20. Dezember 2022: Das Dichterherz ist wie ein Schwamm. Es saugt was auf und er schreibt‘s zam. (Manfred Rommel)
Er?
Foto: Augsburg
Schwärmen, Phantasieren und Vorstellungskraft sind eine schöner Trost. (AHS)
Heute erinnere ich an Kerstin Hesselgren, Schwedens erste Politikerin, 1872 geboren. Sie durfte weder Abitur machen noch studieren, weil sie eine Frau war. Die Welt war zu dieser Zeit komplett misogyn. Und an Alice Hasters, Journalistin gegen Hate und Rassismus, und an Johanna Ey, Galeristin.
Vorsicht Klassik?
Heute bekam ich meinen Weihnachtsbaum, Richie heißt er, der kleinste Baum der Weihnachtsbaumplantage vom Residenzverkauf, 90 cm ❤️ Er ist schon lieblich geschmückt. Ich bin zudem bettlos. Mein süßes Ikea-Bett ist gone. Heute kommt mein neues. Bin gespannt. Ich mache Fotos.
Richie hat einen starken Eigengeruch. Seitdem er hier ist, riecht es bei mir ganz anders, nach Wald, herb und rauchig. Mir tut das weh, weil es mir zeigt, dass die kleine Tanne eigentlich ganz woanders hingehört, so schön sie ist: In den Wald. Sie ist ein wildes freies Wesen, gebrochen für uns. Was mich an Albert Schweitzers Aussagen über tote Blumen als Schmuck erinnert (Blog Nr #20445).
11. Dezember 2022: Und auf fremde Lebenskünste. (AHS)
Neid richtet schmale Scheinwerfer auf fremde Lebensküsten. (Karl Foerster)
Heute erinnere ich an Obiageli Ezekwesili, Nigeria, und an Amanda Gorman, die 2036 für das Präsidentenamt der USA kandidieren will. ❤️
Leipzig:
Guido Maria Kretschmer mag ich nicht.
Und „Eine Frau. Ein Buch“ sagt mir gar nicht zu.
Foto: Stumm Orgel Bad Sobernheim
Empfehlen kann ich „Versuch einer Anleitung zur Composition“ von Heinrich Christoph Koch. Es ist zwar alte Schrift, aber die lernt man dann gleich mit.
Das Vorbild des kleinen Sebastian war u.a. Johann Christoph Bach, auch von Pachelbel verehrt. Es muss viel ausgemacht haben, dass Bach während seines Lebens stets seine Familie als Vorbilder hatte.
Es gibt eine Schönheit, die jede Frau hat: Die Schönheit der Bewegungen im täglichen Leben. (Bess Mensendieck)
Heute erinnere ich an Raja Alem, die einzigartige Aspekte auf das weibliche Leben werfen möchte. Und an Dr. Maria Reiche, Mathematikerin, und Traute Richter, Schauspielerin, die ein schweres Leben hatte.
Vieles im Gottesdienst ist ein Gesamtkunstwerk, finde ich. Reformation fühlt sich an wie ein Erbe, dem ich verpflichtet bin. Ich erinnere mich gern an meine Zeit in Berthelsdorf und Herrnhut.
Schlimm finde ich, dass Calvin vor Mord nicht zurückschreckte: Er ließ den spanischen Gelehrten und „Konkurrenten“ Michael Servet ermorden – und zwar auf die denkbar grausamste Art. Das ist natürlich fernab jeglichen Farbtupfers des Evangeliums und Machtmissbrauch. Viele Menschen sehnen sich nach einer Art reinen Liebe – daher vielleicht die Verehrung Marias – denn dass Gott und Jesus, beide durchaus auch als zornig in der Bibel beschrieben, als „reine Liebe“ gelten könnten, ist manchen suspekt.
Ich finde es schade, dass die EMMA kein “neutrales“ Magazin ist (gibt es das überhaupt?), sondern die “Ideologie“ von Alice Schwarzer vertritt (wie Pro-Abtreibung und Atheismus usw.) und sie „bewirbt“. Ich sehe Abtreibung als Mord, aber nicht in erster Linie im justiziablen Sinn, sondern im geistlichen, im spirituellen Sinn, doch verurteile keine Frau dafür – eher den betreffenden Mann. Männer dürfen natürlich nie über den Körper einer Frau entscheiden. Unterstützen kann ich es aber nicht, gutheissen und feiern schon gar nicht. Diese Art (säkulare) Frauenbewegung kann ich leider nicht gut finden. Mir erzählte einmal eine Freundin in Köln beim Abendessen im Restaurant, sie hätte letzte Woche abgetrieben. Ich fing mitten im Restaurant zu weinen an. Sie sah mich geschockt und ärgerlich an.
5. November 2022: Viele Menschen haben keine Meinung. (AHS)
Wenn man eine Meinung hat, polarisiert man eben. (Sibel Kekilli)
Foto: Leipzig Musikhochschule
Heute erinnere ich an Katty Salie, für die Kultur eine Art Gegenentwurf zum “normalen” Leben ist.
Ich mag gern die Luftpflanzen.
Zum Konzept „Shorts“ auf YT: Ich mag es, kurz und als „Appetizer“ eine Orgel oder einen Ausschnitt aus meinem Leben vorzustellen. Es ist zwar immer nur max 1 Minute nach den Vorgaben von YouTube. Dann bricht es ab. Ist aber trotzdem nett. Außerdem habe ich viele kurze Videos, die für „große“ Videos viel zu kurz wären. Die Infos stehen immer unten in der Infobox des Videos.
Ich lese Kirchenkunde und Kirchengeschichte und esse Elisen Lebkuchen Pflaume Zimt.
Heute bin ich mal Hausfrau und gebe Tipps:
1. Legt eine Quitte in das Zimmer und es riecht frisch und gut. 😊2. Darjeeling ist der mildeste Schwarztee (und der beste), zB Eilles. 3. Vogelfutter da aufhängen, wo der Dreck, den die Blaumeisen machen beim Knabbern, nicht so auffällt, aber auch so, dass man sie beim Essen sieht.
Ich mag gern Krabat. Es ist aber keine Kindergeschichte aufgrund von Gewalt und Schwarzer Magie. Ich bin mit 10 Jahren in Kontakt gekommen mit Krabat (Film) und war danach etwas verstört und traumatisiert. Krabat ist meisterlich erzählt nur für Erwachsene.
4. Oktober 2022: Wer eine Orgel nicht wie eine Geige oder ein Klavier sehen kann, sollte sich fern halten. (AHS)
Künstlerinnen leben in unbekannten Räumen. (Kiki Smith)
Die Musiklandschaft in Mitteldeutschland ist spannend, zum Beispiel das Heinrich SchützMusikfest, auf das ich mich freue, ein Festival mit Festumzug, Chören, Musik und Schauspielern.
Dom Halberstadt
Wir waren heute in Halberstadt, eine kleine schöne Stadt (Größe Weißenfels, ca. 38.000 Einwohnerinnen) mitten im leuchtenden Harz oben in Anhalt. Die Stadt wurde 1945 zu 80 Prozent zerbombt. Auch der Dom. Wir aßen chinesisch und gingen dann in den wundervollen evangelischen Dom.
Die Orgel (heute Eule) hat eine bewegende Geschichte hinter sich. Das historische Gehäuse ohne RP im Westen ist eine mächtige große braune Wand aus Engeln und Pfeifen. Man darf hierbei nie vergessen, dass es sich um ein Instrument handelt, nicht um etwas Abschreckendes, Fernes, Altes, Riesiges. Jede dieser großen (historischen) Orgeln hat einen zarten lebendigen Kern mit Herzschlag, Anschlag, musikalisch und empfindlich, in sich, zart und fein. Wenn dies nicht so wäre, würde ich Orgeln als steif und unmusikalisch empfinden und sie nicht spielen.
Ich glaube, viele Männer (die kein anderes Instrument sehr gut spielen), sehen Orgeln als etwas Machtvolles, mit vielen „Knöpfen“, um „ganz laut zu spielen“. Das ist eine sehr unmusikalische Einstellung. Denn: Was macht ein Instrument aus?
Was ist ein Instrument? Etwas, das lebendig und dynamisch ist und schwingt und atmet und Klänge erzeugt, die von ganz leise bis laut gehen. Wer eine Orgel nicht wie eine Geige oder ein Klavier sehen kann, sollte sich fern halten. Wer nur von Größe und Macht und vielen Knöpfen angeturnt wird, ist ein unmusikalischer Mensch. Wer kleine Orgeln ablehnt, ist meiner Meinung nach ein Unkünstler. Ich befürchte, dass es davon in der Kirchenmusik viel zu viele gibt.
Eule-Herbst-Röver-Orgel Dom zu Halberstadt, 66 Register, 4 Manuale. Zuvor gab es hier die größte gotische Blockwerkorgel von Faber und Kleng (1495), jedes Werk auf einer Windlade, 20 Bälge. Dann gab es eine David Beck Orgel um 1590 mit Pedal, dann eine Ernst Röver Orgel 1901 mit pneumatischen Kastenladen ❤️. Diese wurde 1945 zerstört durch Feuchtigkeit. Vor Röver war es eine große Herbst-Buchholz-Orgel um 1718 und 1837. In den Herbst-Prospekt und mit Material von Röver baute Eule eine neue Orgel, die jedoch bald erneuert werden soll. Zudem soll der Lichttunnel von Herbst wieder einfallen dürfen. Hüfken hatte 2000 die Setzeranlage eingebaut.
Vorn im Dom gibt es ein entzückendes Positiv. Der Lettner ist gewaltig und hoch verziert. Wir besuchten die Ausstellung des berühmten Domschatzes.
Domschatz Halberstadt und Aberglaube
Hierbei muss ich leider folgendes anmerken, es liegt mir auf der Seele:
1. Der angepriesene Domschatz (Eintritt 16 €) ist geraubtes Kreuzfahrer-Gut aus anderen Ländern, als der Dom noch katholisch war. Es wird also ein Schatz bestaunt, an dem Blut klebt. Konstantin hat geplündert, geraubt und gemordet und brachte dann das Diebesgut zu sich und in den Dom. Es sollte zurückgebracht werden. Als Halberstadt 1945 zerbombt wurde, überlebte nur der Schatz, und zwar vollständig. Sagt das nicht alles aus? Zurück damit!
2. Der Schatz ist blasphemisch dargeboten: Es heißt allen Ernstes, die „Schädeldecke des Stephanus aus der Bibel“ sei in der „Reliquie“. Das ist natürlich absurd, erstunken und erlogen und damit Blasphemie. Belege fehlen natürlich hinten und vorn. Es ist purer Aberglaube. Ich kann so was nicht gut heißen. Die Leute werden für dumm verkauft.
3. Weiter heißt es, „Kreuzsplitter des Kreuzes Jesu“ seien „in Kunstwerken über dem Lettner eingearbeitet“. Das schießt dem Faß den Boden aus. Kann es sein, dass für Leute, die solche Lügen behaupten, die Bibel nur eine Legende ist, mit der sie machen können, was sie wollen? Dass sie im Heiligen Land geplündert und bedroht haben, damit sie irgendwelche „Gebeine“ mitbringen können? Dass sie nicht glauben, dass Jesus und Stephanus reale Personen waren?
Dann ist das pures Heidentum ohne Ehrfurcht. Das betrifft jeglichen Reliquien-Aberglauben, auch im Kölner Dom. Es werden aus realen Ereignissen lächerliche Märchen und Raubzüge gemacht. Eine blonde Locke der Jungfrau Maria – wie dumm kann man sein! Maria ist nicht blond gewesen und Locken hatte sie sicher auch nicht – und ganz sicher ist ihr Haar nicht in einer „Reliquie“.
4. Dieser sogenannte harmlose Kult ist Raub und Spott und eigentlich eklig und respektlos und traurig. Ich bin froh, dass zumindest nicht gesagt werden kann, Jesu Schädeldecke sei in einer Reliquie.
Sicher, viele dieser Abergläubler würden es lieben, das behaupten zu können. Geht aber nicht. Denn er ist auferstanden ❤️ Pech für Reliquien-Gläubige (was eine eigene Religion zu sein scheint).
Sehr schön ist der große Domplatz und der Kreuzgang mit Brunnen (erinnert mich sehr an Merseburg), die Türme und Glocken.
Ich bin in Görsbach bei Nordhausen angekommen, Grenze S-A und Thüringen. Morgen ist hier schon Erntedank und mein Konzert und dann Feiertag für alle ❤️. Tag der Deutschen Einheit! Möge diese Einheit eines Tages wirklich da sein. Ich finde es schön und symbolisch, dass ich dies „im Osten“ verbringe.
Ich kann es nicht fassen, dass es schon Oktober ist. Will das nicht!
Uns ist, als ich abgeholt wurde, ein Reh ins Auto gelaufen. Es war groß und gespenstisch weiß und lief direkt ins Auto, wir konnten nicht bremsen. Ich war geschockt wegen dem Reh. Es war dunkel. Ein Aufprall direkt auf das Herz. Wir warteten auf die Polizei. Viele hielten und fragten, ob alles ok ist. Der neue große BMW war ziemlich kaputt. Ich blieb im Auto sitzen. Ich wollte das Reh nicht sehen. Die Luft roch plötzlich nach Blut. Der Polizist am Telefon wirkte etwas schwer von capé, ich musste ihm mehrfach sagen, dass das Reh tot sei, und er sagte, das würde ich nur vermuten. Vielleicht wollte er mich trösten.
Dann nahm mich ein Autofahrer mit nach Görsbach, denn ich wollte an die Orgel. Es waren nur noch 3 km nach Görsbach. Es kennen sich alle auf dem Land und sind sehr hilfsbereit. Ich bin True-Crime-versiert und setzte mich hinten hin und sagte, dass man mich schon an der Kirche erwarten würde und alle im Ort wissen, dass ich morgen das Konzert spiele und so weiter. Trotzdem war mir mulmig, als er plötzlich rechts abbog. Aber es war ein ganz normaler netter Typ, der sogar wartete, bis meine Gastgeber die Tür geöffnet haben. Ich glaube, ich wecke bei manchen einen Beschützerinstinkt, weil ich, ohne es zu merken, aufgeregt bin und dann mit ganz heller Stimme spreche. Aber wer wäre da nicht durch den Wind nach so einem Unfall? Wer rechnet denn mit so was?
10. September 2022: Kunst ist die frühe und späte Schwinge des Ausdrucks, die erste und letzte. (AHS)
Wahre Schönheit und Weiblichkeit sind alterslos. (Marilyn Monroe)
Eine sehr besondere Frau. Was man ihr wohl angetan hat? Weil sie so besonders war? Schönheit ist nicht künstlich herstellbar. Heute erinnere ich auch an Germaine de Stael, 1766.
Ich höre die alte Platte Jan Hora mit Brahms an der Orgel. Schön!
Kunst ist die frühe und späte Schwinge des Ausdrucks, die erste und letzte. Ihre Grundlage aber ist Gott. (AHS)
Queen Elisabeth ❤️ 😥
Ihr glaubt es nicht, heute habe ich… Lebkuchen gekauft. Ahh! Im September! (schäm)
Übrigens haben mich Leute nach meinem Spitznamen (Kosenamen) gefragt: Ann. Andlen. Der Kosename meiner Mutter ist Ami. Aber natürlich nenne ich sie so nicht. 😊
Neu: Orgel-Information Stumm Orgel Bad Sobernheim:
Vor 1000 gebaut, 1259 dem Domstift übertragen in Mainz, romanischer Nordturm, 1484 fertiger Neubau, 1500 Bau des Westturms, renoviert 1900 und 1959.
Sehr schöner, brillanter Klang, besonders schön ist das Rückpositiv und die 19 Töne im Pedal. Wunderschöne zweimanualige Orgel, dreifache Keilbalganlage (rekonstruiert). Orgelbau Müller restaurierte und rekonstruierte die Orgel 2003-2005. Orgelbau Müller (Merxheim) hat sehr viele Stumm-Orgeln restauriert mit viel Erfahrung.
31. August 2022: You cannot hate matter and love form. (Louise Glück)
Stimmt. Auch ich liebe Form.
Wenn Exzellenz und Genialität aufeinandertreffen: Exzellenz entsteht nur durch harte Arbeit. (AHS)
Und Leidenschaft natürlich. Im Grunde setzt die harte Arbeit der Exzellenz auch automatisch einen gewissen Grad von Demut voraus. Das soll als Ermutigung dienen denen, besonders den Frauen, die von Neidischen und Faulen als undemütig und unbescheiden betitelt oder beschimpft werden.
Heute erinnere ich an Jeanine Anez, Politikerin, die dafür kämpft, dass nicht nur Testosteron unsere Welt regiert.
Foto: Französische J.A. Silbermann Orgel in Buchsweiler 1778 (Ende 2. Generation)
Marmoutier, Abteikirche Sankt-Martin
Abbatiale Saint Martin in Alsace. Die geniale frühe, große, französische Andreas Silbermann-Orgel, 3 M, von 1710 in der kath. Abtei zu Marmoutier im Elsass, Frankreich: Von seinem Sohn Johann Andreas wurde sie 1746 erweitert. Restauriert wurde sie von Alfred Kern 1955, dem Jürgen Ahrend Frankreichs, und auch von Mühleisen.
Silbermann Orgel Marmoutier
Während die J.A. Silbermann Orgel in Bouxwiller (Eglise prot.) für eher galante Klänge bestimmt ist, in einer beinahe quadratischen Kirche, am Ende seiner Karriere vom Sohn Johann Andreas (2. Generation) gebaut, Sohn von Andreas, und von Alfred Kern 1968 restauriert, ist in Marmoutier im Vergleich zu dieser späten 2. Generation eine frühe 1. Generations-Orgel von Vater Andreas Silbermann: Erhaben, gravitätisch in großer Akustik. Eine ganz andere Ästhetik in einer ganz anderen Akustik. Die riesige Kirche in Form eines Kreuzes mit sehr langem Langschiff besitzt mindestens 4 Sekunden Nachhall. Diese Orgel ist für mich die Königin dieser ganzen Orgelreise. Früher stand sie vorn an der Südseite, bevor sie 80 Jahre später auf die Westempore kam. Was für eine Form! Was für ein Klang! Unglaublich gravitätisch. Pure klangliche Autorität.
In 10 Tagen habe ich 21 Orgeln kennengelernt. Davon ist diese hier die Schönste. Ich musste weinen vor Staunen. Staunen, Ehrfurcht und Bewunderung – Staunen ist ein wunderschönes Gefühl.
You cannot hate matter and love form. (Louise Glück)
Königin Marmoutier:
Strasbourg, Frankreich
Die wunderschöne Großstadt Strasbourg (Hauptstadt Elsass) ist mehr als doppelt so groß als Würzburg mit 270.000 Einwohnerinnen. Überall elegant gekleidete Frauen auf Fahrrädern wie in Paris. Es war mein drittes Mal in Strasbourg. Wir aßen lecker Risotto in der Nähe von St. Thomas am Wasser, begrüßten Albert Schweitzer (Statue), kühlten unsere Füße am Brunnen, tranken starken Kaffee und aßen sehr teures Eis (eine Kugel hieß Violett). Wir waren auch im Käseladen in der Nähe vom Münster, in dem es verführerisch duftete und schmeckte, aber jeder Slice Käse teuer, besonders Ziegenkäse mit Trüffel. Es erinnerte mich an Holland: Alkmaar.
Ich kaufte mir ein rotes Strasbourg-T-Shirt. Dann spielten wir die geniale Silbermann-Orgel in St. Thomas.
Eine Zeitlang war Elsass deutsch, was man überall sehen kann an den Strassenschildern zu den Gassen – aber seit dem Zweiten Weltkrieg spätestens wieder französisch.
Silbermann Orgel St. Thomas Strasbourg
Die große 1741 gebaute J.A. Silbermann Orgel, 3 M, 42 Register, also ebenfalls vom Sohn (2. G) aus hellem Lindenholz mit Engelsköpfen und Blumensträussen, angestrahlt, recht tief stehend auf der Westempore, gilt als eine der best erhaltensten der 13 Silbermann Orgeln im Elsass. Sie wurde von Alfred Kern 1979 /2009 (Blumenroeder) restauriert und von Albert Schweitzer in dem Sinn gerettet, dass er einen kompletten Neubau 5 vor 12 verhinderte. Rechts unten steht der alte Spieltisch der Orgel (ebenfalls 3 M), auf dem Schweitzer gespielt hat und zuvor Mozart. Die Kirche ist gut besucht von Touristen und vorn im Chor zwischen der alten Kunst geschmückt mit einem modernen Kreuz, das eher wie ein weißes T-Shirt aussieht. Rechts vorne steht die hübsche Chororgel von Dalstein und Haerpfer, die Orgelbauer von Schweitzers Orgel in Gunsbach.
Ich spielte Scheidemann, Bach und Henry du Mont.
Der alte Spieltisch 1778 Saint-Thomas Strasbourg
Theologie und Theodizee
Gott denken, wie geht das? Ist hierbei der “Gottesgedanke” der postmodernen Neuzeit entscheidend? Existiert Gott nur, weil oder wenn wir ihn denken? Die Theologie hadert immer noch: Weder Kant noch Schleiermacher noch Buber noch Luther etc. scheinen die berühmte “Theodizee”-Frage beantwortet zu haben? Wie können Menschen Gott den Vorwurf machen, dass er “Leid zulasse.” Menschen haben kein Problem damit, für andere Leid zuzulassen, mehr noch, bewusst anderen Leid zuzufügen. Aber vermutlich ist auch daran Gott schuld. Ist Gott schuld an der Bosheit und dem Egoismus des Menschen? Was mich wundert: Die Theologie zitiert noch immer Thomas von Aquin, der behauptet, Gott könne nicht definiert werden (hat er schon mal die Bibel gelesen?), oder Johannes von Damaskus, der behauptet, wir können nicht wissen, was Gott ist (Gott ist auch nicht was, sondern wer, und wer er ist, können wir wissen). Das moderne Denken und der absurde Streit (Historizität) über Gott ist fern von der Primärquelle, der Bibel.
Silbermann Orgel St. Thomas Strasbourg:
Ich merke, dass es in der heutigen Theologie humanistisch zugeht: “Die Grundmetapher des Christentums offen halten” – als ob der christliche Glaube und die Bibel nur Metaphern sind. So denken Pfarrer und Theologen heute? … unter der “neueren Theologie”, als Ersatzbegriff für Glauben.
Man kann sagen, dass diese Theologie der Atheismus ist, der in die Kirche eingezogen ist.
28. August 2022: Freue dich an den Boten Gottes. (AHS)
In jede hohe Freude mischt sich eine Empfindung der Dankbarkeit. (Marie von Ebner-Eschenbach) Hohe Freude, was für schöne Worte.
Heute erinnere ich an Gioconda Belli, die Solidarität als Zärtlichkeit bezeichnet, Freiheitskämpferin aus Managua.
Foto: Stumm Orgel kath. Kirche Rhaunen, Hunsrück
Stumm-Orgelfahrt Hunsrück, Eifel
16 Orgeln in 5 Tagen: 10 Stumm-Orgeln, 3 Klais-Orgeln, 2 Teschemacher-Orgeln und eine Gerhardt-Orgel. Ich träume nachts von Orgeln. Stumm-Orgeln in Rhaunen (2x), Sulzbach, Merxheim, Altweidelbach, Simmern, Bad Sobernheim, Ober Kostenz, Karden und Treis waren besonders spannend. Ich war gestern auch zu weiteren Stumm-Orgeln eingeladen worden, aber habe es zeitlich nicht untergebracht, dieses Mal. Die meisten Stumm-Orgeln sind von Klais oder Müller restauriert worden (Müller hat bei Klais gelernt), oder von Orgelbau Förster-Nicolaus.
Wir waren in einem schönen Ferienhaus untergebracht. Hunsrück hat leider keine Fahrradwege, so weit ich es gesehen habe. Motorräder und Wanderwege: Traumschleifen. Die Gegend an der Mosel, an der Nahe, hier im Rheinland, in der Pfalz und im Saarland ist wunderschön. Wir hatten sonniges Wetter durchgehend.
Sehr schön war auch die kleine einmanualige Stumm-Orgel in Ober-Kostenz, seitenspielig, und die große zweimanualige in der katholischen Pfarrkirche in Rhaunen (brillante Akustik, vorderspielig, also man spielt von der Westempore oben mit Gesicht zum Altar, die Orgel im Rücken), beide romantisch, mit originalen Zungen, um 1890.
In der evangelischen Kirche in Rhaunen steht die geniale Stumm-Orgel von 1723, die älteste erhaltene. Sie steht vorn, seitlich beim Altar, als Gesamt-Kunstwerk auf einer Holz-Empore, auf Holzsäulen, wirkt dadurch ebenerdig, ist von außen verschlossen wie eine Muschel und deswegen hinterspielig. Ich habe so etwas noch nie gesehen.
Die Orgel wurde damals von Oberlinger verändert und pneumatisiert, mit eigenem Spieltisch. Dieser (kaputte) Oberlinger-Spieltisch steht nun einzeln einsam gegenüber auf der Empore. 2004 wurde die Orgel von Müller wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückgeführt. Oberlinger galt als Nachfolger von Stumm, ging jedoch insolvent. Die originale Windlade kam über Umwege von Neuwied zurück in die Orgel.
Stumm-Orgel Simmern
Die meisten seitenspieligen Stumm-Orgeln waren links-seitenspielig, außer in Altweidelbach, dort rechtsspielig. In Simmern, 2 M, links seitenspielig, spielten wir das Konzert. Ich liebe dort das Cornett, die Vox Humana, die Vox Angelica, die geteilt ist. Mit diesen Solostimmen kann man geschickt aus einer zweistimmigen eine vierstimmige Orgel machen. Das obere Manual singt vokal. Das untere Manual singt instrumental. Nach meinem Muffat setzte der sehr laute Posaunenchor ein.
Früher hatte Steinmeyer die Orgel stark verändert und vor allem das Pedal erweitert, bevor Müller die Orgel wieder zurückrestaurierte. Vorne steht noch eine kleine „Chororgel“ von Steinmeyer auf Rollen.
Orgel-Restaurierungen
Das Thema Orgel-Restaurierungen ist ein spannendes Thema für sich. Man hat auf diesem Gebiet viel dazu gelernt und tut es immer noch. Es wurden neue Maßstäbe gesetzt. Es gibt wichtige Vorbilder. Jedoch ist es immer ein Eingriff. Ich mag gern „jungfräuliche“ Original-Orgeln. Aber die gibt es kaum noch. Die meisten Orgeln wurden irgendwann umgebaut oder verändert, was ja auch zur Geschichte der Orgel dazugehört.
Schade ist, dass Eigenarten, Besonderheiten und Ungleichmäßigkeiten oft weg-„restauriert“ wurden (Kernstich etc.). Das ist oft klanglich fatal oder dumm. Trends haben vieles zerstört. Dumme Organisten, die sich einer Orgel nicht anpassen wollen. Die sich selbst verwirklichen wollen. Zu viel Geld. Unwissende oder unkünstlerische „Orgelsachverständige“.
Morgen geht es nach Frankreich. ❤️
Foto: Stumm Orgel Rhaunen ev. Kirche 1723: Älteste erhaltene Stumm-Orgel: