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Schwedische Orgelmusik

6 Klais-Orgeln Würzburg 

Ich freue mich auf eine neue Übe-Orgel in Würzburg, eine Klais-Orgel, einer der fünf der Stadt (Dom, Hochschule, Augustinus, Neumünster, Stift Haug, Heilig Kreuz), zwar keine vier Manuale, aber drei, mit spanischen Trompeten und schönen französischen Klängen, angenehmen Zungen und weichen Prinzipalen, ca. 21 Jahre alt. Das Pedal ist etwas leise, man kann ja koppeln, und ich bin nicht mehr auf hauptsächlich Beckerath angewiesen. Und habe die einzige Frau des Bistums  in der Stadt getroffen, eine sehr gute (die von Männern auf die andere Mainseite “verbannt” wurde).  

Der Algorithmus der männlichen Kirchenmusik und Orgelwelt wird sich hoffentlich bald ändern, ich werde mein Bestes dafür geben. Dass nicht nur Männer immer die Vorteile erhalten. 

Ich habe einen neuen Lieblings-Wrap: Wrap mit Erdnuss-Soße (gemischt mit scharfer) und Grillkäse, Halloumi. Lecker!

Ich freue mich auf die Orgel in der Solitude Stuttgart und auf den 9. Deutschen Orgeltag (Konzert Schriesheim bei Heidelberg) und die anderen Konzerte im September. Habe bisher fast immer auf den Orgeltagen konzertiert.

Heute war ich endlich nach zwei Wochen orgelbedingter Pause wieder Springreiten. Ich merke richtig, wie mich die Pferde entspannen. Sie sehen mich mit ihren großen braunen Augen lieb und bescheiden an und schnauben. Den Vorteil, den sie wollen, ist nur altes Brot, Heu und Relaxen.

Was mir immer noch sehr zu denken gibt, ist die Voreingenommenheit, der unreflektierte Frauenhass in der Komponisten- und Orgelwelt, die die Männerstrukturen verfestigen durch sich gegenseitiges “Beerben” und Zuschieben. Sie sind so gewöhnt darin, dass sie darin nicht mal Unrecht sehen! Erstaunt sind, wenn eine Frau etwas sagt!

In professionellen Musik-Wettbewerben sollte wie beim Sport zwischen Männern und Frauen getrennt werden. Sonst schustern sich die Männer politisch alles zu, da es Vorteile bringt, eitle und selbstherrliche. Zudem ist es für kleine Frauen schwerer, Orgel zu spielen. Selbst kleinere Männer haben längere Beine, sind vom Körperbau ganz anders. Von großen ganz zu schweigen, sie müssen sich nicht mal drehen im Pedalspiel. Und: Frauen reagieren auf Stress ganz anders als Männer, besonders was die Konzentration angeht. Ich nehme alles wahr, viele Männer haben Tunnelblick. Das heißt noch lange nicht, dass Männer besser sind. Dennoch wird Frauen vieles nicht zugetraut, nicht Hervorragendes, vor allem nicht, wenn sie ganz anders als Männer sind, auftreten, angezogen sind, gern lachen, kindlich, fröhlich, klein sind, kleine Hände haben, Rock tragen, quirlig sind. Natürlich kann man Männer nicht verallgemeinern. Es gibt auch sehr nette. Aber wir leben noch in einer Männerwelt. Viele Frauen müssen wie Männer sein, um in dieser Männerwelt “hervorragend” zu sein. Noch 1974 benötigten Ehefrauen die Erlaubnis ihrer Männer, wenn sie arbeiten wollten, habe ich erfahren. Bei ISAM durfte ich nicht den großen Mercedesbus fahren, dabei fahre ich auch Motorrad und bin schon viele Strecken mit dem Auto gefahren, aber ein Mann, der noch kein Jahr den Führerschein hatte, noch nie auf einer zweispurigen Fahrbahn abgebogen ist, der durfte – sogar ohne Erlaubnis. Wenn man für unterschiedsbedingte Gleichberechtigung spricht, denken manche, ich sei feministisch – als sei jemand, der sich für Gleichberechtigung zwischen Schwarz und Weiß einsetzt, ein Schwarzist.

 

Orgel: Spiegelbild der Seele. Technik an der Orgel 

Es ist wichtig, das Pedal wirklich zu hören. Der Bass setzt die Zeit. Das Mass. Durch meine Geschichte bin ich daran gewöhnt, das Helle, Obere als Lead-Voice wahrzunehmen. Der Bass war höchstens der Butler, der den Tee bringen durfte.  Jedoch ist er ein wahrer Gentleman, ein eleganter Diener, der eigentlich der Boss ist, aber gern dienend und tragend ist, wie ein Hirte die hellen Stimmen zusammenhält, zu edel, um sich wichtig zu tun.

Es ist sehr wichtig, ihn wahrzunehmen und zu formen.

Es gibt nicht viele gute Orgelpädagogen. Das Pedalspiel ist zunächst vom Sitz her eine rein pragmatische, sehr körperliche Angelegenheit, die nichts mit Musikalität zu tun hat. Das mag großen Männern nicht so vorkommen, die autodidaktisch Orgel gelernt haben. Aber zunächst mal ist es körperlich ungewohnt, gerade und mittig und nicht zu weit nach hinten zu sitzen und dennoch frei mit den Fußgelenken, mit den Beinen zu sein, gerade außerhalb der Comfort-Zone – ohne ein schwer arbeitender Hampelmann zu werden, oder besser eine kleine Hampelfrau. Das heißt, Bauchmuskeln sind hier angesagt. Was haben Bauchmuskeln mit Musikalität zu tun? Nichts.

Mittig. Ruhig. Fußgelenke. Wissen, was wo wann bewegt wird. Statik. Das stark machen, was noch schwach ist. 

Dann kommt die Musikalität: Die Orgel singt ganz anders als der Flügel. 60 Prozent der Orgelmusik ist wortbezogen. Ganz anders als beim Flügel. Die Orgel spricht. Sie singt sprechend! Der Flügel brilliert. Das geht so bei der Orgel nicht, im Gegenteil,  ist verheerend. Gewisse Vorteile vom Flügel helfen mir bei der Orgel nicht: Virtuose Finger, schnelle Triller (“Sie trillern einfach zu gut”), Überlegato, meine “übergerüstete” Technik, selbst meine Gabe, Obertöne am Flügel hervorzuheben und mit dem Handgelenk Klang zu schaffen – bei der Orgel sinnlos. Nicht nur sinnlos, sondern falsch. Diese unterschiedlichen Parameter muss man ganz genau kennen, die müssen ins Blut übergehen. Ganz pragmatisch. Das Singen an der Orgel erfolgt ganz anders. Es wird auch anders artikuliert.

Es mag widersprüchlich klingen: Auf der einen Seite nicht übergerüstet sein, sondern so wenig wie möglich geben, sich tragen lassen, auf der anderen Seite hoch aufgerüstet in allen Facetten der Artikulation sein, und wissen, wie. Das Ohr allein hilft nicht. Man braucht das ganz pragmatische Handwerkzeug, Zeit und Erfahrung. 

Daher ist das Orgelbüchlein so wichtig. Die Orgel kennt und spricht und verkündet, sie ‘tutet’ und dröhnt nicht.

Bei ihr muss der Ton geschnitten und gelüftet werden, nicht wie beim Flügel möglichst gezogen. Gravierende, faszinierende Unterschiede. Bach wusste dies ganz genau. Er wusste, wie er durch seine introvertierte d-Moll-Triosonate lyrisch seufzen und Ton verpuffen lassen kann, um dennoch eine dramatische Linie zu halten bis zum Höhepunkt. Bei ihm ist nichts wie am Fließ band wie bei Händel, dem Könner (jedoch die Händel-Perahia-CD ist schön). Jede Triosonate Bachs ist anders vom Charakter.

Zudem ist die Orgel imitierend. Sie ist eine sprechend-singende, imitierende, predigende Frau. Vielleicht sogar eine schwarze Frau. Eine mit dem Blues.

Bach ist der Weg zur Orgel. Blues und Bach sind ganz nah. 

Konzert in Ostfriesland und Tropea, Süditalien 

Ich freue mich auf meine Konzertlesungen in Leer. Ich spielte bereits in Aurich, Rysum und der Gegend, Emden, Juist, Langeoog und Norderney. Borkum habe ich besucht. Vielleicht diesmal Baltrum?

Süditalien vermisse ich nun, das große Meer in allen Blautönen, das gezähmt und mit salziger weißer Salzrüsche als Dekoration sanft für uns an den Strand läuft, damit die kleinen Menschen mit ihren Babies im Wasser planschen können – und doch auf offener See wild und stark ist; Schönheit und Schrecklichkeit; die Felsen und den Sonnenuntergang, den Palmen- und Kakteen-Garten der Santuario di Santa Maria dell’Isola di Tropea. Dort liefen große Hasen und Kaninchen herum in allen Farben, miteinander schmusend, in Formen und Farben, die ich noch nie so gesehen habe, Kreuzungen zwischen Meerschweinchen und Kaninchen und zahm, ließen sich streicheln und fraßen Blätter vor meiner Nase. Die Aussicht dort ist unbeschreiblich, auch die Aussicht von der hohen Stadt Tropea selbst hinunter in die Bucht. Und die schöne Castello die Murat in Pizzo und Piedigrotta

Das Eis und das Sorbet ist himmlisch in Tropea und Pizzo Vibo, besonders das Mandel- Zitronen- und Orangensorbet. Aber auch Fisch, Meeresfrüchte und Muscheln direkt frisch aus dem Ionischen Meer und der Tyrrhenischen Küste. Leider reagiere ich auf zu starke Sonne oft mit Sonnenallergie (rote Punkte) seit Australien. 

Aber am schönsten ist es, im Mittelmeer zu baden, wenn die Sonne untergeht und frau ganz allein ist. Das Wasser ist rotorange und türkis und golden und silber, leise und mysteriös, während die Planeten sich drehen und der Himmel rot ist, bevor er schwarz wird. Noch nie war mir das Universum so bewusst wie dann. Als würde das Meer direkt aus dem Universum kommen wie die Sonne und der Mond. 

Italienische Lasagne Ann-Helena Calabrese

Curinga, Calabria

Das Konzert in Curinga war sehr schön. Eine sehr spannende Tamburelli-Orgel von ca. 1845, Rotelli-Orgel in der Terme Romane Curinga (Römische Bäder von Curinga). Die italienischen Prinzipale (vor allem kombiniert mit Flöte) sind sehr weich und warm. Die Pronesti-Orgeln (Betonung auf dem i) von Salvatore Pronesti gefallen mir sehr, auch die historischen Orgeln von Rotelli, alle italienischen Napoli-Orgeln.

Zum ersten Mal spielte auf dieser italienischen historischen Orgel jemand Bach Goldberg-Variationen. Natürlich spielen die Italiener Bach anders, romantischer. Dennoch war alles sehr schön. Ich spielte zudem Muffat, Pachelbel, Frescobaldi, eigene Kompositionen, Sweelinck. Ich, meinen geliebten Steinway zuhause, spürte die Knie hart an dieser alten grünen Orgel, fiel fast rückwärts in die Tiefe, da die schwere Bank am Abgrund stand, welche Prinzipale und Lebensgefahr.

Weiche Flöte, hartes Holz.

Interview Luxembourg Remy Franck

Die Presse in Italien und auch von Pizzicato Luxemburg waren sehr gut.

Presse Italien

Venetia, Süditalien

Bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen wurde mein Rucksack aufgrund meiner Stimmgabel durchsucht. Ich wurde gefragt, was denn die Stimmgabel sei. 🙂

Ich erinnere mich gern an das Meer, an den Pool, an die Mücken sogar, an die unglaublichen Bäume mit ihren riesigen Wurzeln. An die wunderschönen Spinetts, Cembalos, Orgeln. Ich liebe alle Tasteninstrumente. Aufgrund der Hitze habe ich meist barfuß gespielt.

Ich liebe es, dass der Mensch auf Vollkommenheit angelegt ist, Proportionen, Verhältnisse, das universale System. Es war sehr schön, italienische Orgelbauwerkstätten kennenzulernen.

Mir gefallen die Filme Yaya con Dios und Was auch geschehen mag und Das Leben ist schön.

8. Juni 2019

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Kammermusikalische Orgel

Es ist für mich immer noch erstaunlich, wie wenig Kirchenmusiker sich vorstellen können, dass manche auf dem freien Markt hauptsächlich künstlerisch unterwegs sind. Und auch, wie männerdominiert die Orgel leider zu sein scheint. Ach, die Orgel ist für mich manchmal noch ein kammermusikalischer Steinway C, dabei kann sie, so sagte man mir, ein “gewalttätiges” Instrument sein, das von vielen Männern oft “pervertiert” wird. Nun, ich weiß, dass die Orgel Ruhe und Zartheit braucht und dennoch Leidenschaft, ich liebe sie als künstlerisches Instrument, wofür ich komponiere. Sie ist für mich eine “sie”, vielleicht nicht alle Orgeln, aber viele, während der Flügel durchaus männlich ist, aber natürlich nicht nur. Die etwas dunstigen, dösigen Klänge Viernes sind für mich sehr interessant, ich liebe neue Herausforderungen, Treibhausklänge.

In der Welt der Orgel trifft frau auch auf Herausforderung Kirche, wobei Kirche für mich etwas Schönes ist. Jedoch innen und um sie herum scheinen kreative Frauen mit diesem seltsamen künstlerischen Gen wohl etwas befremdlich. Was die künstlerische Orgel in Hochschulen angeht, so sind viele Zustände schlimm. Ich glaube, das virtuose Konzertfach (Orgel) existiert für viele gar nicht real. Zwischen Carpenter und dem altbackenen Kirchenmusiker scheint nicht viel dazwischen zu liegen. Erstaunlich ist, dass der Flügel für mich männlich und weiblich ist, und so auch die Orgel. 

CD Bach: Zwischen Lübeck und Paris, Classicophon, Blancafort Orgel Valencia, Spanien

J.S. Bach Schübler Choräle, BWV 543 a-Moll und BWV 542 g-Moll, Chromatische Fantasie und Fuge d-Moll, 4 Duette BWV 802-805, Clerambault Suite Nr 2, Dietrich Buxtehude Präludium fis-Moll BuxWV 146, Längtan (Sehnsucht), Blancafort-Orgel Valencia, Spain

Tonmeister: Julián Andres Bewig

  

 

 

 

handschriftlich Score von Komposition Laengtan

Bonus: mit eigenen Werken, Noten hierzu im Heinrichshofen Verlag 2019

16. Mai 2019

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Bamberger Dom

Von Heidelberg nach Bamberg: Es war sehr schön gestern, wieder an der Rieger-Goll-Orgel im Bamberger Dom zu spielen, eine Schwalbennest-Orgel an der Nordwand, mit spanischen Trompeten, die Chamade mag ich sehr, mein zweites Mal. Vierne-Ohrwurm. Danach spanische Tappas im Bolero Bamberg gegessen.

Von Philipp Klais bekam ich heute die erste Elphi-CD geschenkt, ich bin begeistert von Kalejs, Garuta und dem wundervollen Klang dieser Klais-Orgel. Die lettische Musik ist sehr interessant. Ich erinnere mich gern an meine Zeit in Riga. Ich liebe neue Musik an der Orgel. Wind, Haut, Klang, Strömen, Fließen, Reflektieren, Tafeln, Nusskern, Kissen, Federn – das alles ist die Elbphilharmonie, in der ich nun schon dreimal war. Ein Traum.