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Preisträgerin

25. Oktober 2009

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Musikpädagogik

An der Universität habe ich wegen Magister Musikpädagogik Schlagzeug-Unterricht bei Bernd Kremling bekommen. Es ist sehr interessant, plötzlich eine Cajòn zuhause zu haben. Zwei Djemben, groß und klein, original aus Afrika, habe ich mitgebracht. Bernd Kremling kennt meine Familie. Er sagte, ich hätte eine ausgezeichnete Veranlagung zum Rhythmus. Es gehört viel Energie dazu, einen steady Rhythmus zu spielen an einem Drumset, das groovy ist und einen schönen Klang hat, dazu die wirklichen Rhythmen heraus zu akzentuieren. Die wirklichen Rhythmen wie Samba locker aus dem Handgelenk sind nicht das Problem, sondern der stabile Ghost — Rhythmus im Hintergrund. Rhythmus hat viel Power, es macht mich lächeln und tanzen. Mein Gesicht tanzt mit.

18. Oktober 2009

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Duo Orgel und Klavier mit Torsten Laux

Das letzte Konzert war sehr schön, Klavier und Orgel im Duo, auch wenn mich die Orgel bei der Zugabe zu Butter spielte. Torsten Laux spielte laut, mein armer Flügel bebte unter der Orgel. Der 100. Psalm machte mir am meisten Spaß. Die vertonten Psalmen wurden vorgelesen vor dem Spiel. Ich sehne mich sehr danach, auch junge Leute zu erreichen, sie scheinen oft unerreichbar: die breite Masse möchte ich mit der Schönheit ganz neuer und fremder Musik erreichen.

Ich habe mit einem alten Freund Schach gespielt. Es ist möglich, dass einer im Endspiel und der andere noch im Mittelspiel ist und sich das überdeckt. Es ist nicht leicht, eine wirklich saubere, gesunde Partie zu spielen.

01. Oktober 2009

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Uganda

Ich bin immer wieder überrascht über die schöpferische Vielfalt und Phantasie, zu kombinieren, zu variieren, zu erfinden, auch beim Schach, und eine Art Instinkt aus Erfahrung zu bekommen. Ich spiele am besten, wenn ich dabei Musik höre. Die Musik aktiviert mein Gehirn und mein Gespür für die erfundene Armee. Ich befinde mich dann in einem romantischen Krieg, einem Rosenkrieg. Es ist schön, Stellungen und Posten und Positionen zu ertesten und zu erfühlen. Darüber zu lesen ist spannend, aber es ist noch mal ganz etwas anderes, sich wirklich in einem Mittelspiel zu befinden. Leider passieren mir manchmal gravierende Fehler, da ich abgelenkt bin innerlich; das bedeutet, dass ich manchmal komplexe Züge fühle.

Ich übernachtete bei Künstler-Freunden, die elektronische, interessante DJ-Musik mit interessanten Rhythmen und Beats, durchflochten mit Jazz, Black Rap und klassischen, echten Instrumenten, sogar einem verstimmten Flügel, mögen.

Ich kreiere, konstruiere gerne, habe Mut, Neues auszuprobieren. In Verbindung damit, dass ich ein roter D-Typ bin (dominant-direktiv-kreativ) und testsprengende Ergebnisse habe in Kreativität und divergentem Denken, hoher IQ, müsste ich doch eigentlich an einem ganz anderen Punkt stehen. Hohe Werte hatte ich auch in symbolischen und semantischen Fähigkeiten, in abstrakter Symbolik, im konvergenten Denken, in Systemen, Sequenzierungen, Implikationen, also im Überblick und in Details. Was mache ich als Frau mit solch einem Testergebnis?

19. September 2009

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Brasov

Brasov, frueher Kronstadt, 350.000 Einwohner, ist eine wunderschoene Stadt mit freiem Marktplatz, Restaurants, Kneipen, interessantem Kleidungs-Stil, Maentel, Leinenkleider, Schuhe und Stiefel, die ich noch nie gesehen habe. Unser Hotel liegt mitten in der Innenstadt, im Aro Palace einige Meter entfernt ist die Konferenz. Das Toilettenpapier ist pink, das Licht laut, der Fahrstuhl gefaehrlich, aber insgesamt (fuer 4 Sterne), mit einem alten Bluethner in der Eingangshalle, edel, gemuetlich, erinnert mich an ein altes Koenigsschloss; das Aro Palace ist voll Glas, modern und sehr edel. Wenn ich aus meinem Fenster schaue, ueber die braune, aermliche Skyline, bin ich traurig, weil ich spuere: wenn Geld da waere und weniger Korruption, wie wunderschoen, noch schoener, koennte Brasov sein! Ich realisierte auch, dass ich mich in Transilvanien befinde — an den Dracula-Tassen. Es ist inspirierend, mit Musikern aus 10 verschiedenen Laendern zusammen zu kommen: Ungarn, Deutschland, Rumaenien, USA, Schweiz, Finnland, Litauen, England, Polen und Italien .. alles Laender, in denen ich bereits war. Ich liebe Osteuropa; die Atmosphaere ist nicht so hart, nicht so perfektionistisch. Ich atme auf.

Das werden in Düsseldorf und Bonn alles ziemliche Brecher: Bachs Goldberg-Variationen, dann Franck Prelude, Choral und Fuge, Ravel Bolero, Gershwin Rhapsody in Blue.

Ein zehnjähriger Schüler sagte zu meinem Vergnügen, Schach sei wie Klavierspielen: Dort tüftele man mit den Figuren, und hier tüftele man mit Noten und Tasten.

Wenn ich eine fremde Sprache hoere, Rumaenisch, und sie wie Musik in meinen Ohren huepft, begreife ich nicht, dass ich die Sprache nicht verstehe — obwohl ich sie doch verstehe. Aber ich kann die Worte nicht greifen, nur den sound, den Klang, der immer bekannter wird, wie Musik.

Ich traeumte. Am Schluss stand ich auf einem Berg, der allmaehlich hell und weich und kleiner wurde, und irgendwo mittendrin war ein winziges, leuchtend rotes Herz. Die Golddecke klappte auf wie geschmolzenes Wachs.

Naechste Woche habe ich viele Konzerte, fast jeden Tag eins. Bucharest werde ich am Montag sehen, die 2-Millionen-Stadt. Und das Dracula Schloss in Bran. Aber am Sonntag auf jeden Fall erst mal Hermannstadt: Sibiu.

18. September 2009

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Bucharest

Lufthansa nach Osteuropa war doppelt und dreifach gesichert. Wir fuhren also abends mit dem Auto durch das Land, und ich sah Rumaenien in seiner Schoenheit, Weite und Einfachheit. Wir fuhren durch viele Doerfer, zum Beispiel Sinaia, Predeal, Azuga. Dann machten wir sogar ein Picknick direkt an der Autobahn auf dem Standstreifen (das sei normal, erklaerten sie mir), und sie hatten Gemuesecreme, Tomaten, Haehnchen, Fleischbaellchen mit Senf, Fladenbrot, rumaenisches Bier in Dosen dabei — es war schoen, lecker und warm.

Musik wegzulassen kommt mir vor, als müsste ich über die Nordwand den Berg des Lebens besteigen. Ich sehe die anderen lachend an der Südwand. Aber die Nordwand hat auch Vorteile: ich spüre eine intensive Tiefe zu den Menschen, die dort aus freien Stücken unterwegs sind. Jemand sagte mir, man müsse auf die Nordseite hinüber, wenn man es wirklich ernst meint mit dem Leben. Im Musikgymnasium Nürnberg konnte evtl. ich zu viel über meine musikalischen Gaben lösen. Die Lehrer haben mich geliebt.

17. September 2009

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Rumänien

Ich bin nun in Brasov angekommen (Braschov ausgesprochen). Mit Lufthansa zu fliegen finde ich am schnellsten und sichersten. Ich fliege gerne nach Osteuropa. Nach Bucharest (Bukarescht ausgesprochen) sind es mindestens zwei Stunden, dazu kommt eine Stunde Zeitverschiebung. Zum ersten Mal bin ich ohne Flug-Ticket zum Frankfurter Flughafen gefahren, da ich mir bis zum Schluss nicht sicher war, ob ich wirklich zu dieser Musikerkonferenz fliegen sollte, ob es mir nicht vielleicht zu viel wird — aber ich bekam spontan den letzten Platz einer Lufthansa-Maschine, und dies noch sehr guenstig. Erst im Flugzeug fiel mir ein, dass ich auf jeden Fall zu spaet sein wuerde, um abgeholt zu werden nach Brasov. Wir wuerden gegen 18 Uhr landen, und um 15:30 war der Minibus der Teilnehmer bestellt. Eine junge Frau neben mir am Fenster sprach mich an. Sie hatte gerade 6 Monate in Los Angeles gearbeitet. Sie wohnt in Brasov und wurde von ihren Eltern abgeholt.

Ich konnte es nicht fassen; ich sagte, ich muesse nach Brasov, ob es denn weit waere, ob man mit Taxi hinkaeme. Ich dachte, vielleicht ist Brasov ein Vorort von Bucharest. Sie sagte, es sei weit nach Brasov, drei Stunden mit dem Auto, sie wuerden mich mitnehmen. Ich habe oft das Gefuehl, sobald ich reise, so beschuetzt zu sein. Gott hat mich noch nie im Stich gelassen. Wo ich einen Fuss hinsetze, bin ich behuetet. Ich hatte kaum Gepaeck, und dies wurde mir zum Glueck, da Cristin 4 riesige Koffer aus den USA vom Band zog und wir alle samt ihren Eltern irgendwie ins Auto passen mussten in Bucharest.

16. September 2009

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Brücke sein

Es ist schön, eine Brücke zwischen eigenen Songs und klassischer Musik zu sein, dabei Texte und Lyrik zu lesen, die aus meinem Herzen kommen. Wenn ich Musik spiele und singe, komme ich mir selbst ein großes Stück näher, was ich sonst durch keine andere Art schaffe. Wer mir also die Musik oder die Kunst wegnimmt, verbaut mir einen ziemlich wichtigen Weg und Durchgang zu mir. Denn wenn ich Musik mache und dabei lerne, mich selbst zu spüren, desto mehr haben auch die anderen etwas davon. Es ist eben nicht nur professionelle Leistung oder ein Job. Es ist meine Berufung.
Nun bin ich wieder unterwegs zu Konzerten in Stuttgart, Frankfurt, Saarbrücken.

Begabte Kinder unterrichte ich gern. Kinder, die in der Hochbegabtenförderung ihrer Schule oder ihrer Stadt stehen oder Klassen übersprungen haben, sind im Klavierunterricht wach und interessiert. Das bedeutet nicht, dass diese automatisch Künstlerinnen oder Musiker sind, aber künstlerisch sind sie schon meistens, oder haben das Potential und das Interesse an künstlerischem Schaffen. Es ist oft sehr schön, mit Kindern zu arbeiten, da sie generell interessiert, vielseitig, ernsthaft sind. Es ist nicht allzu anstrengend, sie mit Musik zu anzurühren, aufzubrechen, zu trösten, sie zu verzaubern, sie zu begleiten. Sie lassen sich auch trösten durch Musik. Diese Kinder sind nicht aus intakten Familien, aber haben immer jemanden, der sich besonders um sie gekümmert hat. Sie sind aufmerksam, suchend, wach.

09. September 2009

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St. Stephan Würzburg

Am Sonntag ist das Emporen-Konzert in Würzburg, ich freue mich, 45 Minuten lang Bach zu spielen: eine Welt für sich, eine Welt voller Ruhe und Meditation und tiefen Gedanken, die neu auftanken lassen, entspannen und entführen in ein Gebiet des Übernatürlichen. Die ersten Minuten eines Konzertabends zählen, das Jetzt und Diesseitige zu verlassen, ungefähr so, als würde man das Bewusste abstreifen, ins Unbewusste gehen. Wie die Minuten vor dem Einschlafen, das Loslassen, so empfinde ich das. In dieses Loslassen soll und möchte ich das Publikum führen. Bach oder Beethoven sind oft rocky starts, doch bei Bachs Goldberg-Variationen wird man durch die wunderschöne Aria und die Energie der ersten Variationen sofort abgeholt, eingetaucht in tiefere Ebenen.

Bei klassischer Musik braucht man viel Loslassen, Freiwerden. Das Abholen des Publikums ist jedenfalls entscheidend. Es ist für mich als Pianistin anstrengend und neu, die Menschen durch Worte, Einleitungen oder gar durch andere Dinge abzuholen, da ein Konzert für den Musiker eine äußerst anstrengende Angelegenheit ist, kognitiv, mental durch das Auswendig-Spielen, aber auch körperlich, emotional, motorisch, geistig, geistlich.

Jemand sagte mir, das Publikum sei die große Mutter Publikum, die mich mit hungrigen, erwartungsvollen Augen betrachtet, von der ich nichts erwarten kann, also eher ein großes Baby. Ich höre dann von anderen, dass ich charismatisch spiele, mit meinem ganzen Sein und Körper, ganzheitlich mit einem Seltenheitswert — es kommt mir vor, als würde meine Seele über meinen Wasserwogen schweben, über meine Seele. Aber nicht nur über meine Seele allein, sondern auch über die Seelen des Publikums. Brauche Urlaub.

07. September 2009

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Meine Hände

gehören im Moment des Konzertes nicht mehr mir. Wem gehören sie? Ich habe mich dennoch bewusst bemüht, meine Hände als Teil von mir anzusehen. Es kam mir vor, als würden sie ab Berührung der Tasten in eine andere Welt getaucht werden, als wäre meine Gabe nicht mehr meine, ich selbst wundere mich, andere auch. Sie betrachten anschliessend meine Hände und sehen nichts, was ihnen eine Erklärung bieten könnte, im Gegenteil. Meine Hände sind klein und weich. “10 Finger. Mehr nicht?”

Meine Hände gehören nicht mir. Was ich einsetze, sind meine Arme und mein Rücken, aber wenn ich lange genug spiele, passiert es, dass irgendwann mein gesamter Körper und auch meine Seele in die Musik getaucht sind. Wenn die Musik eine Welt der verschwommenen heißen Farben ist, dann verschwinde und zerschmelze ich darin, und eine Frau in Flammen spielt am Flügel. Neu ist, dass ich beim Auswendig-Spielen in der Gegend herumschaue, auch Leuten ins Gesicht, und nicht mehr nur mit geschlossenen Augen spiele.

19. August 2009

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Treuchtlingen

Morgen ist mein Konzert in der Nähe von Treuchtlingen, ein Schloßkonzert.  Der Steinway im Saal hier klingt durch die enorme Akustik im weißen Gewölbe — und nach einiger Zeit Durstüben auf einem alten Kawai im Kirchsaal — wie prasselnde, glänzende Edelsteine von hohen Dächern herab geschüttet, ich vergaß alles um mich herum. Der Steinway ist nicht mehr der Jüngste. Die Tasten waren etwas holprig, aber er wickelte sich um mich, frisch gestimmt, und wollte mit seiner goldenen Klang-Zunge jede Ritze meiner Finger und des Hauses ausfüllen. Es gibt etwas Schöneres als normale Konzerte: wenn Menschen, die sonst nie in ein Konzert gehen würden, einfach so kommen und sich stundenlang mein Üben anhören und lächeln dabei. Es sind Menschen darunter, die noch nie mehr als Für Elise gekannt haben und plötzlich ruhig 50 Minuten Bachs Goldberg-Variationen anhören, ohne es zu merken.