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13. Januar 2013

Sydney, New South Wales

Bin nun in Sydney, New South Wales. Es ist warm, manchmal sogar ploetzlich regnerisch. Waren gestern abend im Opernhaus in La Bohème, eine romantische Inszenierung, dass ich weinen musste: so muss eine italienische Oper sein! Findet man das noch in Europa? Der Tenor war phantastisch, die deutsche Dame neben mir aus Heidelberg wischte sich die Tränen unter der Brille weg. Ein gestylter Koreaner im Anzug hinter mir aber aß Chips! Wir kamen zwar direkt vom Strand, und ich hatte noch Sand im Nacken und war in einem grünen Bondi-Jumper. Ich bat ihn dennoch, mit dem lauten Essen aufzuhören, wir sind ja nicht im Kino. Er sah mich etwas zerknrischt an. Chips in der Oper.

Heute war ich in der Show Blaze im Hauptkonzertsaal im Sydney Opera House: Stepptanzende Hip Hoper zu Michael Jackson auf silbernen Koffern! Anschliessend spazierte ich ueber die Harbour Bridge mit der dramatischen Aussicht. Die Bruecke kam mir viel kleiner, niedriger und kuerzer vor als die Tasman Bridge. Sie ist dazu fast abgeriegelt und wird rund um die Uhr bewacht. Die armen Wachtmaenner stehen die ganze Nacht herum. Die andere Seite, hinter der Bruecke, zeigte eine voellig andere, viel aermere Sicht und Bevoelkerung Sydneys.

So einiges falsch und erschreckend in so einer grossen Stadt am Ende der Welt. Ich machte auch Fehler. Ich suchte spaeter nach „The Rocks“ und stellte fest, dass es eine Gegend ist, keine Felsen. Und ich lief fast auf der Fahrradseite der Bruecke zurueck und wollte zuerst an der Bruecken-Strasse entlang laufen, weil ich den Fussgaenger-Weg nicht fand.
Ob ich morgen die Blue Mountains ansehen kann? Das Cruise Schiff von Hobart stand in der Bucht und fuhr nachts hocherleuchtet und tutend am Opernhaus vorbei und davon ins Meer.

Am Samstag liefen wir von Coogee Beach ueber Clovelly Beach, Gordon’s Bay, Waverley Cementary, Bronte Beach und Tamarama Beach nach Bondi Beach, immer am Wasser und den Felsen entlang. Das Meer kam pulsierend angefegt, atmend, mit langer, fremder Geschichte, fast abrupt auf Land treffend, obwohl um Zaehmung bemueht.

Seltsam ist, das mitten zwischen Straenden, sportgierigen Neon-Joggern und eleganten Surfern dieser weisse grosse Friedhof liegt, still, mittendrin, erinnernd an Tod und Vergaenglichkeit in dieser Mode, in Sucht und Leben.

Nach frischem Swordfish und Melissas selbstgemachten Anzac-Keksen lagen wir am Bondi Beach und schliefen in Wind und Sand ein. Wie auf einem riesigen Kissen. Sand is like a giant pillow. Meine Wangen schliefen, Anspannung fiel aus meinem Gesicht wie ein Haus. Plumeria (Frangipani) duftet wie Mandeln ueberall an den Felsen. Wir wurden von Melissa aus Kingsford abgeholt, wohnen aber in Calingford, Epping, Westfield, ziemlich weit von der Stadt und Circular Quay. Die Zuege brauchen ziemlich lange, und alles ist weit ausgestreckt: von den Huegeln Sydneys, bei Norwest, wo ich Hillsong besucht habe, wo Mike Pilavachi aus London gesprochen hat. Es war sehr gut. „The devil puts always stomachs in front of our feet.“ Ich traf einige Deutsche, die die obere Nord-Kueste wochenlang mit umgebautem Bus gefahren sind.
Kreditkarten heissen in Australien eftpos. Wie es wohl in Deutschland wieder sein wird? Es ist manchmal erstaunlich, wie fremd das vermeintlich Vertraute sein kann, mit langen Zaehnen, als haette es ein anderes Leben, einen anderen Stil. Wenn es sagt, es vermisst mich, meint es das auch?

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