braunen Masten, die in die Höhe ragten. Es gab zwar auch andere große Segelschiffe, aber die anderen hatten alle entweder nur 2 Masten oder 3 elektrische Masten. Unseres war das einzige, das Segel an 3 Masten hat, welche manuell gehisst werden. Hierfür müssen die Mädchen und Jungs der Crew nach oben klettern. Also ein richtiges Segelschiff.
Wir sind auch jeden Tag gesegelt; nur nachts mit Motor, bei Sturm oder wenn der Wind nicht ausreichte, um das nächste Ziel zeitgerecht zu erreichen. An einem Hafen anzulegen oder gar über Nacht zu bleiben, ist nämlich extrem teuer für Schiffe.
Die Sea Cloud, obwohl deutsch (und die meisten Gäste an Bord sind deutsch; einige wenige Schweizer oder Amerikaner) segelt nicht unter einer deutschen Flagge, sondern unter der Flagge von Malta. Aufgrund der Kosten. Und die Verträge, die der Crew gegeben werden, sind nicht aus Deutschland, sondern aus Liberia, Afrika. Was ich schon bedenklich finde. Denn neben der ca. 100 Gästen an Bord gibt es auch 100 Crew-Mitglieder.
Und die meisten davon arbeiten versteckt unten im Schiffsbauch, oft below Waterline. Ungefähr 80 Prozent davon sind männliche Filipinos, die aus deutscher Sicht schlecht bezahlt werden. Mit einem deutschen Arbeitsvertrag würde das alles gar nicht gehen und nicht erlaubt, also illegal sein – allein die Arbeitsstunden von teilweise 11 Stunden am Tag, und dass es keine freien Tage gibt und alles befristet ist! Undenkbar!
Manche der Filipinos arbeiten täglich in der Wäscherei im Schiffsbauch, andere im Bügelzimmer, wieder andere in der Küche oder verrichten harte körperliche Arbeit oder arbeiten in der sogenannten Crew Mess, in der das Essen für die Crew steht, meist Reis, Eier, Gemüse, Fleisch und Fisch oder was vom Buffet übrig bleibt und nicht weggeschmissen werden muss. Ab 23 Uhr ist Party in der Crew Mess, es wird gespielt, getrunken und gelacht. Internet, Alkohol und Süßigkeiten müssen gekauft werden. Landgänge für sie sind eher selten und kurz.
Die Filipinos habe ich ins Herz geschlossen. Sie arbeiten, ohne sich zu beschweren, lächelnd, freundlich, lustig, sind untereinander eine Familie, loyal. Nur einmal in der Woche dürfen sie an Deck, müssen singen und sich anstarren lassen von den Gästen und dürfen sich zwei alkoholische Getränke an der Bar aussuchen.
Dabei stehen viele unterwürfig und schüchtern auf dem Lido Deck auf den Gängen. Ich war davon sehr irritiert. Da beglotzen Gäste, die pro Tag ca. 1000 Euro hier ausgeben, Arbeiter, die in einem ganzen Monat kaum das erhalten, was Gäste an Bord an einem einzigen Tag ausgeben, und diese Filipinos stehen dennoch und singen fröhlich vor ihnen, als wäre das Leben ein Spaß.
Und sie müssen Seemannslieder singen mit Texten, die teils sexistisch sind. Dies tat mir alles sehr leid. Mich persönlich hat es an moderne Sklaverei erinnert, getarnt in einer großen Farewell-Party. Und die Ausrede, “wir würden damit den Filipinos helfen, denn in ihrem Land würden sie niemals so viel verdienen, damit können sie ihre ganze Familie ernähren” macht es nur noch schlimmer, finde ich.
Denn sie werden ausgenutzt und sind eben nicht bei ihrer Familie, teilweise jahrelang nicht. Sie verrichten die “Drecksarbeit”, zu denen die wenigsten Deutschen unter diesen Konditionen willig wären und was unter diesen Konditionen in Deutschland sogar illegal wäre – vom Mindestlohn mal ganz abgesehen.
Ich versuchte, das anzusprechen. Mir sagte daraufhin einer, man könne die Sozialkarte nicht ziehen, denn sonst müsse man sich gleich umbringen, “denn jede Hose, die man bei H&M oder sonst wo kauft, wird von einem kleinen armen Mädchen für 10 Cent genäht”. Und während sie das sagen, tragen sie große Shopping-Tüten und weißes Leinen am Körper, haben eine 25 Jahre jüngere Begleitperson am Arm und steigen zurück an Bord, während die Geschiedene zuhause mit 2 Teenager-Töchtern sitzt. Dass sich solche Leute jemals umbringen würden, weil es andere viel schlechter haben, ist so weit entfernt wie der Mars von der Sonne.
Wenige von der Crew haben es besser: alle die, die draußen arbeiten, alle, die auf dem Lido-Deck servieren oder an der Bar oder mit Gästen zu tun haben oder Ausflüge begleiten oder an der Rezeption sitzen – wobei dies alles auch anstrengend ist. Die Gäste dagegen erscheinen wie Götter oder wie unbeholfene Kinder, die rund um die Uhr umtuttelt werden.
4. November 2025: Unclench your heart. Let your heart relax.
Foto: Lido-Deck Sea Cloud Spirit Segelschiff am Hafen von Valencia
He who does not travel, does not know the value of men – bedeutet: Die Menschen, die nicht reisen, entdecken nicht den Wert von Menschen, wissen nicht, wie es ist, sich selbst der Welt zu zeigen und auszusetzen.
Ob das stimmt, weiß ich nicht. Ich glaube, es stimmt nicht. Menschen, die nicht reisen, gibt es leider genug, aus unterschiedlichen Gründen. Reisen an sich – sogar sehr viel reisen, bedeutet jedoch nicht, den Wert von Menschen zu erkennen. Im Gegenteil. Manche Menschen scheinen mit jeder Reise gleichgültiger zu werden.
Aber insofern würde ich diesem Spruch recht geben, dass Reisen sehr wichtig ist, wenn man mit offenem Herzen durch die Welt pilgert und geht und zulässt, irritiert und geschockt zu sein. Wer nicht mehr irritiert und schockiert ist, der hat verloren, den Wert von Menschen zu erkennen.
Durch die Welt rasen, macht jedenfalls keinen Sinn.
Mahón auf Menorca ist wunderschön. Die Hauptstadt dieser balearischen Insel im Mittelmeer ist völlig anders als die Hauptstadt auf Mallorca, Palma de Mallorca. Mahón oder auch Maó ist klein, zart, ca. 30.000 EW, eine idyllische, gemütliche Kleinstadt mit vielen engen Gassen, Markt und mit einem Naturhafen.
Glücklicherweise blieben wir über Nacht und besuchten am Abend das älteste Opernhaus Spaniens, das sich in Maó befindet: Teatre Principal de Maó von 1829. Heute finden hier hauptsächlich Konzerte statt. Aber es ist ein richtiges Opernhaus mit 3 historischen Emporen und Balkonen, hufeisenförmig, Orchestergraben, großem Samtvorhang und alten Gemälden, kleiner Bühne, ein Kleinod.
Tagsüber bummelten wir durch die vielen Gassen. Ich bestaunte auch die große historische Orgel in der Santa Maria Kirche, die zwischen 1807 und 1810 von dem Schweizer Johann Kyburz erbaut wurde, vier Manuale, 3600 Pfeifen, 197 davon aus Holz.
Im Gegensatz zu Ibiza wohnen hier tatsächlich Spanier, Inselbewohner, die sogar hier geboren wurden. Mit diesen habe ich mich unterhalten. Sie sind nicht begeistert vom Tourismus und leiden darunter, wenn Mammut-Kreuzfahrtschiffe in den Hafen einfahren und die Sicht blockieren.
Menorca ist eine grüne Insel. Fast noch schöner soll die kleine Stadt Ciutadella sein.
Anschließend fuhren wir mit ca. 138 Seemeilen weiter nach Palma.
3. November 2025: Eine Kapelle diente mir als Künstlerzimmer.
Foto: Klavier Recital Residenz Bad Neuenahr-Ahrweiler 2025
Das Konzert im idyllischen Ahrtal gestern war sehr schön und gut besucht, mein drittes in Bad Neuenahr. Im Saal mit den großen Lichtern steht ein brauner Bechstein-Flügel. Der erste Flügel wurde bei der Flut zerstört. Die 5-Sterne-Residenz im Kurpark könnten Sea Cloud-Kunden sein. Im Haus Villa Sibilla wohnen ca. 160 Bewohnerinnen, es gibt Spa, Parks, Restaurants, Geschäfte und eine Kapelle mit kleiner Orgel. Es kostet zwischen 4000-8000 € pro Monat, hier zu wohnen – ohne Essen, Kultur und Pflege. Ich wohnte in der schönen Gästewohnung. Warmer Klang des Bechsteins, nicht ganz so brillant wie mein extrovertierter Steinway.
Hinterher waren wir lecker essen à la carte im BillasNovelle.
Auf der Sea Cloud Spirit habe ich ca. 2 x am Tag gespielt. Spät abends wurde getanzt, und bis der DJ an Bord kam, habe ich etwas Musik aufgelegt, was Spaß gemacht hat. Ich habe natürlich auch getanzt.
Ibiza war mein erstes Mal vor Ort, und man hat ja schon so viel gehört, meist Negatives – umso erstaunter war ich, dass wir hier von einem zerbrechlichen Küsten-Ort sprechen; einem Ort, der vom Tourismus teils für Gier und Geld missbraucht wird.
An sich ist Ibiza Stadt wunderschön, mit alten Kirchen, Stränden, duftenden Pflanzen und Toren, aber von Armut und gleichzeitig von gleichgültigen Menschenmassen durchzogen, und dies direkt neben Souvenir-Shops, Yachten und luxuriösen Miet-Wohnungen, die für die Anwohnerinnen nicht mehr bezahlbar sind und daher im Winter leer stehen, was eine Katastrophe für die Inselbewohner ist. Und der Tourismus wird immer schlimmer.
Im Sommer kommen dann wohl die teuersten DJs – und ein verrückter „Life-Style“ und die Sucht nach Entertainment beginnt. Die Spuren davon waren jetzt im Herbst zu sehen. Ich aß einen Salat im Plaza del Sol und ging nachdenklich zurück aufs Schiff. Dieses hält meist nur wenige Stunden vor Ort, so dass man nur einen kleinen Glimpse bekommt, zwischen den Zeilen lesen muss.
Erschreckendes, undankbares Zitat einiger Gäste an Bord: „Ibiza ist ja eher eine Enttäuschung. Das war ein halber, verschwendeter Tag.“ Was die Blindheit von Tourismus bzw. Kreuzfahrt-Tourismus zeigt.
Ich sollte noch länger mitfahren auf der Sea Cloud Spirit, aber ich habe wichtige Landkonzerte schon länger ausgemacht, und ich stehe zu meinem Wort.
Daher fahre ich heute nach Bad Neuenahr / Ahrweiler zum Klavierabend anstatt nach Casablanca, Marokko. Aber das macht mir nichts, im Gegenteil. Ich liebe es, in Deutschland zu konzertieren, und ich bin schon so viel gereist, und nach Marokko komme ich auf jeden Fall noch.
Die Sea Cloud Spirit besitzt einen Steinway Baby Grand in der Lounge, kleiner als meiner daheim, an dem ich gespielt habe, und ein Stage Piano auf dem Lido-Deck. Den kleinen Steinway Flügel stimmungsmässig perfekt in shape zu halten auf einem Schiff im Mittelmeer, ist natürlich fast unmöglich.
Das Essen war sehr lecker, besonders frisch zubereiteter Fisch, Muscheln und Fleisch, Wein und Cocktails, aber leider wird auch auf diesem Schiff viel Essen weggeworfen und viel zu viel getrunken.
Es gibt keinen Pool, aber ein Sonnendeck, eine Library, Sauna, Spa, Restaurant, Lift, Lounge mit Flügel, Lido, die Bridge, Krankenzimmer, Rezeption und die Crew-Area im Schiffsbauch. Insgesamt erinnert mich das Leben auf See und seine Hierarchien und Regeln an die Titanic, wo Arm und Reich aufeinander prallen auf engstem Raum.
Meine Kabine war sehr schön, großes Bett, TV, goldenes Bad, 2 große Fenster, die 402 neben der Library. Die besten Kabinen sind jedoch die großen im 3. „Stock“, die einen Balkon besitzen. Wenn ich Tipps zur Kreuzfahrt geben kann: Nehmt eine große Kabine mit Balkon, auch wenn sie die teuerste ist. Man braucht einen Rückzugsort auf einem Schiff. Es ist nicht egal, welche Kabine!
Anfangs hatte ich große Probleme, zu schlafen. Meine erste Nacht war eine windige und die stürmischste auf der Reise. Ich bin ja wie die Prinzessin auf der Erbse und spüre und höre alles. Noch dazu ist die 402 vorne oben.
Der Aufprall des Schiffes auf dem Wasser, das Stöhnen des Holzes in der Kabine bei jedem Aufprall, das unregelmäßige Hin- und Hergeschaukel – mir wurde übel. Bis in die Träume verfolgte mich das Wasser, und ich träumte, dass ich nach unten in das 5000 Meter tiefe Mittelmeer gezogen werde.
Erst die letzten 2 Nächte gewöhnte ich mich und schlief gut, und am besten, wenn das Segelschiff im Hafen lag. Wobei da das Neonlicht des Hafens und das Partylicht der riesigen Monster-Kreuzfahrtschiffe neben uns wie Aida, Tui und Virgin mit ihren 5000 Gästen und das Notlicht der Gänge draußen meine Kabine nie wirklich dunkel werden ließen.
Erster November 2025: Es gibt eine stadtplanmäßige Frauenunterdrückung in deutschen Städten, der sich wie ein roter Faden durch alle Landkreise zieht und weibliche Namenspatrone für Plätze und Straßen unterdrückt. (nach Barbara Feichtinger)
Foto: Sea Cloud Spirit Segelschiff Kreuzfahrtschiff 2025 by AHS
Heute erinnere ich an Ida von Lüttichau, Künstlerin, 1798.
Ich war einige Tage als Pianistin auf dem neuen Segelschiff Sea Cloud Spirit, Baujahr 2021; wir waren in Spanien, es war sehr interessant. Wir besuchten Málaga in Andalusien, die Picasso-Stadt, wo ich die große Palastanlage und Festung Alcazaba und die Burg Castillo de Gibralfaro besuchte, die hoch oben liegt. Das Wetter war sonnig und warm, ca. 24 Grad. Von der Burg aus konnte ich den schönen Hafen mit unserem Segelschiff und das römische Theater sehen.
Spannend war natürlich auch die Kathedrale, die zu den reichsten in Spanien gehört und über zwei Orgeln verfügt, die 1780 von Julián de la Orden erbaut wurden, phantastisch erhaltene, barocke, große, beinahe identische Zwillings-Orgeln, die gegenüber stehen, mit über 10.000 Pfeifen, 2000/2001 restauriert.
Berühmt sind auch die wunderschönen andalusischen Pferde, ganz besondere Tiere.
Zuvor waren wir in Cartagena, eine Hafenstadt, in der es leckere Tapas gab, wo wir das römische Theater besuchten und durch die Altstadt bei mildem Sonnenwetter bummelten und spanischen Wein tranken. Berühmt ist hier der Likör 43.
Leider sind alle diese schönen Orte selbst im Herbst vom Massen-Tourismus heimgesucht. Ich dachte, Corona hätte die Kreuzfahrtindustrie eingedämmt; da habe ich mich getäuscht.
Zuvor besuchten wir Valencia, wo ich schon mal eine Woche war, allerdings hauptsächlich am Strand und zum Aufnehmen meiner ersten Orgel-CD. Diesmal waren wir in der Altstadt, in der neuen Stadt, in den Markthallen mit Fisch, Muscheln, Obst, spanischem Schinken – und im wunderschönen Flussbett-Park, im Jardín del Turia (Turia-Garten), und den durchquerten wir mit den Fahrrädern bei schönstem Wetter. Valencia ist eine große, reiche Stadt, die sich immer mehr mausert. Der gesamte Park im Flussbett erinnert mich an eine Campus-Anlage der USA, an meine Zeit in Arizona an der ASU, an der ich 2 Jahre Klavier studierte – exotisch, grün, sauber, duftend und von Palmen gekrönt. Lecker ist hier die Paella mit Meeresfrüchten oder Fleisch.
Besonders faszinierend ist El Oceanográfico, das Ozeaneum, Teil der Ciudad de las Artes y de las Ciencias; sie befindet sich ebenfalls im trockengelegten Flussbett des Turia im Osten der Stadt. Das Aquarium wurde vom Architekten Félix Candela (1910–1997) und den Ingenieuren Alberto Domingo und Carlos Lázaro gebaut. Das ganze Areal wirkt neu, futuristisch, funkelnd im Sonnenlicht, und auch das Opernhaus ist eine Augenweide – ein riesiger römischer Helm.
Mir gefiel auch davor Ibiza, Palma, Palamos und Isla del Rey und Mahon in Menorca. Ingesamt sind alle diese Orte zarte, zerbrechliche Küstenorte, teilweise arm, die vom Massentourismus attackiert werden, besonders im Sommer.
Die Sea Cloud Spirit ist ein sehr elegantes Segelschiff mit weißen Segeln, voll Holz und für eine exklusive Gruppe um die 100 Gäste geplant, die für ca. 6000- 8000 Euro pro Person und pro Woche unterwegs sind.
Diese Fotos haben wir von Booten rings um das Schiff in offener See gemacht.
30. Oktober 2025: Kreativität verbraucht sich nicht, geht nie zu Ende.
Heute erinnere ich an die Komponistin Clara Iannotta. Ob dies einem Mann passiert wäre, was sie in Essen erlebt hat? Ich glaube nicht. Ich habe in Essen ja auch so einiges erlebt.
Und an Franca Viola, die die italienische Geschichte veränderte und erst mal überleben musste.
Ich bin mir nicht sicher, ob Luxus und Kunst zusammen passen. Auf der anderen Seite bin ich der Meinung, dass Künstlerinnen und Künstler allen Luxus der Welt verdienen. Doch Luxus ist etwas, das im Menschen passiert: Denn Luxus ist Freiheit, Zeit, Kraft, Talent, Bildung, Gesundheit und die Möglichkeit, sich zu äußern, sich zu weigern, sich zu wehren.
Luxus ist, nicht zu schweigen, unter Druck nicht klein beizugeben, zu den eigenen Werten zu stehen, zu kämpfen. Luxus ist das, was Franca Viola tat. Luxus ist nicht, eingesperrt zu sein in einem Job, den man nicht liebt, sich nicht wehren zu können, weil man sonst diesen Job verliert, Dinge tun zu müssen, weil sie von einem verlangt werden, obwohl man sie dumm oder sinnlos findet. Luxus ist nicht, von einer Arbeit oder einem Menschen negativ verändert zu werden, seine Hoffnungen, Unschuld und Träume zu verlieren, zu schweigen und zu gaffen, wenn Unrecht passiert. Luxus ist nicht, aus Geldliebe oder aus Angst und Sicherheitsbestreben jemand zu werden, der man nie werden wollte.
Luxus ist, die Welt und die Geschichte zu verändern.
Ist Luxus, teures Essen zu essen und zu sehen, wie die Hälfte weggeworfen wird? Vor anderen, die fast nichts haben? Sind 5-Sterne-Hotels Luxus? Ist Klassendenken Luxus? Hierarchie?
ps: Ich habe wieder etwas mit einem Anwalt erlebt, mit Fabian Wassermann aus Würzburg, der es nicht “dulden” wollte, dass ich seiner Kanzlei eine schlechte Bewertung auf Google gegeben habe. Er wollte mich einschüchtern und unter Druck setzen, diese Bewertung zu löschen. Daran sieht man, dass gewisse gute Anwaltsbewertungen oder Bewertungen generell im Internet vielleicht gar nicht wirklich echt nicht und dass fehlende schlechte Bewertungen aus ganz bedenklichen Gründen fehlen. Ich habe eine Kanzlei erlebt, die zahlte, um eine schlechte Bewertung gelöscht zu haben.
Die Meinungsfreiheit wird durch Menschen wie Fabian Wassermann attackiert. Ich habe mich nicht einschüchtern lassen und die Bewertung nicht gelöscht. Mit einem seitenlangen, teils rechts arroganten “Pamphlet” wandte sich dieser an das Landgericht Würzburg, um die Löschung durchzusetzen. Aber die Richterin hat ihn abgeschmettert. Wie ernst kann man solche Anwälte nehmen?
Wieviele davon meinen, sie würden über andere, über dem Gesetz stehen? Zu was sind Anwälte fähig? Wie weit würden sie gehen, um ihren Willen durchzusetzen? Wie weit, um zu „gewinnen“? Wie unprofessionell und unmoralisch sind sie? Wie wenig wissen sie vom Gesetz, obwohl sie es studiert haben?
28. Oktober 2025: Ob Vincent mit seinen wundervollen Selbstportraits, die mich am meisten berühren, ebenfalls einen Traum von sich selbst gemalt hat? Ich glaube nicht. Ich glaube, diese Selbstportraits zeigen und beschreiben genau den traurigen, einsamen, sehnsüchtigen Mann, hungrig nach Liebe, der er wirklich war.
Was ist LUXUS? Was ist BILDUNG? Und wie hängen die beiden zusammen? Damit beschäftigen wir uns die nächste Zeit. So viel kann ich schon mal sagen: Die Sonderrolle als Musikerin ist oft irritierend, vor allem mit dem Hintergrund, wie der Rest der Welt sowohl mit Luxus als auch mit Bildung umgeht und mit all dem, was damit zusammenhängt, nämlich sozialen Rollen, Armut und Reichtum, die aufeinander prallen.
Heute erinnere ich an Sanae Takaichi, erste Ministerpräsidentin Japans.
Und an Cindy Sherman, amerikanische Fotokünstlerin. Sie stellt ebenfalls Frauen dar, wenn auch auf eine ganz andere Weise als Mika. In gewisser Weise spielt sie mit ihnen herum wie mit Puppen, um herauszufinden, was sie wie wirklich sagen möchte. Beeindruckend finde ich ihre riesigen Fotografien, in denen sie alternde Frauen authentisch darstellt, immer mit der Frage: Was ist eine Frau?
Diese Frage stellt und stellte auch Charlie Kirk. Denn es ist eine sehr entscheidende Frage, vor allem in heutiger Zeit. Die meisten können diese Frage nicht beantworten. Ich werde mich in nächster Zeit mit dieser Frage beschäftigen.
In Cindys Kunst sehe ich vor allem eines: Eine Frau ist ein Mensch – kein Schmuckstück, Spielzeug oder Sexsymbol, weder Gott (bzw. Göttin) noch etwas, das Mitleid oder Abwehr oder Abwertung verdient. Ein unfassbar interessanter Mensch, von der ersten bis zur letzten Sekunde. Vermutlich ist eine Frau der komplexeste Mensch ever. Wenig ist so komplex wie Frau.
Cindy hat bewusst wandfüllende große Fotografien gewählt, da, wie sie sagt, Männer dies in Museen die ganze Zeit tun würden, „in your face, egoistisch“. Also hat sie es auch getan, um ein Gegengewicht zu schaffen. Das verstehe ich gut. Auch ich möchte in der Orgelwelt und Kirchenmusik ein Gegengewicht sein und schaffen.
Foto: Breil Orgel kath. Pauluskirche in Recklinghausen 2025, 5 M, 70 R
Ich kann die argentinisch-jüdische Künstlerin Mika Rottenberg sehr empfehlen. Ich habe eine Ausstellung gesehen gerade und war verblüfft. Sie stellt die Frau in einer ausgebeuteten Welt dar – und was heißt „die Frau“? Nun, Frauen in einer Welt, die ausgebeutet wird, meist von Männern. Sie zeigt dies sehr kreativ, klug, sarkastisch, bunt. Ja, beinahe lebensfroh. Was es umso mehr betont. Zwischen den Zeilen.