Startseite Nach oben

Reisen

14. September 2022

Im Unglück finden wir meistens die Ruhe wieder, die uns durch die Furcht vor dem Unglück geraubt wurde. (Marie von Ebner-Eschenbach)

Heute erinnere ich an Caren Miosga, Fernsehmoderatorin, und an Laura Boldrini, Politikerin, Italien.

Femizide: Fakten

Ich bin erschüttert, wieviele Femizide es in Europa gibt. Es sind über 100 pro Jahr pro Land, auch in Deutschland: Männer, die ihre Frauen töten, besonders, weil sie sich trennen wollen. Wenn man diese mit Sex-Morden (Vergewaltigung, Menschenverschleppung) addiert, werden Hunderte Frauen pro Jahr pro Land von Männern ermordet, von der Dunkelziffer und von der weltweiten Situation ganz zu schweigen.

Dies ist ein sehr krasses Zeichen des immer noch stark existierenden Patriarchats. In Deutschland ist das Wort Femizid noch gar nicht etabliert bei Polizei und Justiz. Wen wundert es. Ermordung von Frauen sind in Europa die wesentlich größere Bedrohung als Terror. Terror-Morde sind um ein Vielfaches geringer: 7 zu 149 Femiziden pro Jahr!

Der tief sitzende Haß gegenüber Frauen ist enorm. Die Gewalt gegen Frauen ist um ein Zehnfaches höher als rechte oder linke Gewalt. Europa vertuscht diese Zahlen. Die Strafen sind in Deutschland lächerlich. Frauen in der Justiz haben nicht geholfen.

Erweitert: Orgel-Information Pomssen

Richter Orgel Pomßen (Pomssen) bei Leipzig

Pomßen

Kostbare, spätromanische Dorfkirche mit großem Westturm im Leipziger Land der Vereinigten Mulde: Die Wehrkirche in einem gepflegten Friedhof besitzt die älteste spielbare Orgel Sachsens und ist reich ausgestattet im Stile des Barock und der Renaissance unter der Herrschaft von Ponickau. Sie ist ein Zeichen europäischer, kulturhistorischer Kunst. Sehr schön ist das Schloss Pomssen mit dem Wappen der herrschenden Familie von Ponickau.

Engelschor, Loge, Renaissance

Die herrschaftliche, zweietagige Patronatsloge in der Wehrkirche an der Nordwand gehörte ebenfalls dieser Familie und wurde von ihr 1686 errichtet. Sie ist verziert mit Stuckarbeit und Bogenfenstern, nur vom Friedhof zu erreichen.

Die drei großen Glocken im Glockenstuhl wurden 1660 und 1685 als neues, prächtiges Geläut ebenfalls von Ponickau eingesetzt, von Johann Jakob Hoffmann aus Halle gegossen.

Das spätgotische Kruzifix steht leider hinten in der Ecke.

Wertvolle Epitaph, Sarkophag als Denkmäler, eine wunderschöne ocker-weiße Kassettendecke im Langhaus, barocker Taufengel, der älteste Teil ist die Taufkapelle mit  romanischem Taufstein.

Gegenüber der wertvollen Orgel steht der Renaissance-Altar mit der Heilsgeschichte Gottes.

Der Engelschor auf den sieben Feldern der Empore und den Flügeltüren: Die Engel spielen Harfe (Gemeine Harff), Fidel, Cello, Alt-Posaune, Bass-Pommer, Clavichord…

Älteste Orgel Sachsens

Gottfried Richter (1643 – 1717) aus Döbeln in Sachsen, Orgelbauer, Bürgermeister und Stadtrichter, baute die Orgel in Pomßen 1671, mit einem Alter von 350 Jahren Sachsens älteste spielbare Orgel. Wunderschöne Renaissance Orgel in einer weißen Dorfkirche (13. Jahrhundert), ca. 14 Jahre vor Bachs Geburt errichtet und geweiht.

Sie gehört zu den ältesten Orgeln der Region in Sachsen und Leipziger Land. Ein Manual mit 13 Registern und frühbarockem Klang. Die Orgel wurde erbaut 1671 durch G. Richter (Döbeln), restauriert 2006 durch Fi. Wegscheider, und besitzt einen wunderschönen Prospekt.

Leipziger Land

Die Kirche, von Schloss und Rittergut Pomßen geprägt, wurde nach einem Sturm 1660 leider beschädigte. Sophia von Ponickau gab den Auftrag, eine neue Orgel zu bauen, die sich bis heute erhalten hat, eine Orgel des Orgelbauers Gottfried Richter (1643 – 1717) aus Döbeln in Sachsen. Dieser hatte in Sachsen einige Orgeln gebaut. Von 1671 existiert die früheste belegte Disposition der Orgel, die ich während der Orgelakademie kennengelernt habe.

Die mitteldeutsche Orgel ist weiß mit weiß-gelbgoldenen, großen Flügeltüren mit Engeln, die musizieren (Engelskonzert), verzierte Pfeifen, vor allem die mittleren, Zimbelstern. Gelbverziert und dekoriert mit einem aufgeschlagenen Buch (Noten) ist auch der kleine, enge Spieltisch mit schwarzen Tasten.

Die Orgel steht perfekt angepasst auf der zweiten, runden Empore unter einer reich verzierten, flachen Kassettendecke (56 Kassetten). Auch die Brüstung um die Orgel ist voller Engel, die musizieren. Die gesamte Kirche ist weiß-gelb verziert und farblich ein runder Guss und eine Einheit wie eine Torte. Die Orgel und die Empore wirkt wie ein riesiges Porzellangeschirr. So schlicht die Kirche von außen wirkt, so reich verziert ist sie innen. Die Prospektpfeifen haben gedrehte Füße und vergoldete Labien, die Ober- und Unterlabien der Prospektpfeifen haben verzierte Kielbögen.

Der Taufstein der sehr alten Kirche mit dem breiten, quergestellten Turm stammt aus dem 15. Jahrhundert.

Bachkirche

Die Kirche ist für mich eine Bach-Kirche, denn: Am 6. Februar 1727 soll hier JS Bach seine Kantate “Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn” aufgeführt haben, BWV 157. Er soll an der Orgel gesessen sein. Beweisen kann man das nicht.

Somit ist auch die Orgel eine Bach-Orgel, denn es gibt nicht viele historisch erhaltene Orte und Instrumente, an denen Bach war.

Der Glockengießer Johann Jakob Hoffmann aus Halle an der Saale baute die drei Glocken dieser Kirche.

Chris Watts – Analyse True Crime AHS. Was war passiert? Shannan Watts

13. September 2022: Gib mir Schutz vor den Sternen. (AHS)

Über jede neue Falte sollte man sich freuen, weil sie die Glätte nimmt. (Sky du Mont)

Die „arrogante“ Glätte. Und frau soll sich auch freuen. Warum rennen so viele zu Schönheits-OPs und Botox? Warum bietet TikTok selbst Kids Schönheits-OPs an? Schönheit? Es geht meist um Sex-Appeal, welches Männer definieren. Jede Frau ist schön und sexy, in ihrer ganz eigenen Art.

Heute erinnere ich an Dorothy, Vaughan, Mathematikerin.

Neu: Bad Köstritz

Heinrich Schütz Geburtshaus Bad Köstritz

Klang

Was gefällt mir an Orgelklang? Immer wieder anders und unterschiedlich. Der große, ernste, mystische und runde Klang bei Ladegast gleitet schwebend schon in die Ferne, verlockend, nicht eilig, würdevoll und mit großer Kraft. Wunderschöne Trompetenbecher, die Schallbecher, Wellenrahmen im HW, angehängte Metallpfeifen, Expressionsschlitze, Trakturdetails, Registerschilder, Abstrakte, neue Holzpfeifen, rekonstruierte Pfeifen, restaurierte Windkästen und Bälge. Rohrflöten und Gemshorn sind besonders schön.
Bei Ladegast kann man lückenlos von pp bis ff registrieren, was ich liebe, mit vielfältigen Streichern, raumfüllender Terrassendynamik, durchschlagenden Zungen, besitzt jedoch auch spätbarocke mitteldeutsche Klänge für Bachs Musik, neben Flötenschwebung und ätherischem Schwellwerk.

Was ich an Albert Schweitzer, der Ladegast ebenfalls liebte, so bemerkenswert finde, ist, dass er trotz ausgefülltem Leben mit Musik und Theologie noch mal von vorn anfing und 1904 Medizin studierte. Ich weiß, was das bedeutet. Ob man ihm auch vorgeworfen hat, er sei wohl vorher nicht genug ausgefüllt gewesen? Wie mir? Aber er war zuvor damals schon zuvor mehr ausgefüllt gewesen als die meisten anderen im Leben. So wie ich. Er ist einfach seinem Herzen gefolgt. Wie ich.

Ausgefüllt

Der Kongo war medizinisch komplett unterversorgt und er und seine Frau gaben alles. Sie gingen als hochgebildete Menschen in den Urwald, hörten nie auf, dieser gebildete Mensch zu sein. Auch ich habe nie aufgehört, Pianistin zu sein. Ich bin wie Schweitzer, beides und mehr. Organistin und Pianistin. Er Mediziner und Theologe. Nicht dass die Kirchenmusik ein unterversorgter Kongo ist, obwohl es mir manchmal so vorkommt, aber auch ich war vorher mehr als ausgefüllt, als die Orgel wie der Blitz mein Leben traf. Und auch ich habe wie Schweitzer Opfer gebracht.

Gunsbach, Elsass

Es gab schon lange vor 1932 eine Orgel hier in Gunsbach, die Schweitzer als Kind spielte. Schweitzer hatte diese frühe Orgel geliebt. Leider wurde sie im Ersten Weltkrieg stark beschädigt. Albert sammelte Geld, um eine pneumatische Orgel zu bauen, mit doppelter Tastatur und 20 Registern. Dann wurde die Orgel erneut im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt.

Albert sammelt und gibt Geld

Diesmal konnte nur das Notwendigste repariert werden. Schockierend, dass die Kriegsmänner jedes Mal in dieses kleine Dorf mit Granaten eindrangen und den Kirchturm beschossen! Wozu? Was hatten sie davon? War dieses friedliche Dorf eine Bedrohung für sie?

1959 jedoch hatte Albert erneut Geld gesammelt, um seine geliebte Orgel zu reparieren. Diesmal spendete er selbst viel Geld und ließ sich den Rest zum 85. Geburtstag schenken.

Er hatte einen Renovierungsplan ausgetüftelt, den Alfred Kern 1961 ausführte. Albert nannte dies „sein letztes Werk“. Da er in Lambarene starb, konnte er leider dieses letzte Werk nie hören und sehen. Die Orgel gehört der evangelischen Kirche. 1993 und 2020 wurde sie erneut renoviert.

Simultankirche

Die besondere Kirche ist interkommunal (Gunsbach und Griesbach) und seit 1751 interkonfessionell bis heute eine Simultankirche, ein Zeugnis, einfach, treu, mit schönen Glocken von 1413 und 1951 „Christe Gloria“ und Orgel, die 2020 neu gemacht wurde. Der Turm der Kirche wurde nach 1945 wieder aufgebaut.

Lambarene 

Durch Schweitzer (Günsbacher und Weltbürger) wurde die Kirche weltberühmt. Schweitzer hat bereits seine frühe Kindheit in Gunsbach verbracht. 1925 starb sein Vater, Pfarrer der Kirche. Schweitzer war zu der Zeit Schüler im Lyzeum Mulhausen. Gunsbach war Schweitzers Zuhause. Er starb 1965 in Lambarene.

Neu: Orgel-Information Gunsbach

Albert Schweitzer Orgel Gunsbach

12. September 2022: Identity is Destiny. (AHS)

Zählen werden nur die, die bereit sind, sich weder mit einer Ideologie noch mit einer Macht zu identifizieren. (Hannah Arendt)

Sich durch Jesus mit Gott als Macht zu “identifizieren”, das ist ein Geschenk. Es gibt zwar Leute wie Max Born, die behaupten, dass man nicht Besitzer einer einzigen Wahrheit sein könne, dies würde nur das Übel der Welt hervorrufen – dennoch könnte ich nicht leben, wenn es keine Wahrheit gäbe und damit keine Gerechtigkeit. Wahrheit ist sehr wichtig.

Ich finde, es ist wichtig, für sich und andere Beraterin und Mentorin zu sein, Schwerpunkte zu haben, Lernende zu sein, ein Stück weit “Politikerin“, Vernetzerin und Redakteurin (und seien es Blogs, Vlogs, Lyrik…), öffentlich, interdisziplinär und international, mit Raum für Forschung. Selbstmanagerin. Aber auch mit Managern und Helfern, die mir helfen. 😊

Ich habe heute zum ersten Mal die Zeitung Ars Organi gelesen. 2022. Die Zeitung wird geführt von der GdO, Gesellschaft der Orgelfreunde. Auf der letzten Seite werden deren Organe und Gremien aufgeführt. Und – wer hätte sich gewundert – es sind nur männliche Organe. Redaktion, Inserate, Arbeitskreise, Beilagen, Hauptausschuss, Schriftführer: Nur Männer. Alle Autoren des Heftes September 2022: Nur Männer. Männer wollen unter sich sein? Das ist sehr schade.

Ist diese Gesellschaft eine Art moderne Freimaurerei für Orgeln? Da waren auch nur Männer zugelassen.

Heißt diese Gesellschaft deswegen „Orgelfreunde“? Ich bin eine Orgelfreundin.

Und wenn man nun schnell eine Frau herholen würde, als Alibi-Frau, es ändert nichts. Im Gegenteil. Diese eine Frau wird eine ausgesuchte sein, eine, die das Spiel mitmacht.
Wo sind die engagierten Frauen? Frauen müssen willkommen sein.
Ich hoffe, ich habe das nicht zu scharf kritisiert.

Foto: Oberlinger Spieltisch Rhaunen

Neu: Älteste Stumm Orgel-Information

Neu: Orgel News:

Dalstein und Haerpfer Chororgel St. Thomas Strasbourg

Orgel Information Strasbourg St. Thomas Chororgel

Neues Video:

Vincent Lübeck d. Ä. – Praeludium & Ciaconne in d – Dance Variations, Ladegast Orgel bei Merseburg

Ladegast Orgel


6. September 2022: Das ganze kleine Gemüse im Echowerk. (AHS)

Durch die Gasse der Vorurteile muss die Wahrheit ständig Spießruten laufen. (Indira Gandhi)

Und das 1917. Als Frau ist es nicht so leicht, gegen männlichen Vorurteile anzugehen. Ich habe überlegt: Wie kommt es, wo haben Frauen es gelernt, sich gegenseitig abzuwerten? Es ist die Sprache der Männer, die Sicht der Männer über Frauen. Und Frauen erlernen diese Sicht gegen andere Frauen, von Männern abgeguckt, und wiederholen sie. Es ist also angelernte männliche Abwertung, die sie anderen Frauen entgegenbringen, und auch die Sprache, die sie von Männern gelernt haben. Sie verwenden dabei typisch männliche Abwertungsworte. Wann wachen Frauen auf?

Heute erinnere ich an die ermordete Edith Stein und an Marie Antoinette. Und an Matthias Claudius‘ Frau. Wie schreibt der Biograph Hans-Jürgen Benedict „Mit seiner Frau bekam er 12 Kinder…“ Er. (Er, der übrigens eine Zeitlang bei den Freimaurern war.) Ich denke, die 12 Kinder bekam vor allem seine Frau.
Und ich erinnere an „Johanna, die Schwachsinnige“, die reiche Erbin, die von ihrem sie betrügenden Mann verstoßen wurde.

Foto: Pomssen, Gottfried Richter Orgel 1671

Empfehlen kann ich „The Chosen“ Staffel 2, jetzt auch auf Deutsch. Eine Serie über Jesus, sensibel gefilmt.

Ich wurde gefragt, ob ich Filmmusik mag. Ja, höre ich manchmal zur Entspannung, zB beim Blog schreiben, da brauche ich manchmal etwas „Theatralisches“ 😊. Hans Zimmer etc.

Hans Zimmer ist für mich „Klassik für Dummies“. Aber ich möchte auch manchmal ein Dummie sein dürfen und Kaffeehausmusik hören. Wie jetzt gerade. 😇

Apropos Kaffeehausmusik. Mir fällt auf, dass Kirchenmusiker oft von „gediegen“ sprechen im Zusammenhang mit Musik. Was nicht „gediegen“ klingt, wird zum Teil abgewertet. Dass es manchen Komponistinnen und Komponisten überhaupt nicht darum geht, gediegen zu komponieren, ganz im Gegenteil – darauf kommen Gewisse gar nicht.

Übrigens, im Vorwort des Orgelbuchs des Klosters Walburg zu Eichstätt geht Raimund Schächer davon aus, dass Anna Maria Barbara Schmaus (1653-1730) nichts selbst komponiert habe. Begründung: keine. Weil sie eine Frau war? Es muss Mann alles komponiert haben. Welcher? Hm. Der oder der vielleicht. Das weiß man nicht so genau. Eine Frau jedenfalls nicht. Dazu ist die Musik zu „gediegen“? zu betulich… ?

Neu: Pachelbel – Choralvorspiel „Durch Adams Fall ist ganz verderbt“, Ladegast Orgel

5. September 2022: Mit einer Fliege klappen. (AHS)

Profis müssen sich ihrer Vorbildfunktion stärker bewusst sein. Egoismus und Menschenfurcht sind oft zu stark. (AHS)

Heute erinnere ich an Luise Zietz, mutige Politikerin.

Foto: Pomssen, Gottfried Richter Orgel 1671

Bad Köstritz

Heute waren wir in Bad Köstritz bei Gera (Kleinstadt im thüringischen Vogtland an der Weißen Elster) im Museum Geburtshaus Heinrich Schütz, Bad Köstritz. Wir fuhren von Braunsbedra ab. Es war schön und ist zu empfehlen: Viele alte, historische Instrumente und Nachbauten, dazu ein kleiner Saal, ein Pedal-Clavichord, eine Truhenorgel, ein zweimanualiges Cembalo, Blockflöten… Alles etwas kleiner als im Heinrich-Schütz-Haus in Weißenfels. Ach, ich liebe Schütz‘ Musik. Danach waren wir auf dem Markt vor Ort, auf dem eine Bläsergruppe spielte.

In der Nähe liegen Hermsdorf und Klosterlausnitz, da habe ich schon gespielt.

Nun bin ich wieder daheim, und der Lilien-Strauss duftet stark und hat bis jetzt überlebt.

Neu: Domenico Alberizi (1700) – Toccatina, Fuga inversa, Fuga | Ladegast Orgel Braunsbedra, Organ Vlog AHS

Museum Heinrich Schütz Bad Köstritz:

Museum-Heinrich-Schuetz-Geburtshaus-Bad-Koestritz

3. September 2022: Guds löften är som stjärnor. (Frost)

Man muss nicht alles an einem Tag erreichen wollen. (Teresa von Avila)

Heute erinnere ich an Adelheid Popp, 1869 geboren, die einer großen Sache mit Begeisterung diente, was ihrem Leben Wert gab, nämlich das Frauenwahlrecht zu fördern. Viele Frauen scheinen politisch unreif zu sein, schreibt sie, aufgrund der Erziehung, da sie nicht verstehen, dass unsere Welt von Basta und Testosteron regiert wird. „Schwimmen lernt nur die, die ins Wasser geht“, wie auch Lida Gustava Heymann feststellte, 1868 geboren, aus Hamburg, die sich ebenfalls für Frauenrechte als Menschenrechte einsetzte.

Foto: Silbermann Orgel Abteikirche Marmoutier

Heute Abend: Konzert an der Ladegast Orgel. Bin in Braunsbedra angekommen.

Gottfried Richter Orgel (13 Register) in der Wehrkirche zu Pomssen

Gottfried Richter aus Döbeln (Sachsen) baute diese wunderschöne Renaissance-Orgel (von Hildebrand und Wegscheider restauriert), auf der zweiten Empore mit verzierten Prospektpfeifen mit frühbarockem Klang, mitteltönig: herb eingetrübte und scharfe, helle Klänge, mit Zimbelstern und Vogelgesang (die Pfeifen stehen blubbernd umgekehrt in Wasser), Pedalkoppel (Tritt links unten), mit Tremulant (man muss sofort spielen, kaum dass man ihn gezogen hat, damit er wirkt), mit wunderschönen Flügeltüren mit Engeln, die musizieren, ockergelb, weiß-grau, direkt unter der flachen, verzierten Kassettendecke – die erste mitteltönige Orgel auf unserer Reise, die erste mit kurzer Oktave in Manual und Pedal. Sie ist doch leichtspieliger als ich es in Erinnerung hatte vom letzten Mal. Bach soll hier gesessen sein, aber es ist nicht hunderprozentig erwiesen. Aber ich glaube es schon. Wir sahen die 4 Keilbälge oben. Es machte Spaß, die alten Holzstiegen hochzulaufen. Oben ist der Spieltisch mit aufgeschlagenen Noten verziert.

Wie früher Gottesdienst gefeiert wurde, ist erschreckend: Eine Pflichtveranstaltung, ein Event der Hierarchien, man musste sich Sitze unten mieten und bezahlen, ansonsten stundenlang stehen, die reiche Familie Ponickau saß in den Logen, die Armen standen unten. Gibt es nicht gewisse Hierarchien dieser Art noch immer, nur versteckter?

Es ist dennoch schön, wieder daheim zu sein. Jedoch nicht lange, es geht weiter zu den nächsten Konzerten.

Die Denker des Glaubens

Seltsam, dass die “Denker des Glaubens” (fast) nur Männer sein sollen? Mir kommt es vor, als seien Männer weiter vom Glauben entfernt als Frauen. Ähnlich formuliert es auch Albert Schweitzer, der zeit seines Lebens Frauen besonders schätzte und mit ihnen besonders befreundet war.
Ich stelle es mir schön vor, dass er “im Urwald” Bach gehört und von Jesus erzählt hat. Es könnte sicher noch mehr im Schweitzer-Archiv in Günsbach geforscht werden. Ich lese die vielen Briefe.

Gedanken erschaffen

Bewundernswert ist es, dass er bewusst die akademische Laufbahn (er hielt Dozieren für viel weniger erstrebenswert als Handeln) auf den Haufen warf und lächerlich machte und als “Privatdozent” noch mal spät studierte und Prüfungen ablegte (alle mit “sehr gut”) – irgendwie erinnert mich das durchaus auch an mich.

Wenn ich die vielen Briefe lese, die Schweitzer geschrieben hat, besonders die an Helene, dann merke ich, dass er mehr Philosoph war als Theologe – oder Christ (es ist ja nicht dasselbe: Es gibt sehr viele Theologen, die keine Christen sind, und noch viel mehr Philosophen, die keine Christen sind). Auf der einen Seite hat Albert Recht, dass es eine gewisse Denkfeindlichkeit gibt unter Christen (besonders in Freikirchen, finde ich, dazu eine falsche Unterwürfigkeit). Auf der anderen Seite finde ich Schweitzers philosophische Gedanken zu Jesus bedenklich unchristlich und entgegengesetzt zur Bibel: Er nennt Jesus den größten Philosophen und glaubt nicht, dass Gott eine Person ist. Er deutet den christlichen Glauben ethisch und philosophisch und ist damit oft fern der Bibel.

Die meisten sogenannten “Denker des Glaubens” waren Pfarrerssöhne oder Söhne von Theologen oder Philosophen. Das merkt man deutlich. Albert Schweitzer nennt Jesus im selben Atemzug wie Kant oder Sokrates und weiß, „dass dies Ketzerei ist“. Er bezeichnet sich in seinen Briefen an Helene sehr oft als Atheist und als Ketzer und macht Witze über Himmel und Hölle. Er redete lieber von Schicksal als von Gott. Ist das nicht erstaunlich? Er bezeichnet den Atheismus als Religion. Durchgehend ist zu spüren, dass er Gott sucht, wer er überhaupt ist. Seinen Gehorsam, seine Pflicht zu tun und Menschen zu dienen in Afrika, nannte er als Wiedergutmachung für seine Ketzerei und seinen Atheismus. Er wollte in Lambarene Gott finden. Ob er ihn gefunden hat? Wenn all diese Briefe bekannt wären oder in einem Blog ständen – was würden gewisse Leute von ihm denken, seine Neider und Feinde?

Was ich sehr sympathisch an Schweitzer finde, ist seine kindliche Art, die mich an mich erinnert. Ich kenne auch die Widersprüche, in einem, die wie eine Zange zwickt. Er nannte sich Heimwehkind (wie ich), immer auf der Suche – radikal, fast besessen von eigenen Gedanken und Ideen.

Heimwehkind

Vieles an ASB finde ich bemerkenswert. Dass er den Professoren vorwarf, dass sie “einen zu geschickten Handwerkern machen wollen, aber nicht höher mit einem hinauswollen.” Wie oft habe ich dies auch schon gedacht und denke es noch. Dass man auf diese Weise seinen eigenen Gedanken “entläuft”, von ihnen entfremdet wird. Das ist die größte Gefahr grundsätzlich im Studium. Es gibt neidische Lehrer und Kommilitonen, die gern alles kontrollieren. Denen es eine Plage ist, wenn jemand ein ganz anderes Level hat.

Bewegend sind seine Briefe an Helenes Eltern, als er sie nach Jahren des Verzichts und des Wartens endlich heiratet. Und dass sie ihn “Beri” nennt und er sie “meine Große”. Etwas bedenklich finde ich jedoch, dass er sie so geformt hat, wie er es wollte. Sie war ihm trotz allem sehr untertan und ganz auf ihn ausgerichtet. Sie betete ihn an. Hielt ihn für den Privilegierten. Albert Schweitzer gibt selbst zu, er hatte Sorge um sie und hielt sich selbst nicht für bescheiden. Er hielt sich selbst immer für einen Großen.
Wehe, eine Frau hält sich für eine Große.

Albert Schweitzer über Deutschland

Das Urteil Schweitzers über Deutschland ist korrekt. Ich wünschte, man hätte an diesem Punkt mehr auf ihn gehört, nicht nur, wenn er über Orgeln urteilte. Er schätzt Deutschland sehr, sagt aber, Deutschland würde seine Berufung verfehlen, weil das Land mehr auf äußeren Ruhm und Ehre aus sei, als ein geistliches Vorbild zu sein, was es absolut wäre. Das sehe ich auch. Das Potential von Deutschland ist riesig, und das war es schon immer.

Lorenzkirche Nürnberg vorgestern:

Lorenzkirche-Nuernberg-Orgel-Anlage

2. September 2022

Leise flehen meine Lieder durch die Nacht zu dir. (Rellstab)

Heute erinnere ich an Alejandra Valencia, die sich für Frauenförderung einsetzte.

Foto: Albert Schweitzer Orgel Gunsbach, Alsace

Es ist schon September! Ich kann es kaum glauben. Ich habe in meinem Heinrich-Schütz-Haus-Kalender ein neues Blatt gewendet. Heute geht es um das ehemalige Gasthaus “Zum Schützen”. Die Familien Schütz waren nämlich Unternehmer und Geschäftsleute. Wie schade, dass ich nicht im Schützen übernachten kann, da das Gasthaus unverzeihlicherweise 1979 abgerissen wurde!

Auf unserer Orgelreise hatten wir durchgehend Sonne, Hitze und gutes Wetter. Einmal Regen in der Nacht.

Ich bin jetzt schon wieder daheim und habe über 10 Stunden durchgeschlafen, war erschöpft.

21 Orgeln der Exkursion Hunsrück und Elsass für mich zeitlich chronologisch:

– Klais Orgel Köln Rondorf kath. Kirche 1998

– Teschemacher Orgel Köln-Rondorf 1743

– Gerhardt Orgel Köln-Rondorf 1880

– Teschemacher Orgel Bonn 1775

– Klais Orgel Schlosskirche Bonn 2012

– Klais Orgel Franziskanerkirche Bonn 1966

– Stumm Orgel Karden 1728

– Stumm Orgel Treis 1836

– Stumm Orgel Stephanskirche Simmern 1782, größte Orgel im Hunsrück

– Stumm Orgel Bad Sobernheim 1739

– Stumm Orgel Merxheim 1886

– Stumm Orgel Altweidelbach 1796

– Stumm Orgel Sulzbach 1746

– Stumm Orgel ev. Kirche Rhaunen 1723 (älteste erhaltene)

– Stumm Orgel kath. Kirche Rhaunen 1893

– Stumm Orgel Ober-Kostenz 1891

– Dalstein und Haerpfer Orgel Gunsbach 1880/1930 (Albert Schweitzer-Orgel)

– Silbermann Orgel Bouxwiller 1778

– Silbermann L’Abbaye de Marmoutier 1710

– Silbermann Orgel Strasbourg 1741 (Spieltisch 1778)

– Chororgel Dalstein-Haerpfer 1905, heute Dalstein & Erman

– Richter-Orgel Pomssen 1671

Was waren für mich die Höhepunkte der Reise? Teschemacher-Orgel, Stumm-Stube, Maison Albert Schweitzer Gunsbach (2022 wiedereröffnet), Eglise Saint Himere Gunsbach, Notre Dame Kloster Reutenbourg, Silbermann Orgel Eglise abbatiale de Marmoutier (diese Kirche allein, romanisch und gotisch/neugotisch, unglaublich schönes dunkles Rokoko-Chorgestühl vorne im Chor), Stumm Orgel Rhaunen, Silbermann Orgel Bouxwiller und Strasbourg und Hans-Wolfgang Theobalds Erläuterungen.

Es war insgesamt sehr gut organisiert. Wir sind über 3000 Kilometer gefahren. Ich bewundere, wenn Menschen so lange Auto fahren können, ich schlafe immer gleich ein, sobald Räder drehen, da es mich so einschlummert, das Geräusch von Fahren.

Elsass und Hunsrück

Das Elsass im Osten Frankreichs mit seiner Hauptstadt Strasbourg ist unglaublich schön. Als Kind war ich zweimal hier. Die Leute sind warmherzig und freundlich, besonders in den kleinen Städten. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Alemannische leider verpönt. Aber viele ältere Menschen sprechen noch sehr gut Deutsch. Die Silbermann-Orgeln von Andreas (wir wissen nicht, wo er in Strasbourg sein Handwerk gelernt hat) sind ein Genuss, sie sind handwerkliche Kunst mit klarer, stabiler, voller Klangvorstellung, mit dem Pedal als Bass-Klavier. Sehr zu empfehlen. Andreas Silbermann hat 34 Orgeln im Elsass gebaut. Die Form einer französischen Silbermann Orgel mit Rückpositiv, wie eine Mutter mit Kind. Diese Ortschaften im Elsass mit ihren roten Dächern, Burgen und Klöstern inmitten grüner Auen. Sehr schön soll auch die französische Stadt Munster sein. Wie schade, dass ich kein Französisch kann. Das muss ich noch lernen.

Auch der Hunsrück ist eine Gegend in Deutschland, die ich sehr empfehlen kann, ein Mittelgebirge zwischen Mosel und Nahe, in Rheinland-Pfalz und Saarland. 1717 gab es hier die erste Stumm-Orgel, um 1900 die letzte (traurig).

Stumm-Orgeln und Silbermann-Orgeln

Im Grunde sind Silbermann Orgeln im Elsass keine französischen Orgeln, sondern europäische. Sie verbinden deutsche Orgelkunst mit Pariser Tradition, eine perfekte Mischung, eine Synthese der Kunst.

Albert Schweitzer war natürlich auch hier und hat 1955 die Wiederherstellung der Orgel angeregt. Man kann ja von Albert Schweitzers Glauben halten, was man will. Er hatte stets starke Zweifel an Gott, was in seinen Briefen deutlich rüber kommt. Die Theologie alleine wäre nie sein Ding gewesen. Er war eben auch Pfarrerssohn. Kinder von Pfarrern haben es oft besonders schwer, Gott zu finden, habe ich festgestellt. Aber eindeutig war Schweitzers Autorität und seine starke charismatische Ausstrahlung. Die wurde, je älter er wurde, immer stärker. Die Fotos zeigen eine große Persönlichkeit. Er hatte die akademische Laufbahn bewusst verlassen, um im Urwald zu dienen. Das ist enorm.

Sehr berührend finde ich Familien-Dynastien. Ich gehöre ja auch zu einer, bin die dritte Generation väterlicherseits. Ich finde, man spürt das in sich, eine gewisse Verantwortung, einen gewissen Stolz oder eine gewisse “Überlegenheit”, die andere an einem manchmal nicht mögen. Mal sehen, wie weit sie gehen wird, meine Linie. Im Grunde gibt es schon die vierte Generation. Karl-Heinz, Sohn Michael, viel später Tochter Ann-Helena und Schwestern (und Halbgeschwister) und deren Kinder.

Was ich an Stumm-Orgeln besonders mochte, waren die Manualschiebekoppeln, das habe ich vorher so noch nie gesehen: Es sind keine aufrecht stehenden Kegeln, sondern man zieht an einer Art beweglichen Schraube. An allen Stumm- und Silbermann-Orgeln genoss ich besonders das Pedal. Ich finde, man erkennt am Handwerk des Pedals, wie handwerklich gut gemacht eine Orgel ist.

Pomssen bei Leipzig, Gottfried Richter Orgel 1671

Was für eine wunderschöne Orgel hier. Ich bin schon das 2. Mal hier, das erste Mal war 2020 bei den Leipziger Orgelmeisterkursen. Also, diesmal ging es von der Lorenzkirche Nürnberg nach Leipzig. Das Sakramentshaus von 1496 in der Lorenzkirche war sehr interessant, ein Kunstwerk aus sieben Ebenen. Und der Engelsgruß, zentral im Hallenchor, ist so typisch fränkisch.

In dieser weißen Wehrkirche zu Pomssen, Dorf bei Leipzig, steht die älteste erhaltene Orgel Sachsens, eine wunderschöne Renaissance Orgel von 1671, eine Orgel in einem Style, der verloren gegangen ist, eine Art “altmodischer Stil”. Restauriert wurde sie von Kristian Wegscheider 2006 aus Dresden.

Foto: Gottfried Richter Orgel Pomssen bei Leipzig, die älteste Orgel Sachsens – ich war zufällig farblich perfekt zur Orgel und zur Kirche passend gekleidet:

Gottfried-Richter-Orgel-Pomssen-bei-Leipzig

  1. September 2022

Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden. (Wilhelm Busch) Das war hoffentlich ironisch gemeint.

Heute erinnere ich an Bianca Jagger, die nicht mit Geschlecht und Status diskriminiert werden wollte. Human Rights.

Empfehlen kann ich das rosa Duschgel „Paint the Sky“ von Mary Kay.

Foto: Dalstein und Haerpfer Orgel Gunsbach, Elsass (Albert-Schweitzer-Orgel)

Großhotels

Ich vermisse das Kloster Notre Dame in Reinacker. Wir wurden zwar von Mücken zerstochen. Aber alles war hell, Gemüse aus dem Garten, nebenan gekocht, christlich, liebevoll, herzliche Nonnen. Die modernen Hotelzimmer sind oft dunkel, kahl, düster gestrichen, wie das im H2-Hotel in Leipzig, wo wir gestern übernachteten. Unsere letzte Nacht auf der Reise. Keine schöne Aussicht aus dem Zimmer. Hier gibt es keine Mücken, da es keine Natur gibt. Das Essen ist nicht aus dem Garten. Ist alles finster, Gänge, Lift, Zimmer, damit man nicht sieht, dass alles Stein und Fassade ist? Ich empfinde den Sprung einer auf und mit Schöpfung arbeitenden christlichen Gemeinschaft wie die Schwestern im Foyer Notre Dame de Reinacker und einem säkularen Großhotel in Leipzig gewaltig. Im Kloster sitzt man an kleinen Tischen. Die Luft ist gefüllt mit Gebet. In den großen Hotels gibt es riesige Buffet-Tische, es läuft eine grässliche, nichtssagende Musik im Hintergrund. Die Luft ist gefüllt mit Einsamkeit, Business und Selbstbefriedigung.

Traurig ist nur, dass das Nonnenkloster Notre Dame de Reinacker in ihrer Kirche keine Orgel besitzt, nur eine elektronische. Glaubt der französische Katholizismus, dass Nonnen keine Orgel spielen können, nur Mönche? Denn die Männerkloster besitzen große Orgeln.

Maursmünster

Was ist das Besondere der genialen Silbermann Orgel in Marmoutier? Das Kloster Marmoutier (Maursmünster) ist eine ehemalige Benediktinerabtei in der französischen Bas-Rhin-Region. Das merowingische Kloster (um 590) war ein Reichskloster und wurde in den Kriegen immer wieder attackiert, die Abteikirche aber blieb stets unversehrt. Abbatiale St. Etienne. 1707 bekam Silbermann den Auftrag zum Orgelbau. 1789 kam die Orgel vom Lettner (Lesepult oder Schranke, trennt die Gemeinde von den Mönchen) in das südliche Querschiff und wurde erst 1840 auf die West-Empore gestellt. Andreas‘ Sohn Jean Andre besetzte dann die freien Stöcke mit Cromorne, Echo- und Pedalregistern.

Klang

Trotz zwei Standortwechsel ist die barocke Orgel hervorragend erhalten. Zuerst stand sie auf der raumhohen Doxale, der Trennung zum Kirchenraum. Diesen Lettner (Blütezeit Gotik) gibt es nicht mehr, aber man sieht noch die Markierungen im Stein. 2010 wurde der Magazinbalg ersetzt durch drei Keilbälge, die Windlagen wurden durch Blumenroeder (Haguenau) repariert. Zuvor 1955 wurde die Königin durch Kern und Schwager Muhleisen restauriert. Andreas Silbermann ist in Strasbourg gestorben.

Diese Orgel in Marmoutier liebte ich von allen am meisten. Sie ist Majestät pur. Andreas, der ältere Bruder des sächsischen Orgelbauers Gottfried Silbermann, den ich ebenfalls sehr schätze (mit dem Bach allerdings hin und wieder nicht so zufrieden war, da JSB schon Neues im Sinne hatte), ist also ebenso ein absolut genialer Orgelbauer. Ich mag Andreas noch mehr als seinen Sohn Johann Andreas Silbermann.

An den Seitenwänden des Langschiffes sieht man die Passion Christi in Bildern dargestellt mit deutschen Untertiteln.

Pomßen, Leipzig, Nürnberg 

Wir fuhren weiter nach Leipzig über Nürnberg. In meiner Geburtsstadt machten wir 2 h Zwischenstopp und aßen mexikanisch an der Lorenzkirche und besuchten auch diese. Es war schön, wieder in Nürnberg zu sein. Hier bin ich geboren und zur Schule gegangen. Das Musikgymnasium, die Stadtmauer und das Opernhaus und der Bahnhof erinnern mich an früher. Meine Schwester ist Geigerin hier im Opernhaus und ist in Elternzeit. Die große Stadt war voller Menschen. Ich war schon lange nicht mehr da gewesen. Wir bummelten die Breite Gasse entlang. Mexikanisch essen erinnert mich an meine Zeit in den USA, an Arizona nahe der mexikanischen Grenze. Die mexikanischen Restaurants dort waren einfach unglaublich lecker! Avocado, Käse, Sour Creme…

Lorenzkirche Nürnberg

Nürnberg ist ja meine Zeit vor der Orgel. Meine Leidenschaft für die Orgel kam ja später in Leipzig dazu. Daher war es spannend, beide großen Städte an einem Tag zu besuchen. Die große Lorenzkirche besitzt eine der größten evangelischen Orgeln in Deutschland, da sie eine Orgel-Anlage hat. Mittlerweile ist es so, dass ich Orgeln oft allein durch das Ansehen erkenne, sowohl Orgelbauer als auch Klang und Akustik. Hier wusste ich sofort: Aha, Steinmeyer. Ich habe so viele Steinmeyer Orgeln gespielt, dass ich das sofort erkannt habe am Prospekt. Und ich wusste sofort, dass die kleine kompakte Schwalbennest-Orgel nebenan Klais ist. 

30. August 2022: Bekomme ein aufmerksames Herz. (AHS)

Je tiefer jemand in Gott hineingezogen wird… (Edith Stein)

Foto: Späte Jean André Silbermann Orgue in Bouxwiller, Elsass, Frankreich, 1778

Gunsbach, Albert Schweitzer Haus

Wir waren in Gunsbach (Günsbach) im Albert Schweitzer Haus und in der ev. Kirche Eglise Saint Himere, in der sein Vater 50 Jahre lang als Pastor  gearbeitet hat. An dieser Orgel hat Albert Orgel gespielt, auch als Kind. In diesem kleinen (unscheinbaren) Dorf Gunsbach inmitten von Weinbergen wuchs der Nobelpreisträger auf. In der Schule wurde der kleine Albert gehänselt, weil seine Kameraden neidisch waren. Deswegen ging der gute Schüler nicht gern zur Schule; Mathe mochte er nicht.

Seine Kindheits- Orgel in Eglise Saint Himere wurde später restauriert und erst nach seinem Tod fertiggestellt, eine Dalstein und Karl Haerpfer Orgel (1880/1830). Heute Dalstein € Erman. Leider konnte Albert das nicht miterleben.

Es ist sehr berührend, die Kirche zu betreten und die Orgel zu genießen. Franzosen üben dort Bachs vokale Musik auf Deutsch. Alte, goldige Männer singen und spielen Geige. Alle können irgendwie Deutsch sprechen. Man möchte alle knutschen. Wie stolz sie sind auf ihren Albert Schweitzer. Zurecht! Ich bin dankbar, dass wir dort waren.

Und besonders sein Haus ist faszinierend. Zugewachsen mit Efeu, daneben ein Garten mit Gemüse, in dem ich fast einschlief. In den Zimmern zu sein, in denen er gearbeitet und gedacht hat und Leute betreut und empfangen. Dort ist auch sein Tropenklavier mit Pedal, das in Lambarene war und das ich spielen durfte. Die Führung und der Film waren auch sehr spannend. Irgendwie habe ich mich manchmal so sehr mit ihm identifiziert – ich hoffe, das klingt nicht verrückt.

Albert hat Jahre seines Lebens mit Reisen verbracht. Genau wie ich. Er hat wahnsinnig viel schriftlich kommuniziert und geschrieben. Wie ich. Er hat 150.000 Briefe geschrieben. Das nenne ich mein Vorbild.

Orgelsachverständig

Albert hat die Silbermann Orgel in St. Thomas Strasbourg gerettet. So ist orgelsachverständig: Das Richtige aus Liebe entscheiden – und „aus dem Bauch heraus“, weil man Ohren hat, zu hören (wie bereits in der Bibel steht). Nicht, um anderen zu gefallen. Albert hatte sich bei gewissen Dingen geirrt, was die Pfeifen der Orgel anging – irrelevant. Er traf die richtige Entscheidung! Ohne ihn gäbe es heute nicht die best erhaltenste J.A. Silbermann im Elsass, sondern eine fette Orgel nach dem damals neuesten Schrei. Der Vertrag war schon fast unterschrieben.

Es gibt so viele Bücher dieses Mannes, von ihm und über ihn. Ich habe einiges gekauft im Shop, hätte am liebsten alles gekauft – hatte aber schon einiges, Gott sei Dank.

Albert aber hatte sich nicht (nur) entschieden, Orgeln zu retten. Er wollte Menschen retten! A higher goal. Es riefen in diesem Haus die Wände zu mir: Menschen sind wichtiger als Orgeln und Musik. Ich lief geflashed durch dieses Haus. Irgendwie hat Albert mit mir gesprochen. Ich habe nur keine Ahnung, wie ich das umsetzen soll.

Albert war Arzt, Organist, Philosoph, Nobelpreisträger, Theologe, Wissenschaftler, Vater, Ehemann. Sein Lebenswerk und seine größte Liebe war Lambarene. Ich bewundere seine Frau Helene.

Helene Schweitzer

Daher: Heute erinnere ich besonders an die Ärztin Helene Schweitzer, geborene Bresslau. Die Initialen der beiden sind ASB. Auf den Gepäckstücken, Koffern und Truhen. Bei mir ist es AHS. Und bei Albert und Helene: ASB. Schweitzer-Bresslau. ASB soll mein Vorbild sein. Eigentlich müsste es AHSB sein.

Helene gab genauso wie Albert alles für Lambarene. Ihr Leben. Alles. Trotzdem bekam nur er den Nobelpreis. Wann kommt die Zeit, in der ein Ehepaar gemeinsam den Preis bekommt? Albert schreibt: Ohne seine Frau Helene wäre nichts von seinen Plänen umgesetzt worden. Die Pläne haben sie gemeinsam geschmiedet.

ABS und das Tropenklavier

Albert Schweitzer hat nicht so viele Konzerte gegeben wie ich, aber mit 500 Konzerten doch sehr viele. Zuerst war ich darüber irritiert, wie er all diese Dinge und Gaben unter einen Hut bekommen hat (ausgerechnet ich!). Aber diese Konzerte hat er deswegen gespielt, um Geld für Lambarene zu sammeln. Er war also darauf fixiert und ist auch dort gestorben. Seine Frau starb ohne ihn allein. Traurig.

Vogesen

Zuvor waren wir wandern in den Vogesen hoch zum See Lac Vert und Lac du Forlet und zum See Lac de Longermer. Dort im Ferme Auberge Lac du Forlet aßen wir Bergkaas, Munster Kaas, Fleischpasteten und Salat. Die Wälder und duftenden Kiefern, die Luft und Klüfte sind atemberaubend.

Colmar, Elsass

Abends spazierten wir durch Colmar, eine hübsche, malerische, französische Stadt, Weinstadt mit 70.000 Einwohnerinnen, Fachwerkhäusern und Kirchen.

Albert Schweitzer-Orgel Gunsbach: 

Albert-Schweitzer-Orgel-Gunsbach-Elsass

29. August 2022: Inneres Priestertum kann dir keiner nehmen. (AHS)

Attitude directs your life. (AHS)

Heute erinnere ich an Zora Neale Hurston, die die schwarze Geschichte festhielt wie nie zuvor. Und an William und Catherine Booth – Heilsarmee-Gründer.

Foto: Teschemacher-Orgel Köln Rondorf

Wir sind in Frankreich angekommen ❤️Alsace. Elsass. Mein 3. Ausland 2022 neben CH und A. Ich bin gespannt auf die französischen Silbermann-Orgeln, die kenne ich noch nicht, nur die deutschen, aber auch noch nicht alle.

Frankreich, Bouxwiller, Buchsweiler

Bouxwiller ist eine schöne Kleinstadt mit ca. 3500 Einwohnerinnen. Überall schöne Fachwerkhäuser, schiefe und krumme, und niedliche Gassen. Viele sprechen Deutsch mit süßem Akzent. Und viele deutsche Straßennamen: Judengasse. Herrengasse. (Beides Namen, die heute undenkbar wären.) Elsass steht für Wein, Käse, wunderschöne Natur, gutes Essen, liebliche Orgeln, Vogesen, Eis. Tomaten leuchten in der Sonne.

Leider ist die Schönheit etwas „heruntergekommen“, viele Cafés und Restaurants haben dichtgemacht. Irgendwie sehe ich daran, dass alles vertrocknet (das Geld, die Natur, die Wirtschaft), dass das Ende vom Ende nahe ist? Am meisten sieht man es daran, dass die Liebe erkaltet, so wie es in der Bibel steht.
Ich fand dennoch ein Café mit leckerem Eis und Kaffee.
Und die evangelische Kirche hält mit ihrer berühmten späten Jean André Silbermann Orgel von 1778, 2 M, das Fähnchen hoch und kümmert sich um die Gemeinde, das ist toll.

Silbermann Orgel Bouxwiller

Was ist das Besondere dieser Silbermann Orgel? Sie singt. Sie ist ein wirkliches Instrument! Wie eine Geige. Keine Plastik-Universal-Orgel. Mit warmen, handgemachten, authentischen Klängen, zart, präsent, egal, ob Zungen, Aliquoten oder prinzipalische Klänge. Ihr Rückpositiv mit den Registern hinter mir (ala Katharine) spiegelt das große Werk, volles Pedal – oben thront ein Adler auf dem Holz. Eine Orgel für galante Klänge in einer quadratischen Kirche, am Ende seiner Karriere vom Sohn Johann Andreas (2. Generation) gebaut, Sohn von Andreas, von Alfred Kern 1968 restauriert. In Marmoutier werden wir im Vergleich zu dieser späten 2. Generation eine frühe 1. Generation von Andreas Silbermann erleben: Erhaben, gravitätisch.

Keine neue zeitgenössische Orgel darf abfallen von diesem Maßstab. Es ist nicht akzeptabel, dass es heute etwas Schlechteres gibt oder gebaut wird, da man ja sieht, dass und was geht.

Man darf Orgeln als Organistin natürlich nicht überfordern. Aber die meisten Orgeln sind eher unterfordert.

Reinacker, Elsass (Reitenbourg)

Wir übernachteten im katholischen Kloster Notre Dame de Reinacker mit 11 Schwestern, die lecker für uns gekocht haben.

Leben wie Gott in Frankreich 😊