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Ann-Helena Schlüter

20. Oktober 2019

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Anschlag und Touch

am Flügel sind bei mir im Blut, und es braucht Zeit, damit ich in meinem Gehirn switchen kann, wenn ich an der Orgel bin. Die Synapsen müssen gebildet werden, man muss den Unterschied VERSTEHEN, das ist das Wichtigste – früher dachte ich, das Pedal sei das Wichtigste – nein. Das ist nur Basic. Das liebe ich mittlerweile. Nein, es das WISSEN, das zählt: Mozart wird eben an der Orgel ganz anders gespielt, hier geht es um Routine und Wissen.

Am Flügel bin ich viel bewegt.

An der Orgel möglichst ruhig sitzend. Warum was wie ist muss mir einfach in Fleisch und Blut übergehen. Und das alles hilft mir auch noch sehr für das Klavierspielen. Beides sind zwei starke Aktien.

19. Oktober 2019

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Was für ein Gerät!

Jetzt sage ich sogar, dass eine Orgel ein Gerät ist – obwohl ich mich darüber zuvor so aufgeregt habe. Aber die neue Klais-Saal-Orgel Würzburg ist ja nun wirklich ein echtes Gerät – ich war heute fünf Stunden dran, gespielt und genieße jede Sekunde. Was mir gefällt ist, dass es eine Konzertorgel ist, eine Saalorgel. So kann ich auch außerhalb von Kirchen üben. Das ist wichtig. Allein die tonnenschwere schwarze Decke abzuziehen von diesem wunderschönen fahrbaren Spieltisch und diesen mühsam etwas nach vorne zu schieben, den dicken Schlauch anzustecken, dann die Lichtsterne, die von oben fallen, und direkt unter den Pfeifen zu sitzen oder die Pfeifen vor sich zu haben, je nachdem, wohin ich den Spieltisch fahre, das alles ist schon purer Genuss. Das Handschuhfach auf und anschalten. Gebläse. Und jede Klangfarbe, jeden Klangschalter in Ruhe ausprobieren, jede Kombination. Wenn ich die Decke wieder anlege, kommt es mir vor, als würde ich meinem Pferd nach dem Reiten die Decke überlegen, damit es nicht friert, nachdem es geschwitzt hat. Beide Decken haben Klettverschlüsse.

Vor der Orgel steht der Steinway D. Ich habe das Gefühl, zwei Steinways stehen mir zur Verfügung, die völlig unterschiedlich sind. Die Flügeldecke ist viel kleiner, die Lichtsterne fallen auf den schwarzen Lack des Flügels, die Pfeifen spiegeln sich im Lack des Flügels. Zwei Prinzessinnen, die ganz unterschiedlich sind. Und beide liebe ich. Beide spiele ich. Mozart da, Beethoven da.

Heute habe ich Mozar (608), Widor (5 ) und Vierne (3) gespielt. 

An einer Orgel liebe ich besonders viele verschiedene Achtfüße überall, viele verschiedene 16-Füße überall (und 32 im Pedal) und wenn das Pedal viele Vierfüße hat (was viele Orgeln leider nicht haben). Ja, die Vierfüße im Pedal sind super. Ich bin gar nicht immer so ein Fan von Mixturen, außer wenn sie wunderschön sind. Ich mag es lieber, selbst zusammenzustellen. Und dann liebe ich Zungen. Ach, und natürlich liebe ich die zarten Klänge. Vor allem die im dritten Manual, und wenn das Schwellwerk riesig, fein, mächtig, sensibel und deutlich ist und die Schweller sehr gut reagieren. Schweller sind so wichtig, und auch, dass man sie selbst belegen kann, dass sie für jedes Manual reagieren, und Walzen. Und Fernwerke liebe ich, und die vierten Manuale.

Aber diese Orgel hat noch so viel mehr zu bieten, für neue Musik geradezu perfekt. Und zum Komponieren. 

Ich freue mich auf meine nächsten Kunst-der-Fuge-Konzerte. Ich freue mich auch, alle Ladegastorgeln kennenzulernen. 

Iveta ist mein Vorbild. 

Das Verrückte ist: Niemand würde sagen, dass eine Orgel sich von alleine geschaffen hat. Sie ist eine Maschine. Technik. Ein Kunstwerk. Und die Erde? Sie ist eine Maschine, pure Technik, Kunst. Hat sie sich selbst erschaffen? 

 

Gestalterin sein in den Schnittstellen. (AHS)

Originär schaffen in einer Zeit, in der Musik wie fließend Wasser ist, in der Applaus eine Knautschzone des ritualverliebten Publikum ist, in der wir in einem Zeitalter der Verfügbarkeit leben – Außergewöhnliches schaffen. Kunst schaffen, Kunst machen. Für die Öffentlichkeit. (AHS)

18. Oktober 2019

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Kulturschaffende sein und Künstlerin

Also Denkmalpflege betreiben und auch frei Schöpfende sein – das ist ein großer Unterschied, ein großes Vorrecht.

Ich freue mich, bald ein Konzert in Wiesbaden in der Marktkirche zu spielen, in Limburg und Fulda im Dom. Aber jetzt erst mal Orgelkonzerte und Klavierabende in Heiligenstadt, Thüringen und Leer. Ich freue mich auch, dabei zwei wichtige Orgelfimen kennenzulernen. Die Decke an einer großen Konzertsaalorgel zu entfernen, den dicken Schlauch an die Orgel anzustecken, die Atmosphäre des Saales dabei einzuatmen – das ist wunderschön.

12. Oktober 2019

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Schlagader Kunst: MfKG und Hamburg-Museum, Deichtorhallen, Haus der Photographie und Kunstverein

Es war sehr interessant und spannend in der Instrumentenabteilung und Orgelabteilung im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, auch die Instrumente im Hamburg Museum (Museum für Hamburgische Geschichte) mit dem schönen Kunstwerk von J. Voorhout: Reincken und Buxtehude:

Kabinett-Orgeln, Schrank-Orgeln, mittelalterliche Orgeln (Taubeneimensur, Winold von Putten), römische Orgeln, byzantinische Doppel-Orgeln (Weichlöten mit Löteisen) Nachbau Schuke, Positive, eine italienische Prozessionsorgel, eine toskanische Renaissance-Orgel, Organetto, der alte Spieltisch der Arp-Schnitger-Orgel mit den Köpfen als Registerzüge, alte schöne Steinway-Flügel, beschmückte und verschnörkelte Flügeln von Steinweg, Breitkopf und Härtel, ein Lyraflügel, ein Mandolinenklavier.

An der Flentrop-Orgel in der Hauptkirche Katharinen, deren Prospekt J.S. Bach ebenfalls gesehen hat, spiele ich sehr gern. Die schwarzen runden Registerenden sind ästhetisch. Ich liebe die Klänge der vielen 16-Füße, des 32-Fußes.

Auch das Miniatur Wunderland (World’s largest model railway) gefiel mir, besonders Kiruna (Schweden), der Hamburg Flughafen, der Vulkan, Wolkenausbruch über der Schweiz, Hamburg und die Elphi in Miniatur.

Natürlich auch Kunst: Die Deichtorhallen mit den jungen Werken von Richter, dem Haus der Photographie, dem Kunstverein Hamburg mit der erstaunlichen Ausstellung von Peaches (Künstlerin und Sängerin).

8. Oktober 2019

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Daniel Roth – französische symphonische Orgelmusik

Der Orgelmeisterkurs in Frankfurt mit Daniel Roth war sehr spannend, an “meiner” Prüfungsorgel. Mir gefällt sein Akzent, es klingt beinahe fränkisch. Sein Konzert am Abend in Höchst war auch interessant.

Er ist ja an sich ernst beim Unterrichten, aber dabei auch sehr lustig. Es wirkt so, als würde er dauernd aus allen Wolken fallen. Mir gefiel sehr, dass er viel vorgespielt hat. Auf mich überträgt sich dann immer automatisch etwas, die Energie. Insgesamt war es leider sehr kalt in der Kirche, was es schwer machte, konzentriert zu bleiben. Das mit der Kälte ist für mich immer noch schwer zu akzeptieren.

Kälte und Musik sind einfach Widersprüche. Wie kuschelig sind dagegen die Klaviermeisterkurse.

Was mir noch aufgefallen ist, dass 80 Prozent aller Orgelteilnehmenden, abgesehen davon, dass es Männer sind, auch homosexuell zu sein scheinen. Ich komme mir oft vor wie in einer Ballettschule, wobei viele dieser Orgel-Männer sogar auch Ballettschläppchen als Orgelschuhe tragen. Die meisten sind groß, dürr, bestehen nur aus Muskeln, haben riesige Hände und Füße, keinen Hintern und ellenlange Beine und haben einen Neidstock verschluckt. Wenn ich mich auf die Orgelbank setze, geben meine Oberschenkel weich nach. Dadurch werden meine Beine noch kürzer (obwohl ich sehr schöne Beine habe, aber ich bin eben klein). Aber wenn diese Männer sich setzen, geben deren Oberschenkel nicht nach, sie sitzen wie auf Muskeln, was deren Beine noch länger macht. Seufz. Ich muss mich nach solchen Begegnungen immer irgendwie erholen. Früher war das nicht so in der Orgelwelt. Früher, in der guten alten Schule, da waren die Männer Gentlemen und mochten Frauen. Heute habe ich das Gefühl, ich habe mit lauter X und XX zu tun.

5. Oktober 2019

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Konzertraum – die Kraft des Nonverbalen

Das Konzert in Wolfenbüttel war sehr schön. Ach, ich war schon immer ein Schuke-Fan. Und diese Schuke-Orgel ist einfach ein Traum mit ihren vier Manualen. Eine Prachtorgel und eine Prachtkirche mit Engel und einem sehr schönen Prospekt.

Es ist eine Fritzsche- und Praetorius- und Schuke-Orgel von 1624 ursprünglich. Man darf nie die vergessen, die zuvor auch beteiligt waren. Der liebe Küster hat mir immer Kaffee gekocht, während ich auch nachts in der dunklen Kirche übte, da ich den Klang so mag. Ich war in der Zeitung angekündigt, und die Presse war auch da. Alle waren begeistert.