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Ann Engel

Aber seit Tagen und Nächten webe ich wieder Musik in meinem Inneren. (Alma Mahler)

26. November 2024: Sie ist eine Legende. Legenden sind schwer zu zerstören. (Mahler)

Heute erinnere ich an Alma, 1879, die mich von allen Komponistinnen am meisten fasziniert. Sie ist unglaublich schön und wurde von Männern und Frauen gefürchtet. Jahrhundertwende. Alma hatte beinahe die Unterwürfigkeit verlassen. Aber sie wurde Opfer des Phänomens frauenfeindlicher Frauen: Während Männer es spannend und erotisch fanden, von einer Femme fatale „ruiniert“ zu werden, da sie hoffnungslos verliebt waren, wurde Alma von Frauen (und Männern) auch lange nach ihrem Tod als arrogant, dämonisch, als eine unbarmherzige Herrin, als Sirene bezeichnet.

Wenn viele Männer und Frauen ihre Ängste in den Griff bekommen wollen bei aussergewöhnlichen Menschen, wehrten sie sie ab, werden feindselig und vorwurfsvoll. Besonders die Moral wird angegriffen. Über Frauen wurden später von anderen Frauen geradezu gehässige Biographien geschrieben, es seien nur Brunhilde Sonntag und Francoise Giroud genannt.

Fakt ist, dass Alma eine hochbegabte Komponistin war, was oft vergessen wird. Sie stammt aus einer künstlerischen, gebildeten Familie, studierte Komposition in Wien und hatte große Zukunftspläne. Doch sie wurde früh vom viel älteren Gustav erobert, der sie ganz für sich wollte und eifersüchtig und kontrollierend wurde, wenn sie von eigenen Ideen sprach, erst recht, wenn sie von eigenen Kompositionen berichtete und keine Zeit für ihn hatte. Die narzisstisch anmutenden Briefe, die er ihr schrieb, sind schockierend: „Ich Armer, was das ist für eine fixe Idee, die in deinem Köpfchen Platz genommen … Du musst meine Musik als deine annehmen! … Du hast nur einen Beruf: Mich glücklich zu machen.“ Gustav heiratete sie nach ein paar Wochen, und nun begann eine Leidenszeit

Gustav forderte, das Komponieren aufzugeben. All dies hat mir die Freude genommen, die Musik von Mahler, Schumann und sogar von Brahms zu spielen, da diese Leute hochbegabte Frauen klein gehalten haben. Alma wollte nie nur Hausfrau oder gar Muse sein, sondern sehnte sich nach ihrem eigenen künstlerischen Ausdruck, doch versank in Mahlers „fremder Musik“. Ihre Tonsprache ist völlig anders. Sie war Vorreiterin von Berg und Schönberg. Endlich erlaubte ihr Gustav das Veröffentlichen einiger ihrer Lieder. Aber das alles war nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Viel ist verloren gegangen. Tragisch. Empörend.

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