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Tourblog

01. Februar 2010

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Klang

Morgen fahre ich nach Nürnberg und Fürth und freue mich, zu sprechen und zu spielen, Tage voller Klang, ich möchte gern über Glauben und Leben als Künstlerin sprechen und wie schwer das oft ist. Bald werde ich auch als Sprecherin in Neubrandenburg und Leipzig sein im März. Ich spreche eigentlich auch gerne über das, was in mir ist, ich habe das Gefühl, ich habe so viel zu sagen, was anderen helfen kann. Heute habe ich den Film Mein linker Fuß gesehen (Christy Brown) — oft konnte ich mich teilweise identifizieren mit dem jungen Mann, der gleichzeitig hochbegabt und sehr klug war und doch in mancher Hinsicht wie ein Krüppel war. Ich glaube, Schriftsteller sind insgesamt sehr klug, da sie sehr sensibel zusammenfassen können müssen, wenn sie nicht gerade irgendwo schweben. Manchmal schwebe ich beim Bachspielen. Gerade Sensibilität macht oft zu einer Art ‘Krüppel’.

27. Januar 2010

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Ballett

Im Ballett Schwanensee in der Meistersingerhalle Nürnberg gestern, das Russische Staatsballett — und bin enttäuscht. Erstens kam die Musik vom Band, von den Lautsprechern. Da entstand keine Atmosphäre. Außerdem waren die Lautsprecher so schlecht eingestellt, kein Dolby Surround, es hätten zumindest noch Boxen hinter uns angebracht werden müssen, so säuselte die Musik leise und quäkend oberflächlich in den großen Saal. Für mich aber ist die Musik bei Schwanensee das Wichtigste, dann erst kommt das Ballett. Tschaikowksy und ein großes Orchester schaffen erst einmal die Atmosphäre und den Rahmen. Durch die leise CD-Musik hörte man das Klappern der Schuhe der Tänzer, alles wirkte so leicht, so geübt, so gehüpft. Noch dazu war die CD-Aufnahme nicht das, was ich von Qualität her kenne. Ich weiß nicht, welches Orchester da auf Band war, aber ich kenne Schwanensee viel schneller, viel leidenschaftlicher gespielt. So waren die Tempi für mich auch viel zu langsam. Ich dachte, ich sitze in einer Übung ohne Schwere, ohne Gewicht, ohne Tiefe. Die Professionalität der Tänzer war groß und fast kalt, dass ich kein Gefühl, keine Füße und Hitze mehr spüren konnte. Da die Karten teuer waren, war das Publikum eher das biedere. Da trifft dann das große Professionelle auf das große Biedere, wegen dem Geld. (Für große Rockkonzerte wird ja auch sehr viel ausgegeben.) Als Kind hörte ich Schwanensee und träumte die Geschichte dazu. Nichts wird für mich je wieder so schön gespielt und erträumt werden wie das, was ich gehört habe als Kind, als die Erinnerung daran, ich kann das nicht mehr finden im Vergleich als Erwachsene. Ich musste weinen bei Tschaikowksy als Kind. Und jetzt, gestern, wäre ich fast eingeschlafen. Es war nett, es war gut, aber es war auch so nichtssagend.

Die Meistersingerhalle habe ich oft besucht, als ich ein Kind war, da wir ein Abo hatten, ich war mindestens einmal im Monat dort im Orchesterkonzert, und die Halle war so groß und leuchtend, und jetzt war selbst die Halle fast renovierungsbedürftig und klein. Es gab auch kein Eis mit heißen Himbeeren mehr in der Pause, sondern nur Brezeln und Bier. Aber natürlich fiel mir das nur am Rande auf.

Insgesamt dachte ich, hm, irgendwie kann das nicht alles gewesen sein, Kunst ist für mich mehr, viel mehr. Es kam mir vor, als wäre der Konzertsaal lechzend nach Kunst.

25. Januar 2010

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CVJM Traumschiff

Sonne. Meer.

 

Heute ist mir wieder ein Engel in Form eines Menschen begegnet. Manchmal kommt es mir vor, als wäre es immer derselbe, nur wechselt er das Gesicht. Er sagte, ich soll an die Leidenschaft der Rotgerüsteten (einer meiner Romanfiguren) denken, nicht an Berühmtheit. Ich sei eine Künstlerin. Gerade vor dem aktiv Künstlerischen scheue ich mich. Mit weiblich und rot und gerüstet verbindet man Ekstase, Pompöses, Gewaltiges. Das ist mir irgendwie nicht so recht. Vielleicht sollte ich doch eine Goldgerüstete werden? Er sagte, nein, mit rotgerüstet verbindet er zum Beispiel We will rock You in Wembley vor einer halben Million Menschen. Ich weiß nicht. Ich mag Queen. Aber …

Jürgen Werth hatte mich heute als ‘Predigtthema’ auf dem Traumschiff. Wenn ich meine eigenen Lieder spiele, habe ich das Gefühl, ich ‘füttere’ die Leute, sie bekommen zu essen. Ich ahne, dass ich ein Transportmittel bin. Aber eben nicht nur. Ich bin auch eine Frau. Und seltsam, es verändert sich so viel in mir. Ich erkenne mich gar nicht wieder manchmal. Aber ich spüre immer noch so viel, von dem andere gar nicht wissen, dass es da ist. Das Verändern passiert, ich habe wirklich keinen exakten Einfluss darauf, und doch, habe ich.

Es ist schön, zu sehen, wie die kleinen Vierjährigen im Schülerkonzert ohne Angst und gemütlich von hinten auf den Klavierhocker krabbeln und es ganz geniessen, gesehen zu werden. Nächstes Jahr spielen sie bei Jugend musiziert.

Für mich war Schwedisch früher an der Uni eine Doppelbelastung, da sie doch manchmal Fremdsprache war, auf hohem Niveau. Trotzdem machte es mir viel Spaß (Meine erste Uni-Note in Schwedisch war eine 1,7. Der Fördjupningskurs ist Level B2. Der höchste Level ist hier C2.).

22. Januar 2010

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Gesamtkunstwerk und Schloss

Es kostet mich manchmal Kraft, ein Gesamtkunstwerk zu sein. Schreibe ich an meinem Roman, verändere ich mich, oder besser, so wie ich mich verändere, so verändert sich mein Schreiben, ganz konkret der Roman. Einige sagen, ich hätte einen ähnlichen Stil wie Herta Müller.

Das Homburger Schloss ist sehr schön; es erinnert mich an unser kleines Schloss, in dem meine Familie und ich in Röthenbach an der Pegnitz gewohnt haben, den Brunnen, die Böden und Türen und Klinken. Die Atmosphäre von Burgen und Schlössern mag ich sehr, den Geruch der Türme. Ob ich wieder in einem Schloss wohnen wollen würde, ist eine andere Frage.

Die Instrumente des Schlosses sind hochinteressant. Am besten gefiel mir das dunkelrote Clavichord in dem kleinen Gästezimmer, in dem ich übernachtete. Wieviel Kraft und Klang in einem solchen und alten Instrument steckt! Die Pedale an dem Hammerflügel im Saal gebraucht man mit den Knien, was für mich natürlich eine Umstellung ist, vor allem, da sie überkreuzt empfunden werden, das heißt, die Dämpfung ist rechts.

Der Flügel ist perfekt für Beethoven, Haydn und Schubert. Ein Clavichord in der Sammlung soll Mozart gespielt haben. 

Die Konzerte kommen in die Endphase, ich übe teilweise 5-6 Stunden am Tag, das ist sehr anstrengend, alles Bach, alles auswendig, zwischendurch meine Lieder. 

20. Januar 2010

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Kreativ

Die Filme von Andrei Tarkovsky sind kunstvoll, sie sind für mich eine Mischung aus Italien, Russland, Musik, Gedicht. Das Treffen der Traumschiff-Crew im Nürnberger CVJM am Kornmarkt war sehr schön. Ich freue mich sehr, meine Gaben einzubringen und die anderen besser kennen zu lernen, auch Jürgen Werth, der bei der Vorbesprechung nicht dabei war. Obwohl es in der christlichen Welt sehr von Frauen wimmelt, sitzen in den obersten Gremien und dort, wo kreativ und beeinflussend entschieden wird, hauptsächlich Männer, das macht mich traurig. Wenn es Frauen sind, haben sie oft die Aufgabe einer Sekretärin, einer Diener, einer Organisatorin.

Es fällt mir immer mehr auf, dass ich, egal, wo ich bin, oft die einzige kreative junge Frau bin, die mit entscheiden möchte. Warum ist das so? Es ist auch nicht leicht für mich als Frau, mir Gehör zu verschaffen und mich durchzusetzen, daher bin ich vielleicht manchmal auch zu stark oder auch zu schwach, je nachdem. Was mir oft passiert, ist, dass mich Männer necken, mich prüfen, mit mir flirten oder unbewusst versuchen, meine Autorität zu testen oder auch zu untergraben oder auszubremsen — vielleicht unbewusst. Ich freue mich auf den Kontinent Afrika in den Osterferien. Wahrscheinlich werde ich meine Hängematte mitnehmen und mich an Deck legen nachts.

15. Januar 2010

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Geschichte, Zeit, Schweden

Meine letzte Schwedisch-Klausur fällt genau in die Zeit, in der ich in Stockholm bin. Nun muss ich alleine nachschreiben Ende Februar, dann: Akademisches Arbeiten und Schwedische Literatur.
Heute habe ich gehört, dass ich eine Art Synästhetikerin sei, das heißt, ich kann verschiedene Sinnesebenen koppeln und mischen, konkret: Wort, Ton und Farbe. Das kann auch sehr belastend sein und anstrengend. Ich merke zum Beispiel, dass die Kreativität nicht als Muse kommt bei mir, sondern fordernd. Ich übe, und plötzlich weiß ich das poetische Bild zu einem Gedanken. Ich laufe dann oft zwischen Flügel und Laptop hin und her und kann nach zwei Stunden ins Bett gehen, so müde bin ich, was ich nicht tue. Ich habe Angst vor meiner Kreativität.

Ich habe auch in Kombination von Musik ganz klare Erkenntnisse und ein Wissen über Dinge, als würde mir die Musik das konkret als Schriftzug sagen, was in der Luft liegt. So auch mit Farben und Bilder, nicht ganz so ausgeprägt, da ich es nicht so häufig tue. Meine Antennen sind immer ausgefahren, was mich viel Kraft kostet. Ich muss erstmal lange erklären, warum ich was wie sage. Aber es gibt auch Leute, die sagen, dass das eine Gabe ist, eine Hochbegabung.

Vernunft ist eine kostbare Gabe. Vernunft kommt von Vernehmen. Von Hören. Sprachlich sein.
Heute badete ich mit einem Duschherzen; ich wollte die rote Flüssigkeit aus der Öffnung drücken, was natürlich nicht ging, aber plötzlich bekam das große Herz einen Riss mittendurch und die komplette rote Creme war in meinem Gesicht und an den Kacheln und überall auf mir. Irgendwie fand ich das sehr symbolisch und schön.

13. Januar 2010

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Gefüge

Ich freue mich auf den Suezkanal, Port Said, Luxor, Korinth.

Schlagzeug macht sehr viel Spaß, in kann meine Energie verwandeln in Rhythmus. Manchmal kann ich bei Bernd Kremling üben. Ich bewege mich manchmal mit Leidenschaft außerhalb der Klassik. Zur Zeit höre ich wieder sehr gerne Björk, die isländische Künstlerin, sie ist eine besondere Persönlichkeit und Komponistin.

07. Januar 2010

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Stockholm

Nach dem Konzert heute kam ein älterer Herr auf mich zu. Er erzählte mir, dass er mit seiner Frau schon zehnmal in Verona gewesen wäre, auf Opernreise, und plötzlich fing er an zu weinen und sagte, seine Frau sei vor zehn Jahren tödlich in seinem Haus verunglückt. Sie war auf dem Marmorboden ausgerutscht und mit dem Kopf gegen eine Truhe gefallen. Als er sie fand, war sie bereits im Koma. Ich war so tief erschüttert und berührt von seiner Art, vor mir seine Gefühle zu zeigen, sein zerbrochenes Herz. Die meisten Männer heiraten sofort wieder, kaum ist die Frau gestorben, manche noch im selben Jahr, weil sie nicht allein sein können. Und da ist ein Mann, der in einer ganz kontrollierten Art und doch ohnmächtig und ohne Bitterkeit Gefühle gezeigt hat. Ich dachte mir, diese Welt ist schwer. Und Flo mit zerschmetterten Beinen von einem Motorradunfall. Aber er ist eine so starke Persönlichkeit. Er war mal zwei Meter groß. Seine Hände sind schier fünfmal so groß wie meine. Auch im Rollstuhl könnte er mich zerquetschen. Sein Lächeln und seine Augen sind voller Freundschaft und Zuversicht. Nach so einer Not überhaupt so schauen zu können.

Freue mich auf Schweden. Das viele verschiedene Wasser um Schweden und auch um Stockholm herum mit den vielen Inseln sind, finde ich einfach köstlich. Da ist die Östersjön, sind die Mälaren. Wir besuchen Riddarholmen, Skansen, Skärgården, die Hochschule für Musik. Das Häuschen meiner Verwandtschaft liegt am Skagerack Meer, dann gibt es das Wasser am Öresund, und Umeå liegt am Bottenhavet, und auf der anderen Seite liegt das Bottniska Viken. Da oben ist dann schon wieder Norwegen.

Heute geht es Richtung Köln zum Musikertreffen. Die Musikerwelt ist manchmal eine kleine Mafia.

05. Januar 2010

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Mittsommer. Midsommar

Vielleicht bin ich Mittsommer in Schweden bei meiner Tante. Es gibt das schwedische Spiel Brännboll und darin sogar Meisterschaften, das wäre mal ein Teamspiel für mich, da man dort nicht auf seine Hände aufpassen, sondern einfach nur schnell und rhythmisch laufen können muss. In so was bin ich gut, auch in Völkerball, aber das spielt ja leider keiner mehr, aber da gewinne ich immer mit meinem Team, keiner schafft es, mich abzuschiessen :-). Nach dem RAD treffe ich mich in Berlin mit Donata Wenders, sie macht Kunst in Fotos und schöne Fotos von mir.

04. Januar 2010

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Osnabrück

Ich freue mich, meine Verwandtschaft väterlicherseits in Osnabrück zu besuchen. Ich spiele dort und unterrichte. Gabi schreibt auch Lyrik. Sie hat mich in ihr Literatur-Radioprogramm eingeladen. Es wird wohl ein intensives ZwanzigZehn.

Ich freue mich darauf, in den Osterferien die Pyramiden und Kairo zu sehen. Wir baden zuvor einige Tage im Roten Meer, da war ich schon mal, in einer anderen Ecke, in Eilat, an der israelischen Küste. Nun ist es das Rote Meer in Hurghada, Ägypten. Ich freue mich auf mein schwedisches Gesangbuch, das ich geschenkt bekommen habe.

Manchmal, wenn ich zuhause übe oder schreibe (meistens beides gleichzeitig), komme ich mir vor wie unter einer Art Glocke, einer künstlerischen Glocke, einer positiven Zauberzone, als wäre die Luft anders. Es war für mich nicht leicht, künstlerisch tätig zu sein, ohne mich eingesperrt zu fühlen. Erst wenn ich locker lassen, spüre ich, wie sich dieser Widerwille für Verantwortung, Kunst, Disziplin und auch gegen Leitung in irgendeiner Art legt. Eigentlich leite ich sehr gern. Noch immer ist es für mich emotional, meine Verwandtschaft nach 15 Jahren kennen zu lernen, manche habe ich noch nie gesehen. Und plötzlich so viel Kontakt. Da spüre ich bereits eine große Verantwortung. Überhaupt spüre ich das überall. Und wenn ich nur eine Taste berühre. Ich möchte mit meinem ganzen Leben ein Zeugnis sein. Wenn ich gegen den Widerwillen, was Leitung angeht, ankämpfe, hilft das nicht, sondern erst wenn ich mich entspanne. Niemand kann seine Berufung bekämpfen. Es ist für mich wichtig und gesund, kreativ zu sein. Es ist eine ganz andere Art, wenn man in Freiheit und Entspannung kreativ ist.