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News

12. Mai 2010

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Osnabrück

Morgen fahre ich zu Konzerten nach Osnabrück, wieder einmal stauen sich Konzerte aufeinander und ich muss wieder zurück.

Die Sprache der Musikwissenschaft macht mir immer mehr Freude.

Gestern las ich etwas sehr Schönes: Ein Eisberg ist deswegen unzerstörbar, da er zu 90 Prozent verborgen liegt. Genauso ist ein Leben unzerstörbar, wenn es zu 90 Prozent verborgen ist. Die Menschen, die auf dieser Welt den positivsten Einfluss hatten, lebten so. Ich dachte früher, es sei schade, dass man nur 10 Prozent sieht. Aber wer hört auf Worte, wenn Töne siegen? Es kommt mir vor, als sei die Seele pulsierend, in Gewebe, Muskeln und Organe hinein. Seele und Geist sitzen in Brust und Kehle, pulsieren von dort aus. Musik ist Abbild des ganzen Willens.

Mein Vater hat viele Jahre in Osnabrück unterrichtet. Es gab viel Zeit vor meiner Geburt.

Kreativität und Nüchternheit

Wie eine Asphaltstraße scheint manchmal die Realität, immer grau, egal ob in Hitze oder Kälte. Eine Wiese aber ist Kunst. Kreativität braucht Leben. Doch auch Struktur, Ordnung, Willen, Wege. Eine Wiese hat auch ihre Regeln, auch wenn dies nicht so aussehen mag. Jedoch sind ihre Regeln nicht hart, tot und grau. Die Jahre der Ablehnung scheinen den Willen von Künstlern nur anzuspornen.

Juist

Kunst und Musik brauchen ein stabiles Fundament.

Falls Kunst mit Süchtigkeit einhergeht anstatt mit Charakter, dann ist Armut im Leben, denn wer sich nicht mit Mangel beschäftigt, sondern sich dort, wo es um tief innere Dinge geht, in Begabungen flüchtet, mit Leistung ausweicht, sei es passiv oder aktiv, wird die künstlerische Beschäftigung mit Süchtigkeit einhergehen… bei Künstlern sogar zu einer Kreuzung von gleichzeitig stoffgebundener und nicht-stoffgebundener Sucht führen, da Kunst körperlich und geistig ist.

Kunst an sich aber baut keine Gegenrealität, sondern spiegelt. Die Auswirkungen von Kunst als Sucht, von Kunst als rettendes Fantasiegebäude, führen zu ruhelosen Illusionen.

Musikhochschule Riga

das lettische Instrument ‘Kokle’

26. Dezember 2009

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Mantorp und Linköping

Mein zweites, schwedisches Gedicht geschrieben.

Leider hat es heute so sehr geschneit, dass wir nicht nach Jönköping fahren konnten. Auch gestern fuhren wir nicht nach Mantorp, da es einfach zu gefährlich war wegen den Schneemassen. Am Montag geht mein Flug zurueck, Göran und Christina fahren mich nach Linköping, und von dort geht der Zug nach Stockholm Arlanda Flughafen. Ich komme etwas zu frueh an. Ich hoffe, dass wir morgen nach Jonköping fahren können, da es mein letzter Tag ist, ich hoffe, dass es nicht mehr schneien wird und die Strassen bis nach Mjölby befahrbar sind. Göran fuhr hinter dem Schneepflug her, und doch war es kaum möglich, zu fahren, nach den Feiertagen kommt die Stadt kaum dazu, den Schnee zu räumen, es werden sogar die Bauern gefragt, zu helfen. Ich habe zuerst den Nachnamen meiner Vorfahren mit Elmgren verwechselt, weil so mein Ururgrossvater hiess, der die Buecher geschrieben hat, aber meine Oma hiess dann Lindblad; die Frau am Telefon half uns sehr, eine Dame der Skattverket oder der Folkbokförring, es hat aber 20 Minuten gedauert.
Ein freundlicher Mann in dem Antiquariat hier in Vadstena versprach, nach weiteren Buechern meines Urgrossvaters Clas Elmgren zu suchen, der ein Missionar in Schweden und ein Prediger war in der evangelischen Kirche in Jönköping. Ich finde es spannend, danach zu suchen und dabei ein schwedisches Gespräch zu fuehren. Heute spielte ich wieder in einer befreundeten Familie Klavier, es war ein seltsames, verstimmtes Klavier, eines, das fast nur aus Tastatur bestand; es lag ein schlafendes Baby daneben, das während der ganzen Goldberg-Variationen nicht aufwachte, aber aufwachte, als ich aufhörte zu spielen. Die Eltern konnten nicht fassen, dass das Baby nicht aufwachte, da es sonst bei jeder Radiomusik sofort aufwacht, und es hatte schon eine Stunde geschlafen. Aber gerade die Goldberg-Variationen sind zur ‘Gemuetsergötzung’ geschrieben worden, auch fuer Laien, und es ist fuer mich eine Ehre, wenn Menschen dabei einschlafen zum Beispiel, also in einen friedlichen, angenehmen Schlaf fallen, dazu ist das Stueck auch gedacht.
Meine Freunde zeigten mir ganz Vadstena, sie kennen fast jeden Menschen dort. Sie zeigten mir das Kloster Vadstena, die Einkaufsstraße, das Schloss von Gustav Vasa, das Archiv, das Antiquariat, ihr Kontur (Büro) in der Stadt, wir besuchten einen schwedischen Männerchor, den Cantuskören — und ein schwedisches Weihnachtsmusical. Trotz allem kam ich ein bisschen zur Ruhe. Die beiden Filme Flickan som lekte med elden und Män som hatar kvinnor habe ich auf schwedisch gesehen und konnte nicht mehr einschlafen.

Das Julklappspel war sehr lustig, auch die schwedischen und englischen Original-Krimis im Fernsehen, wir tranken Wein und Julmust und Skogs Glögg und Milch mit O`Boy und aßen Köttbullar mit Kryddpeppar und Gräddsås, Janssons Frestelse und Sockerkakan med Safran und dem typischen schwedischen Vaniljsocker. Auch Niklas, der Freund von Hannas Schwester Maria, fragte mich, ob ich an Gott glaube, einfach so. Wir aßen Havregrynsgröt, also heiße Haferflocken, gekocht mit Wasser, mit schwedischer Milch, und Filmjölk (Buttermilch mit etwas saurer Milch). Filmjölk ist in jedem Haushalt. Niklas legte sich snus unter die Oberlippe, das ist typisch schwedisch, aber verboten in Deutschland. Die snusdosen liegen im Kühlschrank und sind pro Portion 6x so stark wie eine Zigarette. Viele sind davon abhängig. Ich wollte es unbedingt probieren, aber das Zeug, wohl zurecht gedreht von Niklas, war so scharf in meinem Mund, das ich dachte, ich müsste mich übergeben, ich spuckte es sofort wieder aus, während Niklas lachte. Ihm tat es sicher leid um das schöne snus. Ich hatte noch Stunden später diesen bitteren Geschmack im Mund, der mir alles wegätzen wollte. Niklas hatte jede Stunde neuen snus in seinem Mund.

09. März 2009

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Erfurt und Lehrjahre

Gestern spielte ich mit Uwe Steinmetz in Erfurt in der Ägidienkirche an der Krämerbrücke mitten in der Stadt. Wir haben Daves Grusins durchkomponiertes Jazz-Klavier-Stück Memphis Stomp spontan auch mit Saxophon gespielt — dazu drei neue Stücke von mir. Es war in jeglicher Hinsicht eine Uraufführung. Heute habe ich das Augustinerkloster von Martin Luther besucht. Als Martin Luther damals 1505 in das Kloster kam, wurde die Biblothek gerade gebaut. Heute, 2009, ist wieder diese gleiche Bibliothek an derselben Stelle eine Baustelle, ja, ist wieder große Baustelle an derselben Stelle, als ich kam, da sie erneut aufgebaut wird nach dem Zweiten Weltkrieg. Als Martin in das Kloster kam, hat niemand gewusst, dass jemals so von ihm die Rede sein würde. Den Kreuzgang zu sehen, der auch im Martin Luther-Film gezeigt wird, war ein schöner Moment. Ich hatte zufällig eine Einzelführung, da es Montag war, und durfte in dem einzig wirklich erhaltenen Raum die kleine, zarte Soli Deo Gloria-Orgel spielen. Auch die Akustik der Augustinerkirche ist dadurch, dass sie klein, breit, hoch und aus Holz ist, umwerfend. Der Ton fliegt zur Decke.

Insgesamt spüre ich dort Zeit, Geschichte, Ringen mit sich und Gott. Ich hatte einen Schauer nach dem anderen. Bach hat die Orgel in dieser Kirche inspiziert. Man kann sich kaum vorstellen, dass Bach noch nach Martin Luther lebte. Beide haben die Welt verändert. Martin Luther schrieb: Das Leben ist nicht ein Sein, sondern ein Werden. Nicht eine Ruhe, sondern eine Übung. Nicht Gesundheit, sondern Gesundwerden. Wir sind’s noch nicht, wir werden’s aber. Es ist noch nicht getan oder geschehen, es ist aber im Gang und im Schwang. Es glüht und glänzt noch nicht alles, es reinigt sich aber alles. Ich muss leiden und stillehalten, dass Er mich schaffe.

Das Fotoshooting im Luisengarten Würzburg und der Improvisations- Workshop haben Spaß gemacht, da die Leute durstig danach sind, sich frei ausdrücken zu können, mit geschlossenen Augen zu spielen, sich zu trauen und angeleitet zu werden. Wer sind die Dienstherren? Die Dienstfrauen?

Gedanke 9: Schubkraft

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Schubkraft

In ‘The Pilgrim’s Progress’ sagt der Suchende: “It was ease that I sought, ease for my heavy burden.” (Es war Erleichterung, die ich suchte, Erlösung von meiner schweren Last.)

Es nicht Leistung, Kraft oder Vision, was Menschen suchen, sondern Erlösung, Heimat, Agape (bedingungslose Liebe).

Wie sagte Kolumbus: Es droht uns kein Rand! Habt Geduld! Die Erde ist rund! Land in Sicht!

Cologne

Viele haben ein wenig Scheu vor Lyrik und  Kunst, weil sie meinen, Kunst, also auch Musik, müsse immer ‚verstanden‘ werden — und wer will schon eine Stunde und länger im Konzert sitzen und ‚nichts verstehen’? Musik und Kunst muss aber nicht immer mit dem Verstand erfasst werden.

Kunst hat tatsächlich damit zu tun, erzogen, ermahnt, trainiert und gebildet zu werden, zu erkennen, zu verstehen: Prozess und Reife. Jedoch soll sie innerlich beginnen und berühren.

Kunst und Musik sind nicht nur Unterhaltung; aber sie sind es auch — und jede Kunst sollte immer auch dahingehend ‚verstanden‘ werden: Musik ist ein sinnliches Erlebnis, ein architektonischer, intellektueller Genuss, ein ästhetisches Vergnügen, eine tiefe Unterhaltung — denn wer sagt, dass die Unterhaltung einer Gesellschaft oberflächlich sein muss?

Es ist nicht unbedingt nachteilig, sich zu bilden, zu wachsen und die Sprache der Kunst und der Musik verstehen lernen zu wollen, sich auszustrecken.

Klaipeda

Gedanke 4: Vorbild

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Vorbild

In einer mittelalterlichen Disputation waren jüdische Menschen gezwungen, in der Karwoche vor dem kirchlichen Tribunal zu erscheinen.

Eine falsche Antwort konnte den Tod bedeuten. Auf die Frage des Bischofs Grotius, ob der Messias schon gekommen wäre, sah man plötzlich Salomon Levy vortreten. Schmächtig wirkte er in seinem schwarzen Gewand. Hüstelnd vor Angst sagte er: “Edle Herren, die Propheten haben doch gesagt, dass bei der Ankunft des Messias Weinen und Klagen aus der Welt verschwinden würden.

Dass alle Völker ihre Schwerter zerbrechen würden, um daraus Pflugscharen zu gießen. Ach, was würde man sagen, wenn Ihr vergäßet, wie man Krieg führt?”

Röthenbach/Pegnitz

Gedanke 2: Wiedergedanken. (AHS)

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Wiedergedanken

Es gibt mehr zu dieser Welt gibt als das, was wir sehen. Jede Art Kunst zeigt, dass Gaben und Begabungen nicht von uns Menschen stammen. Es muss einen Künstler geben da draußen und in uns, den wir spiegeln. Die künstlerische Motivation, die aus dem Herzen kommt, ist von Geist inspiriert und angezündet.

Manchmal weiß ich nicht, was ich im Spielen oder Schreiben tue oder getan habe. Da ist etwas im künstlerischen Tun, das nicht meiner Kontrolle unterliegt: das aus mir herausfließt, über meine Gedanken oder durch mein Inneres. Manchmal muss man sich eines Besseren belehren lassen.

Basel

Wenn ich im Konzert spiele, vergesse ich manchmal, warum oder für wen ich spiele oder trainiert habe, doch wenn ich übe oder schreibe, fühle ich mich verbunden mit dem Schöpfer, sogar dann, wenn mein Herz nicht wirklich offen ist. Das ist ein Wunder, kann Wunder auslösen.

“Wie gern, mein Gott, wäre ich unter denen, die dich liebhaben um deinetwillen, die deine Verborgenheit aushalten, weil ihnen das Vertrauen mehr gilt als das Verstehen, die dich nicht einzufangen trachten in ihre Wünsche.” (Antje S. Naegeli)