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Tourblog

Frankfurt Schwedische Kirche

Das Konzert in der schwedischen Kirche in Frankfurt war ein Erfolg. Schweden bezahlt ihre Kirchen in Deutschland ganz gut, die es überall anders auch gibt, in Berlin, Gran Canaria usw. — sie hatten einen kleinen Steinway in einem Saal mit toller Akustik. Ich genoss das sehr. Ich war ziemlich frei diesmal, da der Flügel so stand, dass ich fast geschützt war. Die Akustik liess mich fliegen. Ich sang meine Lieder zum Schluss, nach Waldstein Sonate von Beethoven und Bachs Duetten, und las auch Gedichte. Ich verkaufte viele CDs, meine Lieder-CD war gleich ausverkauft. Ich nehme bald eine neue auf und freue mich sehr. Nächstes Jahr werde ich wieder dort spielen, diesmal nur Songs. Es machte mir viel Freude, anschliessend schwedisch zu sprechen. Ich verstehe es ganz gut und habe es nicht verlernt, aber das Sprechen und Schreiben fällt mir noch schwer. Ich freue mich, im neuen Semester Schwedisch-Kurse zu besuchen und habe viele schwedische Freunde, die mir helfen. Bald fahren wir ja auch nach Lund mit der Uni. Am Tag nach dem Konzert bummelte ich mit Freunden durch Königstein im Taunus und Bad Soden.
Morgen abend spiele ich Bachs Goldberg-Variationen in der Martin Luther Kirche Würzburg.
Gegen meinen Schach-Trainer habe ich das erste Mal ‘gewonnen’; es war eher Patt als Matt, denn er spielt als Gentleman, ‘mit’ mir, wie er sagt, nicht gegen mich. Die Schachbücher gefallen mir: das Spiel nicht über das Brett, sondern über Diagramme, Buchstaben und Zahlen wahrzunehmen. Ich finde so viele Gesetzmäßigkeiten und Prinzipien darin, die weit über das Schachspielen hinausgehen. Ich glaube, Intuition ist eine Kraft aus Gesetzmäßigkeiten. Ich finde diese auch in der Musik und faszinierend; es sind für mich keine Regeln, es geht weit tiefer, da Gesetzmäßigkeit mit Wahrheit zu tun hat, Regeln nicht unbedingt.

Konzertjahr 2016

Fingersatz ist meine Mathematik.

Ein intensives Jahr, USA, Schweiz – Rapperswil, Haus Wäckerling, Zürichsee, Wittenbach, Aargau, St. Gallen – , Französischer Dom Berlin, Orgelkonzerte München, München-Germering, Lüneburg, Ravensburg, Wilnsdorf, Geiselwind, Stadtoldenburg, Russland, Red Square, Kvasnaya Ploshad, Nordkap, Duokonzerte Frauenliebe mit Kathrin Duschek, und viele Konzerte im deutschsprachigen Raum. Dieses Jahr war ich kaum zuhause und habe eher im ICE gewohnt.

22. November 2016

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Steinway Hamburg

Heute wurde mein neuer Steinway Hamburg das erste Mal gestimmt. Ich liebe seinen Klang, seinen brillanten Bass, seinen sprudelnden Tenor, den frühen Sopran.

Musik ist Herzschlag. Ich fiedele am Flügel, bin ein Musikbolzen. 🙂

Wie lange ist der Bach-Kurs in Saarbrücken her, die Weimarer Meisterkurse und im Haus Marteau in Lichtenberg, Oberpfalz. Wie die Zeit vergeht!

14. November 2016

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Luther-Grab Wittenberg

Konzert in der Autobahnkirche Siegerland. Konzert in der Bergkirche Bahlingen. Europapark besucht.

In meiner Taufkirche in Laufamholz-Nürnberg Konzert gespielt.

Ich freue mich auf die Konzerte der deutsch-schwedischen Vereinigung München und im Kulturverein Giebelstadt.

Black Church Kronstadt

Heute waren wir in der Black Church, der Schwarzen Kirche oder dem evangelischen Dom in Kronstadt, genannt so, da ihr helles Gestein durch Feuer, Krieg schwarz geworden war. Die Orgel dort wurde mir von dem Organisten vorgestellt; sie hatte einen so wunderschoenen Klang, dass uns heiss und kalt wurde. Eine Orgel wie diese mit 4000 Pfeifen singt und stoehnt und seufzt, Koenigstrompeten und Orchester erklingen, waehrend federleichte trainierte Haende voller Herz sie spielen, und all die Vorurteile, die Menschen gegenueber Orgel haben, schwimmen dahin. Diese Orgel ist ein Instrument hoechster Kunst und Geschichte. Alle hielten den Atem an. Wir durften in der sonst ringsum verschlossenen Kirche herumwandern nd den Klang auf den Balkonen geniessen, bis die Alarmanlage anging. Steffen und sein Vater spielen in dieser Kirche, sie sind Siebenbuergen-Sachsen oder Siebenbuergen-Deutsche, oder Rumaenien-Deutsche, ich weiss nicht, wie ich sagen soll. Mir ist das fremd. Sie sind Deutsche und doch keine. Sie halten nur deutsche Gottesdienste in dieser Kirche, und es gibt ungefaehr 1000 Deutsche in Kronstadt, frueher 10.000. Man spuert diesen Menschen etwas an, das mich anzieht, sie sind Deutsche und doch weicher, kuenstlerisch, bescheiden, finde ich, fuer mich eine schoene Mischung. Ich freue mich sehr, hier zu spielen.

Eine Kirche, ein Klang, durch Krieg und Feuer gelaeutert, dunkel, arm, beruehrt mich ebenfalls, denn sie war voll: voll Lob. Deutsche haben um 1235 herum die Altstadt Kronstadts gebaut, damals Corona genannt, dann Kronstadt, es gab bis zum 1. Weltkrieg einen deutschen Bürgermeister, erzählte er mir. Die Stadt ist sowohl deutsch, rumänisch als auch ungarisch. Es hat sich so ergeben, dass ich dieses Jahr zufällig einige ehemals deutsche Städte konzertmässig besucht habe, die sich ausgestreckt hatten in Litauen, Polen, Rumänien, bis nach Russland. Ich freue mich, Bachs Goldberg-Variationen in Kronstadt spielen zu können.

Nach Brasov (oder Brasso, ungarischer Name) verbrachte ich eine kleine Zeit in Bucuresti, also Bucharest — diese Stadt ist anders als Riga, sie ist mit 2,5 Millionen Einwohnern eine laute, hektisch wilde Großstadt, in der man sich leicht verläuft, die zwar nicht gefährlich ist, aber recht chaotisch wirkt. Sie hat sehr schöne Ecken, vor allem abends, wenn alles angestrahlt wird, die vielen Musikhäuser, Konzerthallen, Museen, das Opernhaus, die Universitäten, der Palast House of People, der aussieht wie eine eigene Stadt in der Stadt — in manchen Alleen kam ich mir vor wie in London oder Paris oder auf Highways in den USA mit riesigen Malls an den Straßen.
Ich kann nicht nachempfinden, wie es zum Beispiel gewesen sein muss, in Kommunismus zu leben. Ich höre darüber, wir reden darüber, ich stelle viele Fragen, und doch kann ich es mir nicht recht vorstellen. Es kommt mir vor, als sei Kommunismus das Gegenteil von Kunst. Kunst hat sehr viel mit Strategie und Intuition zu tun, ich finde sogar, Strategie gebiert Intuition. Kommunismus dagegen scheint mir Chaos, Willkür, Unbelehrbarkeit, destruktive, depressive Kraft zu sein.

Mir fiel auf, wie sehr Ungarn, Rumänien und Deutschland Brüder und Schwestern sind. Die rumänische Musikerfamilie mit drei sehr begabten Kindern, die mich aufgenommen hat, um mir die Stadt zu zeigen, hat mich berührt. Der Vater ist Missionar, der ebenfalls viel reist, und Musik und Kunst sind untergeordnet unter Beziehung.

Ich finde, Musik und Kunst kommen erst zum Tragen in ihrer vollkommenen Schönheit in dieser Unterordnung unter Beziehung. Für mich ist das neu, es verunsichert mich, berührt mich. Gaben (und seien sie auch noch so schön) ruhen auf diesen Schwingen von Friede und Freude in Beziehungen. Es kam mir vor, als wir in ihrem Auto saßen, als flöge ich dahin durch das Land auf Flügeln von Sicherheit und Friede. Sie haben mich aufgenommen, als wäre ich Teil ihrer Familie, als würden sie für mein Leben genauso einstehen und es beschützen wie jedes andere in dieser Familie.

Sie haben dafür gesorgt, dass ich absolut beschützt und wohlbehalten war. Besonders an dem Verhalten der Kinder habe ich gesehen, was es bedeutet, die Gaben nicht an erster Stelle gestellt zu haben.
Als ich im Flugzeug saß, habe ich bewusst nachgefühlt, was es für mich bedeutet, in der Luft mein Leben loszulassen. Es war einer der schönsten Flüge meines Lebens. Die kleine Lufthansa-Maschine war warm in der Sonne gebadet unterhalb der Wolken, nachdem sie steil angezogen und scharfe Kurven gedreht hat, kam etwas rau in Wolken, und schließlich flogen wir dahin über den Wolken in der Sonne. Ich hatte keine Angst und genoss, keine Kontrolle zu haben. Irgendwann schlief ich am Fenster ein, umgeben von Bechern mit Wein und Kaffee und von Bergen von zerknülltem, gelesenen Zeitungspapier. Kaum war ich zuhause, hatte ich ein Konzert und musste schnell alle Dinge zusammenpacken, Noten, Gedichte, Stage Piano, mich umziehen, ich trug mein neues Kleid aus Brasov und Pumps aus Bad Homburg. Der Abend verlief schön, es war eine ganz andere Art von Auftritt als ich es sonst kenne, vielleicht ähnlich wie auf dem Slot-Festival in Polen, aber genau das gefiel mir gut: Neues zu erleben.