16. Dezember 2024: Barock-Orgel Burg Bodenstein Burgkapelle, Eichsfeld, Thüringen, ev. Schlosskapelle der Höhenburg (1648)
Das Konzert in Worbis an der Barockorgel war sehr schön und gut besucht. Der Stadtdechant Engelbert Dietrich sagte die Grußworte. Ich war die erste Frau mit Konzert an dieser Orgel. Es war das erste Winterkonzert und trotz Kälte gut besucht. Es hat noch nie jemand bei diesen Temperaturen hier konzertiert. Es ist in der Kirche nämlich kälter als draußen. Es könnten Minusgrade sein. Nach einer Stunde ist frau ausgekühlt. Ich merkte das gar nicht. Es geht schleichend. Trotz Heizung unter der Bank.
Denn die Orgelschuhe wärmen kein bisschen. Die große dunkle Kirche kann nicht geheizt werden, weswegen es sehr kalt ist. Daher bin ich froh, dass ich immer zum Essen abgeholt wurde, sonst wäre ich erfroren. Ich saß dann lange am Kamin oder Kachelofen. Im Konzert selbst bin ich so unter Strom und positivem Adrenalin, dass mir fast heiss war.
Die Tasten der Orgel waren zuerst eiskalt. Ich musste sie mit meiner Körperwärme wärmen. Die Frage war, wer gewinnt: Dass ich die Tasten und damit die Orgel wärme oder mich die Tasten erkalten. Ich gewann. Die Orgel war on fire. Ich habe wieder selbst registriert und geblättert bis auf die letzte Fuge. Eine Setzeranlage gibt es natürlich nicht.
Es ist sehr schön, hier zu spielen. Meine dritte Orgel im Eichsfeld. Die Öhninger-Waltershausen-Orgel spielt sich trotz allem angenehm, auch wenn sie mit HW auf dem dritten Manual und begrenztem Umfang und sehr lockerem Pedal nicht einfach zu spielen ist.
Man läuft den langen Kreuzgang der ehemaligen Mönche hoch und entlang zur Orgel. Das Franziskaner-Kloster musste 1824 aufgelöst werden, als das Eichsfeld preußisch wurde. Nun wird das große Gelände von der Stadt gepflegt. Dazu gehört auch ein riesiger Friedhof mit Kapellen. Lange Zeit wurde das Areal für andere Zwecke genutzt und steht nun leer.
Der Franziskaner Adam Oehninger war ein Franke wie ich, er kommt aus Unterfranken, aus Lohr am Main, wo ich auch schon gespielt habe.
Es war ein großer Aufwand, diese Orgel zu rekonstruieren. 200 Pfeifen waren noch ungestimmt original erhalten, was recht einmalig ist, davon Prinzipalpfeifen und Rückpositiv-Pfeifen, alle über 300 Jahre alt. Viele Pfeifen wurden jedoch leider von Orgelbau Krell (Auleben) umgestimmt.
Die Orgel erinnert mich sehr an die Orgel in Gräfenroda. Sie macht zudem die gleichen Motor-Balg-Geräusche, wie im Schiffsbauch.
Vor dem Konzert war ich mit meinen lieben Gastgebern und Veranstaltern auf Burg Bodenstein:
Weiße Barock-Orgel Burg Bodenstein (900 Jahre alt), Burgkapelle, kleine Kapelle, Eichsfeld, Thüringen, Schleifladen, pur mechanisch, 1 M, 5 R, ohne Pedal, gleichstufig
Orgelbauer: unbekannt / Orgelbaufirma Kristian Wegscheider (Dresden), 1730 / 1994
Die schmucke Orgel ist Teil des Altars in der winzig kleinen barocken Kapelle, direkt oberhalb als Krone sozusagen, auf der Altarspitze. Wie der Stern auf dem Weihnachtsbaum. Sie erinnert mich an die Eule-Orgel in der Kirche in Burg Blankenstein in Hattingen/Bochum.
Diese ist ebenfalls eine Altar-Orgel als Einheit mit dem Altar. Hier in Burg Bodenstein ist das Ganze in Miniatur-Format mit winzigen Orgelpfeifen.
Die fünf klingenden Register auf einer Schleiflade für ein Manual klingen hell, direkt, voll. Leider ist nicht herauszufinden, wer die Orgel gebaut hat. Wer die Windlade im 18. Jahrhundert einbaute, ist ebenfalls unbekannt.
Kristian Wegscheider rekonstruierte die Orgel, nachdem jahrzehntelang kein Hahn nach der wertvollen Orgel krähte und sie völlig verwahrloste und unspielbar wurde.
Die Stimmtonhöhe des Instrumentes ist 465 Hz, ca. ein Ganzton über den Kammerton (440 Hz), welche übernommen wurde. Zur Windversorgung dient nun ein elektrisches Gebläse. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde ein Subbaß 16′ eingebaut, dessen Pfeifen seitlich hinter der Orgel stehen.
In den 1950iger Jahren wurden die Register Quinte 1 1/3′ und Cymbel 2fach hinzugefügt. Auch hier weiß man nicht, wer die Orgel verändert hat. Auch die Vorgänger-Orgel ist unbekannt.
Der riesige, fliegende Barockengel (1910) als Taufengel schwebt mächtig vor den kleinen Orgelpfeifen. Hoch zur Orgel zu gelangen ist wahrhaft abenteuerlich.
Geradezu gefährlich, da man über ein Loch springen muss. Ich habe Höhenangst. Nach oben zu gelangen war dennoch leichter, als nach unten. Ich musste herabgeholt werden, da ich mir nicht kurz vor dem Konzert das Bein brechen wollte.
Die mittelalterliche, gut erhaltene Burg oberhalb des Dorfes Wintzingerode bei Leinefelde-Worbis im Landkreis Eichsfeld in Thüringen im Ohmgebirge ist wunderschön. Sie ist nicht zu verwechseln mit Schloss Bodenstein.
Heute ist es ein evangelisches Familienhotel.
Das Stallgebäude wurde in eine prachtvolle Kapelle umgebaut, im Stile des Bauernbarocks. Doch konnte Adolph Ernst von Wintzingerode die Vollendung der Kapelle nicht mehr miterleben. Sein Sohn Heinrich Jobst vollendete sie. Über dem Altarbild ist das Wappen der von Wintzigerode angebracht, von einem goldenen Löwen umrahmt.
Die Bänke und Emporen sind herzallerliebst schief und alt. Unten stehen Stühle. Eine Martin-Luther-Statue steht hinten auf einer geräumig-gemütlichen Empore, der Jäger-Empore. Luther war aber wohl nicht vor Ort.
Die oberen Plätze waren für die Knechte, die unteren für die Mägde vorgesehen. Das Jägerzimmer war den Adeligen vorbehalten.
Besonders schön sind die bunten Fenster der Kapelle aus dem 14. Jahrhundert.
Auf dem Epitaph an der Ostwand wird die Kindersegnung dargestellt. An den Seiten stehen Justitia mit dem Schwert der Gerechtigkeit und Fides mit Anker und Ruder für Glaube und Vertrauen. Die Kanzel zeigt die drei Evangelisten Markus, Lukas und Matthäus, mit Jesus.
Eine samtig-trockene Akustik. Mitten im katholischen Eichsfeld die evangelische Festung. Man könnte die Orgel als schrill bezeichnen, aber ich mag diese klisternden Klänge.
Es war sehr schön, hier zu spielen. Die Orgel ist eine Augenweide und ein Wagnis. Sie ist sehr leichtgängig und rutschig.
Barock-Orgel Burg Bodenstein Burgkapelle Kapelle, Eichsfeld, Thüringen
Oehninger Orgel St. Antonius Kirche Worbis, Eichsfeld, Orgelbau Waltershausen (Öhninger Orgel)
Hier ist meine neue CD auf Ambiente Audio:
Ambiente Audio: Biblische Bilder
Und hier die ersten Hörbeispiele meiner neuen CD auf jpc:
Ich wünschte, ich könnte Orgel spielen.
Ich hake immer behutsam nach, wann ich meine Mono-Drehs machen kann und suche Tipps. Ich bin H-Kirchenmusiker, also eigentlich keiner.
Lingualpfeife behauptet, die Orgel in Worbis sei von 2012! Wie dumm das ist . Manche können Orgelbauer und Rekonstrukteure nicht unterscheiden. Genauso Organ Index, der behauptet, die Orgel in Burg Bodenstein sei von 1730 von Wegscheider! Sorry, aber solche Leute haben keine Ahnung! Zudem ist die Disposition bei Organ Index falsch zur Orgel in Burg Bodenstein.
Nur bei Dir sind in den Orgelseiten auch von Klang die Rede!