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Musik

08. März 2010

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Meisterkurse

In zwei Wochen beginnen die Meisterkurse Klavier, 81 Pianisten aus 24 Ländern. Manchmal schweife ich beim Üben noch ab wie früher, träume, denke nach, merke nicht mehr, dass ich gleichzeitig Klavier spiele.

Ich habe das Gefühl, ich schlafe, träume, verarbeite, meine Hände fliegen über die Tasten, ich merke es nicht. Ich bemühe mich dann bewusst, konzentriert zu registrieren, dass ich gerade arbeite. Wie kann man im Schlaf arbeiten?

Ich gehe im Schlaf und Üben im Kopf meinen gespeicherten Terminkalender ab, denn die Konzerte sind alle in meinem Kopf gespeichert wie alle Tausenden Noten, und sobald ich Musik spiele oder höre, werden meine Termine wieder aktiviert. Vorgestern übte ich auf dem Flügel in Lippstadt. Es ist schön, in hellen, großen, heiligen Räumen zu üben.

28. Februar 2010

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Haiterbach, Altensteig, Schwarzwald, cap-music

Ich gewöhne mich an die Studio-Situation und Studiomusikerin zu sein — das eigene Projekt zu gestalten. Mein kleines Zimmer hier im Glaskasten im Schwarzwald ist schön, von Sonne und Sturm umgeben. Manchmal höre ich nachts Geräusche und erschrecke mich. Aber dann erinnere ich mich, dass ich von Kreativität, Büchern, CDs, dem bunten Laden cap-music und Gott umgeben bin und dass das Dach knackt.

23. Februar 2010

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Lyrik in Würzburg

Auf dem Weg von zuhause zur Residenz, in der die Universität Würzburg das Institut der Musikwissenschaft für Würzburg, Bamberg und Erlangen zu einem der grössten Institute eingerichtet hat, fällt mir ein Gedanke ein — zum Beispiel: Ein Weilenklang — ein Weilenklang ist Schönheit … und um dies nicht zu vergessen, murmele und flüstere ich diesen Gedanken den Weg bis zur Residenz entlang … glücklicherweise habe ich es nicht weit, vielleicht sieben Minuten. Schwerer ist es, Melodien zu behalten, wenn Straßenlärm um mich, Ablenkung ist oder lautes Radio oder ein LKW neben mir steht und ich nicht fliehen kann, auf dem Fahrrad oder mit dem Roller oder im Auto oder zu Fuß.

28. Januar 2010

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Politische Kunst

Es ist erstaunlich, wie politisch Kunst in seinem Wesen ist, wobei mir das Wort politisch nicht gefällt, es müsste ein anderes Wort sein, geschichtlich vielleicht. Wie sonst könnte ein rothaariges, rebellisches Mädchen wie Pippi Långstrump in einer Zeit von 1945 weltweit so berühmt werden, in einer Zeit des Elends und Machtmissbrauchs in Europa? Und automatisch wird eine Künstlerin auch ein Gesamtkunstwerk, wie man an Astrid Lindgrens Leben sehen kann, zum Beispiel der „Skandal“ mit ihrem unehelichen Sohn Lasse. Dies hat sicher sehr dazu beigetragen zu den Inhalten ihrer Kinderbücher.

Es lässt sich dennoch nicht, wie es Musikpädagogen oder Musikwissenschaftler versuchen, kontrollieren, herausfinden, wie ein Welle rollt oder eine Bombe einschlägt in der Kunst. Der neugestartete kleine Verlag Rabén & Sjögren konnte nicht wissen, was für eine Erfolgswelle er starten würden mit dem Risiko Pippi Långstrump.

In Schwedisch ist es natürlich noch mal etwas anderes, sich öffentlich frei über seine Gedanken zu äußern.

Sprache ist für mich so ein wichtiges Mittel. Ich fühle mich hilflos ohne. Das Film-Festival hier zeigt viele internationale Filme, auch schwedische, darauf freue ich mich. Bisher habe ich israelische, spanische, zwei finnische und türkische Filme gesehen auf dem Festival. Mir fiel auf, dass alle Filme, die ich gesehen habe, eine Suche nach Gott waren, je atheistischer, desto suchender. Ich glaube, ich habe nun endlich den objektiven Maßstab für Kunst gefunden: sie besteht aus vier Themen: Kreativität, Liebe, Unsterblichkeit und Gott. Ich glaube, Kunst ist eine Person, man kann sie kennen lernen. Man kann sie nicht erwissenschaften.

Nächste Woche werde ich mit Michael Ende proben, ich bin gespannt auf Duo E-Bass und Klavier.

17. Dezember 2009

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Holland

Ich bin fasziniert, wie friedlich und schön Holland ist — wie wenig wir teilweise unsere Nachbarländer kennen. Die Atmosphäre war ruhig, während wir einen Milchkaffee am Marktplatz tranken und ein Fahrrad mit auf Rot weißgetupftem Sitz, dazu passenden Fliegenpilz-Taschen an beiden Seiten und einem rosa Korb vorne dran vor uns an der Scheibe parkte. Ich geniesse es, aus dem strengen Druck Deutschlands manchmal entfliehen zu können in eine andere Welt, eine Welt der Wiesen, einfach nur Gegend, mit Kühen und Pferden und gelben Nummernschildern — oder irgendwo anders hin. Pia Douwes ist eine sehr charismatische Persönlichkeit, mitten im Leben ohne Starallüren, mit toughen Augen und trotzdem freundlich und erwachsen. Ihr helles Häuschen in der Nähe von Utrecht ist künstlerisch eingerichtet mit einem kleinen braunen Antiquitäten-Flügel von Fritz Sohn, 1878, Paris, Wien. Sie möchte den Flügel generalüberholen lassen, aber er hat auch jetzt schon einen sanften Klang mit blinkendem Sopran. Ansonsten ist alles sehr hell, weiße Türen, ein verwilderter Garten, ein weißer Kachelofen, romantische Unikate als Sessel, originale Gemälde in goldenen Rahmen, dicke Samtvorhänge, ein Esszimmer, violette Gardinen, eine Tapete mit Rosen in hellrosa und lila — alles spezielle Möbel, die es wahrscheinlich kaum mehr woanders gibt, schöne Spiegel, ein verwildertes Bücherregal. Es machte mir Spaß, auf dem alten Flügel zu spielen. Die Musicalwelt ist eine eigene Welt; ich tauchte für einen Tag oder zwei in diese Welt ein. Nur Musicals zu spielen oder zu hören, wäre nichts für mich. Ich brauche auch feste Speise, so etwas wie Vollkornbrot, Bach zum Beispiel. Aber man darf Musicals nicht unterschätzen, es ist sehr schwer zu singen.
Wir liefen erst ein wenig sprachlos herum im Wohnzimmer, wie in einem Museum. Pia sagte, sie sei eben erst eingezogen. Ihr Stil erinnerte mich an mich. Ich spürte sofort, sie war Künstlerin durch und durch, wie eine Seelenverwandte. Sie unterrichtete den ganzen Nachmittag, ich hörte zu, wie sie die Belting Technik erklärte, also das Mischen der Lagen, die Bruststimme mehr oder weniger hochzuziehen, damit es nicht nur klassischer Kopfstimmengesang ist, wenn es in die Höhe geht. Ich mochte ihren Klang live in dem Zimmer, zart und leidenschaftlich.
Während ich die Songs, die sie Nummern nannte, begleitete, zum Beispiel aus dem Musical Elisabeth oder von Le Mis oder von Cats oder Abba, fieberte ich bei ihren Erklärungen mit und konnte ein Summen und Singen kaum unterdrücken hinter dem verschnörkelten Notenpult des braunen Flügels. Mal sollte ich nach oben transponieren, mal eine andere Tonart von anderen Noten (sehr handgeschrieben aussehend) spielen — sie hielt mich schon auf Trab.

Natürlich ist es auch schön, wieder zurückzukommen nach Deutschland — auch wenn ich das Glockenspiel vor meiner Haustür, bevor meine Straße in die Innenstadt mündet, kaum mehr anhören kann. Aber dann, wenn sich das Glockenspiel überschneidet mit Ohrwürmern in mir — denn diesmal das Lied Pias: Ich gehör nur mir,  sitzt in meinen Ohren fest, ein Ohrwurm, der schier von innen lähmt in Schönheit. Übermorgen fliege ich in ein Stockholm voller Schnee.

Jag tvivlar på att följande historia är sann men den lär ha hänt här i Würzburg: En kvinna som bodde med sin man i ett litet hus spelade på ett gammalt piano som bröt ihop en vacker dag.
Då köpte hon en ny svart flygel eftersom hennes man inte ville köpa ett nytt piano. Hon kunde nämligen inte spela piano. Så hon köpte själv till och med en flygel utan att tänka på hur flygeln ska komma in i det lilla huset. Hon måste faktiskt bestämma sig snabbt, för hennes man ska komma hem från arbetet på kvällen. Så lät hon helt enkelt riva av taket och lät flygeln glida ner i vardagsrummet. När hennes man kom hem från jobbet såg han flygeln men inte något tak.

14. September 2009

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Bechstein-Center Frankfurt am Main

Das Konzert in Frankfurt war sehr gut besucht, der Bechstein-Flügel in seiner hellen Akustik fast zu scharf gestimmt. Ich war die letzte Viertelstunde vor dem Konzert ruhig und abwartend. Ich ringe gern mit Klang. Bisher war ich nur Seele und verschmolzen mit Klang. Es ist erstaunlich, wie sehr man mit Musik Menschenherzen erreichen kann. Aber auch diese Facette der Liebe hat ihre Grenzen. Es gibt Dinge, die man außerhalb der Kunst suchen muss. Ich hätte nie gedacht, dass Liebe eine solche Macht und so viele Gesichter hat. Musik ist nur ein Gesicht der Liebe.

31. Juli 2009

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Kids und JS Bach

Die Bachvermittlung macht mir immer mehr Spaß. Musikvermittlung ist wichtig.

Tonstudio Würzburg

In einem Studio Lieder aufzunehmen wie in einem Saal ist noch einmal eine ganz andere Sache, an die ich mich langsam gewöhne. Es ist viel enger. Ich nehme spontan Klavier und Gesang gleichzeitig auf, ich will mich entspannen, damit meine Stimme weich klingt, weich wird, denn dann entspannt mein Atem, es dauert eine Weile, bis ich nicht mehr abgelenkt bin. Recording ist auch Vermittlung.

26. Mai 2009

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Kirchentag

Kirchentag in Bremen, am Deich in einem Strandkorb, denn später soll dort ein Liturgie-Gottesdienst stattfinden. Als ich nach unten in das Meer sah, schwamm dort eine Rose. Die Norddeutschen scheinen mir insgesamt bescheidener und freundlicher zu sein. Trotzdem bin ich in Bayern, in Franken zuhause. Aber wie oft fühle ich mich als Zigeunerin, als hätte ich nicht nur ein Leben? Aber ich eine habe einen großen norddeutschen Teil in mir väterlicherseits, und einen nordischen Teil von meiner Mutter, und noch einen ostdeutschen Teil von meinem Papa, und doch bin ich Fränkin – wenn das nicht mal eine Mischung ist!

22. April 2009

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Wiesbaden

2 Uhr 15. Die Nacht hier in Wiesbaden vergeht schnell, gleich geht es zum Flieger. Wir schneiden und mischen gerade noch Stücke von mir.
Musik ist Erinnerung, sogar ein Erinnerungsraum. Fort vom ausgesuchten Unglück der Welt.

Es ist doch etwas anderes, nicht als Dozentin in Vorlesungen zu sein, sondern Neues auf sich wirken zu lassen. Denn ein Künstler ist tatsächlich auf der Bühne eine Vermittlerin  — und das geht weit über das Klavierspielen hinaus. Die künstlerische Welt der Musikhochschule ist dennoch für mich wie ein Zuhause.
Morgen Probe mit Uwe Steinmetz (Sax) aus Berlin für ein Konzert in Wuppertal, um abends wieder zurückzufahren nach Würzburg, da wir am Sonntag dort gleich zweimal spielen.

03. April 2009

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Litauen. Das Gesetz der Oktave

In zwei Wochen fliege ich nach Litauen und Lettland für zehn Tage und bin anschließend für Proben und Fotos in Berlin. Davor allerdings habe ich vier Konzerte hintereinander weg mit drei verschiedenen Duos aus Berlin, Stuttgart und Düsseldorf. Ich freue mich sehr, das Baltische Meer wieder zu sehen. Es ist auch schön, wie ähnlich meine skandinavischen Wurzeln mit der Mentalität oder der Sprache des Baltikums sind, dabei hat es doch einen so starken russischen Einschlag. Wie klein die Welt ist! Ich habe diesen Wunsch, in Mexico City im Bellas Artes zu spielen. Und tatsächlich, ein Freund fern von hier wacht auf mit meiner Musik in Mexico City und sieht aus dem Fenster auf das große Theater, Auditorio Nacional, das Bellas Artes Auditorium, während die Sonne aufgeht.