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Komponistin

3. März 2021

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Unmoralisch ist, lebendig tot zu sein, sonnenerloschen, eifrig bemüht, die Sonne auch in anderen auszulöschen. (D.H. Lawrence)

Man merkt in seinen Liebesgeschichten, dass D.H. Lawrence Frauen mag. Das gefällt mir. Es stimmt, dass es Menschen gibt, die die Sonne in anderen auslöschen wollen. Vor allem neidische Konkurrenten; sie lästern, verstoßen gegen das Wettbewerbsrecht und wollen einen ausradieren, als gäbe es Knappheit auf der Welt. Ich bin froh, dass meine Sonnenglut heißer ist als der Neid dieser Männer. Was rate ich hier anderen Frauen? Es ist ok, sich dagegen zu wehren. Es ist ok, darunter zu leiden. Wichtig: Vergeltet Böses nicht mit Bösem. Es ist eine Übung, zu lernen, wie mit Provokationen gut umzugehen ist. Denn was ich mache, wie ich reagiere, das ist das, was wichtig ist, was übrig bleibt, was zählt, was interessant ist. Die anderen zählen nicht. Das wird nicht im Gedächtnis bleiben, sondern vergänglich sein. Es ist dabei wichtig, wenig Emotion für Neider zu haben. Wozu ist man gläubig, wenn nicht genau dann vertrauend, wenn man verfolgt wird, auch wenn es schwer ist?

Konzerte im März wurden verlegt, bei Fragen mich anmailen. Bachfest Arnstadt auf Ende Juli, ich spiele am 29. Juli 2021, die Tickets könnt ihr hierzu schon bestellen und kaufen in Arnstadt, Bachfest.

Primeln gekauft, Sekundeln, Terzeln und Quarteln, alles für den Balkon. Und endlich wieder Massage. Neu auf meiner Webseite: Yoast SEO zum Verbessern der Seiten.

Danke für Eure Bestellungen mit PayPal und Stripe, das klappt ja prima. Heute erinnere ich an die tollen Frauen Annemarie Pieper, Margaret Moth, Indra Nooyi, Kristina Vogel. Bald kommt das Interview im Tableau Musical.

St. Katharinen 22.2.2021

28. Februar 2021

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Probier‘s mal mit Gemütlichkeit. (Balu)

Die Filmmusik von Mogli mag ich sehr, besonders den Männergesang der Geier (Platte Dschungelbuch).

Ich sitze vor der HfMT und denke über Dirigieren nach: Beim Dirigieren zu wissen, man ist sowohl Solistin als auch Dienerin, mit den Musikern im Augenkontakt und auf gleicher Augenhöhe, nicht nur in Verklärung und im Himmel oben (Kinn runter), und dass die rechte Hand wichtig und künstlerisch ist, nicht (nur) die linke (diese gar nicht laut Strauß), dass diese rechte immer Puls gibt, da es Agogik gibt, und die Zwei über der Eins. Großer und weicher Auftakt bei tiefen Streichern. Schultern auch bei Hingabe frei. Trotz Musikalität ruhig.

Eine gute Balance finden zwischen Ruhe (die nicht langweilig, berechnet, berechnend, stumpf ist) und ruhiger, echter, unkontrollierter Leidenschaft in Kontrolle.

Gestern eine sehr schöne Mathis-Orgel kennengelernt.

27. Februar 2021

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Komponieren gehört zum Frausein. (AHS)

Ich sitze vor der Hamburger Musikhochschule und denke über Komponieren nach: Komponieren: Bereits als Kind habe ich komponiert und Gedichte geschrieben. Lyrik und Melodien gehören für mich zusammen. Heute ist es weder in der sogenannten Neuen Musik noch in der Pop-Musik „in“, Melodien zu schreiben. Als gäbe es gar keine neuen Melodien mehr. Das ist die Frage. Und wiederum andere kopieren in endlosen Schleifen Postromantik oder Post-Gregorianik, all das, was bereits als „gutklingend“ abgenommen wurde. Eine weitere Frage aber ist für mich: Was ist gutklingend? Was ist ein „guter“ Klang? Was ist ein neuer Klang? Messiaen ist hier auch ein Vorbild für mich.

Interpretieren und Komponieren gehören für mich zusammen. Das eine geht ohne das andere nicht. Man kann sogar sagen, dass das Interpretieren die Inspiration und die Lehrmeisterin sind. Meine Kompositionslehrerin. Durch sie lerne ich das Handwerkszeug. Viele Komponisten heute sind überhaupt keine interpretierenden Künstler, das finde ich eine fatale Entwicklung. Sie sind keine ausübenden Musiker, sondern Computerlinge, trockene Schreiberlinge. Das war früher nicht so. Und das kann es auch nicht sein. Das ist künstlich, gestellt.

Dann schreibe ich, was mich bewegt. Dass ich meine schwedischen Wurzeln in der Musik verarbeite, hört und spürt man in der verträumten Melancholie und in der Weite meiner Musik. So sagen andere.

Meine Ziele und Vorbilder?

Lili Boulanger, Clara Schumann, JS Bach und andere.

Mein Wunsch ist, der neuen Gattung, dem neuen Stil sehr nahe zu kommen, der in mir schlummert, keine strikten Philosophien, sondern impulsive Klanggemälde, keine Kopien von dem, was schon da war. Weg von der Norm, sondern Mut, Risiko und dennoch Schönheit.

Ich beginne mit dem Komponieren, indem ich nach dem stundenlangen Üben in so einem FlOW bin, dass meine eigenen Klänge nach draußen sprudeln. Es ist wie beim Malen: Ich zittere richtig dabei, wenn ich endlich meine Farben auf Leinwand bringe, die sich in mir schon angestaut haben. Es ist diese Kreativität, die mich inspiriert, das Geschenk, das ich erhalten habe. Das Soli Deo Gloria, das treibt und drängt. Der kreative Geist voller Schönheit. Ich kann nicht stoppen. Selbst wenn ich plötzlich ein Stein werden würde, müsste ich noch künstlerisch sein und loben.

Ich komponiere, weil die Klänge, die ich innerlich höre, nach außen in die akustische Welt möchten. Die Farben, die ich höre, sind von meinen Klängen inspiriert. Meist sind es helle, singende, glitzernde Klänge, mal sanft, mal scharf, dann wieder tief-hell oder abgedeckt, wie mit Deckfarbe, mit Weiß. Ich mische die Klänge mit meinen Vorstellungen und Erfahrungen.

Ich liebe es an der Orgel, genau die Register zu verwenden, die sonst fast nie verwendet werden: Waldflöte 2 einzeln, Vogelgeschrei, dumpf vibrierendes Timpani, Rauschpfeife allein im Pedal… Scharff allein im BW – dadurch die Orgel völlig anders erklingen zu lassen. Die weiblichen hellen Farben sind mir hier gerade an der Orgel wichtig, das macht mir Spaß. Gerne drücke ich auch Gefühle und Gedanken in Musik aus: Freude, Furcht, Fanatismus, Feindseligkeit, Feminimus, Fluchtgefühle, Friedlichkeit… Weisheit.

26. Februar 2021

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Musik liegt in der Stille dazwischen. (W.A. Mozart)

Wunderschönes Wetter hier in Hamburg. Die Krokusse blühen. Trotz „Coronazeiten“ an tollen Orgeln konzertieren, spielen und Kollegen live konzertieren hören. Im Michl HH. (Michel) Voller Rettungsringe. Eigentlich ein Vorrecht und Segen.
Was für eine Woche. Und genieße trotz Stress die Extremsituationen, zu sehen, wie ich nun heute mit Musik umgehe, wenn die Anspannung und die Anforderungen groß sind. Denn die Orgel hat mir sehr geholfen, aus dem Artistischen in die Ruhe zu kommen. Das genieße ich sehr. Das ist eine neue Facette in meiner Musikalität. Denn es geht um Berühren, nicht um Beeindrucken. Und die Flentrop-Orgel in Katharinen und die Marcussen-Orgel in Harvestehude haben mir viel beigebracht.

Danach etwas ausspannen, luxuriösen Birnensaft trinken, alte Klassiker-Filme wie Der Name der Rose mit dem kürzlich verstorbenen Connery anschauen, Rotwein. Ein krasser Film. Dieser Film ist eine deutliche Kritik an gottloser Religion, Heuchler und – – ich würde sogar sagen, gegen Macht-Männer allgemein. Eine Kritik, die noch heute gilt. Denn ist nicht auch heute jeder Mensch ein Ketzer, der diese Dinge und Zustände kritisiert? Werden nicht heute andere Scheiterhaufen errichtet, beispielsweise in den sozialen Netzwerken? Aber der Film geht gut aus. So wie auch im realen Leben: Es werden die brennen, die andere zerstören wollen. Man muss also zu Geschichte(n) greifen, wenn man Leuten die Augen öffnen will. 

Ich freue mich auch, dass meine Webseite wie gesagt neu von Saskia Lund (Schwedin wie ich) sehr gut betreut wird, denn eine solch komplexe Website muss stets aktualisiert werden (SEO, Shop, Plugins, Cookies…). Daher war meine Seite am Montag wegen Aktualisierung kurz offline. Sie wird extrem viel besucht.

Flentrop hat eine Neuschöpfung nach historischen Maßstäben in Hamburg geschaffen. 17 Zungen.

Ich mag Flentrop, er hat neben Katharinen auch die schönste Orgel der Welt wunderbar restauriert: Die von Galtus und Germer Hagerbeer gebaute Orgel in Alkmaar Grote Sint Laurenskerk mit den wunderbaren Flügeltüren von Everdingen und dem königlichen Orgelcase von van Campen. 1722 war dann Caspar Schnitger am Werk. 13 Zungen.

Ich mag die „delikaten“, königlichen Stimmen.

Ich mag sehr das „Rugpositief“ (Niederlande), aber auch das Borstwerk der wunderbaren van Covelensorgel für Sweelinck in der gleichen Kirche. Sehr empfehlen kann ich Pieters DVD zu seinen Orgeln. Walcha hat 1956 Alkmaars Orgeln weltberühmt gemacht, die holländisch-norddeutsche Bachorgel.

St. Katharinen Hamburg, 21.2.21

11. Mai 2020

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Nie vergesse ich deine Güte, und von deiner Treue lebe ich. (Psalm 26,3)

Ich finde das Leben des jüdischen Komponisten Edwin Geist spannend und traurig.

Empfehlen kann ich den Film Das bescheuerte Herz.

Bei Bachs Musik bin ich begeistert, dass er stets den Rahmen sprengen will – mit unglaublicher Kunst und Kraft schafft er es jedoch immer, im Rahmen zu bleiben. Bei Liszt ist es beinahe erstaunlich ähnlich. Trotz seines Schwelgens bleibt er erstaunlich gut “im Rahmen”. Das finde ich entscheidend für Kunst. 

Sehr gern mag ich Eis mit Marzipan-Geschmack. Es heisst natürlich Amadeus. Und Spargel liebe ich. Es ist gar nicht so schwer, es selbst gut zu machen, jetzt, wo man nicht essen gehen kann. Dieses Take-Away ist ja nicht so meins, macht man aber, um die lokalen Geschäfte zu unterstützen.

Mainfrankentheater

10. April

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Es kommt nicht darauf an, erfolgreich und berühmt zu sein, sondern bedeutungsvoll. (Doris Schulte)

Nicht bedeutungslos im Universum, wie manche fürchten.

Gesegneten Karfreitag!

Mit Mozarts Flötenuhr und Reinckens Fuge g-Moll habe ich nun zwei schöne Vierfüßstücke. Mendelssohns vierte Sonate ist insgesamt wie ein Liebeslied.  Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich es interpretiert wird.

Ich habe nun meine ersten Stücke mit elektronischer Musik (Zuspielband) komponiert.

Meinen japanischen Schlitzahorn mag ich gern, Narzissen und Zitronenmelisse leuchten in der Sonne.

2. April 2020

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Das Unwort 2020 ist…

Es ist schade, dass man als Musikerin immer neutral sein muss, dass es MusikerInnen nicht “erlaubt” ist, sich politisch oder überhaupt zu etwas zu äußern, was nicht Musik, Luft und Liebe ist, zumindest nicht negativ, nicht in Frage stellend, nicht kritisierend, nicht anders, nur bejahend. Dabei sind gerade musikalische Menschen sensibel genug, nicht der Masse konform zu sein, sondern zu anderen Schlussfolgerungen zu kommen als das Grand. Ich merke nur immer wieder, dass man es gerade mir als öffentliche Musikerin übel nimmt, wenn ich nicht die Meinung der Masse teile. Dass das manche scheinbar sehr verunsichert. Das darf ich in der Musik, da wird es gestattet, manchmal. Es ist schon schwer, sich außerhalb der Norm in der “Musiker”-Szene zu bewegen, aber gar ein wenig außerhalb der gesellschaftlichen Norm? Immer zurückhaltend sein – manche Menschen sind da Profis drin, knallharte Profis. Aber sie sind auch irgendwie abgestorben. Man sieht es ihnen an. Das spürt man dann auch in der Musik. Absterben möchte ich nicht.

2020. Meinungsfreiheit etc. …. …

Insgesamt unterscheide ich meine Fans mittlerweile so:

  1. Ich habe die klaren Hass-Fans: Sie würden nie etwas liken, im Gegenteil, sie dissliken, stänkern und lästern, “verfolgen” mich dennoch durchaus leidenschaftlich digital.
  2. Ich habe die ambivalenten Hass-Fans, sie dissliken nicht, aber liken auch nicht, “stalken” mich stumm digital.
  3. Ich habe die labilen Fans. Sie lieben mich nur, wenn ich so bin, wie sie mich haben wollen oder wenn die Sonne scheint. Manchmal werden aus labilen Fans ambivalente Hass-Fans.
  4. Ich habe die stabilen Fans. Sie stehen meist immer zu mir; auch dann, wenn andere lästern – es ist eine Art Respekt, Achtung und Grundbewunderung da. Diese ermutigen mich oft sehr, auch in schweren Zeiten.
  5. Ich habe Freunde-Fans, die beides (geworden) sind. Meist andere Musiker, Veranstalter, Freunde, Vorbilder etc.
  6. Ich habe die Freak-Fans, die es übertreiben und mich pausenlos anschreiben.
  7. Und die Nicht-Fans. Das können sogar Familienmitglieder sein.

UND DIE GRÖSSTEN FANS YIPPIEH

Natürlich ist immer die Frage, was “Fans” eigentlich genau sind und ob man solche braucht als Musikerin oder nicht.

Ich könnte zu mir selbst eine Studie erstellen.

12. Februar 2020

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Wer Musik hört, fühlt seine Einsamkeit bevölkert. (Robert Browning)

Die Orgelwerke von Mozart sind Spätwerke. Das spüre ich, sie sind anders als die meisten Klaviersonaten.

Im April werde ich in Darmstadt interviewt.

Ich mag das Tränenstück von Sweelinck, das Troststück, die Fantasia crommatica. Das Original. Der Niederländer Sweelinck war der Vorgänger von vielen. Ich mag seine Form, die sich immer weiterentwickelt. Ich schätze es, wie er imitatorisch arbeitet, in Augmentation, in Diminution. Wie er verdichtet, Engführung, wie er entspannt, wie er mit Chromatik umgeht, mit Tempo:

Auf der einen Seite sehr meditativ, dann plötzlich brillante Läufe und Sextolen. Er hat wichtige Musiker vor Bach inspiriert: Scheidemann, der an der Pest gestorben ist (warum machte die Pest nicht Halt vor diesen Künstlern?), Praetorius, Scheidt, Scheidemanns Nachfolger Reincken… Der Komponist aus Amsterdam hat seine norddeutschen Künstler vermutlich auf plattdeutsch unterrichtet.  

Es ist nicht so leicht, das interpretatorisch Künstlerische zeitlich gut unterzubringen mit dem wirklich Künstlerischem: dem eigenen Schaffen. Das Üben ist dringlich für die Konzerte etc. – aber das eigene künstlerische Schaffen ist wichtig. Zwischen wichtig und dringlich gibt es einen großen Unterschied: Das Dringliche aufdringlich, drängend, fordernd. Jedoch das Wichtige zart, still, wartend, nie aufdringlich. Dem Wichtigen muss ich mich hingeben.

Aber wir sind dem Dringlichkeitswahn verfallen, eine Dringlichkeits-Sucht. Ich glaube, dies ist der Grund, warum große Künstler viel geschafft haben: Sie haben das Wichtige erkannt. Und das Dringliche beiseite geschoben. 

Die Werke von Reger sind nicht unverständlich und anstrengend: Die Choräle und Fantasien und kürzeren Werke sind eigentlich sehr klar und angenehm.  

Der Bachfilm von The Great Composers wird zwar dominiert von den subjektiven Aussagen der alten, männlichen Hasen der Bachszene, jedoch jedesmal lerne ich sogar durch diese Ausschnitte über Johann Sebastian, wie er wohl gewesen sein könnte – ich lerne zwischen den Zeilen. Bach muss das Komponieren der 200 Kantaten geliebt haben. Er muss geliebt haben, dass die Werke, noch warm, direkt geprobt und aufgeführt wurden, auch wenn oder gerade weil es oft Laien waren. Ich glaube, dass dies ihn lange inspiriert und ermutigt hat, denn gerade das “gemeine Volk” schätzte seine Musik. Ob seine Musik später “galant” wurde – ich würde das so nicht sagen. Im Gegenteil. Und Bachs Stil ist so eigen. 

9. Februar 2020

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Sei reizend zu deinen Feinden, nichts ärgert sie mehr. (Carl Orff)

Nachdem ich das Konzert in der Marktkirche Wiesbaden gespielt habe, durfte ich die kleinere Walcker-Orgel in der wunderschönen Ringkirche Wiesbaden spielen. Die Kirche ist groß und rund mit bunten Fenstern, Gemälden an Wänden und Decke und einem leuchtenden Altar, über den direkt die Orgel thront wie in der Christuskirche Karlsruhe. Mir gefällt das Modell, dass die Orgel über dem Altar ist, also mit das erste ist, was man sieht, wenn man durch die Vordertür eintritt. Die dreimanualige, romantische Orgel original von 1894 ist apart und klangvoll, mit schön geschnitztem Schmuck, ideal für Mendelssohn, Reger, Brahms, Messiaen, Liszt, Mozart… Sie soll erweitert und umgebaut werden, auch in Verbindung mit dem kleinen Fernwerk gegenüber. Wiesbaden hat viel zu bieten, Bergkirche, Lutherkirche, die griechische Kapelle… Selbst der Hauptbahnhof sieht wie eine Kirche aus.

Und überall schießt kochend heißes Wasser aus dem Boden: die heißen, schwefelhaltigen Quellen, die gesund sein sollen zum Baden und Trinken. Ein Kollege meinte, meine Virtuosität würde Geysire generieren :). Und in den Bäumen rund um die Marktkirche zwitschert und singt es ohrenbetäubend laut, ohne dass man die Vögelchen sieht. Tritt man an den Baum, wird es kurz für Sekunden ganz still. Dann geht es von vorne los. Die Vögel können nicht anders als singen.

Ich frage mich, warum Menschen in Zeiten der Umweltkrise ihre Autos anlassen, wenn sie gar nicht fahren, sondern irgendwo halten. Sogar, wenn sie aussteigen, lassen sie ihr Auto Schadstoffe in die Luft pumpen.

Auch in Wiesbaden kennen die Menschen ihre Kirchen nicht. Als ich spazieren war, wollte ich zurück zur Kirche.

“Wie komme ich zur Marktkirche?”

“Hä?”

“Zum Markt?”

“Supermarkt?”

In Heilbronn bin ich angekommen, obwohl Züge schon mal prophylaktisch wegen Orkan Sabine ausfielen, obwohl es nirgends windet. Gleich findet das Konzert statt: Klavierabend diesmal, gestern Orgelkonzert. Genauso wie ich es wollte.

Heute Klavier, morgen Orgel.

5. Februar 2020

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Gott hat auf seiner Harfe ein Lied gespielt, und ihre Saiten gehen durch meine Seele. (Hildegard von Bingen)

Es war sehr spannend, die schöne Beckerath Orgelbaufirma Hamburg heute zu besuchen. Die große Werkstatt duftete nach Holz und Sägespänen. Diese Späne werden an den riesigen Säge-Maschinen durch Schläuche nach draußen gepumpt. Dies ist gesetzlich vorgeschrieben, da Sägespäne gesundheitsschädlich für Mitarbeiter sind. Sie können ins Auge gehen, eingeatmet werden etc. Andere große Schläuche dienen zur Beheizung der Werkstatt. Dieselben Späne werden zu Pellets gepresst (sie haben eine eigene Pressmaschine dafür), und mit diesen wird im Ofen geheizt. Alle trinken sehr gern schwarzen Tee mit Milch (oder Zitrone) und Zucker. Wie ich. Sie hatten noch nie einen Gast, der genauso gern und viel Tee getrunken hat wie ich. Überall hängen Bilder von tollen Orgeln. Um eine Orgel zu planen, gehen viele Schritte als Grundschritte voraus. Es wird oft mindestens ein Jahr geplant, bevor gebaut wird. Und das dauert dann auch noch mal ca. ein Jahr. In welchen Raum kommt die Orgel? Wie groß soll sie sein, also wieviele Register? Wer bezahlt sie? Wieviel Geld steht insgesamt zur Verfügung? Heute sind 50 Register schon groß. Ein Register kostet ca. zwischen 13.000 und 17.000 €. Was für ein Spieltisch? Radialpedal oder nicht? Ich mag es lieber, wenn das Pedal nicht versetzt ist. Ich finde das unnötig. Wenn die Orgel Raum und Platz hat, nicht nur für die Pfeifen, sondern vor allem für die Spielenden vorne für Hände und Füße. Nichts darf eng und sperrig sein. Viel Umfang. Neue Klänge. Erst zum Schluss geht es um Pfeifen, Winddruck und Intonation. Diese drei Dinge aber sind das Kernstück der Orgel. Lebendiger Wind oder nicht, Keilbalg oder nicht? Welche Klänge? Was ist realistisch? Was ist keine gute Idee? Alle Werke sollten gut miteinander korrespondieren. Nicht einfach von berühmten Orgeln zusammenkopieren und zusammenstückeln. Jede Orgel hat ihr eigenes Gesicht.

Ich habe eine Traumorgel im Kopf. Sie muss nur noch realistisch werden. Es braucht Visionäre, Erfahrene, Bodenständige, Weise. Eben ein Team. Ich habe die Vision. “Hast du nicht erst mal versagt mit deinem Traum, also bist du nicht zunächst gescheitert, war dein Traum, deine Vision nicht groß genug.” So sagen weise Worte. Man darf und soll und muss aus Fehlern lernen! 

Die Werkstatt ist in viele Teilwerkstätten unterteilt. In einer werden die Pfeifen hergestellt. Sie sind mit das Herz der Firma. Die Pfeifen in allen möglichen Größen bis hin zu offenen 32-Füßen werden nicht irgendwo in Rumänien oder anderswo bestellt, also keine zusammengestückelten Orgeln, sondern selbst gegossen, geschnitten und angefertigt, vorintoniert. Ich habe eine Hausorgel gesehen, Orgeln, die gerade restauriert werden, Beckerath opus 1 (mittlerweile gibt es opus 500) für die Elisabethkirche neben dem katholischen Dom Hamburgs (Marienkirche), die drei neue Werke bekommen soll, von 14 Register auf 45 aufgestockt, Truhenorgeln usw. Und viele, viele Pfeifen.

Es hängen auch Gemälde mit Brahms, da Johannes Brahms mit Beckerath befreundet war. Die Firma gibt es also schon sehr lang. Brahms, wie er pfeiferauchend mit Bart am Flügel hängt – ein völlig anderer als der Charmeur aus dem Film Geliebte Clara – ja, diesen Bart-Brahms habe ich auch zuhause als Postkarte, schon als Kind. Das Original befindet sich im Besitz des Hauses Beckeraths. Leider hat Brahms wenig für die Orgel komponiert. Und am Klavier auch ganz anders, viel intensiver. Ganz im Gegenteil zu Bach. Seine Orgelwerke empfinde ich als die Krönung seines Schaffens. Diese Erkenntnis hat mich zur Orgel geführt! 

Ich habe schon einige schöne Beckeraths gespielt, in Würzburg, Wetzlar, Saarbrücken, Frankfurt am Main… Und bald in Heessen. Sehr unterschiedliche, alte und neuere. Und es werden viele neue gebaut, zum Beispiel auch ins Ausland, besonders USA. Auf dem Tisch lag das brandneue, weiße Buch Die Orgeln Hamburgs.

Ich wurde von Dammtor abgeholt, weil gerade ohnehin eine geliehene Truhenorgel (um die 40.000 €) zurück nach Wandsbek geliefert werden sollte. So eine Truhenorgel hätte ich auch gern. 

Ja, die Welt der Orgeln ist wohl bedroht. Beispielsweise war die Elbphilharmonie-Orgel ursprünglich nicht geplant gewesen, wurde nachträglich durch einen einzigen Privatspender eingebaut. Sonst gäbe es keine Orgel dort. Viele Kirchen in Hamburg und Umgebung sind vom Schließen bedroht. Und die Orgeln? Sollen als Gebrauchtorgeln verscherbelt werden. In den Osten. Ins Ausland. Das geht doch nicht. Es gibt einen riesigen Gebrauchtorgel-Markt. Es wundert mich, dass die Kirchen dennoch sperrig, unfreundlich und konservativ bleiben, anstatt aufzuwachen und die jungen Leute in die Kirche zu holen, damit sie nicht dicht machen müssen. Stattdessen gibt es oft Streit, Lästereien, Regeln und Verbote, viele schlecht bezahlte, neidische Kirchenmusiker, die dann auch noch die letzten willigen Musiker vergraulen, und gut bezahlte Pfarrer, die von Musik keine Ahnung haben.

Aber ohne Kirchen und Kirchenmusiker sind die Orgelbaufirmen existenziell bedroht. Konzertorgeln werden viel zu selten in Auftrag gegeben. Die Orgel ist nicht abgekoppelt von der Kirche. In den USA sieht es da anders aus. Ich hoffe, Deutschland wird wieder ein christliches Land. Die vielen Orgel-Fans und Orgelfreaks bringen nicht das Geld und die Aufträge für die Orgelbauer. Was weiter hier noch wichtig ist: Neue Kompositionen für die Orgel! 

Das Team ist jedenfalls sehr nett, ich wurde anschließend in die Kreuzkirche Wandsbek gefahren und habe dort an der Kemper-Beckerath-Orgel Mozart und Bach geübt. Sie ist neu restauriert; drei Manuale, schöne Zungen. Die Firma Kemper aus Lübeck gibt es leider nicht mehr, wie so viele Firmen nicht mehr. 

Ich habe gefragt, warum bei großen aufwendigen Restaurationen die neue Orgelfirma nicht angeschlagen steht. “Das macht man nicht.” Das finde ich demütig. Geübt habe ich am Ende des Tages auch in Altona St. Petri an der Schuke-Orgel. Dafür mussten wir quer von Wandsbek nach Altona fahren. Durch Hamburg durchfahren dauert mit dem Auto manchmal eine Stunde.

Es gibt in der Hauptkirche St. Petri eine große Beckerath-Schuke-Orgel, d.h. Schuke hat sie verändert, erweitert. Es gibt viele solcher “Misch-Orgeln”. 

Ich habe oft das Gefühl, dass sich Orgeln freuen, wenn man kommt. Orgeln sollten immer viel gespielt werden. Es ist ja sogar schlecht für ein Auto, wenn es nur herumsteht.

Nun, die Traktur lächelt, wenn eine Frau spielt. 

Haerpfer-Orgel im französischen Forbach Saint Remi