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News

1. August 2022

Technologie kann die Menschheit zerstören. (Julia Shaw)

Die von Männern entwickelte Technologie hat das Potential, unsere Welt zu zerstören. Sie ist eine Bedrohung, da sie leicht missbraucht werden kann und wird. Sie kontrolliert uns zudem. Sie kostet Milliarden und verschlingt enorme Summen von Geld, wie beispielsweise Sicherheitskontrollen an Flughäfen (inszenierte Sicherheitskontrollen, die eher sinnlos und unwirksam sind, Demonstrationen von Sicherheit). Geld für Technologie könnte dafür verwendet werden, dass niemand mehr hungern muss. Technologie frisst.

Heute erinnere ich auch an Angela Kelly, britische Modedesignerin.

Foto: Jehmlich Orgel Wolgast

Ich bin in Staufen, im Schwarzwald. Es war sehr interessant, mit Chorleitung (bei Wolfgang Schäfer/Kurs, dieses Jahr das letzte Mal) weiter zu arbeiten. Da bin ich ja noch sehr neu im Vergleich zu anderen. Da kennen sich viele. Wegen Konzerten muss ich morgen schon fahren.

22. Juli 2022: Kunst

Weil ich bei dir Schutz finden wollte, übersah ich, dass du der Sturm bist und hätte Schutz vor dir suchen müssen. Andererseits, wer will schon ohne Stürme leben? (Frida Kahlo)

Foto: Bodden Greifswald 

Frida 

Bin unterwegs nach Würzburg.
Es ist so schön, wie Frida Kahlo über Farben schreibt. Sie hat sich oft wie im Korsett gefühlt. Was mir nicht gefällt, ist die Beziehung zu Diego. Sie ist 20 Jahre jünger und „von ihm berauscht“. Das nervt. Laut “Das Leben ist ein Fest” ist er nämlich ein sehr egoistischer Mann. Ich möchte nicht von ihm und ihrer Abhängigkeit von ihm lesen, wenn ich ein Buch über Frida lese, sondern von ihrer Kunst. Von wegen, sie war so frei. Ich bin enttäuscht und lese hier ständig, dass sie sich von ihm vorschreiben ließ, ob sie Kinder bekommt oder nicht, ob sie abtreibt oder nicht, und ob er noch neben ihr im Bett liegt. Es ist mir unbegreiflich, wie manche Frauen ihr Leben um einen Mann wickeln, wie wenn man einen Schal oder eine Bürde oder ein Joch anlegt, so wickeln sich manche Frauen einen Mann um. Anstatt zu leben.

Erschreckend ist, dass jede vierte Frau aller “Schichten” mind. einmal in ihrem Leben Gewalt erlebt hat von Männern, von Partnern!  Dies erwähnt selbst Sebastian Fitzek in einem seiner Gewalt-Romane. Wenn ich ein Mädchen sehe, dass irgendwie verletzt aussieht, ein blaues Auge hat oder ähnliches, spreche ich es an. Häusliche Gewalt ist ein Massendelikt, über das in unserer Gesellschaft noch immer viel zu wenig gesprochen wird. Angst ist für viele Frauen ein ständiger Begleiter weltweit. Was für eine Welt. Eine Männerwelt. 

Schulsystem

Wusstet ihr, dass das Schulsystem besonders in Deutschland so verkopft ist? In Schweden ist es ganz anders. Manche Ausbildungsstätten in Deutschland sind so verschult, dass man für jeden Atemzug eine Note bekommt. Da wundert es nicht, dass man notenfixiert und dadurch herabgewürdigt  und selbst als Vollblutmusikerin wieder „ein Kind“ wird. Man lernt im schlimmsten Fall nicht für die Leidenschaft, sondern für Punkte und Noten und im Vergleich zu anderen. Das Notenfixiertsein wird dadurch ungünstig gefördert, was nicht die Schuld der Studentinnen ist. Es macht hektisch. Auf der anderen Seite motiviert es natürlich. 

Neu: Fantasy Easter Hymn 

Fantasy Hymn
Orchesterwerk AHS
Gesang AHS

21. Juli 2022: Klang mit Atmung füttern

Das würde ich auch machen, wenn ich Hund wäre. Buddeln und sich im Sand wälzen.

Oh, ich war so erschöpft nach all den vielen Dingen, dass ich mal eine Zeitlang Pause mit dem Blog gemacht habe. Aber ich werde hier mit Kommentaren überschwemmt, wann ich wieder schreibe. Ich frage mich, wie es wird, wenn ich mal keinen Blog mehr schreibe. Also, ich danke allen, die gebetet haben, denn es hat alles super geklappt, zumindest fast alles – war auch 1,0 dabei, z.B. in Theologie, und einige 1,3. Es hat auch Spaß gemacht, sich neues Wissen anzueignen. Ich lerne und lese generell gern. Meistens jedenfalls. Ich stand um halb 6 auf und lernte. Und ich möchte, dass es nicht nur in meinem Kurzzeitgedächtnis ist, sondern sich in meinem Langzeitgedächtnis eingegraben hat.

Während es in Würzburg fast 40 Grad hat, haben wir hier in Greifswald Luxus mit 28 Grad, nur gestern war es über 30 Grad, aber selbst dann weht immer ein leichter kleiner Wind vom Meer/Bodden her. Es ist also gut erträglich. Aber in Würzburg und Umgebung sind die Gärten vertrocknet, und das Gras ist zu Stroh geworden. So etwas habe ich noch nie in diesem Ausmaß gesehen. Wer jetzt noch einen Klimawandel anzweifelt, wird das auch dann noch tun, wenn es kein Wasser mehr gibt. Hier aber in Pommern ist der Garten unter uns noch grün. Alles ist grün. Es macht einen Unterschied, ob es 30 oder 40 Grad ist, ob es schattig windig ist oder nicht.

Am Ryck

Abends gegen 22 Uhr ist es lau und die Luft wie Seide am Ryck. Es riecht irgendwo würzig nach Feuer. Es ist angenehm, kühler. Nachdem ich in der Bugenhagenkirche spät Orgel unterrichtet habe, sind wir noch am Ryck spazieren gegangen, denn man kommt über die Holzbrücke nicht mit dem Auto rüber, wenn man kein Anlieger ist. (Das ist auch gut.) Leute kamen spät noch vom Strand her. Auch wenn man vor lauter Gebüsch und Eisdielen den Bodden und das Strandbad Eldena nicht immer sehen kann, spürt man es überall, das Meer.

In Amberg haben sie meine Finger nach unten verlegt mit einer Kamera auf den Beamer, das gefällt den Leuten, wenn sie auch etwas sehen können. Die Funtsch- Sandtner Orgel hat in den Prinzipal-Registern eine Art eingebautes Crescendo, so dass es nach oben hin aufblüht.

Warum ich Rokoko liebe und bin? Es ist das Graziöse, das Gesamtkunstwerk, das Ziel und Absicht ist und die Gaben und Kunstarten wetteifern darum, Räume zu erschaffen, die Gottes Heiligkeit zum Ausdruck bringen. Farben, Rausch und Raum, um Gottes Majestät wiederzuspiegeln. Meine Kunst soll auch eine Repräsentation davon sein.

Ach, ich liebe Schubert Klaviersonaten. 21 Sonaten hat dieses Genie geschrieben, in so kurzer Zeit. Man spürt immer Beethoven in seiner Musik, sein Idol. Es ist süffige, wenn auch “konservative” Musik. Ich übe gerade die Sonate in c-Moll Nr. 19 D 958 von 1828 mit seinen vier Sätzen.

Foto: Funtsch Orgel Amberg

Heute erinnere ich an Franziska von Chantal, die die Mädchenschule in Amberg gegründet und die Gründung des Ordens angeregt hat. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden nur die Jungs ausgebildet. Und Mädchen nicht, sie konnten daher weder lesen noch schreiben. Das muss man sich mal vorstellen, wo doch Mädchen bis heute in der Schule stets die Besten sind.

youtube AHS

Neu: Couperin in Amberg

19. Juli 2022: Hochsommer in Pommern

Manche Menschen sind sehr kontrollig.

Theologie ist gestern sehr gut gelaufen. Psalm 23. Morgen geht es weiter. Bitte betet: 8:40 und 10 Uhr. Ich berichte das nächste Mal mehr.

Eggenfelden und Zeitz

Ich freue mich auf meine Konzerte in Zeitz bei Leipzig und in Eggenfelden (zwischen München und Passau). Das bedeutet aber auch, dass ich einmal quer durch Deutschland fahren muss in 2 bzw. 3 Tagen. Ich spiele in Eggenfelden das erste große Konzert der Reihe des Festivals, dann kommen Markus Willinger und Wolfgang Seifen und dann das Abschlusskonzert mit Markus. Die Konzerte sind gut besucht mit ca. 150 Leuten. Zungen sind frisch gestimmt. Ich lerne beide Orgeln kennen. Letztes Jahr ist alles wegen Corona ausgefallen. Zuerst aber fahre ich von Greifswald (habe hier wieder Rehe gesehen) nach Würzburg. Ich fahre wirklich oft durch Deutschland. Wenn ich irgendwo eine Abfahrtstafel sehe, wo Züge mit ihren Zielen und Abfahrtsorten gelistet werden, dann war ich schon an jedem Ort. Überall. Ich kenne alles. Das ist fast schon unheimlich.

Amberg

Was mich gefreut hat: Ich war in Amberg die Erste, die dort an dieser wunderschönen Funtsch-Sandtner Orgel August Gottfried Ritter gespielt hat. Ich habe die erste Sonate gespielt, d-Moll. An dieser Barock-Rokoko-Muschel-Orgel klang Ritter erstaunlich wunderbar. Süffige Klänge.

Das Konzert war gut besucht, man musste hinten noch bestuhlen, ca. 140 Leute. Vor Corona sind die Konzerte sogar noch besser gelaufen.

Ich finde es schön, wenn einem die Kantoren liebevoll ihre Orgel und die Schlüsseln und Türen erklären. Wie man genau was abschließt. Und dann Eisschokolade trinken.

Registerschwerter und Sesquialtera

Die wunderbaren Registerschwerter der Funtsch-Orgel haben es mir bei meinem eigenen Stück möglich gemacht, neue Klänge zu kreieren, indem ich sie auf “halb” gestellt habe und dann wie ein DJ bewegt habe. Das ist nicht meine Idee, das haben Leute schon vor mir gemacht. Aber es war trotzdem fruchtig. Besonders gefallen haben mir die Piffara (hier eine Schwebung), das Solicional (eigentlich Salicional, also Streicher), die Flötten (Flöte), der weiche Tremulant und der wunderschön ansprechende und reagierende Schweller. Die “Quinte 3” ist natürlich 2 2/3, und das Sesqui hier nur eine Terz ohne Quinte, d.h. für ein echtes Sesqui muss man hier Quinte und Terz zusammenziehen. (Bei gewissen Orgeln mag ich es auch, wenn ein Sesqui noch mit Septime oder None tönt.) Neu  hinzugekommen ist zur ursprünglichen Funtsch-Dispo der 16-Fuß im HW und die Zungen, die frisch gestimmt waren. Bernhard Müllers ist ein sehr guter Registrant und außerdem ein sehr sehr netter Mensch. Ich mag den Oberpfälzer Dialekt, es ist schon nah am Bayerischen.

Diese kleinen Gassen und Tore, der Stadtgraben wie in Nürnberg, eine Walfischfrau, überall Leben und Trubel – das gefiel mir in Amberg. Amberg hat viele tolle Kirchen und Orgeln und bekommt 2023 eine neue große Klais-Orgel.

Foto: Festival Amberg 2022

Heute erinnere ich an Toshiko Akiyoshi, Vorkämpferin für Frauen im Jazz, 1929 geboren.

18. Juli 2022: Strandbad Eldena

Lebe, wie du, wenn du stirbst, gelebt haben willst. (Christian Fürchtegott Gellert)

Bugenhagenkirche

Ich bin von Amberg wieder zurück in Greifswald. Bevor ich nach Amberg fuhr, spielte ich die wunderschöne Mehmel-Orgel 1883 in der Bugenhagenkirche. Die neoromanische, große und rote, dreijochige Kirche aus dem 19. Jahrhundert (um 1883) wurde 1958 benannt nach Bugenhagen, dem Reformator in Pommern. 5 große Schiffsmodelle schmücken die maritime Kirche, Fürbittengebete für Fischer, ein hölzerner Taufstein und ein wertvoller Altaraufsatz. Die 1883 erbaute Kirche ist nah der Wiecker Holzklappbrücke von 1887 und dem Hafenamt, beim Treidelpfad. Stralsunder Orgelbauer Mehmel und Orgelmusik aus Wieck.

An einem windigen Regentag hier in HGW, der Hansestadt am Greifswalder Bodden, mit Noten von Hans Fagius (Ausgabe). Wieck ist ein wunderschöner Stadtteil Greifswald am Ryck. Viele kleine rohrgedeckte Häuser mit blumengeschmückten Vorgärten. Wieck wirkt wie ein eigenständiges kleines Dorf, und mittendrin, wieder in einem gepflegten Friedhof, die große rote Backsteinkirche Pommerns. Es ist meine 5. Mehmel-Orgel. Sie steht auf einer niedrigen Empore, wie ein brauner Engelsflügel, süffig, romantisch im Klang, trocken-samtige Akustik. Der Klang ist also süffig-samtig. Ich bin mit meinem roten Radl hingefahren.

Im ICE Richtung Greifswald kommt man mit unterschiedlichen Menschen ins Gespräch. Heute mit Österreichern. Ich habe ihnen von Pommern vorgeschwärmt, von Rügen, Hiddensee, Greifswald und Stralsund. Davon haben sie noch nie gehört. Es muss nicht immer Mallorca sein. Die Welt ist klein. Ich habe meine Noten auf dem Tisch. Es gibt immer jemanden, der einen Organisten kennt, den ich auch kenne. Greifswald ist viel zu wenig bekannt. Auf der anderen Seite ist es auch schön, dass sie so ein Geheimnis weit weg ist, halb so klein wie Würzburg.

Amberg

Meine erste Funtsch-Orgel traf ich in Amberg. Die hübsche Stadt, kleiner als Würzburg, besitzt wie Rothenburg ob der Tauber eine Stadtmauer, ganz erhalten. Sie sollte Unesco Weltkulturerbe werden.

Lachen ist die subversivste aller Waffen. (Marjane Satrapi) Ironie und Sarkasmus hilft. Ich habe wieder Tränen gelacht, was für Kommentare.

Bitte betet morgen 14 Uhr.

Neu: Bugenhagenkirche zu Greifswald-Wieck, Eldena

Foto: Mehmel Orgel Wieck, Bugenhagenkirche

Heute erinnere ich an Victoria Abril, spanische Schauspielerin.

9. Juli 2022: Welch eine Wendung durch Gottes Führung (König Wilhelm I.)

Musik ist ein fliegender Teppich.

Heute erinnere ich an Eva Peron, Radiomoderatorin aus Argentinien – wo ich leider noch nie war. Und ich erinnere an Ursula Meyer, Malerin, die Museen liebte, eine Greifswalderin. Oder heißt es Greifswälderin?

Foto: Wunderschönes Logo von Lücken

Bildungsvermittlung: Ich liebe es, Orgeln Menschen zu vermitteln, die gar nichts mit Orgeln anfangen können oder von Kirche komplett abgestoßen sind.

Es war wieder ein schöner, relaxter Tag in Greifswald. Ich bin in der riesigen Wohnung allein. 172 qm ist gerade groß genug für mich :). Viel Chorleitung, dann Pizza mit allen.

Dressur

Abends hatte ich ein interessantes Gespräch mit einer Kollegin. Sie sagte, sie würde es hassen, dressiert zu werden. Dressur in der Musik. Sie würde dann sogar mittlerweile körperliche Symptome ihrer Gegenwehr und ihres Sträubens bekommen, wenn man ihr vorschreibt, wie sie eine Phrase musikalisch zu gestalten habe gegen ihren Willen: Ihre Hände und Arme würden verkrampfen und hart werden und sie könne ihre Hände nicht mehr bewegen. Das finde ich bemerkenswert. Erstens, dass der Körper sich meldet, wenn ein Mensch Konflikt scheut und nicht wagt, zu sagen, was Sache ist. Zweitens, dass es so weit kommt, dass es im Unterricht zu solchen Reaktionen kommt und der Lehrer das nicht merkt. Wie unsensibel. Und drittens, wie negativ sich Druck und Dressur auswirken.

Niveau

Für mich ist völlig neu, dass unterschiedlichstes Niveau in einen Topf geworfen wird. Normalerweise kenne ich es so, dass es ein Niveau gibt, oder sagen wir ein, zwei. Zwei Flächen. Es muss ja auch irgendwie verglichen und benotet werden können. Es ist verwirrend, wenn es fünf Flächen Niveau gibt und dennoch agiert wird wie mit zwei Flächen Niveau. Mit fünf Flächen Niveau hat man keine glatte See, sondern Wellen. Da geht es rauf und runter mit dem Niveau, Berg- und Talfahrt, also Musikschul-Niveau einerseits und künstlerisches Können auf hohem Level andererseits, gemischt, als würde man Champagner mit Ketchup und Zitronenwasser mischen. Auf der anderen Seite ist es auch nett, dass die Leute nicht so extrem fixiert auf Leistung und Konkurrenz sind, sondern auch mal über etwas anderes reden können.

Wenn man ein einigermaßen ähnliches Niveau untereinander hat, dann erkennt man sofort, wenn jemand besonders gut ist oder wer sich abhebt. Bei Berg- und Talfahrt-Niveau, wo fast alles dabei ist, geht es erstaunlicherweise viel eher unter, wenn jemand besonders gut ist. Schlechtes Niveau zieht Gutes runter, nicht Gutes das Schlechte rauf. Es profitieren die Schlechten von den Guten. Die Benotung schießt hierbei noch den Vogel ab. Jeder wird “nach seinen Möglichkeiten” benotet, nicht im Vergleich.

Da wird ohne Pedal gespielt wie in Musikschule und gesungen mit Kinderstimme, es wird nicht erst gehört, wenn jemand falsch singt … es ist geradezu verrückt, danach die eigenen Sachen zu präsentieren. Je mehr man sich anpasst und wenig Angriffsfläche bietet, desto besser. Es gibt hier dementsprechend Musterschülerinnen. Wird dadurch schon früh der allgemeine Zustand der Kirchenmusik angedeutet? Es ist alles dabei. Man muss mit allem rechnen. Die, die wenig können, tun sich am meisten hervor.

Ein schlechtes Gehör wird mit Charme wieder wettgemacht. Da ist man sich sicher, dass die Omas und Opas in der Kirche einen schon mögen werden. Da zählt es vor allem, ein netter, lieber Mensch zu sein, der pünktlich ist und sich an Regeln hält. Orgelspielen – liebe Zeit, das hat schier den geringsten Stellenwert. Zum Orgelüben kommt man in der Kirchenmusik am allerwenigsten. Da ist alles andere wichtiger. Je durchschnittlicher man ist, desto besser kommt man an. Hauptsache, man ist “nett”.

Kirchenmusik

Aber es gibt auch eine andere Seite: Die Musik ist nicht das Wichtigste. Sondern das Menschliche. Manche sind zwar nicht authentisch nett, und wiederum andere sind sehr hintenrum, aber es gibt auch wirklich Nette, Freundliche. Und Kirchenmusik bietet ein sehr solides musikalisch-nüchternes Fundament durch Chorleitung und Liturgie, die mir auch im Künstlerischen Neues aufzeigt: Wie ich neu und anders auswendig spielen kann, wie ich neu Musik analysieren und atmen kann, Rhythmus, Puls, Angewandte Theorie… Das Tool Kirchenmusik bietet auch für Künstler ein ordentliches Werkzeug für ihre Kunst. Und Chor – ist genial. In diesen 4 Monaten ist mir vieles aufgegangen.

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3. Juli 2022: Made in Germany?

Wenn uns keine andere Schuld trifft, so die der Lieblosigkeit. (Margarethe Lachmund)

Beherzt und mutig und sensibel sein, wie sie.

Foto: Rühlmann Orgel

Heute erinnere ich an Emilie Schomann, die erste Promovendin, Greifswalderin.

Neu: gelernt: Videos via Spalten, Datum suchen, einfügen auch oben. 

Tierpark Greifswald

Heute besuchte ich den Tierpark in Greifswald. Er ist sehr schön, kann ich empfehlen, ein guter Tiergarten mit frei laufenden Tieren. Man kann über den Wall oder den Graben (Grund) dorthin laufen. Beides ist ein hübscher Weg, grün, flach, perfekt für Radeln und Gassi, am Wasser grün vor Entengrütze. Im Tierpark gibt es alte Eichen, einen großen Teich, Störche, Waschbären, Streichelzoo, Biber, Wildschweine, Alpakas, kleine Affen, Erdmännchen, Pfaue und ein Vogelparadies.

Ich habe alle mit Kirschen und Wassermelone gefüttert. Es gibt auch ein Cafe. Im Streichelzoo hatte ich eine Tüte mit Ziegenfutter. Die Ziegen und Böcke erkannten das Rascheln der Tüte. Ich setzte mich mit der Tüte auf einen Stein. Das war ein Fehler. Die Tiere rotteten sich sofort zusammen, umrundeten mich und fielen über mich her, entrissen mir die Futtertüte und bekämpfen sich zu meinen Füßen. In Schock verließ ich den „Streichelzoo“. ☀️Diese Ziegen waren jedenfalls noch nie in der Ziegenschule. Danach spazierte ich über den Wall zum Arboretum. Das ist der Botanische Garten der Uni. Es gibt zwei Botanische Gärten in Greifswald, einen mit neuen Gewächshäusern hinter dem Bahnhof, und einen auf dem Unigelände, wo das Klinikum steht. Hier gibt es asiatische und nordamerikanische und mitteleuropäische Bäume. In schattigen Ecken stehen Bänke. Der Garten mit seinen Büschen und Moos-Sorten und Blüten wirkt exotisch, verwunschen, ein verborgener Ort. Leider hört man noch die Autogeräusche von draußen. Ich mag Autogeräusche immer weniger. Am schlimmsten finde ich den Lärm von Motorrädern. 

Arboretum Greifswald 

Charlie und ich spazierten heute allein zusammen, er hat mich akzeptiert. Es war dennoch spannend, da er ein Rüde nicht, nicht kastriert, und zudem etwas ängstlich. Wenn er andere Rüden sieht, muss ich vorsichtig sein, dass es nicht zu einem Krawall kommt. Aber ich habe gelernt, wie ich ihm Sicherheit geben kann. Viel mit ihm sprechen, nahe bei ihm sein, Leckerlis geben und andere Hundebesitzer meiden. Besonders wenn Hunde angeleint sind, muss man sie leider voneinander fern halten. Es gilt Leinenpflicht. Zudem hat Charlie manchmal die Angewohnheit, an Joggern und Radfahrerinnen hochzuspringen. Bei mir war er aber sehr brav. Man muss halt konzentriert sein. Bellen tut er nicht. Und er kennt die Wege besser als ich. Wenn ich abweiche, schaut er mich schüchtern und trotzig an. Wenn es aber ernst wäre, könnte ich ihn nicht halten. Er hat enorme Kraft, springt über Zäune und zieht. Später fuhr ich dann mit dem Radl die Wolgaster Straße entlang mit der roten Basil-Klingel mit den weißen Tupfern.

Ich mag Mecklenburg-Vorpommern und die Ostseeküste. Die Hansestädte Stralsund mit dem weltberühmten Rathaus und Greifswald (ca. gleich groß), Schwerin und Rostock an der Warnow (die größte, aber immer noch kleiner als Würzburg, und Würzburg ist schon klein) und all die kleinen Städtchen und Dörfer. Dazu die Seenplatte und die Inseln. Neubrandenburg und Anklam finden viele nicht schön, ich finde es ok. Greifswald an der Ryck ist auf der einen Seite vom Wall geschützt und von der anderen Seite vom Fluss und vom Hafen. Greifswald liegt nicht an der offenen Ostsee, sondern am Bodden. Rügischer und Greifswalder Bodden.

Rostock liegt bei Warnemünde an der offenen Ostsee. Täglich gehe ich über Caspar David Friedrichs Marktplatz mit der alten Apotheke. Die wichtigsten Werke vom Casperl (1774-1840) sind nicht in Greifswald ausgestellt, sondern in Berlin und anderswo in der Welt. Greifswald hat noch richtig kleine individuelle Geschäfte in der Innenstadt, nicht diese riesigen schrecklichen Ketten. Ich mag die Giebelhäuser und die rohrgedeckten Bauernhäuser. Dumont listet unter “bedeutenden Persönlichkeiten” 15 Männer und eine Frau. Das ist der Männer-Hype. Männer bewundern Männer. Die einzige Frau, die genannt wird, ist Brigitte Reimann, Schriftstellerin. 

Neu: 

Franck
Franck
Reger

25. Juni 2022: Orgel Welt

Heute paktieren viele Männer miteinander und nennen das “Treue”. Viel davon ist gut gemeinte Bevormundung. Gut gemeint ist meist schlecht.

Foto: Großkorbetha Weissenfels, Sachsen-Anhalt

Neu: Storchi in Greifswald

Lieber ein mittelmäßiger Frieden als ein glorreicher Krieg. (Maria Theresia)

Fürstin, Österreich. Heute erinnere ich an Haya bint al-Hussein. Jordanische Prinzessin.

Foto: Rühlmann Orgel Grosskorbetha, Weissenfels

Neu: Griebenow Schlosskapelle

Es war schön, im Liturgisches Morgengebet zu singen in der sonnendurchfluteten Kapelle, und die Kantate BWV 36 im Dom. Wir haben die Kantate in einer Stunde lernen müssen. Es ist spannend zu erleben, wie jede Dirigentin anders arbeitet.
Ob ich es zeitlich schaffe, Barbara Dennerlein zu hören? Ich habe sie noch nie live gehört und bin sehr gespannt. Ich kann erst am 23.6. wieder updaten, wie es war und was ich gemacht habe. 

Heute war ich mit Georg und Team in Dersekow an der Mehmel Orgel von 1861. Im frischen Grün liegt die ev. Kirche. Grüne Bänke (vorher rot), und oben unter dem weißen Gewölbe die vierflächige silbernweiße Orgel mit grün-roten Holzspitzen. 2 Manuale, 13 Register. In einem gepflegten Friedhof voller Blumen und großen alten Bäumen liegt die hübsche kleine Kirche mit braunem Glockenturm aus Holz, rotem Dach, Backsteinen, Innenraum grün. Meine Reportage über das schöne Pommern geht weiter. Danke an Georg Warnecke, Brunke Ziemann und Team Dersekow/Groß Bisdorf.

Orgel-Positiv Schloss-Kapelle Griebenow bei Greifswald

Theodore Dubois

Rühlmann Orgel

Mehmel Orgel

13. Juni 2022

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Leben, Geduld haben, arbeiten und keinen Anlaß zur Freude versäumen. (Rilke)

Heute erinnere ich an Teresa Enke, die sich gegen Depressionen engagiert, und an Phoebe Waller-Bridge, tabulose Kämpferin für Frauen.

Foto: Schuke Orgel Würzburg

Neu: neue große Ladegast Orgel St. Marien 1864, 2021 von Eule restauriert.

Heute besuchten wir die wunderbare, sehr gepflegte, historische Friedrich Rühlmann Orgel Opus 2 bzw. 3 aus Zörbig (Sachsen-Anhalt) von 1848 in Haardorf bei Waldau und Osterfeld, zwischen Naumburg, Zeitz und Droysig in Sachsen-Anhalt in der evangelischen Klangkirche von 1848, die ebenfalls liebevoll gepflegt ist. Es ist die älteste Rühlmann Orgel. An der Grenze zu Thüringen. Die Orgel wurde 2020 restauriert. 15 Register. 2 Manuale. Friedrich Rühlmann lernte bei Ladegast. Das merkt man absolut. Sehr ähnliche Klänge, sehr ähnliche Spieltische, ähnliche Optik generell. Wunderbar. Weiße Elfenbeintasten, schwarzer Rahmen. Raw schwergängig mit Manualkoppel. Herrliche Achtfüße und Zungen. Dunkle Orgeltüren. Rühlmann ist eine Orgelbaudynastie, die es leider nicht mehr gibt. In der wunderbaren Gegend hier hat Rühlmann um die 400 Orgeln gebaut. Er selbst baute allerdings nur 6-8 Orgeln, aber geniale, und seine Söhne Wilhelm der I. und der II. bauten sehr viele Orgeln. In der flimmernden Sommerhitze im Grünen liegt die wunderbare kleine Dorfkirche, friedlich unter großen Bäumen. Vielen Dank an Andreas Friedrich, Thomas Piontek und Bärbel Junghans. Ich liebe romantische Orgeln, historische Orgeln, kleine, verborgene Orte, verwunschene Orgeln. Frieden.

Anschließend besuchten wir meine dritte Rühlmann Orgel, in Großkorbetha, ebenfalls in Sachsen-Anhalt, im sächsischen Teil, zwischen Weissenfels und Merseburg. Ein sehr süßes Dorf. Es ist eine jüngere Rühlmann Orgel von 1872 opus 16 in der evangelischen Martinskirche, wunderbare 16 Register, 2 M, etwas größer also. Helle Orgeltüren. Sie hat ebenfalls edle weiße Elfenbeintasten, die mich an meine Kindheit erinnern, im schwarzen Rahmen. Sie hat ebenfalls eine Aeoline und einen Tremulant. Warme Achtfüße. Mit Manualkoppel raw und sehr schwergängig. Auch diese liebevoll gepflegte Dorfkirche besitzt eine wertvolle Kanzel und einen schönen Altar. Die Dörfer sind wie ausgestorben, es gibt Teiche, grüne, weite Felder.

Anschließend fuhren wir zu meiner ersten Gerhard-Orgel. Es gibt nur drei Gerhard Orgeln weltweit. Johann  Christian Adam Gerhard war ein sehr besonderer Orgelbauer. Die große, optisch wunderschöne Orgel stammt von 1819-1822 in Reichartswerben in der evangelischen Kirche in Sachsen-Anhalt zwischen Weissenfels und Merseburg. Ich liebe ihre romantischen Klänge, warm und dunkel. Tremulant, Zungen, viele Achtfüße, Pedalkoppel. Für 19 Register erstaunlich viele Pedalfarben. Und eine Schiebekoppel. Was ich besonders mag. Durch die Schiebekoppel macht das Koppeln die Manuale nicht unerträglich schwer. Während der schweren DDR-Zeiten gab es kein Geld, die Gerhard Orgel zu betreuen und zu restaurieren. Glücklicherweise wurde sie wenigstens nicht während der Orgelbewegung zerstört. 1999 wurde die Orgel restauriert von Hildebrand aus Halle, 1947 geboren. Es hat 100.000 DM gekostet. Nun wird die Orgel von Orgelbauer Zimmermann aus Halle gewartet und gestimmt. 2024 bekommt sie neue Bälge. Sie ist optisch und auch klanglich ganz anders als Ladegast-Orgeln, aber nicht minder genial. Sie hat schwarze lange Tasten mit sehr langen weißen Obertasten, ein dunkles Holz-Pedal. Ihr Prospekt ist mit Rosen und Blumen geschmückt. Tremulant, Pedalkoppel, trotz vieler Pedalfarben. Zungen, keine Aeoline. Oberhalb der hellen Orgel gibt eine große Heiliger-Geist-Sonne und die Bibel mit Alpha und Omega-Zeichen. Es war die älteste und größte Orgel heute. Die Rühlmann Orgeln sind mit Bibelversen geschmückt: Psalter und Harfe. Lobet Gott.

Alle drei sind märchenhafte Dörfer mit schönem, evangelischen Glockenklang. Bis auf die Gerhard-Orgel besaßen alle Orgeln heute ein Klangnotenpult mit Löchern.
Ich bevorzuge ein solides Notenpult. Die erste, die beantworten kann, warum, bekommt meine neue CD kostenlos zugeschickt. Oder der.

Dann aßen wir griechisch in Weissenfels in der Neustadt auf der anderen Seite der Saale an der Wehr.
Es war ein sehr schöner Orgel Vlog Tag. Danke an alle! Danke an alle, die evangelische Dorfkirchen pflegen und dafür Geld geben, dass die Orgeln erhalten bleiben. Gott liebt alle, die Kirchen und Orgeln aus Liebe erhalten – das glaube ich.
Alle Orgeln haben schöne samtig-trockene Akustik und einen schönen Turm. Einen ragenden Dorfkirchenturm.

ps: Der Tatort war sehr gut heute. Absolut toll. Frauen und ihre Gefühle werden sehr gut dargestellt.

Neu: neue große Ladegast Orgel St. Marien 1864, 2021 von Eule restauriert.

Großkorbetha, Rühlmann

Orgel-Information: Das erste Mal ist die Disposition dieser Orgel im Netz, der ältesten Rühlmann-Orgel: