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Ann-Helena Schlüter

Nachtschöpferin

“Die Seele eines Landes liegt in ihrer Musik. Ein Land, welches seine Musik verkauft, ignoriert oder dem Kommerz preisgibt, verdient es, Coca Cola als Folge zu haben.” (Maya von Patel)

Die lettische und litauische Volksmusik berührt mich sehr. Ich liebe Riga und ihre neuen Klänge. Volksmusik und Chormusik formen eine Nation. Musik sagt das Unsagbare und verbindet uns mit unsichtbaren Fäden. Vor allem aber hat sie eine internationale Allgemeingültigkeit, was unsere innere Sprache und unsere Gefühle angeht. Wenn ich in einer Woche Moskau besuche, werde ich andere Musik hören.

Afrika

Intuitives zu verbinden mit Logik, Konzentration und Erfahrung ist eine Herausforderung — es muss sich verbinden lassen.

Wenn man Künste miteinander verbindet, heißt es nicht, dass man sich verzettelt. Es bedeutet nur, dass man zurückkommt zu dem, was große Künstler auch getan haben.  Intuition ist die Bereitschaft, neue und risikoreiche Gedanken und Wege zuzulassen, selbst wenn sie der bisherigen Erfahrungen, der Norm und der Statistik widersprechen oder Widerstände und damit Schmerzen bedeuten, Kritik.

Oft gibt die Intuition die richtige Lösung für den entscheidenden Moment. Sie ist eine prophetische Vorahnung, deren Äste und Krone nach oben wachsen, sich ausbreiten: dorthin, wo die Sonne ist. Sie ist teuer. Sie ist die Königslinie (wie beim Schach), das Ziel zu ‘schlagen’ in dem Sinne, es zu erreichen und nicht zu verfehlen.

Es geht dabei um den richtigen Zeitpunkt. Dazu muss man manchmal schnell und mutig sein können und auf der anderen Seite geduldig bereit, auszuharren. Es gibt zudem eine spezielle Art der künstlerischen Intuition, die Neues möglich macht. Sie verfehlt das Ziel nicht.

Edinburgh

Es gibt ein aktives, verletzliches Loslassen für die Freiheit, die Avantgarde – für ein zartes Herz mit starken Wurzeln, eins, das Sinn macht und in eine starke Freiheit und Weite führt: ein Herz ist ein Kämpfer an der Front und setzt sich für andere ein.

Das Herz sucht und pumpt und weist mit Blut und Atem auf das Leben hin.

Korsika

“Was vor uns liegt und was hinter uns liegt, sind Kleinigkeiten im Vergleich zu dem, was in uns liegt.” (H. Thorau)

Ich bin heute eine Flügel-Zigeunerin. Meine Geige ist das Klavier.

  

Köln und Aachen

Auf einer Tour, Musik unter das Volk zu mischen, den Menschen Musik zu bringen, die in keinen Konzertsaal gehen, wie zum Beispiel auf der Kölner Domplatte — Musik ist grenzenlos. So spielte ich auf dem Dreiländerpunkt Belgien/Deutschland/Holland.

Musik ist sinnlicher Intellekt. Ein Künstler ist inspiriert von Geist, auf der ernsthaften Suche nach Wahrheit, mit Sinnlichkeit (mit den Sinnen zu erfahren).

Ein Künstler kann durchaus eine tickende Zeitbombe sein, wenn sie sich nicht mehr auszudrücken wissen. Daher ist Charakter wichtig.

Ballade

Gedichte sind Balladen mit Musik im Klang und werden manchmal von mir vertont. Musik heute kommt mir heute oft nicht wie Musik, sondern wie Unterhaltung oder eine Art Spiegel des gesellschaftlichen oder individuellen Herzens vor.

Aber Musik ist mehr: sie ist eine Sprache für und aus einer anderen Welt, einer Welt in uns und einer, die gleichzeitig nicht von dieser Welt ist, von einer Welt, nach der wir uns so sehr sehnen. Musik ist für mich die eindrücklichste Form von Literatur und Sprache.

Was werden will, muss man sein lassen.

Köln

Was ist positiver Zerbruch?

“Die meisten betrachten die Victoria Fälle von Zambia aus. Aber um ihre volle Pracht erleben zu können, muss man ganz nach unten, nach Zimbabwe.”(Stefanie Flamm)

Loszulassen, nach unten zu gehen, ins Nichts, ins Tal – doch im Verborgenen entdeckt man endlich die Tiefe, die man braucht für alles.

“Und wenn du nichts getan hast in deinem Leben, außer dein Herz immer wieder zurückzubringen, nachdem es wanderte und litt, nachdem es fortlief, so hast du doch dein Leben wohl erfüllt.” (Franz von Sales)

Langeoog

Leben und Wahrheit gehören zusammen. Franz Werfel schreibt in seinem Roman über Verdi: “Die Wahrheit nachbilden mag gut sein, aber die Wahrheit erfinden ist besser, viel besser…”

Nun, es geht nicht darum, Wahrheit zu erfinden, sondern sie überhaupt erst zu erkennen und zu erforschen. Beim Erfinden von Wahrheit kommt oft nur etwas Verdrehtes heraus. Es gibt genügend Gerüchte, dass es nicht noch mehr Clichés und Halbwahrheiten braucht.

Ein Beispiel hier ist Thomas Bernhards Roman “Der Untergeher”: Für die normale Gesellschaft kann sich so das Bild des “seltsamen, verrückten Musikers” noch mehr verankern.

Das Leben begabter Menschen als Mittel zum Zweck für Lebensforschungen, Lebensphilosophien und Imagination herzunehmen, zu fälschen, zu übertreiben, Neid und kindlich blinde Bewunderung, finde ich verantwortungslos. Ist es nicht viel wichtiger und hilfreicher, zuerst die Realität, dann die Wahrheit zu erkennen? Musik dient dazu, Wahrheit widerzuspiegeln.

Hören ist Denken und Wahrnehmen

“Hätte ich früher erkannt, dass der winzige Palast meiner Seele einen so großen König beherbergt, dann hätte ich ihn nicht so oft allein gelassen.”(Terese von Avila)

Es ist interessant, sich mit horizontalem und vertikalem Hören zu beschäftigen: Melodische Linien, Artikulation im Detail-Kontext zu hören, nicht nur vertikal Charakter, Klang, Tempi insgesamt.

Eine Pianistin ist meist gewissenhaft und diszipliniert; pedantisch war ich noch nie, eher Klang. Jetzt aber stelle ich fest, dass der Schlüssel Artikulation hilft, um von hinten sozusagen, vom Kleinen aus alle Räume aufzuschließen. Bisher arbeitete ich meist vom Großen ins Kleine.

Bonn

Widerspiel

Lothar Zenetti schreibt, zu glauben macht nicht satt, im Gegenteil, es verhindert, dass man satt wird. Es macht sogar hungriger. Doch Hunger und Durst nach Gerechtigkeit weckt Glaube und ist der beste Koch. Und wenn wir dann Wasser schöpfen, wird es Wein.

Es ist nicht gut, mit geglückten Halbheiten zufrieden zu sein. Jedoch der Zwang zur Perfektion macht Kunst trotzig und nicht offen.

Nur im hungrigen Sattsein wird Musik weich und nicht gewaltsam in der Suche.

Das Klavier ist ein wissenschaftliches Instrument. Darauf zu forschen ist ein großer Teil jeder pianistischen Entwicklung. Forschung und Wissen sind kreativ, jede Forschung.

Warum kommt es mir dann vor, als würde man in Instituten eine Subwelt fern der Realität betreten, eine geheimnisvolle Bibliothek der Geschichte, ein Archiv der Ideologie, aus der man Formeln und Regeln zusammenträgt, als würde man an den wirklich wichtigen Dingen vorbeiwissen, an der Musik vorbei?

Um nicht betriebsblind zu sein, um sich Kreativität zu erhalten, sollte man auch auch im Ausland und in der freien Marktwirtschaft tätig sein. Viele Menschen scheinen ihr ganzes Leben in Schule und Uni zuzubringen und damit in einer umzäunten Welt der Anpassung, Abhängigkeit, Machtspielchen.

Gedanke 11: Dichtkunst

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Dichtkunst

“Das Entscheidende bleibt aber: die Musik als Musik. Sie ist da, weil sie eben etwas ist und nicht, weil sie etwas bedeutet oder gar auf etwas verweist.”(Elmar Lampson)

Nun bin ich überzeugt, dass Musik und Kunst in ihrem Dasein auf etwas verweisen wie es auch Menschen tun: auf die Ewigkeit. Musik möchte Herzen verändern, ist eine Botschaft, da auch jeder Mensch eine Botschaft ist. Ich bin auch wie ein Perpetuum Mobile, komme immer wieder zurück zu meinen Leidenschaften.

Salzburg

“Alles, was ich einmal war, all mein Schein fällt zu Boden. Meine Gerechtigkeit, meine guten Vorsätze, meine rechten Motive, sie fallen von mir, Schicht für Schicht. Der Liebhaber meiner Seele ist es, der mich entblößt. Wie die verborgenen Dinge meines Lebens sichtbar werden und die nur äußerlichen Vorzüge von mir abfallen, sehe ich, dass ich nicht bin, was ich dachte zu sein.” (Dahlhaus)

“Darum siehe, ich will sie locken und in die Wüste führen und dort freundlich mit ihr reden.” (Hosea 2, 16) “Wenn ich nur dich habe, frage ich nicht mehr nach Himmel und Erde.”

Menschen in der ‘Wüste’ verdienen höchsten Respekt, keine Verachtung, da man Wüsten durchaus umschiffen kann — was für viele besser aussieht: am ‘Strand’ mit Dauererfolg, Lächeln, scheinbarem Wachstum.

27. Dezember 2010

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Jahreswechsel

Ein Jahr geht zu Ende. Es war ein kreatives Jahr, in dem ich viel gelernt habe. Menschen sind immer wichtiger als Visionen. Es ist nicht immer leicht, operativ auszuführen, zu managen und aktiv umzusetzen, was man als Vision in sich trägt. Der Roman ist unterwegs zu Verlagen. Es war noch mal sehr viel Arbeit, ihn zu bearbeiten. Ich bin froh und dankbar für meinen Lektoren, Professor aus Heidelberg.

Deswegen und wegen den vielen Konzerten habe ich den Abgabe-Termin meiner Magisterarbeit vom 20.1. auf den 1. März verschoben. Schreibt man so viel, ist es nicht leicht, aus dieser Welt wieder in die Realität zurückzukehren. Die Wissenschaft ist eine so andere Sparte als Lyrik und Belletristik. Für den Auftritt im Omnibus probe ich mit einer Band, und das ist wirklich spannend und noch mal eine ganz andere Welt, mit Schlagzeug, Bass, Keys, E-Gitarre und diesen tollen Jazzmusikern zu proben. An den eigenen Liedern.

16. Dezember 2010

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Bibel-TV

2 Stunden Aufnahmen am weißen Yamaha für Bibel TV, Beethoven, Chopin, Bach, Piano Improvisationen & Liturgie, schon um elf Uhr früh, ziemlich früh, danach Talk mit Heiko Bräuning, alles gut gelaufen, während ringsum Schneegestöber tobte. Das Filmteam und der Soundmann (lLivesound) aus Herrenberg, Leipzig und Pforzheim waren super nett, das Hotel, das Essen und selbst das Taxi, ein Benz mit Rückenheizung, sehr angenehm.