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Ann-Helena Schlüter

2. Oktober 2020

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An(n) ist es. Aber noch nicht Helena. (anonym? Nein.)

Letzter Tag an der Ostsee für diese Zeit. Abends im Hafen und am Binnensee entlang gewandert, überall Lichter und erleuchtete Skulpturen, (erinnerte mich an Greifswald), Popeye-Wurst gegessen (innen mit heißem Käse, denn wenn man hungrig ist, wird man grantig), aber auch zum Essen eingeladen bei sehr netten Gemeindegliedern und intensiv über Politik geredet, und so manches mehr, und schöne Aufnahmen in der Kirche gemacht. Auch auf den Turm der Kirche in Heiligenhafen sind wir gestiegen. Vor den Leitern hatte ich dieses Mal nicht so viel Angst, und der Ausblick war sehr schön, über Hafen, Markt und Binnensee. Zudem konnte man die laute, mechanische Turm-Uhr sehen, die einmal in der Woche gestellt werden muss, was recht anstrengend ist. Und die drei wunderschönen, großen Glocken, elektrisch angesteuert. Was für ein Klang! Er geht durch den ganzen Körper.

Schön ist, dass es hier überall Segelschiffe oder Segeln gibt: Auf Kerzen, auf Roundabouts, als Blumenschmuck, auf Strassenschildern… Singen ist in den Gottesdiensten noch immer nicht erlaubt.

Es ist interessant, Muffat im kühlen, silbrigen, etwas “quäkigen”, norddeutschen Stil eher zungig zu hören, obwohl er eigentlich einen weichen, warmen, süddeutschen, streichigen Klang bedarf.

Wieder neues Bach-Video:

1. Oktober 2020

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My hands are of your colour; but I shame to wear a heart so white. (Shakespeare)

Wenn man eine hervorragende Organistin oder Organist sein möchte, muss man sich (außer mit vielem Üben) viel mit Reisen, Geschichte, Mentalität, Orgelbau, Klängen und Akustik beschäftigen. Wenn man nur an der eigenen Orgel hockt, wird man keinen Zugang zur Exzellenz finden. Warum? Weil Orgelspiel viel mehr ist als fehlerloses Spiel oder Üben. Es ist Wissen, Kennen, Wachstum, Reife und Musikalität. Es gehört viel Leidenschaft dazu, dieses Instrument zu erkennen. Man muss eine Beziehung zu diesem Instrument im Allgemeinen aufbauen. Das kostet Kraft und Zeit, weil die Orgel eine enorme Persönlichkeit ist. Das ist das, was ich am meisten an der Orgel mag: Ihre Persönlichkeit.

Man muss Dispositionen auf dem Papier analysieren, blind registrieren können, Klänge, Frequenzen und Klangbilder auf CDs erkennen, Stile und Kirchenstile wissen, Akustik und Raumgrößen abschätzen können, also alles Fähigkeiten und Interessen, die man nicht über Nacht erwirbt und die man auch nicht “büffeln” kann, sondern die durch Erfahrung und Herzblut entstehen: Wie klingt eine durchschlagende Klarinette, wie ein weicher 32-Fuß, welche 2-Füße? Es ist theoretisches Wissen, das im Grunde aktives Wissen ist, künstlerisches.

Man braucht ein Bauchgefühl und ein Verständnis für die Orgel. Und dabei muss man innen flexibel und weich bleiben, nicht starr und in Regeln verhaftet. Man muss Regeln kennen, um sie brechen zu können. Wenn man Regeln nicht kennt und sie bricht, ist dies naiv. Aber wenn man Regeln kennt und bewusst bricht, dann entsteht Kunst. Viele sind zu ängstlich für wahre Kunst. Ich glaube, dass die, die Regeln zu hochhalten, meist die sind, die eben nicht gereist sind, die eben nicht so viel kennen, die die Ausnahme der Norm nicht kennen, die Regeln missverstehen, die im Grunde kunstfeindlich und experimentenfeindlich sind und massive Angst vor Fehlern haben, Theoretiker, Lehrer. Bach konnte nicht viel reisen, aber er ist “gereist” durch seine Abschriften, durch sein Interesse an der Vergangenheit, durch sein Kennen der Stile, durch seine Vorstellungskraft. Dadurch hat er noch viel mehr geleistet und noch viel mehr Türen geöffnet.

30. September 2020

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Fehmarn und Ostsee, Teil 2 – Orgelklang steht für mich für Geschichte. (AHS)

Nach der Kleuker-Orgel in Burg auf Fehmarn sind wir nach Bannesdorf gefahren. In der “kleinsten evangelischen Kirche Fehmarns” gibt es drei große, hängende Holz-Logen, links eine hübsche rote. Die kleine, helle Orgel (sie wirkt silbrig-hellblau, Marcussenorgel) mit ihren wenigen Registern klingt rauchig und schön. Anschließend waren wir im Hof-Café von Klausdorf. Es ist interessant, wie viele hübsche Hof-Cafes es auf Fehmarn gibt, mit Sanddorn-Torten, warmen Getränken und Bioläden. Draußen tummeln sich Ziegen.

Zuletzt fuhren wir nach Landkirchen, einem hübschen Dorf mit einer unglaublichen, riesigen Kirche. Auch hier in Ostholstein sind die meisten alten Kirchen evangelisch. Die Petrikirche in roter Backsteingotik inmitten des grünen Friedhofs (der Glockenturm ist wie meist aus dunklem Holz) ist innen herrlich ausgestattet: Wertvolle Riesen-Segelschiffe baumeln von der Decke oder sind in Glaskästen ausgestellt. Große bunte Holz-Logen stehen auf beiden Seiten. Ein Mittelalter-Gefühl. Auf einer schönen roten Empore (leicht schief) steht die hell-silbrig-weiße Orgel, klein, aber oho, eine Marcussenorgel mit Wahnsinnsklängen. Weich, durchsichtig, authentisch, rund. Zwei Manuale, aber kraftvoller Sound.

Wenn man auf der Fehmarnsundbrücke fährt, ist auf der einen Seite das offene Meer. Man kommt dort nach Polen, Litauen, Russland. Natürlich sind da auch die Seebäder (ich liebe Seebäder seit Kindheit) und die Ostseeküste mit Sassnitz, Hiddensee, Jasmund und Usedom. Weiter oben kommen die schönen dänischen Dörfer wie Lolland und Maribo (nicht zu verwechseln mit Marabou, der schwedischen Schokolade).

Abends waren wir noch im historischen Salzspeicher Fisch essen. Früher ging der Hafen bis dorthin. Salz war wichtig, um Fisch zu konservieren. Man muss sich auch überlegen, dass all dies früher einmal dänisch war. Sogar große schwedische Segelschiffe baumeln von den Decken der Kirchen.

Sehr interessant und zu empfehlen ist die spannende Orgelseite von Martin Doering aus Berlin, ein Muss für Orgel-Fans: Die Orgelseite

Neues Bach-Video, diesmal 1. Satz:

29. September 2020

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Fehmarn und Ostsee, Teil 1

Heute waren wir den ganzen Tag auf Fehmarn. Die große, schöne Ostsee-Insel Fehmarn, zu der Burg, Puttgarden, Landkirchen, Bannesdorf und Klausdorf gehören (dort waren wir) und die seit der Fehmarnsundbrücke leider eine Art Halbinsel für die Bewohner geworden ist (hier fährt auch der Zug darüber; es gibt keine Fähren mehr), hat viele besondere Kirchen und Orgeln, ähnlich wie die große Ostsee-Insel Rügen (Luftlinie ca. 150 km von hier, wo ich letzten und vorletzten Sommer spielte). Von Heiligenhafen kann man nach Fehmarn radeln; es gibt auch hier eine Steilküste, wenn auch keine Kreidefelsen. (Sund istgleich Meerenge).

Schleswig-Holstein ist ziemlich groß und sehr schön. Zudem sind hier überall dänische und schwedische Flaggen, so dass ich mich heimisch fühle.

Die Ostsee war heute sehr ruhig und milchig, mit dem Lied der Möwen darüber. Zuerst waren wir an der Kleuker-Orgel in Burg auf Fehmarn. Burg ist eine hübsche Kleinstadt (6000 Einwohner) mit Restaurants, Jackengeschäften, guten Eisläden (Sanddorn-Eis) und wie Heiligenhafen voll unregelmäßiger Pflastersteine. Ich mag das.

Es war noch recht viel los, trotz Nebensaison. Viele Hunde. Die evangelische Hallenkirche St. Nikolai ist viel größer als die in Heiligenhafen und ebenfalls eine rote, bauchige, kurvige Kirche mit schwarzem Dach inmitten großer Herbstbäume und einer gepflegten Friedhofsanlage. Mir gefallen die Inselkirchen. Sie sind nun erntedankgeschmückt mit Kürbissen und Sonnenblumen, was ich immer mit am hübschesten im Jahr finde.

Draußen sind zudem überall Hagebutten- und Sanddornsträucher (noch nicht reif). Die Menschen sprechen teilweise plattdeutsch.

Die Inselorgeln sind sehr interessant: Oft sind sie Marcussen-Kemper-Orgeln. Kemper hat hübsche, romantische Orgeln gebaut, jedoch gibt es auch viele nicht so gute (nachkriegszeitbedingt). So gab es in Burg einen Neubau durch Kleuker (damals Detlef Kleuker, Bielefeld). Der herrliche Prospekt ist von 1664. Ich liebe es, kerzengerade in eine mir noch unbekannte Kirche hinein zu gehen, ohne mich umzudrehen, so weit wie möglich nach vorn zum Altar, bis ich es nicht mehr aushalten kann, um mich dann umzudrehen und überwältigt zu werden (oder enttäuscht, je nachdem). In Burg habe ich mich recht schnell umgedreht und sah, dass die Orgel tief, hell, groß und nah hängt, was mich entzückt hat, mit einem majestätischen Rückpositiv, perfekt passend inmitten der Säulen. Wir sind hochgestiegen und haben gespielt. Ich mag es, wenn Orgeln hell sind, keine dunklen Kästen.

Die neobarocke, zweimanualige Kleuker-Orgel in Burg auf Fehmarn mit einigen romantischen Stimmen hat eine schöne 16-Fuß Prinzipalflöte im Pedal (eine weit mensurierte Flöte), interessante Zungen, eine historische Quintade (die Quinte sticht hervor) und ein interessantes Solo-Register namens Obertöne mit ungewöhnlichen Zusammenstellungen (8/5, 8/7, 8/9) im HW, ein nettes Cornet. Der Registerapparat steht einzeln von der Orgel mit Einzelabdeckung. Es gibt noch einen zweiten, fahrbaren Spieltisch unten.

Nachdem ich dort zwei Stunden gespielt habe, sind wir noch am Meer spazieren gegangen. Es gibt hier unzählige Steine, feucht glänzend in allen Farben, sogar Bernstein darunter, wenn man Glück hat.

Die katholische Kirche in Burg dagegen ist klein, mit leuchtenden Fenstern.

28. September 2020

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Malerei in Tönen

Die Weigle-Orgel ist eine süddeutsche Orgel in Norddeutschland, mit einem norddeutschen Prospekt. Oben klingt sie ganz anders; unten viel schöner.

Nach einem Konzert muss man alle Stücke erst einmal wieder “putzen”, vor allem bei Komplementärstellen.

Manchmal scheue ich mich vor der Konzentration, dabei ist Nicht-Konzentration letztendlich mehr Arbeit und genauso anstrengend. Denn das Träumen hat auch seinen Preis und ist im Grunde eine Flucht, die das Gehirn ungünstig programmiert. “Mal funktioniert mein Gehirn, mal nicht.” “Na, Hauptsache, es funktioniert heute Abend.” Die Scheu vor der Konzentration wird keine Zufriedenheit bringen. Auch Konzentration ist Entspannung.

Die für mich perfekte Orgel hat immer ein Koppel-Manual, aber nicht unten, sondern als drittes Manual; dann Schwellwerk, dann Fernwerk. Unten immer Rückpositiv.

Hier an der Ostsee haben wir Nordseekrimis geguckt und Ruhr-Krimis gelesen. Es ist schön, norddeutsche Musik in Norddeutschland zu spielen.

27. September 2020

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Heiligenhafen

Konzert heute Abend in Heiligenhafen war sehr schön. Schöne Weigle-Orgel opus 1277 von 1974. Zwei Manuel, Walze, Schweller. Schönes, farbliches Schwellwerk. Freie Kombinationen. Krummhorn, Trompete, Posaune, einen Prinzipal 16′ im HW. Ich mag es, wenn eine Orgel eine ordentliche 16′-Labiale und eine leise 16′-Zunge hat, dazu noch einen 16′-Bordun. Aber das haben nicht viele (der kleineren) Orgeln.

Ich habe noch nie Bachs Passacaglia mit freien Kombinationen gespielt. Überhaupt war es erst mein drittes Konzert mit der Passacaglia. Sie liegt mir sehr. Ich verwendete das Handregister (Auslöser) und zwei freie Kombinationen (weiß A und rot B) und Pedalkombi (grün). Wenn man die Pedalkomb. aufgerüstet hat, kommt man auf ca. 4 Setzer. Wenn die freien Kombinationen gesetzt sind, gehen die Handregister (Kippschalter) nicht weg; davon darf man sich nicht irritieren lassen. Da ich die Passacaglia eher zart registriere, auch in der Fuge, bin ich ganz gut damit hingekommen (MW). Trio-Sonate und Piece d’Orgue waren kein Problem auch ohne Blätterer oder Registranten. Es ist eine neobarocke Orgel, die jedoch mit Schweller und Walze und Flöten und Sesqui einen gewissen romantischen Touch bekommen kann, für meine eigenen Werke.

Tim, der Kantor, hat sich sehr gut um alles gekümmert. Mir gefällt die grün-rote, evangelische Kirche mit ihrer weißen Orgel tief hinten auf der Empore und eher niedriger Decke; sie hat wie viele Küstenkirchen an der Ostsee (Nordkirche) große Segelschiffe von der Decke baumeln. Unvorstellbar für Würzburger Kirchen. Man könnte die Akustik als trocken bezeichnen, aber sie ist eher samten, edel. Und sie ist die einzige Kirche in Heiligenhafen mit einer Pfeifenorgel.

Nah der Kirche ist das Meer. Erst das kleine Binnenmeer (Salzwasser, dennoch Binnensee genannt) und dann die Ostsee, stürmisch. Man sieht Fehmarn auf der anderen Seite. Dänemark und Schweden sind nicht weit weg. Ich spüre das. Ich mag die norddeutsche Atmosphäre und roten Steinhäuser. Es war recht kalt und windig. Wir sind schon bei meiner Ankunft nachts noch ans Meer gefahren. Es war etwas unheimlich.

Die Innenstadt Heiligenhafen (nahe Timmendorfer Strand) ist schön, wie haben Baumstriezel, Heilbutt-Brötchen und Pizza gegessen, die Yachten und Bojen betrachtet, sind auf der wunderschönen Seebrücke spazieren gegangen. Die frische Meeresluft macht eine Mittelfränkin wie mich erst mal schläfrig.

Das Publikum war sehr begeistert, wir haben das Konzert aufgenommen und wollen morgen noch etwas filmen. Einer aus dem Publikum kam von weit her und hat mir ein Bild geschenkt, ein Gemälde von Bach, das er selbst gemalt hat.

Anbei das neue Messiaen-Video, es ist wunderschön geworden:

26. September 2020

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Wunderschöne Niederlande! Orgelland! Holland!

Sehr schön ist die Christian und Pieter Müller-Orgel in der Luther-Kirche Alkmaar. Die wunderschöne niederländische Orgelstadt Alkmaar bei Amsterdam (30 min mit dem IC von Amsterdam) gefällt mir sehr gut. Die zweimanualige Orgel in der Lutherse kerk hat kein eigenständiges Pedal, aber einen intensiven Anschlag und einen weißen Schwan hoch oben statt einem Engel, der für Luther stehen soll bzw. für den reformierten Glauben.

An jeder Orgel muss man neu entscheiden, mit welchen Tempi man spielt. An einer solchen Müller-Orgel ist BWV 572 natürlich bei weitem nicht so schnell zu spielen. Man kann sich viel Zeit nehmen und in Ruhe spielen.

Die holländischen Orgeln sind insgesamt ein Gedicht und ganz anders als die deutschen Orgeln. Ich bin begeistert. Noch nie habe ich solche Flügeltüren live gesehen: Was für eine Wunderorgel ist die Hagerbeer-Schnitger-Orgel von 1646 (!) in der Laurenskerk Alkmaar. Wie Engelflügel sind diese riesigen, bemalten Flügeltüren zur Seite weggeflochten, die man mit einem Seil bewegen kann. Sogar das wunderschöne Rückpositiv hat eigene Flügeltüren. Was für ein hohe, langgezogene Orgel! Wenn man oben ist und die steile Treppe geschafft hat, sitzt man wie in einem hellen Schrank, eingeschrankt vom Rückpositiv. Doch wenn man unten steht und nach oben blickt, wirkt diese Schnitger-Orgel unglaublich majestätisch. Oben spielend hat man keine Ahnung, woran man eigentlich sitzt. Letztes Mal war es dunkel. Jetzt im Licht erst habe ich erkannt, woran ich saß: An purer Schönheit.

Sehr schön ist auch die älteste Orgel Niederlandes ebenfalls in der Laurenskerk: Die kleine, alte, dunkle Van Covelens-Orgel von 1511 (!) rechts hinten, ebenfalls mit Flügeltüren, mit einem mächtigen Klang. Diese habe ich noch nicht gespielt, möchte ich aber gern.

Was mich etwas erschrocken hat, ist, dass die Laurenskerk mit ihrer bedeutenden Orgel nicht mehr als heilige Kirche verwendet wird, sondern als Museum und Konzertsaal, weil es so wenige (zahlende) Gläubige gibt. So kann man dort Wein trinken und essen und danach shoppen. In der Kirche, neben der Orgel. Das finde ich unmöglich. Und die Orgel schaut zu, mit ihm Soli Deo Gloria. Endzeit pur. Profan. Die Menschen wissen nicht, was sie tun. Ich erschrecke mich immer, wenn ich Vorboten dieser Endzeit sehe.

Diese schöne niederländische Stadt ist windig, sonnig, mit Flüsschen überall, Möwen, wunderschönen Türen, Menschen und Fahrrädern…  alle Straßen gepflegt, mit individuellen, markanten Türen und netten Bikes … erinnert mich sehr an Schweden…  und das Meer ist immer zu riechen… Danach bin ich nach Amsterdam gefahren und habe an diesem Tag mein viertes schönes Instrument kennengelernt. Dazu morgen mehr.

24. September 2020

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Schönheit auszudrücken ist ein Lebensinhalt. (AHS)

Meine Noten stecke ich (wenn sie Kunstwerke sind und zudem viele Kopien als Blätterhilfen aus ihnen herausstehen wie Flügel) in die “Notenpresse” – das heißt, schwere Bücher und Choralbände liegen als Beschwerer darauf, bevor ich aus ihnen weiter übe.

Kurz vor einer Prüfung habe ich einmal eine halbe gelbe RedBull-Dose getrunken. Mein Blätterer sagte etwas besorgt, er habe noch nie mit “einer offenen RedBull-Dose ein Gotteshaus betreten”.  “Ach”, antwortete ich leichthin, “ich sage da nur Coffee to go“. Er beobachtete mich noch besorgter, als ich, von der RedBull-Dose (da ich sonst so was nie trinke) sehr angeregt akrobatische Dehnübungen im Gottesdienst machte und dabei vor mich hin summte und in ein unkontrolliertes Jodeln überging. “Vielleicht war das doch keine so gute Idee mit dem RedBull”, murmelte er und nahm die Dose an sich.

Mein neues Orgelwerk: The Wave:

23. September 2020

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Yippieh!

Auf die letzten Minuten: Ein erfolgreicher Tag, wieder Note 1,0 bekommen, sehr gut gespielt und sehr nette Menschen um mich gehabt. Danach ein paar Videos aufgenommen, habe alles auf Anhieb fehlerlos gespielt. Ich merke, dass es wirklich ein Schlüssel ist, sich gut zu konzentrieren und ruhig zu spielen. Ein barockes Werk, besonders Bach, ab 10 Minuten Länge (d.h. Piece d’ Orgue fällt nicht darunter, aber auf jeden Fall die Passacaglia) braucht seine Entwicklungszeit, vor allem, was das Tempo angeht: Erst ab einer gewissen Reifezeit findet man bei langen Werken das perfekte Tempo, dass man durchhalten will; nicht zu schnell, nicht zu langsam; nicht bemüht langsam, aber auch nicht zu hastig. Eben, dass es schwingt, von Anfang bis Ende. Ich glaube, dass man auch hier sich selbst spüren und kennen muss: So dass Reife, Virtuosität und Charakter eine Einheit werden. Nicht nur der Charakter des Stückes, sondern auch der Charakter der Spielenden. Tempo ist immer eine Frage von Exzellenz.

Ich bin dann auch ein wenig spazieren gegangen in der schönen, aber ausgetrockneten Gegend um Marktheidenfeld, in der es schon lange nicht mehr geregnet hat – und ich habe alles gesegnet, was durchhält in dieser Dürre. Wie wunderschön die Schöpfung selbst in so einer kaputten, klimageschädigten, durstigen Welt und Zeit ist. Direkt neben Asphalt, Netto und Parkplätzen liegt ein kleiner Bach mit Baum und Wiesen dahinter, haben durstige Bäume dennoch Früchte und schimmernde Blätter, säuseln Insekten über dem Wasser, spiegelt sich die späte Nachmittagssonne in den Kreiseln des Baches. Neben unserer menschlichen Hässlichkeit liegt die Schönheit gerade in ihrer Schwäche und weggedrängt so verletzlich, so unendlich schön. Ich sehe darin Gottes Zartheit, seine Weiblichkei; er ist so ganz anders, als ich es von der machtgierigen Männerwelt kenne, die in vieler Hinsicht hintenrum und böse ist – auch wenn es viele ganz wundervolle Männer gibt, die mir schon sehr geholfen haben. Aber wer meint, Gott will Dominanzgehabe oder er wäre genauso oder er halte dies für gut bzw. notwendig oder habe es gar erfunden, der hat nichts verstanden. Ich sehe keine dominanten Bäume oder herrschsüchtigen Bäche oder unterdrückten Blumen. Im Gegenteil. Alles, was zart und verletzlich ist, ist besonders schön, wird geradezu gefeiert in der Schöpfung. Ich verstehe nicht, wie ein solch künstlerischer, wunderschöner, weiblicher Gott eine solche Welt zulassen kann, in der die schlimmsten Männer herrschen. Nichtsdestotrotz war es ein toller Tag, mit Entspannung am Ende und wohlbehütet und einem sehr schön gestimmten Krummhorn:

Scheidemann Choral:

21. September 2020

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Ich bin Gottes kleine Nachtmusik. Ich bin kein Engel. Ich bin zwei Engel! (Sr. Teresa Zukic)

Denn Gott hat wolkenzarte Hände.

Es macht Spaß mit meinem Clavichord.

Es stimmt, dass man im Konzert und auch kurz danach wie “seherische” Fähigkeiten hat, wie entrückt ist.