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Lyrikerin

22. Mai 2021

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Existenz ist manchmal ein Akt der Rebellion. (AHS)

Heute spielte ich die hochinteressante Gerhard Schmid Orgel (1975) in Mariahilf München. Meine erste Schmid Orgel. Sie hat 4 Manuale, Rückpositiv, von unten würde man denken, ca. 45 Register – sie hat 70! Sehr eng gebaut. Aber gut. Einen akustischen 64-Fuß, spanische Trompeten, 32-Fuß-Posaune! Früher gab es gar 5 Manuale! Der Spieltisch ist neu und sollte der Erleichterung dienen. Die Pedalpfeifen sind rot bemalt. Die Orgel hat oben eine Art Klangloch. Unten gibt es auch eine Schmid-Chororgel, klein, aber mit spanischen Trompeten! Und Mariahilf, nah an der Isar, besitzt das drittgrößte Carillon Deutschlands. (Carillon ist nicht Glockenspiel, ist chromatisch aufgebaut und braucht mind. 23 Töne.)

Die Orgel an sich ist oft ein völlig anderes Wesen als ich mit Wesen aufgewachsen bin: Sie ist meist hoch oben, weit weg vom Publikum; versteckt; gibt es ein RP, ist man komplett abgeschirmt. Ist es eine große, langgezogene Kirche, ist man gefühlt noch mehr im Off. Ist es oben dunkel und kalt, gibt es keine Fenster, dann ist man nicht nur im Off, sondern sitzt auch noch im Düsteren und Kalten, in gewisser Weise im Keller, nur oben. Einsam. (Von Älte und Weihrauchduft umgeben.) Ich bin ganz anderes gewöhnt: Spotlight. Licht. Bühne. Gesehen werden. Fenster. Saal. Präsent sein. Es ist heiss. Schwitzig. Grell.
Es ist nicht nur typabhängig, sondern auch instrumentenabhängig, wie und wer man ist, wer man geworden ist. Und jetzt taucht eine Bühnenfrau, eine Lichtfrau wie ich in die kalte Dunkelheit der Abgeschirmten, der Rückpositiv-Leute auf. Kein Wunder, dass sich da manche auf den Schlips getreten fühlen. Zudem: In der Kirche ist man oft „berufsdemütig“. Sich präsentieren? Geht gar nicht! Aber ich liebe es, präsent zu sein. Für mich ist das normal. Völlig normal. Es gehört sogar dazu! Aber jemand, der im Off sitzt, warum und wie sollte er sich präsentieren? Wie das gelernt haben? Er hat das Gegenteil gelernt. Wie soll er zum Verbeugen rechtzeitig die Stufen runter kommen zum Publikum? Er hat trainiert, versteckt zu sein. Es spielt ja nur „die Orgel“. „Wir hören noch mal die Orgel“. Undenkbar, dass jemals jemand sagen würde: „Wir hören noch mal den Flügel!“ DAS ist eben der Unterschied. Wenn ich das Off also betrete, dann nehme ich das Lichtdenken mit hoch. Ich kann nicht anders. 

Schmid Orgel München

1. April 2021

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Ich versuche, meine Schlachten weise zu wählen, mich nicht sinnlos zu verausgaben. (Lone Scherfig)

Dänische Regisseurin.

Gründonnerstag

Am Samstag lerne ich einen wundervollen Organisten kennen und tolle Orgeln, ich freue mich! Und in zwei Wochen ist es so weit: CD ❤️

Sehr empfehlen kann ich die Gedichte von Louise Glück, Averno, Lyriknobelpreis 2020. Gänsehaut! Aber bitte auf Englisch original links lesen – die deutsche Übersetzung rechts ist Katastrophe. Wobei Lyrik schwer zu übersetzen ist.

Ich freue mich auf das Interview in der Zeitung Zeitzeichen. Ich hoffe, der Redakteur wird von Hass-Emails aus dem neidischen Teil der “Kirchenmusikszene” und deren Männer-Semi-Club verschont, so wie meine Verlage und Agenturen Hate-emails bekommen haben. Große Teile dieser Szene sind eher wie ein Kegelclub als wie eine Künstlerszene. Ob da gleich Attacken kommen? Angeheuert von der Männer-Szene?

Ich habe mein erstes Tik Tok Video hochgeladen namens „Luftklavier Chopin“. Lachen verboten! ☺️

Ps: Das Einzige, was das Eierfest Ostern mit dem Evangelium gemeinsam hat, ist der Hahn, der 3x kräht.

Luftklavier: https://vm.tiktok.com/ZMeyvk9ma/

Luftklavier Chopin

16. März 2021

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Welche Musik wirkt auf welchen Menschen zu welchem Zeitpunkt auf welche Weise? (Minkenberg)

Neues schönes Interview im Tableau Musical. Kommt bald. Und bei Zeitzeichen. Heute möchte ich an die nordische Jeanne d’Arc erinnern: Elsa Brandström, Schwedin. Berufstätige Frau, Lebensretterin, Kämpferin.

Habe mich heute bei TikTok angemeldet, weil man mich mehrfach bat, obwohl ich (lebe hinter dem Mond? bin der Mond?) gar nicht weiß, was nun hier der Unterschied zu YouTube ist. Kürzere Videos? Ihr könnt mir hier gern folgen. Unter meinem Namen bin ich dort zu finden. Ihr könnt die ersten Follower sein. Ich denke, ich werde dort ganz andere Dinge hineinstellen, wenn, kurze knackige Handyvideos aus meinem Leben oder anderes. Mal sehen. Etwas Menschliches, nicht nur Leistung.

Würzburgs Dom, am 16.3. 1945 zerstört, zeigt nun viele historische Dokumente. Es ist nett zu sehen, wie die Stadt ganz früher aussah. Ich mag die ernsten, echten Gesichter auf den Fotos.

Hauptwerkorgel mit neuen Reed-Schaltern bestückt. Hierzu braucht es Bohrer, die kleiner als Millimeter bohren können. Das Pedal wurde auch justiert.

Mein Leben als Konzert-Organistin in der Männer-Domäne Orgel ist nicht leicht.

Ich habe mit Heiko, der Clavichorde sammelt, gesprochen über Sexismus auch in vielen anderen Branchen, GenderPayGap usw. Er fragte mich nach einer Lösung. Oho! Ich weiß zumindest schon, wie sie nicht aussieht. Man kann sich hierbei nicht auf die Hilfe von anderen Frauen verlassen. Noch nicht. Ich denke, dazu muss eine neue Generation frei heranwachsen. Die jetzigen Frauen wollen zu oft Männern gefallen, sehen diese als Autorität, der zu glauben ist.

Auch labile Männer, die anderen nachlaufen, können keine Hilfe sein, im Gegenteil. Sie werden zum Judas, wenn es darauf ankommt, und haben viel zu viel Feigheit, sich gegen einen Mob durchzusetzen. Die Kirchenmusik-Gruppen werden ohnehin zu 80 Prozent von Laien dominiert. Was für eine seltsame Branche. Und dann gibt es dort die, die niemanden hochkommen lassen wollen, der auch nur irgendwie die Chance hat, mehr zu werden als sie selbst.
Gehöre ich zur Lösung? Wegschauen kann keine Lösung sein; ein Feldzug auch nicht. Ich schlage Thesen in meinem Blog an die Kirchentür. Ob sie verstanden werden? Oder wird wie bei Luther ein Bauernkrieg ausbrechen? Ich glaube, Männer werden helfen müssen, eine Lösung zu finden; Männer der Art, wie auch Martin Luther um sich hatte: Wundervolle.
Ich glaube, die Lösung ist: Öffentlichkeit. Solange man nur im Privaten darüber diskutiert, wird sich nichts ändern, da Bewusstsein und Interesse geweckt werden müssen.

30. März 2020

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Federn lassen und dennoch schweben – das ist das Geheimnis des Lebens. (Hilde Domin)

Dem kann ich nur voll zustimmen! Schweben, auch wenn manche Eisenkugel an den Fußgelenken hindern will.

Reger und Mendelssohn. Komponieren. Schreiben.

Im gelben Anti-Stress-Gedichte-Buch von Herder sind nur Gedichte von Männern (immer den gleichen). Innen Männerbildchen im Sonnnstuhl dazu. Ich empfinde das als Betrug, denn das Buch ist von außen so aufgemacht mit Blumen etc., dass es für Frauen zu sein scheint. Statt einem Mann liegt draußen auf dem Cover ein Pinguin im Sonnenstuhl. Tarnung.

Ich bezweifle, dass Männer solche Bücher kaufen. Noch dazu kommen in den Männergedichten Frauen seltsam vor – als “Girls”, “Damen mit Hinterteilen” etc. – ein sexistisches Buch, nett und unschuldig getarnt.

Steinmeyer Würzburg

16. Februar 2020

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Wir brauchen keine Evolution, sondern Revolution. (Stephen Covey)

Ich glaube auch, dass die Dinge viel mehr Revolution als Evolution sind.

Von John Cage bin ich fasziniert.

Unterwegs zu neuen Konzerten… Ich freue mich auch auf das Klaviermusik-Festival in Wilhelmshaven im Oktober mit Beethoven, Chopin, Schluter. Am selben Tag spiele ich in Fulda im Dom mittags die wunderschöne Orgel.

Empfehlen kann ich den Film Frühlingssinfonie. Grönemeyer spielt Schumann. Sehr gut. Der Film ist recht alt, aber gut. Zwischen den Zeilen ist viel zu lernen über Robert, Clara und ihren Vater, über die Zeit in Leipzig, Deutschland, Franck, Liszt, Mendelssohn, Grillparzer, Beziehungen… mit Vorstellungskraft, Hintergrundwissen und Phantasie. Was waren das für Zeiten gewesen? Wie ist das Leben der Komponisten gewesen?

Aber schon damals gab es aufgeblasene “Meister”, die die Kreativen hindern, Entmutiger, Zweifler, aus dem engsten Kreis; aber auch Förderer, Unterstützer, Genies, Halb-Genies, Viertel-Fausts, Lyriker, Virtuosinnen, Schöpfer, Geschäftsleute, Dilettanten, musikalische Freundschaften und harte und gute Lehrer. Eigennutz und Neid. Dieser Film wirft wieder ein anderes Licht als der Film Geliebte Clara. Er zeigt die Anfangszeit. Geliebte Clara Mitte und Schluss. Es gab damals Doktortitel für Künstler, Kunst, Eleganz und Kompositionen. Und heute nur für trockene Schriften.

Schumann war nicht bei der Beerdigung der Mutter. Er hatte eine schwere Familie, litt angeblich unter Trunksucht.

Mich inspirieren Biographien und biographische Filme über Künstler und Künstlerinnen, den Schleier zu lüften: Es waren Menschen aus Fleisch und Blut wie ich mit gleichen Problemen. Zeit finden für das Schöpferische. Geld und Kunst. Die Berufung finden. Träumen. Kämpfe. Zukunft. Mehrere Gaben haben. Was ist Erfolg? Was ist langfristig, was kurzfristig? Was ist langfristiger Erfolg? Zeitloses?

Clara gab Roberts Musik heraus und spielte und feierte sie noch vierzig Jahre nach seinem Tod. Das ist Liebe. Er wurde nur 46 Jahre alt.

Natürlich gibt es in dem Film wieder zu viel Vulgäres, als ob Schumann ein Lustmolch gewesen ist.

Anbei die für mich mit bisher schönsten Orgeln:

Lieblings-Orgeln von Ann-Helena

11. Februar 2020

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Tausend Künste kennt der Teufel, aber Singen kann er nicht. Denn Gesang ist ein Bewegen unserer Seele nach dem Licht. (Max Bewer)

Ich bin wieder zuhause, war eine Woche lang weg. Die Hyazinthe ist aufgeblüht und duftet. Ich höre Perahias Beethoven. Die ersten Geschenke sind eingetroffen. Merci! Mein Geburtstag ist am Freitag, dem Valentinstag.

Hier daheim muss ich mich erst wieder akklimatisieren und die Abenteuer verarbeiten. Orkan Sabine hat mich ziemlich in Frankfurt festgehalten, bevor ich endlich wieder heimkommen konnte. Allerdings lobe ich die Deutsche Bahn, die Kaffee, Essen und Wartezüge bereit hielt. Bahnfahren für Fortgeschrittene. Sehr nette türkische Mitarbeiter: “Willkommen zu Deutsche Bahn.”

Als der Orkan nachts in Heilbronn am Haus rüttelte und mit tausend Stimmen zischte, war das schon beunruhigend. Doch denke ich, dass uns Deutschen oft bewusst Angst gemacht wird, also übertriebene Angst geschürt: German angst. Dabei müssen wir eigentlich vor nichts Angst haben. Die meisten unserer Probleme sind Luxusprobleme.

Was passiert eigentlich nach unserem Leben? Das Himmelreich ist Hoffnung und Realität. Existenz und Hoffnung gehören zusammen, sind keine Gegensätze. Ich weiß, dass Himmel und Hölle oft dazu gebraucht wurden, Menschen zu manipulieren und ihnen Angst zu machen. Manche Menschen geben mit ihrem Glauben an. Andere wiederum analysieren Bachs Glauben und glauben selbst nicht. Kompensieren ihren Nichtglauben und ihr Misstrauen mit der Analyse des Glaubens anderer. Wie oft höre ich: “Das mit Jesus ist mir zu einfach.” Zu einfach? Auch Albert Einstein war dies nicht zu einfach. Wir sind jenseits der erdrückenden Vorstellung von Verlust. Wir sind oft böse auf Gott. Verstehen ihn nicht. Aber der Himmel ist nicht nur ein Ort. Der Himmel ist Gott. Was glauben wir? Was glauben wir nicht? Unser Herz sehnt sich. Haben wir den Himmel nicht schon längst gesehen? Wie im Himmel so auf Erden. Sterben und zurück zu Gott reisen ist der Höhepunkt des Lebens.

Ich erinnere mich gern an die Zeit in Saarbrücken, auch an den Orgeln von St. Josef Wehrden und St. Paulinus Warndtdom Lauterbach. Die unterschiedlichen Orgeln von Walcker, Walcker und Cie, Walcker und Mayer…

Empfehlen kann ich heute den Film Heaven is for real. Und meine Lieblingspflegeserie von Estee Lauder Perfectly Clean. 

Oktober 2018 SCM-Verlag. Erzählung gegen das Vergessen. Zweiter Weltkrieg

Historischer Roman zu den Lübecker Märtyrern, Zweiter Weltkrieg, erster Roman zu den Lübecker Märtyrern

Frankfurter Buchmesse und ERF

Leipziger Buchmesse 23.3. 2019, Leipzig liest, Leselust, Gohliser Schloss

Lesung in Lübeck Propsteikirche 10.3. 2019

Downloads Dokumente Buchvorstellung Radiosendung Ann-Helena Schlüter Vorschau

Downloads Dokumente Buchlesung und Konzert 2019-03-10 Ann-Helena Schlüter Vorschau

24. Januar 2020

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Ich lasse das Leben auf mich regnen. (Rahel Varnhagen von Ense)

Saarländischer Rundfunk: Die nächsten beiden Konzerte im Großen Sendesaal gestern im Funkhaus Schloss Halberg, Saarländischer Rundfunk, waren sehr schön. Es macht Spaß, die jungen Menschen mit Musik von Beethoven abzuholen. Roland Kunz war als Beethoven verkleidet, und am Schluss hat der ganze Saal gesungen (9. Symphonie). Es waren Filmleute vom SR Kulturradio da, ein koreanisches Filmteam, das schon bei den Proben gefilmt hat, und Fotografen. Und natürlich die Tontechniker.

Es ist schön, im Klangkörper des Orchesters zu sitzen. Es ist ein großes, erfahrenes Orchester, und die einzelnen Musiker sind Teil eines großen Ganzen, und ein Klavierkonzert mit ihnen zu spielen ist vor allem eines: Kammermusik. Das Denken von Solist und Orchester ist irreführend. Es ist im Grunde Kammermusik, und jeder hört auf den anderen, und ich auf das Orchester.

Es ist berührend, in die Gesichter der Musikerinnen und Musiker zu blicken, es sind bescheidene, hingegebene Gesichter, authentisch, ungeschminkt, nackt. Die große Musik wird im Kollektiv ohne viel Firlefanz und Druck mächtig und erhaben. In diesem Mächtigen, Erhabenen sitze ich und lasse Beethoven auf mich regnen und hinaus ins Publikum, hinaus in die Welt.

Die Musik fließt durch das Gefühl wie ein Bach. Die Stimmführungen in den Symphonien und im Klavierkonzert, das runde und gebündelte Gemisch von Hoch und Tief, von Streichen und Blasen, von großen und kleinen Stimmen, dieses Orchester mit seinen tiefen und hohen Klängen wird eine  Menschen-Orgel mit unzähligen Registern. Ich verstehe jetzt das Denken an der Orgel. Das Orchesterdenken. Während ich so dasitze, habe ich eine unbändige Leidenschaft, für Orchester zu komponieren und diese Farben und Klänge neu zu bündeln. Ich fürchte mich vor der Arbeit, und dass man noch seltsamer werden könnte. Ich hatte schon als Kind die Sorge, ein “Musiker-Freak” zu werden wie beispielsweise Tschaikowski, Beethoven oder Schubert.

Nun sind wir in Kaiserslautern angekommen, und heute gehen die Konzerte weiter, im SWR. Ich berichte mehr nach dem Frühstück.

Großer Sendesaal Saarländischer Rundfunk Saarbrücken