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Orgel Blog

27. April 2022

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Der Weltausschnitt Bach ist klingende Sprache. (AHS)

Heute erinnere ich an Tiera Guinn Fletcher, Ingenieurin, USA, die Technik, Raketen und Wissenschaft liebt und ihre Ziele konsequent verfolgt.

Jede Woche, die ich überlebe, hake ich auf einer Liste ab. Es beginnt meine 5. Woche in Greifswald. Ich bin am Surviven. Es ist nicht unbedingt schwer, aber es ist viel. Sehr viel. Gefühlt eine 100-Stunden-Woche.
Wie sagte heute jemand lächelnd über mich: Ich würde „durchs Haus flitzen von einem Fach zum nächsten.“ Aber: Es ist süße und köstliche Qual. Ich weiß jetzt schon, dass ich es vermissen werde. Es ist wie eine Familie hier. Die Leute sind echt, authentisch, musikalisch und christlich. Es ist erstaunlich locker, menschlich und doch intensiv. Jeder darf so sein wie er ist. Keiner wird neidisch, schief angeguckt oder gemobbt. Ich bin sehr begeistert von einigen Dozenten. Man wird als ganze Musikerpersönlichkeit wahrgenommen. Es ist in gewisser Weise ein soziales Studium. Chorleitung habe ich 4 x die Woche. Ich bin total begeistert. Ich entdecke ganz neue Seiten an mir. Ganz wichtig: Die Anfangszeit einer Leidenschaft ist absolut heilig und darf niemals zerstört oder gehetzt werden. Die ersten 6 Monate sind entscheidend. Ich erinnere mich an meine erste Liebe zur Orgel. Es ist ein Segen, wenn ein Mensch in seiner ersten Liebe auf die richtigen Förderer trifft. Das kann nicht mit Gold bezahlt werden. Es wird nie mehr weggenommen werden können und wird auch im Himmel nicht rosten. Danke an alle Förderer ❤️❤️❤️
Auch liturgisches Singen gefällt mir. Und sogar Bratschenschlüssel spielen. 
Zur Entspannung lese ich „Das Schattenhaus“. Es ist ok. Aber insgesamt bin ich erschüttert, wie wenig gute Krimis es gibt. Ich durchstöbere beim Umsteigen die Bahnhofsbuchshops und hinterlasse ein genervtes Schlachtfeld, weil mir kein einziges Buch zusagt, es zu kaufen, obwohl ich eines kaufen will für den Zug. Nach mir muss aufgeräumt werden. Aber es ist dennoch die korrekte Geste: Wo sind die guten Bücher? Wo?

Foto: Silbermann-Orgel Helbigsdorf

Neu: Dom zu Greifswald 

Buchholz Jehmlich Orgel Dom Greifswald

 

5. Dezember 2021

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Warum muss man alles studieren (können)? (AHS)

Gesegneten Advent. Heute ist ein besonderer Tag für mich, wie immer am 5.12. in jedem Jahr. Der 6.10. ist auch jedes Jahr ein besonderer Tag für mich. Ich erzähle vielleicht später, warum.

Heute erinnere ich an die Lyrikerinnen Lotte Denkhaus, Agnes Miegel, Dagmar Nick, Ina Seidel, Ruth Schaumann.

Sehr schön: Der letzte Satz von Ritters 4. Sonate und Viernes Impromptu. Ich liebe meinen kuscheligen leguano-Schal, von leguano gesponsert.

Advent. Weihnachten: 

Freue dich, Tochter Zion. Denn siehe, ich will bei dir wohnen. – Hier in Sacharia 2,14 heißt es: Tochter, wie schön, und nicht Sohn Zion. Tochter. Weiblich. Frau. Denn die Braut Jesu ist weiblich. Jesus und sein Vater sind laut Bibel nicht schwul – und holen nicht den Bräutigam heim (heimholen = Himmel), sondern die Braut. Dass Gott von Tochter und Braut spricht. Männer werden wohl auch dabei sein, aber ich glaube nicht, dass die Braut Jesu aus lauter (weißen alten) Männern besteht, auch wenn das die Kirche oft so darstellt. Tochter Zion.

 Es gibt moralische „Inzucht“ in der Welt der Kirchenmusik/Musik  in Deutschland, eine Art Lobbyismus, stilistisch deutlich intolerant. In gewisse Gruppen und Zusammenarbeiten kommt man nur hinein, wenn mensch Teil der Inzucht ist oder sein will. Ich habe viele Dinge schon am Anfang meiner Orgelkarriere über die Szene geahnt. Aber mann sagte mir, ich sei noch zu neu, das könne ich noch nicht beurteilen. Nun, vier Jahre später sage ich das Gleiche, und allmählich wird es ernst genommen. 

ps: könnte ich nicht statt “man” “mensch” schreiben? „Menschin“ gibt es leider nicht, aber “mensch” ist auch sie. Oder ich schreibe “frau” und “mann” statt “man”. Auf jeden Fall möchte ich unsere Sprache verändern und revolutionieren, oder nicht?, um sie an die Zeit und an die Gerechtigkeit anzupassen?

So viel zu Theologie und Kirchenmusik/Orgelwelt.

Seltsam ist, dass ich, egal wo ich bin, oft eine Ausnahmeerscheinung und Seltenheit bin. Sei es in der Orgelwelt, sei es auch in der Promotion. Warum dort auch? Von allen Musikpädagogik-Promovierenden bin ich die einzige Künstlerin, die von Musik und künstlerischer Arbeit lebt und nicht in einer Schule oder einer Musikschule unterrichtet (Gott sei Dank ☺️) und nicht Schulmusik oder nur IGP oder nur Kirchenmusik studiert hat. Ich habe durchaus auch Instrumentalpädagogik (IGP) studiert, aber eben auch. Ich komme zudem, was die Musikpädagogik angeht, von der wissenschaftlichen Musikpädagogik von der Uni her. Kirchenmusik ist im Grunde vom Typus ein pädagogisches Studium, auch wenn die Pädagogik hier meist weit hinten runterfällt.

Künstlerisch studiert haben von den Musikpädagogik-Promovierenden und den Musikwissenschaft-Promovierenden die wenigsten. Das merke ich auch an den Verortungen, Themen, an den Desideraten, Herangehensweisen und Diskussionen. Dabei ist es relevant und entscheidend, dass sich auch freie Künstlerinnen und Künstler an den Themen der wissenschaftlichen Musikpädagogik und Musikwissenschaft beteiligen.

Das Jahr geht bald zu Ende, danke für all Eure Unterstützung ❤️

Hier: Arthur Piechler: Neu: In Dulci Jubilo – Arthur Piechler, Freudenschall Christmas Choral Weihnachtspräludium, Späth Orgel

In Dulci jubilo


Goll Orgel Hannover