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Komponistin

10. Dezember 2019

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Impuls 7:

Komponieren

Läuft nicht alles, was ich über Musik lerne mein Leben lang, darauf hinaus zu komponieren? Ist es nicht das, um was es geht? Ist nicht dies letztendlich der einzige wirklich künstlerische Weg? Waren nicht früher die Musiker Komponisten? Ließen sie sich nicht sogar ihr aktives Konzertieren (ein Stück weit oder ganz) zurück, um zu komponieren? Immer mehr soll dies mich drängen. Schreiben ist Komponieren, und Komponieren ist Schreiben. Ach danke, wunderschöne Kadenz.

Konzerte sind alles sehr gut gelaufen. Morgen wird das Beethoven-Jahr im Detail geplant.

Das Adventskonzert in der Pfarrkirche Biebelried war sehr schön, eine schöne entzückende Orgel. Advent… Adventskalender, Gans, Kerzen, Rosen, Brettspiele, Schach, Kuhstall, Regen. Aber vor allem das Lukasevangelium.

Schön ist, mehr über meine Stimme zu erfahren und kennenzulernen. Ich habe nie darüber nachgedacht, dass man mit absolutem Gehör die Tonlage der eigenen Stimme hören und auch ein Stück weit kontrollieren kann. Ich liege also entspannt bei fis klein, vor allem im Zweiergespräch, kann aber, wenn ich aufgebracht bin, weit über das e1 hinausgehen. Schon sobald ich vor anderen Menschen spreche, wird meine Stimme deutlich höher: c1. Es ist wichtig, die Anbindung zu behalten, Wärme, Zwerchfell, Brust, Bauch, mich. Spricht nicht die Bibel von Eingeweide? Von Nieren? Bruststimme bei Frauen: g klein bis d1.

Stimme sagt viel über Seele aus; spiegelt sie; wie spüre ich mich selbst? Wie ist mein “Wohlfühlmodus?” Wenn ich angespannt bin, habe ich “Nebengeräusche in der Stimme”. Es ist jedoch viel besser, klar zu sprechen. Ich dachte immer, meine Stimme sollte ein unangetastetes Kunstwerk bleiben. Aber der Gedanke stimmt so nicht; meine Seele und Stimmung sind ja auch kein “unangetastetes Kunstwerk” – sondern Dinge, an denen ich arbeiten kann. An und mit meinen Händen arbeite ich auch. Tempo, Lage, Atmung. Nicht rennen. Königin sein. Zunge vorne. Kauen. Schwingen.

Seele in die Hand nehmen. Spiegel und Stimme in die Hand nehmen. 

Ich ahnte nicht, dass Frauen im Brustbereich Stimme so viel dünner ausgestattet sind als Männer (Gott??). Aber das bedeutet nicht, dass ich nicht daran arbeiten sollte, im Brustbereich mehr Stimme zu involvieren, also das Zwerchfell; sie und sich zu spüren; denn wenn ich gleich in die Kopfstimme gehe, gebe ich eventuell weniger von mir preis, sondern verstecke mich. Support, Stütze. Denn: Bin ich eine große Pfeife? Oder eine kleine? Das ist hier die Frage.

Ich denke also darüber nach, wo fühle ich mich wohl?; kann meine Stimme auch im Brustbereich schwingen?; gebe ich mehr von mir preis, will ich, ohne Druck?; dann kann ich auch mit der Stimme entspannt sein und wesentlich mehr als Kehle involvieren. Musik und Wohlfühlen – das muss mehr in meine Seele. Erstaunlich, dass dies eine Musikerin sagt.

20. August 2019

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Dygnkantring 

Stilla vaktar skogsmyran, ser i intet

och intet hörs utom dropp från dunkla

lövverk och det nattliga sorlet djupt i sommarens canyon

Granen står som visaren på ett urverk,

taggig. Myran glöder i bergets skugga.

Fågel skrek! Och äntligen. Långsamt börjar molnforan rulla.

(Thomas Tranströmer)

Horizontlinie

Still wachen Waldameisen, sehen ins Nichts

hinein. Und nichts zu hören außer das Tropfen aus dem dunklen

Laubwerk und das nächtliche Säuseln tief im Canyon des Sommers.

Die Tannen stehen als Zeiger des Uhrwerks,

zackig. Die Ameisen glühen im Schatten des Berges.

Vogelschrei! Und endlich.

Langsam beginnt der Wolkendeich schräg zu rollen.

(Ann-Helena Schlüter)

Sammanhang

 Se det gråa trädet. Himlen runnit

genom dess fibrer ned i jorden –

bara en skrumpen sky är kvar när

jorden druckit. Stulen rymd

vrides i flätverket av rötter, tvinnas

till grönska.  – Det korta ögenblicken

av frihet stiger ur oss, virvlar

genom parcernas blod och vidare.

(Thomas Tranströmer, 1996: Dikter)

Zusammenhang

So der graue Baum. Der Himmel geflossen

durch dessen Rindstücke hinab tief in die Erde –

nur ein Stück Himmel ist übrig,

wenn die Erde trinkt. Gestohlener Raum

gedreht in ein Flechtwerk von Wurzeln, eingezwirbelt

ins Grün.  – Der kurze Augenblick

von Freiheit steigt auch aus uns, wirbelt

durch Zellen, Blut und weiter.

(Ann-Helena Schlüter)

Ich liebe die Gedichte Tranströmers! Es gibt Leute, die verstehen kein Wort. Dabei habe ich das Gefühl, mit jedem Gedicht erzählt er eine ganze Geschichte voller Weisheit und Gefühl.

16. August 2019

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Essen und Düsseldorf

Ich freue mich auf die nächsten Konzerte und auf die Orgel im Dom Essen.

“Die Finger machen, was der Kopf will, nicht umgekehrt.” (Schumann)

Ich schätze gerade sehr den Roman Anna Karenina von Tolstoij – obwohl die Rolle der Frau doch sehr bedenklich ist. Aber wunderschön geschrieben. Ich gehe mein Leben in beständigen Kreisen.

 

4. August 2019

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Landesakademie Kloster Ochsenhausen: Gabler-Orgel

Nun bin ich schon seit über einer Woche in der Landesakademie in Ochsenhausen in Oberschwaben mit ISAM-Masterclasses Komposition und Orgel. Es macht sehr viel  Spaß. Gestern Abend habe ich den Pianistin Grigory Sokolov mit Beethoven und Brahms gehört; an diesem Steinway im Bibliothekssaal spielte ich auch meine Komposition Snö (Schnee). Jeden Tag lernen wir andere Orgeln kennen. Am schönsten ist natürlich die Gabler-Orgel hier in St. Georg mit vier Manualen, aber auch die Barockorgel Holzhey in St. Verena in Rot an der Rot ist wunderschön (drei Manuale). Geübt habe ich aber auch in Heilig Geist und Dreifaltigkeit Biberach, in Ringschnait, an der schönen Sandtner-Orgel in der erstaunlichen Klosterkirche Gutenzell und in Hürbel, auch in Schloss Zell mit der schönen, alten, schwarzen Chor-Orgel, umarmt von Engeln. Jede Orgel ist ganz anders und sehr interessant, jede hat eine andere Windversorgung, einen anderen Touch, andere Klänge. Besonders gern mag ich hier an der Gabler-Orgel im Kloster die Vox Humana (im dritten Manual) im Tenor zusammen mit dem Tremulanten. Muffat, Knecht, Klassik, italienische, spanische, süddeutsche und norddeutsche Musik und auch Bach klingen hier sehr schön. Auch Improvisation und Contemporary Classical Music. Man ist sehr inspiriert von den vielen Kunstwerken an den Decken und Seiten, dazu Skulpturen, Schnörkel und Engel (teilweise in Rosa). Es ist viel zu tun, so dass wir kaum Zeit haben, die schöne Gegend mit Wiesen und Wäldern zu erkunden. Jedoch habe ich schon Rehe und Hirsche gesehen. Und Pferde. 

Auch Komposition ist sehr spannend. Wir haben jeden Tag Unterricht, dazu Gruppenunterricht und Überzeiten. Da ich zwei Klassen managen muss, schlafe ich kaum, da ich ja komponiere jeden Tag. Dazu kommen noch viele Abend-Konzerte und Matineen und Gottesdienste, die alle spannend sind, eines davon im Ulmer Münster und Kunsthalle Weishaupt. 

In Komposition habe ich sehr viel über die Instrumentierung von Percussion, Body Percussion und die vielen Klänge der Querflöte gelernt (Romantic Flute, Traverso, Modern Flute, Alto, Piccolo…) mit Flutter Tongue, Jet etc. Sehr spannend, große Scores zu schreiben.

Ansonsten ist es hier sehr international, was schön und lehrreich ist: Iran, Indien, USA, Türkei, Serbien, Kolumbien, Ukraine, Russland… So viele verschiedene Rhythmen! Ich finde, die Scores sagen bereits viel über jemanden aus. Ich schreibe oft am liebsten handschriftlich. Die Männer hier schreiben mit Note Performer Sibelius.

Jedoch gehen die Frauen immer noch massivst unter. Es wundert mich: In Schule und Studium sind Frauen meist die Besten und werden dann im “richtigen Leben” von Männern beiseite gedrängt. Und niemand sagt etwas. Es ist “ganz normale” Diskriminierung und im Grunde viel eingefleischter und schlimmer (da subtil) als die Diskriminierung zwischen Schwarz und Weiß. Ob ich dagegen kämpfen kann? Es wirkt wie ein riesiger Berg. Zudem: Die Frauenrolle in der Männerwelt haben Homosexuelle übernommen.

17. Juli 2019

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Sassnitz, Rügen

Ich freue mich sehr, dass mein Roman Frei wie die Vögel auf der EKD.de (Deutsche Evangelische Landeskirche) als Buchtipp für Friedenskultur neben Margot Käßmann empfohlen wird. Ich freue mich auch, dass eine Frau EU-Chefin geworden ist – da mögen manche (Frauen leider auch) noch so neidisch lästern. Das, was Frauen lernen können, ist, zusammenzuhalten in der Männerwelt und Seilschaften zu bilden, wie es unter Männern Gang und Gäbe ist. Man muss leider sagen: Das, was in islamischen Ländern in Frauendiskriminierung offensichtlich geschieht, dies geschieht in westliche Ländern subtil. Ich frage mich manchmal, warum Männer Frauen auf der einen Seite lieben und begehren, und auf der anderen Seite kleinhalten wollen. Das passt nicht zusammen. Und wer wären sie ohne ihre Mütter? Erstaunlich ist nicht nur der Frauenhass, sondern auch, dass Deutschland Deutschland nicht wählt. Mir fällt dies auch in der Kunst- und Kulturszene Deutschlands auf: Man fördert alles, nur den deutschen Nachwuchs nicht. Denn dann ist man ein Nazi?

Ich freue mich auf mein Konzert heute Abend in Sassnitz an der romantischen Orgel.

16. Juli 2019

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Orgelsommer Rügen – Musiksommer 

Kinden-Orgel in St. Michael Sagard – wunderschöne Orgel! Mit einer Trompete im Oberwerk – und Vorsicht, drei Sperrventile! Ich wohne in Sassnitz direkt am Meer und habe eine Traumaussicht auf den Hafen und die Ostsee, auf die Kutter und Boote und Segler. Das Konzert gestern Abend war sehr schön. Und bald spiele ich in Sassnitz. Es ist doch kaum zu fassen, dass Johann Sebastian Bach im Grunde den Ton h erfunden hat. Das war seine Erfindung, sein Ding. Und dass die Orgel im Grunde den Stereo-Sound erfunden hat. Ach, ich würde Bach so gern einmal fest umarmen. Für alles, was er geleistet hat. Die ICE-Fahrt von Regensburg nach Rügen war eine ziemliche Odyssee. Aber wenigstens hatte ich in den übervollen Ersatz-Zügen immer einen Platz. Ich saß mit im Kleinkind-Abteil, und die Kleinen haben mit mir geflirtet. Während ich schreibe, singen die Möwen. Dies Tag und Nacht. Manchmal wache ich davon auf. Dazu roter Vollmond gestern Abend. Die Seeluft macht angenehm müde. Eine Möwe hat mich auch schon an der Tür besucht. 

Bei manchen Menschen habe ich das Gefühl, deren Gesichter sind seelenverwandt mit meinem. 

 

Venetia, Süditalien

Bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen wurde mein Rucksack aufgrund meiner Stimmgabel durchsucht. Ich wurde gefragt, was denn die Stimmgabel sei. 🙂

Ich erinnere mich gern an das Meer, an den Pool, an die Mücken sogar, an die unglaublichen Bäume mit ihren riesigen Wurzeln. An die wunderschönen Spinetts, Cembalos, Orgeln. Ich liebe alle Tasteninstrumente. Aufgrund der Hitze habe ich meist barfuß gespielt.

Ich liebe es, dass der Mensch auf Vollkommenheit angelegt ist, Proportionen, Verhältnisse, das universale System. Es war sehr schön, italienische Orgelbauwerkstätten kennenzulernen.

Mir gefallen die Filme Yaya con Dios und Was auch geschehen mag und Das Leben ist schön.