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Ann-Helena Schlüter

20. Juni 2021

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Wenn frau in eine Männer-Domäne eindringt, Komponistin, Konzertorganistin, Orgelsachverständige oder alles drei, gibt es Attacken von Männern geistlicher Art, weil neues Land eingenommen wird. (AHS)

Heute erinnere ich an Eva Menasse, Ursula Herking, Donna Hay, Lena Dunham.

Neue Orgeln abgebildet in Bild und Ton, u.a.:

St. Katharinen HH

Weigle Orgel Mannheim

Predigerkirche Erfurt

Das Weiterblättern der OrgeI-lnfo wird noch verbessert. 12 Orgeln sind schon drin. Es folgen noch mind. 441.

Die Fortsetzung  Nr 9 folgt im Laufe des Tages.

Neu:

Mein Weg mit der Orgel (9):

Das Hochstufen ins 5. Semester KiMu Kirchenmusik sah in Heidelberg nicht so aus wie meine bisherigen Hochstufungen (bis zu sechs Semester), an die ich mittlerweile gewohnt war, die klappten und die ich gemeint hatte: Dass ich hochgestuft werde und in der Zeit danach mich in Ruhe akklimatisieren konnte. Das funktionierte prima. Wie in Frankfurt und später in Würzburg und Hamburg. Dass mir meine Leistungen anerkannt wurden.
Doch Gerhard Luchterhand, eng verbunden mit Viegelahn und Wiebusch, und Martin Mautner gedachten es so, dass es unmöglich war, es zu schaffen: innerhalb von 2-3 Wochen (!) sollte ich zwei Jahre bereits nachgeholt haben und in einer Zwischenprüfung vorweisen. Das war natürlich absurd und eine Falle. So hatte ich das nicht gemeint. Das konnte niemand schaffen. Und es ging auch nicht darum, dass ich es schaffen sollte: Im Gegenteil. Es sollte gar nicht funktionieren. Ich war Mautner und Luchterhand ein Dorn im Auge, sie waren unfreundlich, grüßten mich nie, und Luchterhand lehnte mir ab (ohne dass ich ihn je zuvor gesehen hatte), antwortend auf meine private freundliche Mail auf hochoffizielle und unfreundliche Art und Weise mit zig Leuten in Kopie gesetzt, „seine“ Walcker Orgel nebenan kennenzulernen. (Da mutierte aus einer kleinen Frage ein Staatsakt, woran man immer erkennen kann, dass es um andere Dinge geht.) Als mich dann jemand anderes dort hinein- und spielen ließ, war er sauer.
Dass ich sowieso längst woanders hin wollte und Aufnahmeprüfungen bestanden hatte, wussten sie nicht. Ihre Angst, dass ich bleiben könnte, war unberechtigt.
Gutgläubig ging ich davon aus, dass Menschen nicht so böse und unprofessionell sein würden, mir bewusst eine Falle zu stellen, damit ich scheitern musste.
Ein Fehler.
Ich bin der Typ Mensch, der jede Herausforderung annimmt und es spannend findet, auch wenn ich etwas Angst hatte. Dass ich einem Männermobb ausgeliefert sein würde, das von vorneherein genau wusste, dass es nicht zu schaffen war und das auch deswegen so geplant hatte, daran dachte ich nicht, das wusste ich nicht. Trotz Jan Wilkes Gespräch mit Martin Mautner eine Woche vorher, dass es nicht zu schaffen sei, ob es nicht andere Wege gäbe, mich hochzustufen, beharrte Martin Mautner dennoch stur auf diesem absurden, meiner Meinung nach rechtswidrigen Vorgehen. Welche Hochschule mit Verstand und Gewissen lässt jemanden ernsthaft und bewusst in zwei Wochen zwei Jahre nachholen und dann zur Prüfung antreten und damit als Lamm zum Schlachter? Mit Fächern, die ich teilweise vorher noch nie hatte? Ich ahnte, wer dahinter steckte, denn Eugen Polus hörte nicht auf, von „Wiebusch und Frankfurt“ zu reden. Dennoch nahm ich die Herausforderung an und machte meine Sache unter diesen Umständen so gut, dass ich es sogar geschafft hätte, wenn man mir wohlgesonnen gewesen wäre. Was man mir jedoch hier eindeutig nicht war. Ich lernte dennoch sehr viel, auch menschlich. Mautner saß mit Grabesmiene in fast jeder meiner Prüfungen (warum?), ohne zu grüßen oder zu lächeln. Er ist ja kein Musiker. Er ist – unfassbar genug – Pfarrer! (Und fährt einen Kleinwagen mit einem Fisch drauf. Dem christlichen Symbol.) Dennoch war er bei mir überall in jeder Prüfung dabei. Da ich hochsensibel bin, irritierte mich sein Verhalten. Später fragte er mich mitten in der Prüfung, von was ich eigentlich leben würde. Er wirkte auf mich neugierig, irritierend, unfreundlich, kalt und siegesgewiss, dass ich es auf keinen Fall schaffen würde/dürfte. Morgen berichte ich weiter. Tatsache ist, sie mussten sich ganz schön anstrengen, damit ich es nicht schaffe. Später machten sie mir sogar noch den Vorwurf, warum ich angetreten sei und gar, es wäre ja meine Idee gewesen.

Und der Tag war Hellas Beerdigung. Sie hatten nichts dazu gelernt.

Wenn die Welt gerettet werden kann, dann nur von den Widerspenstigen. (Gide)

Wunderschöne Hey Orgel St. Matthäus Markt Einersheim

Mein Weg mit der Orgel (5): 

Nun begann ein spannendes halbes Jahr mit guten Lehrenden. Ich nahm an Meisterkursen teil bei Hans-Ola Ericsson in Stockholm und Regensburg, durch den ich sehr viel lernte, der mich versteht und ein Herz wie Butter hat. Ich bekam auch viele private Stunden von ihm via Zoom.

Ich war so eifrig, dass ich oft das Gefühl hatte, ich bin eine Frucht, die gleich aufplatzt, wie ein Granatapfel, der überall seine Kerne versprüht. Ich wurde von mindestens 10 Professoren unterrichtet, also jede Woche woanders, und überall lernte ich Neues, in diesem halben Jahr so viel wie andere in 3 Jahren. Es war für mich ein großer Gewinn; ich verstand mehr und mehr, was Orgel ist.

Auch wenn ich teilweise Konträres, Komplimentäres lernte, öffnete gerade dies die wichtigsten Erkenntnisse. Ich reiste überall begeistert, konzertierte weiter, meine erste Orgel-CD kam heraus (Bach zwischen Lübeck und Paris), und ich bekam überall die Unterschriften, die ich für mein Zeugnis brauchte. (Eigentlich hätte die CD: Bach in Spanien heißen sollen 😊)

Was mir auffiel: Bevor Wiebusch und Viegelahn nicht wussten, dass und wo ich war, waren alle diese anderen Lehrer sehr nett zu mir, interessiert, sogar begeistert. Sobald sie aber erfuhren, wo ich unterrichtet worden war… Carsten Wiebusch wollte mir Videos, Konzerte und CD verbieten und nötigte mich sogar, mich sonst nicht mehr zu unterrichten.

Doch kaum hatten Wiebusch und Viegelahn erfahren, wo ich war, veränderten sich einige diese Lehrer im Nachhinein mir gegenüber, besonders deutlich zu sehen bei Martin Schmeding in Leipzig und Gerhard Gnann in Mainz.

Eine der größten Hilfen und ein wunderbarer Lehrer war Frank Scheffler, der mir für meine Bachelor-Prüfung blätterte, Tee mitbrachte und absolut verlässlich war. So hatte die HfMDK jedenfalls eine große Anzahl der besten Unterschriften des Landes (und darüber hinaus). Ich hatte das, was ich vorweisen musste, um ein Vielfaches überschritten.

Die Professoren schrieben mir wunderbare Dinge, unter anderem, dass es eine Ehre war, mich zu unterrichten. Aber am meisten bin ich, wie gesagt, dankbar für Frank Scheffler. Ich bekam den Prüfungstermin Februar 2019, es wurde ein externer Prüfer eingeladen aus Heidelberg: Carsten Klomp. Wiebusch und Viegelahn versuchten wohl noch alles, dass ich im Saal spielen muss, obwohl alle andern Prüflinge in einer der besseren Kirchen in Frankfurt spielen.

Auch dafür musste ich kämpfen, die gleichen Bedingungen zu erhalten wie alle anderen. An einem sonnigen Tag spielte ich meine Prüfung sehr gut nach zwei Semestern Turbo-Studium, Note 1,4. Als ich zurückkam in die Hochschule, gratulierten mir wildfremde Menschen, und die Frauenbeauftragte, die zuvor noch nie in einem solchen Konzert war, hatte Tränen in den Augen. Danke, Gott, dass du mir im Angesicht von Diskriminierung und Frauenfeindlichkeit geholfen hast!

Wunderschöne Hey Orgel St. Matthäus Markt Einersheim

Blaue Blume, die leise tönt in vergilbtem Gestein. (Georg Trakl)

Ach, den lieb ich. Die verborgene, zärtliche Trauer.

Diesmal ein Vormittags-Blog.
Sehr schönes Konzert gestern, sonniges Wetter. Wunderschöne Steinmeyer 1855, klein, aber fein, von Hey restauriert. Ich hatte nackte Füße und musste zum Verbeugen um die Kirche herum, auf den Steinen. Am Flügel: Aufstehen. Verbeugen. An der Orgel: Sprint um die Kirche herum.

Fotos an der Orgel sende ich morgen. Aber auf facebook habe ich sie schon gepostet. 

Ich habe an dieser Orgel auch meine Lieder gesungen. Das war neu. Danach waren wir etwas essen. Mit lieben Menschen. Auch im Garten. Manche sind 4 Stunden angereist.
Franken lag friedlich inmitten sonniger Felder.
Und die schöne Hey in Einersheim. Kleinod. Unvorstellbar, dass so viele alte schöne Orgel-Gehäuse unbekannt und anonym sind.

Mein Weg mit der Orgel (3): 

Ich beschloss, zu prüfen, ob es Carsten Wiebusch um mein Wohl ging oder um meinen Schaden, als er meine künstlerischen Tätigkeiten an der Orgel inklusive CD zu verbieten versuchte. Er wollte zudem, dass ich meine damaligen YouTube Videos Orgel löschte. Dass dieses Verbieten nicht rechtens und respektlos war, ahnte ich – und hätte sofort Hilfe holen müssen, aber ich appellierte in mir an das letzte bisschen Vertrauen, dass ich ihm gegenüber hatte, und dachte: „Ich schaff das schon alleine mit ihm. Er ist mein erster Orgel-Prof und hat bei mir einen Stein im Brett!“ Außerdem riet mir Manfred Gerhardt zum Durchhalten.

Ein Fehler.

Ich beschloss, ich würde Wiebusch die CD-Aufnahme senden. Er könnte mir dann ja Feedback geben, wie er es fand, ob es zum Veröffentlichen gut sei oder nicht. Aufnehmen an sich könne er ja nicht verbieten. Dass er mir „seine“ Orgel zur Aufnahme nicht geben wollte, kam mir schon bedrückend vor, denn ich spielte Liszt B-A-C-H bereits sehr gut und hatte mit CD-Aufnahmen bei Hänssler Classic seit Jahren Erfahrung. Aber er wollte mich nicht fördern.

Mein erstes Youtube Orgel-Video im ersten Semester wurde von den Männern der Orgelklasse angefeindet: „Wie kannst du schon ein Video machen im ersten Semester?“ Dies: 

Die letzte Stunde vor den Sommerferien kam. Theoretisch war ich nun gerade erst am Ende des zweiten Semesters, jedoch hochgestuft ins sechste. Wiebusch sagte während der Stunde kaum einen Ton, ließ mich spielen, wirkte auf mich beleidigt, stur und abgelenkt. Meine Fragen beantwortete er nicht, sondern sagte: „Einfach machen.“ Und grinste. 

Ein klärendes Gespräch mit ihm war völlig unmöglich. Das, was unter Männern so einfach geht, nämlich reden, wenn es einen Konflikt gibt, ist für eine Frau wie mich schier unmöglich. Er reckte das Kinn weit in die Höhe und wurde noch viel größer als ich. Dennoch schien er Angst vor mir zu haben. Wie sollte ich hier zu einem normalen Gespräch kommen? Ich versuchte es zweimal vergeblich.

Ich wandte mich schließlich an Stefan Viegelahn. Keine Reaktion. Die beiden waren hier aus meiner Sicht keine zwei voneinander unabhängige Personen, sondern eine recht geschlossene (und zudem auch aus meiner Sicht ungute) Seil- oder Kollegschaft. Von Viegelahn war keine Hilfe zu erwarten. Im Gegenteil. Er schwieg oder wiegelte mich ab. Mir kam der Gedanke, dass das Verbieten vielleicht von ihm ausgegangen war, denn mit Wiebusch war etwas völlig anderes ausgemacht gewesen, woran er sich auch 7 Monate hielt. Viegelahn aber war der Boss der Abteilung, der Wiebusch ins Haus geholt hatte.

Um das freiwillige Wahlfach Hammerklavier versuchte ich noch am Tag der Deadline vor den Ferien zu kämpfen, da ich wunderbare Stunden bei Christensen gehabt hatte und er mich weiter fördern wollte. Aber Wiebusch hatte längst Kontakte zum Riemer-Verwaltungs-Büro geknüpft. Er weigerte sich, mir das Fach zu erlauben. Wie er ja zudem bereits angekündigt hatte, er würde mir nichts mehr unterschreiben oder mich unterrichten, wenn ich weiter konzertierte. Aber Konzertieren ist ja mein Beruf, und die Orgel mein neues Metier. (Für jedes Wahlfach braucht man die Unterschrift des Hauptfach-Lehrers.) Ich hatte dem Büro davon berichtet.

Aber mir wurde dort nicht zugehört, sondern noch ein Strick daraus gedreht, dass ich dennoch dieses Fach Hammerklavier richtig wollte und darum bat, Wiebusch zu kontaktieren. Anatol Riemer wollte gar nicht groß mit mir sprechen. Die Männer-Hierarchie in den Hochschulen ist in meinen Augen stark. (Dass Anatol Riemer eigentlich Musikwissenschaftler ist, habe ich heute erst gelesen. Wahrscheinlich ist es nicht sonderlich erfüllend, als promovierter Musikwissenschaftler in einer Verwaltung zu sitzen, die Wahlfächer zuteilt und Buchhaltung macht, was wann wie finanziert werden kann. Zudem hatten wir einen Rocky Start, von dem Wiebusch wusste: Riemer wollte mir keinen Wahlfach Gesangsunterricht zuteilen lassen, außer ich würde am Chor teilnehmen. Aber ich hatte schon zig Semester Chor gehabt – gefühlt 199 – , was ich vorlegte.)

Dass ausgerechnet in einer Musikhochschule nicht verstanden wird, dass es Künstlerinnen gibt, die tatsächlich (!) von und für ihrer Kunst leben (wozu Künstlerische Orgel studieren, wenn ich nicht konzertieren darf?) (und Konzertieren ist für mich so normal wie Atmen) kam mir spanisch vor.
Apropos Spanien:

In den Ferien reiste ich nach Spanien und nahm auf. Es war wundervoll. 44 Grad, Meer, Salz, Sand, Sonnenbrand, und täglich 5 Stunden Aufnahme in schweißtriefender Hitze. Ich lernte sehr viel. Spanische Orgeln in Valencia sind toll! 7 Tage! Julian Bewig war super! Top Lehrer! Ich kam nach Hause und sandte Wiebusch begeistert den Aufnahme-Link. Grünes Licht für die CD?

Keine Reaktion. Ich bekam nie mehr eine Antwort von ihm bis heute.

Im September erfuhr ich zufällig von anderen, dass ich nicht auf der Liste des Sommerferien-Unterrichts stand.

Wie sollte es nur im Semester weitergehen? Wie weit würde er noch gehen? Alle Deadlines zum Wechsel waren längst abgelaufen. Und wie würde er meine Prüfung benoten?

Was nun?
Das berichte ich morgen.

Bisheriges Fazit: Professoren sollten nicht so handeln und ihre Macht nicht ausnutzen dürfen. Es sollte Studierenden leichter gemacht werden, angehört und ernst genommen zu werden und sich zu wehren.

Musik (auch nicht das Gebiet der Profi-Musik) ist  allgemein kein Feld der Eitelkeiten, Zwang, Angst, Verbote, Macht, Abhängigkeiten, Konkurrenz, Seilschaften und Neid! Musik ist nicht nur Business! 

Steinmeyer Opus 1832 Mannheim-Gartenstadt

11. Juni 2021

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Wir haben Gestaltungsmacht. (AHS)

Heute empfehle ich Safia Shah und Constanze Stelzenmüller.
Ich übe gerade alle 6 Trio-Sonaten von Bach: Vollkornbrot, und liebe Andante aus Trio-Sonate e-Moll BWV 528, besonders die letzten zwei Zeilen.

Ich mag noch immer Die 3 ???

Ihr auch? Und dabei Pizza von Lieferando…

Danke für fast 12.300 Follower.

Anmeldung Sonntag beim Pfarramt Nenzenheim in Willanzheim⋯ geht aber auch spontan.
http://www.evangelische-termine.de/d-5798831

Neu: Klais Erfurt: Severikirche. Wunderbare Kegellade. Elektropneumatische! Ich liebe es manchmal, entweder überdurchschnittlich schnelle oder ungewöhnlich langsame Tempi (Adagio…) zu haben, etwas am Puls vorbei im Extrem!

Und aus Hamburg HfMT Master: Danke für eure Glückwünsche! Neben Promovieren mal eben noch zwei Master gemacht Danke für all euren Support! Super Woman! Morgen berichte ich euch, wie mein Weg mit der Orgel überhaupt verlief. 

10. Juni 2021

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Meine Stücke sind nicht immer dafür gemacht, schön zu sein, aber Schönheit trotzdem in sich zu tragen. (AHS)

Ich freue mich auf die Konzerte beim Thüringer Orgelsommer und Bad Frankenhausen, Oberhausen, Sachsen, Bayern… Amberg fällt leider aus. Hüttenheim am Sonntag geht. Ob Altenburg klappt?

Heute Doktoranden-Stammtisch, es war super, habe via Zoom mein Thema vorgestellt; es war sehr nett mit den Österreichern auf der anderen Seite. Die Salzburger sind so höflich, ehrlich und nett. Ihre Art zu loben und zu gendern ist geradezu Balsam für meine Ohren. Ich brauche manchmal Erholung vom aggressiven Deutschen. Daher zieht es mich oft ins Ausland. Auch die Deutschen, die in Österreich leben, scheinen sanfter. Und ach, ich spüre keine Frauenfeindlichkeit. Das tut sehr gut. Alles ist höflich und geradezu akademisch warmherzig. Was ich als positiv und gesittet empfinde. Soft Skills!

Ich glaube, manche Männer denken, die Welt sei ihr Revier, und Frauen dürften mitmachen bei ihrem Spiel, mehr aber nicht.

Vlog Organ & Piano #7 Organistin und Pianistin. Beides sein? Pianist and Organist: being both

9. Juni 2021

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Ich bin sicher, dass es Leute gibt, die skeptisch sind, dass eine Frau diesen Job so gut machen kann wie ein Mann. Glücklicherweise bin ich mit der Fähigkeit ausgestattet, sie völlig zu ignorieren. (Frances Arnold)

Dieses Ignorieren ist nicht so leicht. Ich frage mich auch, ob das Ignorieren überhaupt der richtige Weg ist. Ich muss das noch testen.

Gedicht Frausein

Sie summt und weiß dass Männer
Stimmen oft die großen Worte

sind Und doch sie singt
und kämpfend auch
und klar in ihren Schwingen

In Erfurt tranken wir noch giftgrüne Brause: Thüringer Brause. Ich fragte den Restaurantinhaber, ob diese ungesund sei. Er bezweifelte es. Waldmeister Limo. Dazu gab es vegane Bolognese. Und Gnocchi. Was es nicht alles gibt.

Welche von den drei Erfurt-Orgeln, die ich spielte, mir am besten gefallen hat, wurde ich gefragt. Ich glaube, die Dom-Orgel, aufgrund ihrer Farben. Aber eigentlich ist es nicht zu sagen. Manche Orgeln haben einen wunderbaren Prospekt, aber sind vom Spielgefühl und Spieltisch eher ernüchternd und „enttäuschend“. Andere wirken eher unscheinbar von außen, sind aber der Himmel von Farben und Spielgefühl her. Ich mag wohl eher die letztere Variante. Am schönsten ist es, wenn beides zusammen kommt. Das reißt mich dann sehr vom Hocker. Das Pompöse einer Orgel allein ist jedoch nicht, was ich suche. Jede Orgel hat eine Seele und bewirkt in mir Zuneigung zu ihr. Sie muss nicht pompös oder groß sein. Die Schüchternen, Vergessenen mag ich besonders gern. Das Simple, Zarte. Das Ruhige. Siehe Bach. Ist es nicht erstaunlich, wie Bach „Unpompöses“ für die „pompöse“ Orgel schreibt? Kurz: Das, was bei Bach „pompös für die Orgel“ ist, Bachs Pompöses, anders als am Klavier, die „Epic Music“ Bachs – DAS liebe ich. Denn es bleibt unpompös. Ich mag es, überrascht und erstaunt zu werden. Berührt. Oft spüre ich auch die Atmosphäre rund um eine Orgel. Manchmal ist diese von hochnäsigen Typen geprägt, die dort seit Jahr und Tag sitzen. Dann muss ich das erst mal wegspielen und wegspülen innerlich und die Orgel von zu viel Aufgeblasenheit befreien. So kommt mir das vor. Wie ein Pferd, das immer nur mit Sporen geritten wird und plötzlich eine seltene weibliche Hand auf seinem Hals spürt und leise schnaubt. Ich werde nicht durch Pompösität allein beeindruckt. Charakter, Zartheit, Originalität braucht es dazu. Lebendigkeit.

Der Prospekt der Predigerkirche ist natürlich sehr schön, eine eigene Festung, mit einer Art Rückpositiv über und vor einem; man hat den ganzen Prospekt immer sichtbar über einem, dazu hell, freundlich, gewölbt. Man ist nicht im dunklen Kabuff, einsam, versteckt. Sondern leuchtend ragt alles vor einem auf.

Auch die Dreiecksspitze Klais Orgel 1935 in St. Lorenz Erfurt ist sehr schön, 3 M, Elektro-Pneumatik. Freier Spieltisch. Als ich den Kirchenmusiker fragte, welche Lade sie hat, sagte er: „Ähm, Windlade“.

Heute empfehle ich die Chemikerin Frances Arnold, Hilla Becher (Fotografin), Chloe Kim.

Karten für den 29.7. in Arnstadt kann man nun online buchen.

Mein Album Himmelslieder wird immer noch sehr gemocht und gekauft.

Die GEMA Mitgliederversammlung (via Webex) – meine erste! Und dann online. Und ich hab mich auch mutig gleich zu Wort gemeldet! Und gefragt, warum die GEMA so männerlastig ist. Nun: Sie antworten lieb und freundlich. Aber doch unangenehm berührt, etwas genervt und mit schlechtem Gewissen. Denn 15 Prozent – nur 15 Prozent – Frauen sind GEMA-Mitglieder. Schlimmer als ich dachte! Hürden und Regeln der GEMA-Männergesellschaft für Gremien etc. macht es Frauen schwer! Müssen Frauen Männer sein und werden?: Kumpels. Langweilige Themen. Ausreden. Unehrlichkeit. –   – Berechtigte Kritik von Frauen macht Männer kirre und gekränkt.

Ich habe mit Kai Koepp auch über den Männlichkeitswahn in der deutschsprachigen Kompositionswelt gesprochen. Es werden männliche „Gefühle“ dargestellt.

Die Herrschaftsstrukturen in der sog. Neuen Musik sind heute nach wie vor massiv, wie er bestätigte. Dies sei sogar der Musikwissenschaft aufgefallen. Am Nullpunkt angelangt! Kommt daher der Haß gegen komponierende Frauen?

Und ganz anders:

Wide – Swedish Piano Music – Klaviermusik Schweden Skandinavisch, Ann-Helena Schlüter piano

https://youtu.be/UJABWhTfxD0

31. Mai 2021

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Mode ist Persönlichkeit. (AHS)

Wieder zuhause. Wir waren nach dem Gottesdienst noch in Aumühle bei Hamburg. Wunderschön da! Wunderschöne Häuser. Es gibt dort einen Waldfriedhof – wie im Himmel. Wie ein Paradies. Ich habe überhaupt keine Angst vor Friedhöfen. Im Gegenteil. Es hat so etwas Friedliches. Am liebsten würde ich mich gleich dazulegen und ausruhen. Heute traf ich auch zum ersten Mal den Setzer aus HH, der zwei meiner Werke gesetzt hat. Wehmut hat 28 Stimmen, Zimbelstern 32 – beides großes Orchester.

Auf dem Rückweg gab es Stau.

Neu: Anbei Italienisches Konzert an der wunderschönen Ladegast:

The Intimate Bach

Gottesdienstspielen ist ganz anders durch das Stop-and-Go-Spiel als Konzerte.

30. Mai 2021

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Ich düse durch die berlinische Nacht. (AHS)

Ich bin in Wohltorf bei Hamburg. Die Beckerath Orgel ist eine Wucht. Megaschöner 8 Prinzipal im HW. Tolle Akustik. Überhaupt schönes HW (unten). Klein wenig dünn das OW, da eine Flöte 8 fehlt. So eine sagenhaft schöne Hohlflöte 8. Oder Rohrflöte. Das wär‘s. Der Prinzipal 4 ist jedoch sehr schön. Nur der Sprung zwischen Gedackt 8 und P 4 ist einfach groß. Aber Trio-Sonate geht dennoch sehr gut, da der traumhaft schöne Prinzipal 8 im HW in dieser singenden Akustik verbunden mit dem P 4 im OW bestens harmonisiert. Oder besser: harmoniert. Bach passt hier her-vor-ragend.

Es wirkt wie eine Insel hier, man sucht das Meer. Frische Luft, alles grün.

Ich übe die C-Dur Trio-Sonate. Ach, der 2. Satz ist so schön, vor allem die letzte Zeile. Das d. Wisst ihr, welches ich meine? Largo. Ich habe Ohrwurm. Gute Nacht!

Ps: Meine Geräuschempfindlichkeit ist schlimmer geworden. Im ICE sind gewisse Geräusche für mich fast unerträglich. Und ich kann nicht flüchten. Im Auto ist es besser.


Johann Sebastian Bach – Aria Goldberg Variationen BWV 988 Rommel Orgel Blasii Zella Mehlis Thüringen

The Intimate Bach

Mann und Frau sind anders gleich. Anders und gleich. Nicht “gleich”. Frau in ihrem Anderssein zum Mann ist alles genauso “erlaubt”. Sie ist anders (und nicht allein anders, denn warum sollte Mann Vergleichsmaßstab sein?)

Morgen fahre ich zum Konzert nach Wohltorf bei Hamburg zur Beckerath Orgel. Ich habe mein Wort gegeben, auch wenn es recht weit weg ist. Ich habe einen Chefregistranten dabei, der gleichzeitig Chauffeur ist. Eigentlich gehöre ich eindeutig in die Zeit, in der man mit sämtlichen Hilfen und Freunden in einem Haus wohnte. Das war früher ganz normal. Schubert hatte seine Schubertianer. Ich habe meine Annhelenianer. Danke, ihr lieben Annhelenianer! Ihr seid meine „Indianer“ (Reimspiel). Oder Schlüterianer. Was wäre ich ohne euch! Manche von euch wissen besser als ich, wo ich wann sein soll. 🙂 (Übrigens, ich bin nicht indianerophob, falls das jetzt manche hineindeuten wollen.)

Wohltorf Hamburg

Wehmut und Zimbelstern sind fertig für Orchester. Harfe, Perkussion, Streicher, Bläser … Nun kommt mein großes Werk, Kristalle. Komponistin.

Wenn sich manche vielleicht wundern: Ich bin oft sehr verspielt und brauche es, viel zu lachen. Wenn es nichts zu lachen gibt, finde ich was. Dennoch kann ich auch sehr, sehr ernst sein.

Nun suche ich ein Ersatzwort für gleich. Nach einiger Zeit fand ich es. Nicht gleich, sondern anders, genauso oder besser. Das Problem mit dem Wort gleich – “Gleichschaltung”, “Gleichmacherei”, Gleichberechtigung … ist deutlich, denn das Wort „gleich“ ist in der Kirche problematisch, wenn nicht klar gesagt wird, dass und wie anders Mann und Frau sind. Leider nutzt der Mann dieses Anderssein oft für sich zum Vorteil aus. Um Frauen Dinge zu verbieten. Leiden Frauen unter dominanten, unsicheren Männern, sind Frauen oft selbst unfreundlich anderen Frauen gegenüber, vor allem den “wilden, freien” gegenüber. Leider sind auch Pfarrersfrauen davon betroffen, die selbst noch am Muttertag oder Feiertag heimeilen müssen, um “zu kochen”. Dabei sind doch viele Ehefrauen Mütter für ihre Männer. Dann sollten wenigstens am Muttertag Männer für ihre Ehefrauen sorgen, da diese doch meist Mütter für sie sind, ein Mutterersatz, der bügelt und kocht. Und in ihrer Sanftheit glauben Frauen Männern noch, was diese über Frauen im Allgemeinen sagen. Und das ist meist nichts Gutes. Viele Männer sind oft nicht darauf spezialisiert, das Verhalten von Frauen zu deuten und zu interpretieren, vor allem nicht im Berufsleben. Sie sind ungeübt darin, Frauen zu verstehen. Umgekehrt ist das anders. Frauen haben gelernt, Männer zu deuten. Doch Frauen kann man nicht immer wie Männer deuten.

Manche Evangelischen behaupten, dass Frauen laut der Bibel nicht in der Kirche lehren dürften; mit einem Paket von Flyern von “Lutherische Beiträge” von Pro Ecclesia. Im Namen von Luther sollen Frauen ausgebremst werden, wo sich doch gerade Luther für Frauen einsetzte? Man kann darüber nachdenken. Das Wort Ordination kommt nicht in der Bibel vor. Und Jesus hat vieles nicht explizit geäußert, was heute in der Kirche gang und gäbe ist, wovon einiges unbiblisch ist und Tradition genannt wird. Dass viele Männer auf die Idee kommen, Frauen aufzuhalten und ihnen auch in der Kirche mit einem Nein zu begegnen, kommt mir seltsam vor: Tun nicht gerade Männer täglich, wovon in der Bibel die Rede ist, diese nicht zu tun? Sind nicht Männer die Gewalttäter der Erde? Raub, Vergewaltigung, Missbrauch, Verbrechen, Pornos, Sucht, Mord, Aggression, Überheblichkeit, Prostitution, Drogen, Egoismus. Die Gefängnisse sind voll mit Männern. Und diese tun das Gegenteil von dem, was gut ist. Und meinen, Frauen belehren und mansplainen zu dürfen. 

Die ersten Apostel waren Frauen. Sie haben den auferstandenen Jesus das erste Mal gesehen. Für das Beste suchte sich Jesus auch Frauen aus.

Frauen sind kluge, individuelle, eigenständige Wesen ganz unabhängig von Männern und nicht in deren Vergleich zu setzen, wo und wie und ob sie anders sind und was sie deswegen wann wie dürfen. Viele Frauen geben ihr Leben für ihre Männer und arbeiten und dienen sich an diesen ab. 

Und was wäre die Erde, die evangelische Kirche ohne Frauen, Helferinnen, ohne Pfarrerinnen? Einpacken könnte sie ganz und gar. Denn es sind die Mütter der Kirche, die diese am Laufen halten. Wie in jeder Familie.

Neu: Meiningen: Bless the Lord, my soul. Taize Song, Organ Improvisation, Marienkirche Meiningen Orgel

Die größte Furcht des Organisten ist die Pianistin. (Elisabeth Waas)

Es ist schon das 3. Mal, dass ich meine Noten am Veranstaltungsort vergessend zurückgelassen habe.

Bin bei einem neuen Lyrikwettbewerb ins Finale gekommen.

Was mich aber viel mehr freut: Meine neuen Orchesterwerke sind beinahe fertig. Ich habe von dem einen Teil schon die DIN A 3 – Partitur erhalten. Mich kribbelt es, wenn ich die “digitale Version” höre. Natürlich bin ich betriebsblind und kann nicht wirklich sagen, wie es klingt, das müssen Menschen von außen sagen. Ich weiß nur, mich packt eine große Freude, es zu hören, es ist so  – speziell, besonders, anders, so faszinierend, etwas crazy, berührend. Das ist eine Art Freude, die mit wenig zu vergleichen ist, die eigenen Werke zu hören mit Orchester. Was gibt es Schöneres?

Anbei das Interview mit mir von Leonardo Ciampa über Covid, mich und Orgeln, Aprilausgabe von „The American Organist“ New York.

ApriI-Interview The American Organist

Es ist erstaunlich, dass ich Orgel gerade rechtzeitig kurz vor Covid lernte. Ohne Orgel wäre es viel trauriger und unmöglich geworden für mich, nur mit Klavier.

Dass die Musikwissenschaft oft atheistisch denkt, merke ich an Aussagen, dass Bach seine Musik und Affekte nur wie eine Dichter-Schablone eingesetzt habe, aus einem Arsenal von Modellen und Figuren. Als sei es Bach gleichgültig gewesen, welchen Schmerz er nun vertont habe. Bach, der Schablonen-Komponist?

Ich weiß nun, warum Frauen oft mehr als dreimal so gut sein müssen als männliche Kollegen. Sie müssen den Vorteil der Männer-Seilschaft (Sauna-Freundschaft), die sie nicht nutzen können, überspringen. In einer Sauna-Freundschaft geht es nicht um Leistung. Im Gegenteil.

Frauen wollen künstlerische Zusammenarbeit, nicht Sauna-Freundschaften.

Neu aus München: Die wunderschöne Wellen-Etüde:

Chopin – Ocean Etude op. 25 No. 12 C-Minor, Organ Transcription, c-Moll Ozean Etüde, Orgel München