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Schwedische Orgelmusik

1. September 2018

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Lübeck Orgeln

Totentanz-Rosen-Orgel, Dom Lübeck, Stellwagen-Orgel, Marienkirche mit ihrem Orgeldschungel Kemper-Orgel in höchster Höhe, ihrem Kronenwerk und ihren fünf Manualen – ich fühlte mich dort oben in schwindelnder Höhe nicht sehr wohl (Höhenangst) … hier stürzte in der Bombennacht die Glocke.

Dann Kuhn-Orgel (Konzert) und an der Walcker-Orgel Konzert.

In der Woche hiervor spielte ich an der Hybrid-Orgel an der Wallonischen Kirche Hanau und auch in der Friedenskirche Hanau. Von Wolfgang Wiemer bekam ich das fein verzierte Spinett (Nagel, Rarität mit zwei Manualen).

Konzerte Wolfenbüttel, Schuke-Orgel und Ahlen

Es war sehr schön, an der schönen Schuke-Orgel zu spielen, auch wenn durch die Kälte ein Manuel ganz ausfiel und ich das Programm umstellen musste und auch meine Werke vermehrt spielte, es kam sehr gut an.

Ich kam direkt aus dem Ruhrgebiet, aus Ahlen, aus Warendorf-Beckum, dort habe ich auf dem Klavier-Festival gespielt.

Schach

Beim sehr ästhetischen und künstlerischen Spiel Schach heißt es ‘Notation’; durch sie kann eine Partie nachgespielt werden. Es geht in der Kunst, in der Lyrik immer um Timing. Die künstlerische Intuition dabei verschafft mir ein neues, logisches Sehen, eine Art Sehen in der Zeit. Ein Sehen in Timing.

Kampala, Uganda

Kunst ist Herkunft

Musikerin sein ist ein Seinzustand, lange vor dem professionellen Studium. Später kommt die Frage, wie das konkret aussehen wird im Seiltanz des Lebens mit Beruf, Reiz, Außenwelt, Entwicklung, Entfremdung und der Arbeit, sich dem klanglichen Ideal selbst anzunähern.

Menschen erschaffen aus dem, was sie entdecken — von dem, was bereits da ist. Wir schöpfen aus dem, was geschöpft ist. Das Erstaunliche ist: wenn wir es nicht entdecken, wird es nicht (für uns) da sein.

Lake Victoria, Uganda

“Ich möchte wissen, nicht vermuten. Gott soll sein Gesicht enthüllen und zu mir sprechen. Ich rufe zu ihm in der Finsternis.” (Max von Sydow in Ingmar Bergmans Det Sjunde Inseglet. Das siebte Siegel, 1957: Bergmans symbolische, künstlerische Filme sind ein Ausdruck der Suche des Menschen.)

Es gibt viel Kunst, die um die Wahrheit herumtanzt, ausweicht.

Kampala

Die Realität ist nicht ein Stück hinter, sondern ein Stück vor Musik. Oder besser, die Realität ist nicht nur ein Stück vor, sondern auch in und hinter der Kunst.

Musikalische Analyse, Erkenntnis beeinflusst die mentale Einstellung der Künstlerin positiv oder negativ.

Ich glaube, dass die mentale Einstellung einer Pianistin auf der Bühne erheblichen Einfluss hat auf das Publikum.

Stuttgart

07. Juli 2010

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Manila Konzerte

Heute badete ich das erste Mal im südchinesischen Meer, waren am Subic Bay, am Strand Camayan. Das Wasser war heiß wie aus einer Quelle, Wüstenberge um mich, ein paar dunkle asiatische Menschen im Wasser, bunte Fische, die einem aus der Hand essen, Palmen.

Es war wunderschön, ca. 250 km von Manila entfernt. Nebendran der Regenwald mit Affen, die auf die Straße laufen oder in den Palmen sitzen. Wir assen gebratenen Reis aus einer Ananas und tranken frischen Mangosaft in Grün und Gelb und Kokosnuss-Saft, Buko-Saft genannt. Morgen spiele ich in der Makiling High School for the Arts Manila, die Schule ist auf einem Vulkan, aus dem heiße Quellen entspringen, daher spuckt er nicht, obwohl er brodelt. Das erinnert mich an mich. Meine heißen Quellen ist meine Kreativität. Ich erzähle den jungen Menschen aus meinem Leben, stelle meine Lieder und klassische Musik vor. Diese Woche spiele ich jeden Tag ein Konzert, Radio Interview, Improvisations — Seminar, Goldberg Variationen, freie Improvisation mit einem Saxofonisten, Uni, Goethe Institut.

Am Tag zu vor waren wir in Intramuros Manila (within the walls, denn es war eine Mauerstadt aus Sicherheitsgründen vor langer Zeit), besuchten die Amerikanische Post, Manila Cathedral, Augustin Church, Barbara’s, fuhren Jeep, Pedicab (mit Fahrrad), Tricycle (mit Motorrad) und besuchten den Park Fort Santiago am Pasig River, früher ein Gefängnis-Komplex, in dem der nationale Held und politischer Schriftsteller Jose Rizal ermordet worden ist. Dort, wo sein Denkmal steht, spendete der Baum rote Blätter wie Blut, der Baum wird Feuerbaum genannt.

Es war sehr symbolisch. Der Pasig River ist ein sehr schmutziger und romantischer Fluss. Kaum zu glauben, dass Honkong nur eine Stunde weg, Bali nur 3 Stunden und Australien nur 8 Stunden entfernt sind mit Flugzeug. Was ich nicht mag, ist das Fettige des Essens, Balot, das sind Eier, wo 16-Tage-alte Hühnchensäuglinge mitgegessen werden, und Pusit, das sind so etwas wie Tintenfische.

11. Februar 2010

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Vasa

Letzter Abend Stockholm, war im Oscars, dem berühmtesten Musicalort in Stockholm, in Singing in the Rain, war sehr gut. Die königliche Musikhochschule habe ich auch besucht, das Vasa Museum mit dem wirklich beindruckenden alten, aber auch unheimlichen Schiff aus der Tiefe voller Götzenfiguren, das keine 30 Minuten fuhr, bevor es sank. Heute war der Ärdsoppa-Tag mit Pancakes, immer donnerstags, und wir assen das in einem versteckten kleinen Restaurant, das zur City Kyrka gehört, einer Freikirche. Es war ein schöner, verschnörkelter Raum im zweiten Stock des Hauses. Da Schweden evangelisch ist, sind alle Kirchen hell, warm und leer, also befreit von Figuren und Bildern.

Wir haben auch die Tyska Kyrka besucht. Morgen fliegen wir zurück, dann geht es für mich direkt weiter zum RAD im Schönblick Schwäbisch Gmünd.

Während des Fluges lese die Biographien der Nobelpreisträger. Auffällig ist, dass fast alle gelitten haben, anders waren als die anderen, und das ihre Kindheiten sie geprägt haben in dem, was sie später waren und schrieben. Ich finde, dass der Friedenspreis und der Literaturpreis oft eine Einheit waren, auch wenn sie noch nie zusammen an eine Person vergeben wurden.

Für Alfred Nobel war idealistisch sein eine wichtige und positive Sache. Viele waren ernsthaft, suchend, lange anonym. Alfred selbst wusste, dass sein Testament enorm viel Widerstand auslösen würde, dass selbst der König dagegen sein würde, er schlug mit seinem internationalen Denken eine neue Richtung ein, und noch nicht einmal die Angesprochenen wussten von der Sache. Er musste enormes Vertrauen gehabt haben.

Vadstena

Ich bin nun in Vadstena, in Östergötland, am gefrorenen Vätternsee. Es schneit noch immer dicke Flocken, aber die Schweden fahren sehr sicher, kein Problem, auf Eis und Schnee zu fahren. Der Kaffee ist so stark hier, dass ich ihn nicht trinken kann, er ist wie Gift, selbst mit Milch und Zucker. Die Julklappar heissen deswegen so, weil Tomte vor langer Zeit geklopft und die Geschenke dann hineingeschmissen haben soll, deswegen heissen die Geschenke nicht Presenter. Jultomte, der schwedische Weihnachtsmann, kam wahrscheinlich von dem schwedischen Troll, oder von dem lieben schwedischen Vätte, den Jenny Nyström eines Tages mit roten Kleidern gemalt haben soll. Santa Claus oder Nikolaus oder Weihnachtsmann…. Morgen werden wir nach Jönköping fahren. Dorther kommen meine schwedischen Wurzeln. Ich bin gespannt, ob wir das ehemalige Haus meiner Oma finden werden. Vielleicht treffen wir meinen Onkel Otto und meine beiden Cousinen. Mein anderer schwedischer Onkel wohnt in Litauen mit meinem Cousin. Jönköping ist ungefähr 2 Stunden entfernt und liegt schon in Småland, dem vielleicht beruehmtesten Teil Schwedens. Vor ungefähr 2 Monaten war ich in Skåne gewesen mit der Uni Würzburg.

In den beiden unteren Teilen Schwedens, Götaland und Svealand, war ich schon, aber noch nie so richtig in Lappland oder in Norrland allgemein, also dem wunderschönen Norden Schwedens. Umeå ist die Partnerstadt Wuerzburgs, dies sei eine sehr moderne, radikale Stadt im Vergleich zum kleinen konservativen Wuerzburg, obwohl Umeå nur 80 000 Einwohner hat. Kein Wunder, dass es fuer Hanna und die anderen schwedischen Erasmus-Studenten und schwedischen Germanisten ein ‘Schock’ war in Wuerzburg. Ich habe einige gute Gespräche gefuehrt mit meinen neuen Freunden hier, an zwei erinnere ich mich besonders, einmal in einem kleinen Coffeehaus in Stockholm, kurz bevor wir nach Norrköping fuhren mit dem Zug, und eines nachts am Fluss von Norrköping, dem Mutala Ström, der von Mutala nach Norrköping fliesst. Die meisten wollen genau wissen, wie mein Erlebnisse waren und denken darueber nach. Ich spuere dann, dass sich die Atmosphäre ändert. Manchmal aber werden Gespräche auch schwer und nehmen eine wilde Wendung. Obwohl ich meist nur einen Bruchteil sage und so vorsichtig ich kann, passiert es doch, dass Menschen im Innersten getroffen sind, vor allem dann, wenn ich ueber mich berichte und dem, was ich gelernt habe. Sie weinen dann manchmal, und ich muss sie umarmen und beruhigen und kann vieles Gefuehl nachvollziehen. Ich habe dabei vor allem ein Herz fuer Kuenstlerinnen und Kämpferinnen, aber auch fuer Kuenstler und Kämpfer.
Der Mutala Ström in Norrköping ist wunderschön gelegen und war von schneebedeckten Bäumen und schweren, vereisten Ästen umgeben; er floss halb erfroren langsam dahin, in den Weihnachtslichtern der Stadt, etwas kleiner als Wuerzburg, badend, mit schwarzen Enten hier und da, und der Weg in tiefem Schnee fuehrte an Lauben und Ausruheplätzen vorbei. Der grosse Göta Kanal fliesst ausserhalb nach Göteborg. Man kann segeln von Stockholm nach Göteborg wegen dem von Baltzar von Platen gegrabenen Kanal und kreuzt den zweitgrössten See, den Vättern, eventuell auch den grössten, den Vänern. In Göteborg war ich noch nie. In Norrköping liegen Teile der Universität von Linköping. Wir besuchten das Arbeitsmuseum von Norrköping; es war sehr interessant zu sehen, wie sich Schweden aus Zeiten der Armut der 30er Jahre zu solch einem schönen Land entwickelt hat. Vor allem die Entwicklung der Frau, ihre Leistungen und Erfindungen wurden gewuerdigt und gelobt. Das tut mir gut. Ich leide noch immer mit der Geschichte der Frau auf dieser Welt. Ein Teil des Museums zeigte auch Fotographie in Suedafrika. Kunst macht Augen. In der Bibliothek des Arbeitsmuseums gab es ein braunes Klavier ohne Namen, auf dem ich spielte. Leute kamen aus ihren Zimmern, setzten sich, sassen am Boden und lasen und hörten zu. Ich habe fuer Schweden gespielt. Hanna sagte, sie findet es schön: Wo immer wir hinkommen, wir finden ein Klavier. Sie ist eine Kuenstlerin aus der Kunstschule, sie schneidet Bilder und schreibt und illustriert Kinderbuecher. Dann kam mein erstes schwedisches Gedicht: Så vackert är Sverige.

Nun bin ich schon ueber eine Woche im tiefverschneiten Schweden. Das Wetter ist mild und trocken. Sogar die Sonne scheint manchmal. Ich verstehe immer besser. Schwedisch kommt mir als Sprache und auch in meinem Gehirn vor, als wuerde Deutsch und Englisch miteinander gemischt worden sein in einem Mixer — und heraus kommt Schwedisch. Ich weiss noch, dass sich manche Deutsche frueher ueber mein Sing Sang Deutsch lustig gemacht haben, aber das Sing Sang kommt von meinem Gehör, in dem das Schwedisch meiner Mutter sitzt, deswegen habe ich als fränkisches Kind in Sueddeutschlnad, in Bayern, kein Fränkisches gesprochen. Im Vergleich ist Schwedisch eine sehr singende Sprache. Das war so auffällig, dass alle dachten, ich käme aus dem Norden. Kann man eine schwedische Fränkin sein?

Die beruehmte Klosterkirche in Vadstena hatte einen alten schwarzen Fluegel, auf dem ich spielte. Vor mir stand der grosse Tannenbaum, der geschmueckte Weihnachtsbaum. In Schweden gibt es hauptsächlich Glitter, was ich schöner finde als Lametta. Ich spielte Bach, und durch die hohe Akustik des Klosters der Heiligen Birgitta zogen die Klänge.

Als wir im Zug gesessen waren nach Frankfurt, habe ich einen alten Mann bettelnd gesehen, wie er durch den Zuggang ging. Seine Nase war kaputt, seine Augen rot, er hinkte. Er tat mir so furchtbar leid, dass ich dachte, mir dreht sich der Magen um. Ich nahm Geld und lief ihm hinterher. Seine Unsicherheit konnte ich körperlich fuehlen. Ich gab ihm das Geld in seine grosse, steife Hand. Dann ging ich auf die Toilette und weinte. Ich war unglaublich versucht, ihm mein komplettes Reisegeld zu geben. Warum habe ich es nicht getan? Ich war betäubt von mir selbst und hatte nur den Wunsch, ihn zu umarmen. Es war aber eigentlich nicht das Geld oder Nichtgeld, was mich bewegte, sondern ich dachte, dieser Mann könnte ich sein. Denn Elend ist meist innerlich.

Lucia und Weihnachten

Singend durch Ikea Würzburg zu laufen als Lucia mit schwedischen Weihnachtsliedern mit dem Chor, das war schon ein Erlebnis. Ich muss sagen, dass ich Lieder wie Stille Nacht noch nie so intensiv gesungen und gefühlt habe wie auf Schwedisch. Es kam mir wie eine Proklamation gegen Nikoläuse und Kommerz vor, oder auch bei Nu tänder tusen juleljus. Bei der Deutsch-Schwedischen Gesellschaft später beim Julbord, wo ich auch eigene Lieder gesungen habe, spürte ich, wie die süße schwedische Weihnachtsgeschichte mit den Wichteln und Tomtar etwas kollidiert mit der Bibel. Später sagen mir die Leute oft, sie haben eine Gänsehaut bekommen bei meinen Liedern, “obwohl es christliche Texte sind”. Eine junge Schwedin sagte, sie findet es schön, dass ich unkonventionell und anders sei.
Beim schwedischen Weihnachtsessen gab es Rentierfleisch, Elchfleisch, Köttbullar, Janssons Frestelse mit Anjovis, jede Menge Heringssalat, also Sill, Lachs in Wodka eingelegt, schwedischen Schinken mit Soße und weichem, süßen, dunklen, schwedischen Brot, leckeren typischen schwedischen Salat aus Apfel, rote Beete, Zwiebel und Kartoffel, schwedische, salzige Butter Bregott, schwedischen Käse, revbensspjäll, das sind Fleischrippen, Gans, Braunkraut, Blaukraut, Sherry-Sill, Schweinefleisch mit Honig und Soja, Glögg, schwedischen Kaffee, Kanelbullar, Lussekatter mit Safran und Rosinen, Reisbrei mit Obst und noch vieles andere mehr, alles Dinge, aus Schweden mitgebracht wurden. Im Reisbrei, den ich mit nach Hause nahm, hatte ich die berühmte, drin versteckte Mandel, das bedeutet, dass man nächstes Jahr heiratet. Na dann!
Auf dem Markplatz am Weihnachtsmarkt zu singen, war besonders schön für die Kinder, die dachten, dass wir Engel seien. Es blieben sehr viele Menschen stehen und hörten zu. Ich hatte manchmal Sorge, dass im Wind meine Luciakrone mit den Lichtern herunterfällt. Es war ziemlich kalt. Es muss wohl in der Zeitung gestanden sein, da einige Schweden da waren und mitsangen. Es waren sehr viele Kinder mit ihren Eltern insgesamt. Einer hat dann erzählt, wer Lucia war, dass sie sich früh zum Christentum bekannt hatte und getötet wurde.
Am besten gesungen aber haben wir im Matthias-Ehrenfried-Haus. Allerdings tropfte das Wachs der echten Kerzen der schweren Krone auf meine Haare, Augenbrauen und Wangen. Trotzdem war es schön, da alles um uns ganz dunkel war. Himlen hänger sjärntsvart lief besonders gut diesmal. Die Atmosphäre macht’s! Danach spielte ich noch Weihnachtslieder und Bach.

Meine Kaninchen haben die ersten Schneeflocken auch schon erlebt.
Meinen ersten Schnee Winter habe ich vorgestern im Schwarzwald erlebt. Leider war dies um 6 Uhr morgens, als ich vom Studio Beihingen bei Nagold auf den Parkplatz ging, um eilig zurück nach Würzburg zu fahren aufgrund des nächsten Konzertes. Mein Beetle war zugeschneit, die Tür fast zugefroren, der Kofferraum ging nicht auf, ich versuchte irgendwie mit Mantel und Handschuhen, die Scheiben freizubekommen, fuhr nach langsam los auf den serpentinenartigen Straßen abwärts. Immer, wenn ich es warm haben wollte, beschlug meine Frontscheibe, und ich musste wieder umstellen, fröstelnd. Dennoch genoss ich die Schneeflocken. Später auf der Autobahn war im milchigen Licht alles frei und in Ordnung, aber ich war schon spät dran, raste 160 mit meinem kleinen Motor, ich hatte das Gefühl, mein Beetle macht eine Grätsche mittendurch. Aber das Schneiden der klassischen Musik hat viel Spaß gemacht. Es ist aber einfach genauso viel Arbeit wie das Einspielen. Zum Beispiel, dass der Steinway immer wieder mal zwischendurch gestimmt werden muss, lernte ich dazu. Das ist natürlich bei einer Nachtaufnahme eine heikle Sache. Andreas ist der Profi, aber ich muss hören, wo wir sind, wo die Wolken und Bäusche auf dem Display die Musik sind, die wir wollen. Hören ist eine anstrengende Sache, vor allem, wenn man seine eigenen Sachen hört: dennoch unemotional und willig zu bleiben. Als ich im Studio für zwei Stunden ins Gästebett fiel, hörte ich pausenlos Musik, ein Drehen von einer Stelle Klavier im Ohr, vor lauter Hören und Aufnehmen. Aber dann schlief ich in diesem Strudel ein.
Das Schneiden muss man schon mit jemandem machen, den man mag, finde ich, da man gelöst und entspannt hören sollte, konzentriert, aber mit einem Lächeln auf den Lippen.
Aber glücklicherweise habe ich ein gutes Gedächtnis, ich wusste noch 4 Wochen später, wann ich was gespielt hatte. Es ist nicht das Gedächtnis meines Verstandes, sondern das meines Körpers und meiner Seele, wie ich mich wann wo wie gefühlt habe.
Mittendrin fanden wir noch eine Improvisation, die ich einfach so, um mich zu beruhigen, gespielt hatte, um mich wieder zu motivieren gegen 14 Uhr nachmittags nach einer durchgespielten Nacht. Ich nannte sie Nachtgedanke und fand sie schön. Sie wird auf einer der beiden CDs drauf sein.
Das nächste Mal, wenn ich wieder ins Studio fahre, wird es 2010 sein, für die CD, die meine Lieder trägt.

Da ich nun zuerst nach Holland und dann nach Schweden fahre, wird es Januar werden.

Neue Musik

Da ich viel unterwegs ist, sehe ich auch die vielen schönen Weihnachtsmärkte, die verschiedenen Kulissen, Kirchen, Riesenräder … Manchmal kam es mir vor, als wäre ich gefangen in einer Kiste Lärm. Glücklicherweise habe ich meine Ohren geschützt. Ich finde es doch seltsam, das Phänomen Bühne und Musik.

Ich bin bewegt von Nonos Musik, von Ligeti, Messiaen. Eine erstaunliche Tondichtung, wie ein Mensch mit jähem Temperament dennoch so konzentrierte Musik schreibt, die doch in seiner Zeit den Punkt trifft, mit Stille und Pausen, die voller Rhythmus sind, konzentrierte Impulse, eine konzentrierte Jähheit, eine Betrachtsmusik, die sogar visuell zeigt, dass Politik und Empfinden zusammengehören: Bleiben, Wiederholen, Gefühle, die unverfügbar sind und doch inniglichst verändern wollen.

Öttingen

Das Konzert im Residenzschloss in Oettingen (Bayern) war sehr schön, das Schloß ist romantisch und der Saal auch. Ich hatte viel Ruhe auf der Bühne und genoß die Akustik, über mir die Renaissance Engel und die Bilder der Götter der Jahreszeiten, und als ich das Thema der Goldberg-Variationen als Zugabe spielte, was mehr Konzentration fordert am Ende eines Klavierabends als ein virtuoses Stück, so weich, so zart, als wäre ich in einer Seifenblase, als würde ich mich jemandem vierhändig spielen, er spielte unten, ich spielte oben, merke, dass die Symbolik eine Rolle spielt: ob nun Götter der Nacht oder Soli Deo Gloria. Es erstaunt mich, wie unfassbar geduldig Gott ist. Er lässt sich nicht reizen. Manchmal ist alles eine Frage der Sichtweise. Er ist der Mittelpunkt, nicht wir.

Heidelberg