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Frei wie die Vögel


Kampala, Uganda

Ein Sinn von Literatur und Kunst ist, dass der Mensch sich selbst erfährt. Die Voraussetzung, mit dem Sinn des Lebens in Kontakt zu kommen, ist, zu spüren, dass und wer man ist. Wenn ich Musik höre, höre ich, dass es Sinn macht, für etwas zu leben.

“Es ziehen die Fehler und Sünden meines Lebens wie verschleierte Gesichter an mir vorbei und eine Hand legt sich auf meinen Kopf und jemand sagt: Mein Kind.” (Sydney Lanier)

C. A. Schwarz schreibt, dass wir uns bedanken können, wenn jemand wie Nietzsche sagt, Gott sei tot. Denn der Gott, den wir uns so oft erdenken, der Gott unserer Traumata oder unserer Ängste, der ist wirklich tot.

Wenn man reist, begegnet man Gott unweigerlich. Die Welt ist so viel und gleichzeitig so zart und klein, überall erstaunliche Möglichkeiten und Menschen. Mit jeder Reise wache ich, im Fühlen, Denken und Erleben, auch politisch und geographisch.

Jede Sichtweise hat damit zu tun, was man im Bauch, in den Nieren, im Zentrum des (Wahrheits)empfindens spürt und erkannt hat; hängt unmittelbar mit einem prozessartigen Erleben zusammen. Die wichtigsten Dinge kann man nicht in Büchern erlernen — es braucht Begegnungen.

Erfurt

Nächstes Wochenende fahre ich nach Erfurt. Am Sonntag zwischendrin spiele und singe ich im Hochschulgottesdienst der St Stephanskirche. Heute um 20 Uhr eine erste Generalprobe mit meiner kleinen Band im Bechtolsheimer Hof. Meine kleinen Schülerinnen sind extrovertiert, willig und begabt.

Das Ticket nach Schweden ist gebucht, wir fliegen am 19. mit SAS nach Stockholm, fahren später nach Norrköping, dann nach Vadstena an den zweitgrößten See Schwedens. Die Arbeit an der CD macht Spaß, aber ist vor allem neben all der künstlerischen Tätigkeit eine Organisationsfrage, wer wann wo probt und wann wo spielt, Cello, Geige, die Stimmen, Klavier, Percussion … Abläufe, Koordinierung usw. — und ich bin verantwortlich und manchmal etwas überfordert damit in der kurzen Zeit. Aber ich bin froh, dass die meiste Arbeit bei mir selber liegt und dass ich nun zumindest (als Klassikerin) schon zwei Jahre Studio-Erfahrung habe. Beim Üben am Flügel purzeln bei mir Gedichte, Ideen und Lieder, ich komme kaum hinterher, sie aufzuschreiben. Wie Kerzenwachs. Und ich muss mich auf das normale Üben auch konzentrieren. Mit all meinem Herzen.