28. Oktober 2024
Foto: Historische, romantische, letzte Werner Orgel von 1810 in Limlingerode, Hohenstein, Südharz, Nordthüringen
Kaum aus Prag zurück und eine Nacht zuhause, geht es auf zum nächsten Konzert. Besser gesagt, zu zwei Konzerten an einem Tag. Und zwar zuerst ins schöne Nordthüringen an der Grenze zu Niedersachsen (Göttingen) im herbstlich sonnigen Südharz nach Limlingerode. Viele evangelische Dörfer im Harz und in ganz Thüringen heißen „rode“ oder „roda“, auch im Thüringer Wald, von „gerodet“. Auch in den fränkischen Dorfnamen gibt es eine typische Endung für „gerodet“, habe jedoch vergessen, welche. Weiß es jemand von euch? Schreibt‘s gern in die Kommentare.
Im festlichen Gottesdienst in Limlingerode an der letzten historischen, romantischen Johann Christoph Werner Orgel von 1810 in der ev. Dorfkirche Limlingerode, Hohenstein, spielte ich um 11. Es war sehr gut besucht. Ich spielte und predigte. In meiner Andacht ging es um Musik und Glaube. Ich habe völlig frei gesprochen und mich auch nicht mit Skizzen vorbereitet. Das Thema ist so tief in meinem Herzen, dass es nur so aus mir heraus sprudelt. Die Leute waren sehr angetan. Hinterher gab es leckeres Essen im Gemeindehaus. Ich musste sofort nach Göttingen gebracht werden zum nächsten Konzert.
Vor lauter Eile habe ich mir den Kopf an der Orgel angeschlagen und habe nun eine Beule unter den Haaren. Es tat so weh, dass ich dachte, ich hätte eine Platzwunde. Dabei realisierte ich, dass ich selbst mit Platzwunde spielen würde.
Die Orgel wurde 2015 von Orgelbau Hüfken gerettet. Orgelsachverständige hatten sie schon aufgegeben. Es gibt viele sogenannte „Orgelsachverständige“ und Ähnliches, die keine Ahnung und vor allem kein Interesse haben – schon gar nicht an Dorforgeln. Kirchen oder Orgeln in Dörfern zu retten, interessiert sie nicht. Projekte, Anfragen und Ideen der Dörfer werden weggewischt. Regeln, Unkenntnis, Bürokratie und Ignoranz spielen dabei eine Rolle.
Mindestens drei Dörfer im Harz mussten auf eigene Faust handeln, da der ehemalige Orgelsachverständige aus Nordhausen die neue Orgel oder deren Planung dann noch nicht mal abnehmen (= genehmigen) wollte, was jedoch nötig ist für die finanzielle Förderung, bzw. nicht an der Planung interessiert war. Dies betrifft die schönen Dörfer Epschenrode, Liebenrode und Limlingerode. Sehr viele weitere Dörfer sind abgeschreckt und fühlen sich so klein und hilflos, dass sie seit Jahren keine spielbare Orgel mehr haben und auch nicht wissen, wie sie es sich leisten sollen, ihre schöne historische Orgel (meist Knauf-Orgel) restaurieren zu lassen. Es ist so traurig – und ein enormer Kraftakt und erfordert Manpower, den Weg der Restaurierung zu gehen.
Epschenrode, Liebenrode und Limlingerode, wo ich überall schon gespielt habe, schafften es jedoch. Gott sei Dank! Teils zerstrittene oder resignierte Dörfer fanden zusammen und bauten ihre Kirchen wieder auf, reinigten, schnitzten, sammelten Geld und kämpften wie Löwinnen und fanden dabei auch (zurück) zum christlichen Glauben nach all der biblisch langen heidnischen DDR-Zeit (40 Jahre).
Besonders loben möchte ich hier das winzig kleine Dorf Epschenrode, das alles gab, seine Knauf-Orgel (nun von Hüfken restauriert), den Tabernakel, den Turm und die gesamte Kirche vor dem Verfall zu retten. Die kleine Knauf-Orgel von 1860 besitzt jetzt sogar einen selbstgeschnitzten großen Zimbelstern – weswegen die Orgel vom Orgelsachverständigen nicht abgenommen werden wollte, da dieser Zimbelstern „nicht historisch wäre“. Das Dorf liebte den Zimbelstern und behielt ihn. Über Umwege erhielten sie dennoch die Förderung.
Es geht doch nichts über Lehrer Lämpel und seine Orgelsachverständigen der weißen alten Männer
ich bin OSV und das Konzertmaskottchen von Leonardys
Warum ermutigen diese Orgelleute die Dörfer nicht, sondern legen ihnen noch Steine in den Weg?
Meinst du Reuth oder gereuth?
Das ist ein Betriebsunfall oder Berufsunfall! Gute Besserung!
Wann bist du in meinem Österreich?