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Bachvermittlerin

“Und wenn du nichts getan hast in deinem Leben, außer dein Herz immer wieder zurückzubringen, nachdem es wanderte und litt, nachdem es fortlief, so hast du doch dein Leben wohl erfüllt.” (Franz von Sales)

Langeoog

Leben und Wahrheit gehören zusammen. Franz Werfel schreibt in seinem Roman über Verdi: “Die Wahrheit nachbilden mag gut sein, aber die Wahrheit erfinden ist besser, viel besser…”

Nun, es geht nicht darum, Wahrheit zu erfinden, sondern sie überhaupt erst zu erkennen und zu erforschen. Beim Erfinden von Wahrheit kommt oft nur etwas Verdrehtes heraus. Es gibt genügend Gerüchte, dass es nicht noch mehr Clichés und Halbwahrheiten braucht.

Ein Beispiel hier ist Thomas Bernhards Roman “Der Untergeher”: Für die normale Gesellschaft kann sich so das Bild des “seltsamen, verrückten Musikers” noch mehr verankern.

Das Leben begabter Menschen als Mittel zum Zweck für Lebensforschungen, Lebensphilosophien und Imagination herzunehmen, zu fälschen, zu übertreiben, Neid und kindlich blinde Bewunderung, finde ich verantwortungslos. Ist es nicht viel wichtiger und hilfreicher, zuerst die Realität, dann die Wahrheit zu erkennen? Musik dient dazu, Wahrheit widerzuspiegeln.

Hören ist Denken und Wahrnehmen

“Hätte ich früher erkannt, dass der winzige Palast meiner Seele einen so großen König beherbergt, dann hätte ich ihn nicht so oft allein gelassen.”(Terese von Avila)

Es ist interessant, sich mit horizontalem und vertikalem Hören zu beschäftigen: Melodische Linien, Artikulation im Detail-Kontext zu hören, nicht nur vertikal Charakter, Klang, Tempi insgesamt.

Eine Pianistin ist meist gewissenhaft und diszipliniert; pedantisch war ich noch nie, eher Klang. Jetzt aber stelle ich fest, dass der Schlüssel Artikulation hilft, um von hinten sozusagen, vom Kleinen aus alle Räume aufzuschließen. Bisher arbeitete ich meist vom Großen ins Kleine.

Bonn

06. Dezember 2009

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Bach-Konzert

Das Bach-Konzert war sehr gut besucht, ein angenehmes, interessiertes Publikum, Prof. Zenck hat eine lange, ausführliche Einleitung gegeben. 30 Minuten vorne zu sitzen und zuzuhören mit dem Wissen, gleich zu spielen, und mal eben aus den schwierigsten Variationen kleine schnelle Eindrücke zu geben aus dem Nichts… die Menschen saßen sehr nah an mir, meine Hände und ich waren komplett präsentiert; ich musste die Bewegungen der Leute bewusst ausschalten: das Bewegen der Füsse und Köpfe. Aber trotzdem gelang es mir nach einer Weile, ruhig und konzentriert zu werden. Ich wollte mein eigenes Konzert geniessen und gelöst sein, und es gelang mir ab bei meiner Lieblingsvariation, der dreizehnten. Mit dem Wissen, dass mein Können und meine Hände verlässliche Werkzeuge sind, kann ich mein Herz viel entspannter zeigen. Anschliessend waren wir gemütlich essen. Prof. Zencks Frau ist Kunsthistorikerin und kam aus Paris.

01. November 2009

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Schweden

Wir fuhren früh gestern los nach Schweden mit dem Kammerchor der Universität Würzburg.

Die Ostsee fiel mit dem Himmel und der aufgehenden Wintersonne zusammen, als wir die Öresundbrücke erreichten, die Brücke über das Meer zwischen Dänemark und Schweden, zwischen Kopenhagen und Malmö, zwischen Seeland und Schonen. Es ist ein Erlebnis, wenn die Brücke schier in der Meerenge verschwindet, aber in einen Tunnel unterhalb des Meeres mündet.
Tags zuvor hatten wir Helsingborg und Helsingör besucht und überquerten die schmalste Stelle dieser Meerenge mit der Fähre Hamlet. Früher war das nun schwedische Gebiet um Lund und Malmö herum dänisch gewesen. Man spürt von der Atmosphäre her vielleicht den Unterschied, wenn man zwischen Dänemark und Schweden pendelt, aber der wunderschöne skandinavische Stil ist doch in vieler Hinsicht gleich hier zwischen den beiden Ländern: die interessanten, freundlichen Farben der Häuser, der geschmackvolle, schlichte Stil, die weißen, großen Fenster, die Sauberkeit, die frische Meeresluft an der Küste, die roten großen Rathäuser. Dänemark kommt mir immer etwas holländisch vor, während Schweden für sich eine eigene Welt ist. Lund am Öresund in Schonen gefiel mir noch besser als Malmö. In Helsingör bewunderten wir die nachgebaute Orgel Buxtehudes in der Marienkirche. Ich musste dabei an Bach denken, der kilometerweit zu Fuß gewandert war, um Buxtehude zu besuchen.

Auch zur Kronborg, der großen Burg an der Küste, in der Shakespeare seinen Hamlet spielen liess, liefen wir. Da ich nicht den Stadtkern von Helsingör mit 35.000 Einwohnern gesehen habe, kann ich leider wenig über diese schöne Stadt schreiben. Aber sowohl Malmö, Lund, Kopenhagen, Helsingborg und Helsingör scheinen insgesamt richtig herrliche Städte zu sein, jede einzelne für sich. Wobei ich sagen muss, dass Malmö nicht ganz meinen Geschmack getroffen hat.

Durch Helsingborg mit seinen knapp 100.000 Einwohnern sind wir leider nur durchgefahren.
Gestern abend besuchte ich ein sogenanntes spex, ein Play, im Medizinergebäude der Universität Lund, ein schwedisches Musical. Die große Universität ist in verschiedene, so genannte Nationen aufgeteilt, das heisst, in etwas ähnliches wie Verbindungen, und jede einzelne hat seine Schauspielgruppe, etwas in der Art, und diese führen Musicals auf, also Plays, dort singen und tanzen sie und haben eine Band oder ein kleines Orchester. Diese Plays heissen spex. Ich merke, dass die schwedischen Studenten sehr auf Gemeinschaft aus sind, zusammen helfen, kaum rauchen. Alles wirkt so sauber und anständig, etwas konservativ vielleicht, aber schön. Das ganze Gebiet wirkt wie von einem anderen Planeten: die großen Herbstbäume, die angestrahlte weißen Universitätsanlage, alles voller Brunnen, Blätter und Fahrräder. Es muss eine schöne Atmosphäre sein, hier zu arbeiten, zu forschen. Die Doktoranden haben dort ein ziemlich gutes Gehalt, ein eigenes Arbeitszimmer. Viele sprechen nicht schlecht Deutsch, alle Englisch. Selbst die Mensa sieht aus wie ein Tempel, sowohl innen als auch außen. Die Aulen und Säle mit Steinway-Flügeln sind eher ein Museum oder eine Kirche und doch nicht steif und kalt, alles ist freundlich, menschlich. Alle Kirchen sind ohnehin beheizt und recht warm. Die verschiedenen Professoren der Hochschule in Malmö und der Universität Lund waren alle sehr interessiert und freundlich, wirken weicher und bescheidener, auch in der Art, wie sie duzen. An den Musikhochschulen einen künstlerischen Doktor zu machen, ist mittlerweile sehr im Kommen. Besonders schön war es, in der Hauptbibliothek die handgeschriebenen Originale von Werken von Schubert und Liszt, also historische Dokumente, die Tinte, das alte, gelbliche Notenpapier, zu sehen, und auch, die Musik des schwedisch-deutschen Komponisten W. W. Glaser kennen zu lernen.

Zurück ging es wieder durch Dänemark vorbei an Rödby mit der großen Fähre nach Deutschland, die eine Dreiviertelstunde bis zur Insel Fehmarn, Puttgarden und der Fehmarnsundbrücke braucht. Genau wie im Systembolaget in Schweden wird auf der Fähre ebenfalls Schlange gestanden für Alkohol. In Lund hatte ich die Gudrun Sjöden-Mode, die es ja auch in Deutschland mittlerweile gibt, kennen gelernt; die Damen-Mode in Schweden ist sehr weiblich, voller Rücke und Kleider und Farben wie Rosa und Lila und Rot, also sehr auffällig durchaus, aber individuell und stilvoll, mit Punkten und auch etwas kindlich, aber schöne Materialien. Ich habe mir einen rosa Windmantel gekauft, sehr auffällig. In Würzburg braucht man ja Mut, um anders auszusehen als die anderen. Schweden ist wie USA, jeder kann tragen, was er will. Großstädte sind insgesamt freier, finde ich, und Lund ist mehr Großstadt als Würzburg — es kommt eben nicht nur auf die Einwohnerzahl an.
Eventuell werde ich Weihnachten in Südschweden verbringen.

Kaum ist meine zweite Schlagzeugstunde um, bat mich Bernd Kremling, in der Philharmonie Würzburg am Wochenende Perkussion, die sogenannte Große Trommel, zu spielen, etwas wie Pauke. Ich habe außer als Solistin keine Erfahrung mit Orchester: also innerhalb eines Orchesters zu spielen — diese schöne Erfahrung macht man als Pianistin nicht, da ich kein Orchesterinstrument spiele. Außer das Celest bei Holsts Planeten in den USA habe ich innerhalb des Orchesters nicht gespielt. Klavierkonzerte habe ich mit Orchester gespielt, aber das ist nicht dasselbe, innerhalb eines Orchesters zu sein. Perkussion im Orchester spielen meist Männer; ich freue mich auf die Trommel, und es ist interessant, aus einer Perkussions-Orchester-Partitur zu lesen, zu spielen. Da ich im Sommer in der Musiktherapie eine Verbindung zur Trommel bzw. Pauke hergestellt habe, ist dies jetzt ein besonderes Geschenk. Was es bedeutet, weiß ich nicht. Ich empfinde fast etwas Zärtliches für die Trommel. Es stimmt, dass Musik Propaganda pur ist — diese Trommel hat so viel Klang, tief und weich, so voll Power und ist doch so zärtlich, finde ich. Morgen beginnen die Orchesterproben.
Wie kann man mit Herz und Seele allein nur im Akademischen aufgehen? Es scheint mir eine Flucht vor dem Wesentlichen zu sein, sogar die Pädagogik kann eine Flucht sein. Es kommt mir immer mehr vor, als sei die Musik und die Kunst das Gegenteil vom Akademischen. Doch ich glaube an eine Verbindung.
Seitdem ich in dem schwedischen Chor Lucia bin, hat Weihnachten spätestens schon angefangen, mit schwedischem Glühwein und Lebkuchen, Gemeinschaft und Liedern — für mich ist die Lucia schön als Lichtträgerin und Hoffnungsbringerin. Es macht Spaß, in einem solchen Laienchor zu singen. Ich freue mich sehr auf unsere Lucia-Auftritte und finde es schön, dass sich der schwedische Stammtisch mit der Uni deckt. Das letzte Mal Lucia war ich mit 10. Ich hatte einen Lichterkranz im Haar, soll wie ein Engel ausgesehen haben im weißen Gewand; ich singe alle schwedischen Texte auswendig.
Die kleine evangelische Kirche in Wenkheim bei Würzburg war ein Genuss. Morgen buchen wir das Ticket nach Vadstena, drei Stunden von Stockholm entfernt.

28. Oktober 2009

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Malmö

Jag är i Malmö. Ich liebe das Meer, von der Fähre aus zu sehen; es war windig und die Ostsee schmutzig und grau, aber die Weite und die Luft und die vielen Menschen von ueberallher — es ist ein Erlebnis. Höre ich Schwedisch, klopft mein Herz vor Freude. Wir sind bei Puttgarden auf die Fähre nach Dänemark, sämtliche Busse und Autos und der ICE. Dann fuhren wir nach Köpenhamn auf die Öresund-Bruecke und waren anschliessend direkt schon in Malmö. Nach 12 Stunden Busfahrt war ich aber doch ziemlich muede, als wir ankamen.

Malmö ist international, 300.000 Einwohner. Zu viert aus der Universität Würzburg sind wir dann erst einmal losgezogen in ein paar schwedische Pubs. Eine BWlerin, zwei Schweden, wobei einer halbfranzösisch war, und ich. Es dauert eine Weile, bis ich mich entspannt auf Schwedisch unterhalten kann, aber ich bleibe dran, ich möchte nicht ins Englische wechseln, Englisch kann ich schon. Man kommt schnell rein, auch wenn wir oft Haende und Fuesse verwenden. Ich hätte stundenlang zusehen können, wie diese interessanten Menschen sich in dem Pub bewegten. Viele waren sehr tätowiert und hatten Wollmuetzen auf und lange rote oder teilweise blondgefärbten Haare. Das, was ich erwartet hatte, dieses typisch Schwedische, war eigentlich nicht dabei. Aber insgesamt war eine freie, kuenstlerische Atmosphäre. Dennoch hatte ich das Gefuehl, dass ich von einem anderen Planeten komme. Heute fahren wir nach Lund, in diese alte Universitätsstadt, in der bereits die Kinder meiner Uroma studiert haben.
Lund ist eine wunderschöne alte Stadt, ungefähr so gross wie Wuerzburg, 120.000 bis 130.000 Einwohner. Eine sehr freundliche schwedische Dame erklärte uns mit ihrem typischen skandinavischen Singsang (das meine Mutter noch im Deutschen hat nach all den Jahren und ich im Ohr), die Geschichte Schwedens, des Nordens und Lunds. Der grosse Dom Lunds beruehrte mich sehr; meine Urgrossmutter mit ihren Söhnen, als diese um 1900 in Lund studierten, musste hier gewesen sein. Anschliessend liefen wir durch den mit grossen Ulmen verzierten Herbstpark, besuchten die Philosophische Fakultät und das grosse, weisse Tempel — Hauptgebäude der Universität. Wir assen in der Mensa, und hier fand ich all das typisch Schwedische, kein Wunder bei insgesamt 30.000 Studenten. Ich spuere eine besondere Liebe zu diesem Land. Was das genau fuer mich bedeutet, weiss ich nicht. Die Atmosphäre in Lund und unter den schwedischen Studenten und Professoren ist kreativer oder freier, nicht so hart wie in Deutschland. Das liegt sehr an dem Duzen und dass das Land nicht zerbombt worden war. Ich spuere eine groessere Freiheit und Unschuld und insgesamt weniger Traumata. Abends sind wir in die Oper in Malmö gegangen, in eine Oper Rossinis. Die Wissenschaft ist ein sprachlicher Prozess, sogar fuer meine Ohren.

01. Oktober 2009

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Uganda

Ich bin immer wieder überrascht über die schöpferische Vielfalt und Phantasie, zu kombinieren, zu variieren, zu erfinden, auch beim Schach, und eine Art Instinkt aus Erfahrung zu bekommen. Ich spiele am besten, wenn ich dabei Musik höre. Die Musik aktiviert mein Gehirn und mein Gespür für die erfundene Armee. Ich befinde mich dann in einem romantischen Krieg, einem Rosenkrieg. Es ist schön, Stellungen und Posten und Positionen zu ertesten und zu erfühlen. Darüber zu lesen ist spannend, aber es ist noch mal ganz etwas anderes, sich wirklich in einem Mittelspiel zu befinden. Leider passieren mir manchmal gravierende Fehler, da ich abgelenkt bin innerlich; das bedeutet, dass ich manchmal komplexe Züge fühle.

Ich übernachtete bei Künstler-Freunden, die elektronische, interessante DJ-Musik mit interessanten Rhythmen und Beats, durchflochten mit Jazz, Black Rap und klassischen, echten Instrumenten, sogar einem verstimmten Flügel, mögen.

Ich kreiere, konstruiere gerne, habe Mut, Neues auszuprobieren. In Verbindung damit, dass ich ein roter D-Typ bin (dominant-direktiv-kreativ) und testsprengende Ergebnisse habe in Kreativität und divergentem Denken, hoher IQ, müsste ich doch eigentlich an einem ganz anderen Punkt stehen. Hohe Werte hatte ich auch in symbolischen und semantischen Fähigkeiten, in abstrakter Symbolik, im konvergenten Denken, in Systemen, Sequenzierungen, Implikationen, also im Überblick und in Details. Was mache ich als Frau mit solch einem Testergebnis?

17. September 2009

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Rumänien

Ich bin nun in Brasov angekommen (Braschov ausgesprochen). Mit Lufthansa zu fliegen finde ich am schnellsten und sichersten. Ich fliege gerne nach Osteuropa. Nach Bucharest (Bukarescht ausgesprochen) sind es mindestens zwei Stunden, dazu kommt eine Stunde Zeitverschiebung. Zum ersten Mal bin ich ohne Flug-Ticket zum Frankfurter Flughafen gefahren, da ich mir bis zum Schluss nicht sicher war, ob ich wirklich zu dieser Musikerkonferenz fliegen sollte, ob es mir nicht vielleicht zu viel wird — aber ich bekam spontan den letzten Platz einer Lufthansa-Maschine, und dies noch sehr guenstig. Erst im Flugzeug fiel mir ein, dass ich auf jeden Fall zu spaet sein wuerde, um abgeholt zu werden nach Brasov. Wir wuerden gegen 18 Uhr landen, und um 15:30 war der Minibus der Teilnehmer bestellt. Eine junge Frau neben mir am Fenster sprach mich an. Sie hatte gerade 6 Monate in Los Angeles gearbeitet. Sie wohnt in Brasov und wurde von ihren Eltern abgeholt.

Ich konnte es nicht fassen; ich sagte, ich muesse nach Brasov, ob es denn weit waere, ob man mit Taxi hinkaeme. Ich dachte, vielleicht ist Brasov ein Vorort von Bucharest. Sie sagte, es sei weit nach Brasov, drei Stunden mit dem Auto, sie wuerden mich mitnehmen. Ich habe oft das Gefuehl, sobald ich reise, so beschuetzt zu sein. Gott hat mich noch nie im Stich gelassen. Wo ich einen Fuss hinsetze, bin ich behuetet. Ich hatte kaum Gepaeck, und dies wurde mir zum Glueck, da Cristin 4 riesige Koffer aus den USA vom Band zog und wir alle samt ihren Eltern irgendwie ins Auto passen mussten in Bucharest.

16. September 2009

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Brücke sein

Es ist schön, eine Brücke zwischen eigenen Songs und klassischer Musik zu sein, dabei Texte und Lyrik zu lesen, die aus meinem Herzen kommen. Wenn ich Musik spiele und singe, komme ich mir selbst ein großes Stück näher, was ich sonst durch keine andere Art schaffe. Wer mir also die Musik oder die Kunst wegnimmt, verbaut mir einen ziemlich wichtigen Weg und Durchgang zu mir. Denn wenn ich Musik mache und dabei lerne, mich selbst zu spüren, desto mehr haben auch die anderen etwas davon. Es ist eben nicht nur professionelle Leistung oder ein Job. Es ist meine Berufung.
Nun bin ich wieder unterwegs zu Konzerten in Stuttgart, Frankfurt, Saarbrücken.

Begabte Kinder unterrichte ich gern. Kinder, die in der Hochbegabtenförderung ihrer Schule oder ihrer Stadt stehen oder Klassen übersprungen haben, sind im Klavierunterricht wach und interessiert. Das bedeutet nicht, dass diese automatisch Künstlerinnen oder Musiker sind, aber künstlerisch sind sie schon meistens, oder haben das Potential und das Interesse an künstlerischem Schaffen. Es ist oft sehr schön, mit Kindern zu arbeiten, da sie generell interessiert, vielseitig, ernsthaft sind. Es ist nicht allzu anstrengend, sie mit Musik zu anzurühren, aufzubrechen, zu trösten, sie zu verzaubern, sie zu begleiten. Sie lassen sich auch trösten durch Musik. Diese Kinder sind nicht aus intakten Familien, aber haben immer jemanden, der sich besonders um sie gekümmert hat. Sie sind aufmerksam, suchend, wach.

07. September 2009

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Meine Hände

gehören im Moment des Konzertes nicht mehr mir. Wem gehören sie? Ich habe mich dennoch bewusst bemüht, meine Hände als Teil von mir anzusehen. Es kam mir vor, als würden sie ab Berührung der Tasten in eine andere Welt getaucht werden, als wäre meine Gabe nicht mehr meine, ich selbst wundere mich, andere auch. Sie betrachten anschliessend meine Hände und sehen nichts, was ihnen eine Erklärung bieten könnte, im Gegenteil. Meine Hände sind klein und weich. “10 Finger. Mehr nicht?”

Meine Hände gehören nicht mir. Was ich einsetze, sind meine Arme und mein Rücken, aber wenn ich lange genug spiele, passiert es, dass irgendwann mein gesamter Körper und auch meine Seele in die Musik getaucht sind. Wenn die Musik eine Welt der verschwommenen heißen Farben ist, dann verschwinde und zerschmelze ich darin, und eine Frau in Flammen spielt am Flügel. Neu ist, dass ich beim Auswendig-Spielen in der Gegend herumschaue, auch Leuten ins Gesicht, und nicht mehr nur mit geschlossenen Augen spiele.

14. August 2009

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Töne

Ich liebe Sommergewitter an Augustabenden. Wenn es draußen brodelt, blitzt und in langen silbernen Schleiern nach unten regnet, drückt das Wetter das aus, was ich manchmal empfinde — und das in einer Intensität, die ich liebe und die für mich reine Kunst ist: Der Himmel wird lila, rot, schwarz, silber. Duftender Wind mit kalten Nähten treibt die nasse Gewalt zum Tanzen auf warmem Asphalt. Wenn ich dabei zusehe, werde ich ruhig.

Und ich liebe das Meer.

Mir sagen manchmal Menschen: Wenn man so Klavierspielen kann, was nur wenige auf diese Weise so können auf der Welt… dann… dann ist man unabhängig von Menschen?

Musik vergeht, Ton auch, aber ich bin noch da. Es ist zwar Musik in mir, Rhythmus in mir, aber das Sein ist länger und eher da als Musik und deutlich wichtiger.

Traveling the world