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22. Dezember 2009

Sverige

Nun bin schon vier Tage in Schweden. Es ist eine märchenhafte Kulisse hier, ich bin nun in Norrköping, Berge von Schnee, ich komme mir vor wie in einer weissen Sahara, an einem weissen Strand. Als wir mit dem Flugzeug ueber Stockholm flogen, dachte ich zuerst, da ich muede war und es dunkel, es sei Sand unter mir, warum die Tannenwälder in Sand stehen, bevor ich erkannte, dass es Schnee war. Die weihnachtlichen Lichter der Hauptstadt funkelten uns entgegten. Hanna und ich flogen mit der SAS, da konnte ich auch Meilen sammeln, da die Schwedische Airline mit der Lufthansa kooperiert. In Stockholm fuhren wir dann mit dem beruehmten Arlanda Express in die Innenstadt, in die City.
In Stockholm sind die U-Bahnen so abgeschottet wie in London, aber man kann die Tickets ueber Handy kaufen. Es war unglaublich, meinen roten, in Windeseile gepackten Reisekoffer durch den Schnee zu ziehen. Die Rollen des Koffers weigerten sich. Ich dachte, ich träume, als wir aus der U-Bahn auf die Strassen traten: es war mittlerweile 23 Uhr, die Lichter der Stadt lagen in einem Nebel aus Schneeflocken und Nacht, der Wind bliess uns den Schnee ins Gesicht, links und rechts tuermten sich die Schneeberge, gemischt mit Matsch, Strassendreck und Feuchtigkeit, wir liefen auf der Strasse, da kaum noch Autos fuhren. Ich genoss die Schneeflocken in meinem Gesicht. In Wuerzburg hatte es minus 15 Grad gehabt, als wir losgeflogen sind, es war so kalt in Deutschland wie kaum zuvor, dass mir die Nase einfror auf dem Weg zu meinem Fahrrad, mein Fahrradschloss nicht mehr aufging. Stockholm war nur minus 5 Grad, aber dafuer Schnee ohne Ende. Hanna sagte, so viel Schnee sei Luxus, das sei etwas Besonderes, ich hätte Glueck gehabt. Stockholm oder ganz Suedschweden und Mittelschweden hätten selten so viel Schnee. Auf der anderen Seite liebe ich diese Schneewelt, alles ist in dieses verträumte, ruhige, Geräusche abdeckende Weiss eingetaucht, als wuerde die Stadt den Atem anhalten. Als wir am Ziel ankamen, traf ich auf eine grosse Gruppe junger schwedischer Leute, ab da war es nicht mehr so leicht fuer mich, zu folgen, wenn alle schnell und laut und durcheinander Schwedisch sprechen und lachen. Sprache ist doch fuer mich eine wichtige Sache, ein Geschenk, eine Waffe, ein Schutz. Aber es war auch wichtig, kennenzulernen, wie es ist, ohne diese Sprache zu sein, zuzuhören, ohne Worte und ohne Musik zu sein und doch zu sein. Denn ich bin dennoch Sprache.
Es war eine besondere Gruppe, vegan essende, politisch links orientierte, liberale, teilweise homosexuelle junge Schweden, viele Mädchen feministisch, Tierschuetzerinnen, eher radikal-kuenstlerische, suchende Menschen, gegen Religion und Kirche; ich tauchte ein in eine andere Welt. Es gab gleich eine Kostprobe ihres Essens: brauner Reis mit Kohl, Tofu, Knoblauch, Brokkoli, rote Beete, es schmeckte sehr lecker, etwas scharf. Wasser trinken fast alle hier einfach aus dem Wasserhahn, das ist normal. Viele von diesen jungen Leuten trinken weder Kaffee noch Tee, natuerlich auch keine Milch, essen keinen Käse, keine Butter, sondern alles Soja. Ich dachte, okay, mal sehen, wie das alles so schmeckt.
Ich trinke Berge von Schnee.

Unsere Wohnung im Herzen der Stadt liegt so, dass ich vom Fenster den runden Musikdom sehen konnte, blau angestrahlt, in der Form eines Golfballs, Globen genannt, eines der grössten Stadions fuer Musik und Hockey in Europa, von Schnee und Nebel bedeckt, ähnlich dem Musical Dome in Köln, den ich ja neulich wiedersah (von den Kölnern liebevoll blauer Muellsack genannt), in dem ich leider noch nie war, und den Kölner Weihnachtsmarkt am Dom. Wir gingen spazieren in Gamla Stan, der Altsadt von Stockholm, bis zum Weihnachtsmarkt in Stockholm am Hauptbahnhof. Bei einer Freundin spielte ich Klavier, nachdem wir dort alle zusammen gegessen hatten und es draussen schneite vor den Fenstern. Es war eine wunderschöne Wohnung in der Innenstadt. Zum Schluss spielte ich schwedische Weihnachtslieder, alle sangen.

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