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3. April 2018

Bonner Münster

Es ist anstrengend, mit einer noch ungeborenen Vision zu leben, an die ich nicht mehr denken will. Sie begegnet mir überall. Ich möchte mich entspannen, morgen ist das nächste Konzert. Stundenlang las ich begeistert  Atemschaukel von Herta Müller. Sie schreibt mit purem, divergentem Denken in einer weichen, poetischen Art — erstaunlich, dass ich dies lese direkt nach meiner Reise nach Rumänien, als wäre es vorbereitet. Kreativität ist kein passender Ausdruck mehr, ich finde sie besser als Böll und Grass, wenn ich vergleichen muss, die mir zu provozierend im ekligen Sinne sind; denn Ästhetik ist Denken. Begriffe müssen klar sein, Kreativität ist mir ebenfalls zu schwammig, dies ist kein guter Begriff. Ich müsste neue Wörter erfinden und ihre Definitionen.

Als wir das Bonner Münster besuchten, in dem gerade die Gruft von Märtyrern geöffnet ist (das Rheinland wurde lange von Franzosen besiedelt), sah ich eine große Steinfigur mittig, eine Frau, die in Wildheit und Ruhe kniend im Kleid ein Kreuz trug.

Ich sagte: Schau, das bin ich! Als wir ringsum um die Kämpferin gingen, stand auf einer Tafel: Die Heilige Helena. Er sagte: Wow. Woher wusstest du das? Ich wusste es nicht. Ich fragte: Was macht sie da? Er sagte: Sie bittet um Kraft. Das gefiel mir.

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