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Deutschland

17. März 2023: Ungeheuer ist viel, und nichts ungeheurer als der Mensch. (Sophokles, Antigone, Verse 332-333)

Der Mensch das Ungeheuer. Wie eine Asphaltstraße scheint manchmal die Realität, immer grau, egal ob in Hitze oder Kälte. Eine Wiese aber ist Kunst. Kunst braucht Leben.  Kreativität braucht Leben. Und Struktur, Ordnung, Willen und Wege. Eine Wiese hat auch ihre Regeln, auch wenn dies nicht so aussehen mag. Sie hat Kreativität und Nüchternheit: Klang-Punkte. Eine Wiese ist sehr kreativ.

Jedoch sind ihre Regeln nicht hart, tot und grau. Die Jahre der Ablehnung scheinen den Willen von Künstlerinnen nur anzuspornen.

Heute erinnere ich an die schwedische Schauspielerin Ulla Jacobsson, die früh an Krebs starb und als Symbol für die „schwedische Sünde“ galt.

Ich empfehle die alten Bücher „Durch Musik zum Selbst“ und „Werkstattkonzerte mit Komponisten“ von Ursula Stürzbecher. Und ich erinnere an die Komponistin Grete von Zieritz.

Stockhausen ist interessant. Aber sein Lebenswandel mit Frauen gefällt mir nicht. Manche sagten dazu folgendes: „Seine Liebe zu Frauen war eben so groß.“ Übersetzung: Er konnte nicht treu sein. Mit Liebe hat das nichts zu tun. Jedoch tut er mir leid. Seine Mutter wurde ermordet und sein Vater sah zu und ließ sich dann an der Front erschiessen.

Für mich ist es immer noch mysteriös, dass Menschen sterben. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, zu sterben. Dabei ist es ja kein wirkliches Sterben, wenn man zu Gott kommt.

Ist es nicht lustig, dass jefraud „Planetin“ gesagt haben soll? Warum sagt sie dann nicht „Erde“? Oder „Welt“? Planet ist nun mal nicht weiblich.

Ich sehe unsere Erde aber auch als weiblich, weil sie verletzlich ist.

Aber mit Wörtern wie „Gästin“ habe ich auch meine Probleme. Man sagt ja auch nicht, „Personus“. Es heißt nun mal „der Gast“ und dafür „die Person“. Wobei lustigerweise manche Männer mit „Person“ ausschließlich Frauen meinen, mit gehässigem Unterton. Es ist dadurch schon fast eine Art Schimpfwort geworden.

Foto: Insel Juist

Aus der Presse vom letzten Konzert:

„Musikalischer Höhepunkt im Festjahr zum 275. Geburtstag der altehrwürdigen Schornweisacher Kirche St. Roswinda: Ann-Helena Schlüter spielt ein vor allem barockes Programm an der historischen Wiegleb-Orgel von 1749. Viele Gäste haben sich eingefunden; kaum ein Platz bleibt leer.“

Kann Musik süchtig machen?

Kunst und Musik brauchen ein stabiles Fundament. Falls Kunst mit Süchtigkeit einhergeht anstatt mit Charakter, dann ist das Armut, denn wer sich nicht mit Mangel beschäftigt, sondern sich dort, wo es um tief innere Dinge geht, in Begabung flüchtet und mit Leistung ausweicht, sei es passiv oder aktiv, wird die künstlerische Beschäftigung süchtig machen.

Bei Musik kann es sogar zu einer Kreuzung von gleichzeitig stoffgebundener und nicht-stoffgebundener Sucht führen, da Kunst körperlich und geistig ist.

Musik an sich aber baut keine Gegenrealität auf, sondern spiegelt. Die Auswirkungen von Kunst als Sucht und rettendes Fantasiegebäude führen zu ruhelosen Illusionen.

Heute sind es 2999 – wer will der oder die 3000. sein? ❤️

Foto: Musikhochschule Riga: das lettische Instrument ‘Kokle’

7. Februar 2023: Gott nötig haben ist nichts, dessen man sich schämen müsste, sondern ER ist die Vollkommenheit. Es ist am traurigsten, wenn ein Mensch durchs Leben ginge, ohne zu entdecken, dass sie Gott nötig hat. (Sören Kierkegaard)

Genau auf Kurs. “Das Leben ist nicht ein Sein, sondern ein Werden. Nicht eine Ruhe, sondern eine Übung. Nicht Gesundheit, sondern Gesundwerden. Wir sind’s noch nicht, wir werden’s aber. Es ist noch nicht getan oder geschehen, es ist aber im Gang und im Schwang. Es glüht und glänzt noch nicht alles, es reinigt sich aber alles. Ich muss leiden und stillehalten, dass Er mich schaffe. Gott selbst ist der Abgrund. Ich kann nicht tiefer fallen.” (Martin Luther)

Foto: Ehrlich Orgel, Franken

Wieder eine Prüfung geschafft. Es waren bis jetzt 7 Prüfungen in 16 Tagen. Ich habe alles geschafft und bestanden. Das ist auf jeden Fall schon jetzt Rekord, jedenfalls hier in Greifswald. Und es kommen noch welche und wichtige, Gesang, Gottesdienst, Orgelmethodik… Vieles macht mir Spaß. Ich komme mir vor wie im Dschungelcamp. Oder bei den Hunger Games. Survival Feeling. Liebe ich. Ich lebe von Prüfung zu Prüfung und fordere mich gern heraus.

Spannend fand ich Kirchenkunde (Konfessionskunde, Ökumene und Kirchengeschichte). Hierzu las ich auch Jung und Körtner. Ich finde es wunderbar, dass es den ACK gibt und den Ökumenischen Rat (beides seit 1948) und dass Kirche zusammen arbeitet. Ich lerne und lese sehr gern und liebe es, sehr gut zu sein.

Gabriellas Sång

Kirchenkunde

Ich bin enttäuscht von der Barmer Theologischen Erklärung (BTE) von 1934 der sogenannten „Bekennenden Kirche“ in der Nazi-Zeit und Karl Barth (1886-1968): Es wird leider keine klare politische Stellungnahme formuliert, nichts zur Judenfrage gesagt, und weiterhin ist es eine Männerkirche („Brüder“). Zudem ist das sogenannte „Verwerfen falscher Lehren“ fast Heuchelei, denn die Kirche hat erneut „die Gestalt der biblischen Botschaft der herrschenden weltanschaulichen politischen Überzeugung“ angepasst: siehe Regenbogen etc.

Auch die Stuttgarter Schulderklärung von 1945 kommt mir viel zu kurz und „lapidar“ vor.

Kunstmusik

Neu entdeckt habe ich Petr Eben (1929-2007) ❤️ – Prager Orgelmusik viel zu wenig beachtet.

Gerade weil Musik Text ist, ist Kunstmusik, Klassik oder E-Musik (sogenannte „Ernste Musik“) für viele Menschen anstrengend. Sie verstehen den Text und die musikalische Rede nicht. Unterhaltungsmusik und Filmmusik sind oft leichter zu verstehen.

Kunst sehnt sich nach Qualität und Ergriffensein. Dafür kollidiert sie manchmal und eckt an. Bei Kunst spielt ein Falsch und Richtig keine und doch eine Rolle — ein falscher Ton ist in diesem Moment ein falscher Ton, da gibt es nichts zu rütteln, so wie alle unterschiedliche Sprache dieser Erde Basis-Grammatikregeln besitzen. Man muss diese kennen, um Neues auszuprobieren, um sie überwinden und übertreten zu wollen für neue Künste, Sprachen und Ziele.

Kunst ist nicht gleichzusetzen mit Perfektion und Professionalität, als sei perfekte Leistung schon Kunst. Oh nein! Es gibt so viel musikalische Professionalität, die keine Kunst ist und die zudem nicht berührt.

Dass die musikalische Entwicklung von musikalischen Kindern oft zu sehr gesteuert wird, hin zur Bühnenmusik und in Wettbewerben beispielsweise, hat Nachteile. Leistung ist nicht gleich Kunst. Im Gegenteil.

Wenn ein Publikum aus Neid, Faulheit oder Furcht geradezu a-musikalisch oder konsumierend wird, werden sich noch weniger Menschen trauen, ihrem künstlerischen Potential wirklich nachzugehen. Bühne braucht Zeit.

19. September 2022: Organistin sein bedeutet nicht, unsichtbar zu sein. (AHS)

Künstlerin sein bedeutet generell nicht, auf sieben Zwerge hinter sieben Bergen zu warten. Organistin sein bedeutet nicht, unsichtbar zu sein, sondern das Gegenteil: Sichtbar zu sein. (AHS)

Heute erinnere ich Mary Kingsley, Forschungsreisende.
Schön, dass sich Curie vom Geld ihres Nobelpreises ein Gramm Radium gekauft hat. Was ist mein Radium?

Dresden

Bin immer noch in Dresden. Übernachte im Gästehaus. Was eine tolle Stadt, selbst jetzt, dunkel, weil wenig angestrahlt werden darf. Jetzt erst merke ich, wie düster eine Großstadt ohne Licht ist, schon ab 21 Uhr wirkt es wie Nacht. Und dann diese riesigen Baustellen.

Aber die Frauenkirche war hell und auf ❤️. Es ist immer eine Wucht, dass die Orgel direkt vorn an der Altarseite, hoch unter der Decke thront, umrundet von Gold, Stuck und Rund, buchstäblich. Was ich allerdings vermisse, ist ein Kreuz. Der bewaffnete Sicherheitsmann wusste auch nicht, wo und warum nicht.

Es gibt ein paar kleine, krumme, sehr unauffällige Kreuze, die man suchen muß.

Und gegenüber ist (leicht geschmacklos) ein bayerisches Alpenrestaurant. In Dresden an der Frauenkirche! Und wer saß drin und aß Eis mit Schlagobers (statt Sahne)? Die schwedische Fränkin, deren Alpen die Frauenkirche war, durchs Fenster. Während Dirndl-Frauen um uns herumwuselten. Zuvor holten wir uns in der Kexerei, die bis spät auf hat, ein Pfauenauge. Normalerweise bin ich kein Kekse-Fan, aber dieser Dresdner Keks war frisch, saftig und mit Marzipan.

Dresden Prohlis

Das Konzert war gut besucht, trotz dickem Regenguss kurz vorher. Durch das Publikum war die Akustik innen sehr trocken geworden. Da musste ich neu justieren. Draußen nass, innen trocken. Ich mochte die grüne Jehmlich Orgel und den Blüthner Flügel unten. Orgel plus. Beide Instrumente bedient und am Schluss ein Gebet gesungen. Ich habe schöne Blumen bekommen. 

Happy Birthday, Emilia ❤️

Neu: Hier ist sie: Orgel Dresden

 

Neu: Orgelinformation Schönefeld bei Leipzig 

Eule Orgel Gedächtniskirche Schönefeld

Henry du Mont – Allemande

18. November 2019

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Vogelerkundungen III

Mittlerweile sind die Kohlmeisen sehr zutraulich. Besonders Johann. An Regentagen verbringt er den ganzen Nachmittag auf meinem Balkon. Und zwei seiner Kohlmeisen-Kumpane sind ängstlicher, die kommen und gehen. Seine Schwestern? Sie nehmen die Sonnenblumenkerne mit. Aber Johann pickt sie bei mir auf. Dann zwitschert er. Wenn er wegfliegt, macht er einen fröhlichen Bommel in die Luft. Wenn ich auf den Balkon gehe, zwitschern sie schüchtern aus der Ferne (Nachbarbalkon). Sie haben auch meinen kleinen Zierdetopf zerschmettert, weil sie neugierig und verspielt sind.

Sie nehmen meinen Balkon fröhlich ein, vor allem morgens. Und sie hören mir beim Üben zu. Vom Flügel aus beobachten ich sie beim Futtern und Spielen. Mein Balkon ist mein Vogelhaus geworden. Eine Riesen-Voliere wie bei den vier Lübecker Märtyrern (mein Roman Frei wie die Vögel). Ein Wintergarten für Vögel. 

Mein Wunsch ist, dass sie futtern und spielen, auch wenn ich auf dem Balkon bin. Neulich sind sie fast mit mir kollidiert. Da waren sie noch etwas ängstlich. Dabei haben sie mich schon länger beobachtet. Sie wissen, glaube ich, wer ich bin und dass ich es gut mit ihnen meine. Und dass ich die Tauben vertreibe. 

 

 

 

15. Juli 2019

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Regensburg, Rügen

Das Konzert in St. Wolfgang Regensburg war sehr schön, ein Boston-Flügel; jetzt unterwegs nach Rügen zu den Orgelkonzerten. Die ICEs sind sehr voll. Auffällig ist, dass bei Tische und Stühle verstellen in Kirchgemeinden oft nur Frauen helfen, keine Männer. Aus “Emanzipationsgründen” (?) habe ich eine Flasche Wein bekommen. Am meisten aber freute mich die Schokolade 🙂

Faith is actually sometimes the opposite of performance.

Ich freue mich auf die Konzerte im Ruhrgebiet. Mir fällt auf, dass manche Menschen meinen, es sei vor allem Talent, von Gott, nicht in erster Linie viel Arbeit, als würde man einen Klavierabend oder ein Orgelkonzert mal eben aus dem Ärmel schütteln.

Schwedische Nationalhymne gerade in Deutsch gesetzt:

Du altes, du freies, gebirgsvolles Land,

du leiser und wunderschöner Norden.

Ich grüß dich, so freundlich lädt ein deine Hand:

deine Wiesen sind lieb mir geworden.

Du thronst auf Erinnerung…

3. April 2018

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Bonner Münster

Es ist anstrengend, mit einer noch ungeborenen Vision zu leben, an die ich nicht mehr denken will. Sie begegnet mir überall. Ich möchte mich entspannen, morgen ist das nächste Konzert. Stundenlang las ich begeistert  Atemschaukel von Herta Müller. Sie schreibt mit purem, divergentem Denken in einer weichen, poetischen Art — erstaunlich, dass ich dies lese direkt nach meiner Reise nach Rumänien, als wäre es vorbereitet. Kreativität ist kein passender Ausdruck mehr, ich finde sie besser als Böll und Grass, wenn ich vergleichen muss, die mir zu provozierend im ekligen Sinne sind; denn Ästhetik ist Denken. Begriffe müssen klar sein, Kreativität ist mir ebenfalls zu schwammig, dies ist kein guter Begriff. Ich müsste neue Wörter erfinden und ihre Definitionen.

Als wir das Bonner Münster besuchten, in dem gerade die Gruft von Märtyrern geöffnet ist (das Rheinland wurde lange von Franzosen besiedelt), sah ich eine große Steinfigur mittig, eine Frau, die in Wildheit und Ruhe kniend im Kleid ein Kreuz trug.

Ich sagte: Schau, das bin ich! Als wir ringsum um die Kämpferin gingen, stand auf einer Tafel: Die Heilige Helena. Er sagte: Wow. Woher wusstest du das? Ich wusste es nicht. Ich fragte: Was macht sie da? Er sagte: Sie bittet um Kraft. Das gefiel mir.

12. Dezember 2017

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Köln

Ich spielte an der Ahrend-Orgel in Köln.

Ein Stapel Noten fasziniert mich immer, ich muss hin und sie mir ansehen.

Dann hatte ich Konzert in München (Immanuelkirche) und dann in Rosenheim an der Reil-Orgel in der Nikolai-Kirche.

Meine neue Übe-Orgel Steinmeyer-Elenz (St. Josef) oder Beckarath-Orgel (St. Johannis). Trotz meiner Höhenangst bin ich ganz auf den Ulmer Münster gestiegen. #proud (es war etwas schlimm)

Bald ist Weihnachten. Nicht Rydbergs Tomte, sonders das Kind in der Krippe.

19. September 2013

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Schweden

Vollmond hier in Västergötland, Schweden, Äspered in Älvsborg län. Es ist so still, dass man nichts hört, kein Auto, nichts. Der See Tolken und die Wälder liegen in Nebel eingehüllt, Pferde grasen. Die roten Häuser stehen fest und freundlich. Die drei roten Villen, in denen Filippa, Per, Gunilla, Ingvar, Erik und ich wohnen, grüßen sich stumm. Es war heute wieder ein langer, wunderschöner Tag. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Die Dörfer liegen friedlich, Sundholmen, Björnhult, Sjötorp, Skogslund, Ulricehamn, Dalsjöförs, Toarpsdal — die ganze Toarpsområdet … die Namen sind so schön wie die Dörfer selbst mit weiten, hügeligen Wiesen.

17. September 2013

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Jönköping, Borås

Heute den ganzen Tag in Jönköping verbracht, der Stadt meiner schwedischen Wurzeln. Heute Abend Konzert.

Bereits in Jönköping in Småland sieht alles wieder ganz anders aus. Städte scheinen so unabhängig von ihrem Land zu sein.
Heute habe ich meine ersten schwedischen Elche gesehen — wenn ich den toten von vorgestern mal weglasse.
Bären hat es hier in Äspered früher zuhauf gegeben, auch Wölfe.
Heute Schafe mit schwarzen Gesichtern, weiße Kühe, Rehe, Fliegenpilze, Blumen und Elche.

Borås ist eine sehr schöne Stadt, etwas kleiner als Würzburg. Morgen gehen wir ins Kunstmuseum Abecita in Borås, dann Knalleland, Textilmuseum, Skulpturen-Gang. Heute war ich im Bastu bei Bo und Cyrene und schlief hinterher im Herbstsonnenschein auf der Terrasse ein. Ich spreche den ganzen Tag nur Schwedisch. Das ist das Beste. Dazu Mio, min Mio. Änglagård. Tranströmer.
Wir essen Torsk, Köttbullar, Strömming, Smörgås, hård bröd, Falukorv, trinken Lingonsaft, Blåbär-Mellanfil.