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Hätte ich früher erkannt, dass der winzige Palast meiner Seele einen so großen König beherbergt, dann hätte ich ihn nicht so häufig darin allein gelassen. (Terese von Ávila)

9. August 2024: Wir bereiten uns nur eitel Qual, wenn wir etwas anderes sein wollen, als was Gott uns bereitet hat. (Tersteegen) 

Foto: Einzigartige Weise-Kellner Orgel in der evangelischen Kirche Gräfenroda, Thüringen (1736)

Rekonstruierte und historische Weise / Kellner Bach-Barock-Orgel in Gräfenroda, Thüringen, 2 M, 24 R, lebendiger Wind, wunderbarer Traversenbass 16

Als ich das erste Mal diese ungewöhnliche Orgel in Weiß und Blau mit roten Rosen sah, kamen mir die Tränen, weil sie so schön ist. Sie sticht besonders hervor, weil der Rest der Kirche eben nicht weiß und hell leuchtet wie im nahen Arnstadt, sondern in Holz verblieb aus Geldgründen, da alles Geld in die Orgel floss. Dadurch wirkt sie noch schöner. Die Menschen hier sind bis heute musikaffin. 

Selbst der Altar wurde letztendlich an die Kirche angepasst und in Holz geführt, was fast ein wenig schade ist, da er ursprünglich weiß und blau gestrichen war wie die Orgel. Oben prangt ein wichtiger Bibelvers über Jesus, unten ein wertvoller Schnitzaltar aus dem 15. Jahrhundert, auf dem auch die „Heilige Barbara“ abgebildet ist.

Das alte, wertvolle Lerchen- und Fichtenholz der Kirche knarzt und duftet. Außer die Treppe nach oben zur Orgel, die neu ist. 
Als das Schleifladen-Instrument 1736 gebaut wurde, war der Organist, Pädagoge und Komponist Johann Peter Kellner federführend. Dieser und seine Schüler haben viele Werke von Bach gesammelt und dokumentiert. Allein durch Weise wurde in Thüringen und Sachsen Bach nie vergessen. Er hatte sozusagen die erste „Bach-Gesellschaft“ gegründet. 
Ob Johann Sebastian in Gräfenroda war, ist nicht schriftlich bewiesen, ich glaube aber schon. Bach hatte sicher diese schöne Orgel gesehen. 

Ausgerechnet J.S. Bach selbst hatte nie eine eigene schöne Orgel, auch in Leipzig nicht. 

Das Besondere an dieser seltenen Orgel ist unter anderem (neben dem schönen Cymbelstern und Glockenspiel) der Traversenbass 16 – ein aussergewöhnlich zeichnender Bass im Pedal, der „Ballontöne“ erzeugt – also Klänge, die tief und beinahe rauchig beginnen und hell und zart enden, fast ins Decrescendo übergehend. (Kein Vergleich zu den etwas muffeligen Subbass-Klängen an den meisten Orgeln (den man übrigens nie allein ziehen sollte)). Mit so einem zeichnenden Bass muss man nicht ständig eine Pedalkoppel ziehen, wie manche an der Orgeln machen. 

Weich-trockene Akustik. Die Orgel ist das Prunkstück der Kirche.
Der Tremulant ist zart und keineswegs aufdringlich und für beide Manuale gedacht, allerdings nicht mit Zungen zusammen, die sich sofort „verstimmen“.

Einige Register „täuschen“ ein drittes Manual vor, indem sie zwei Register in einem sind und über einen Extra-Knopf erweitert und eingerastet werden können, so zum Beispiel das Sesquialtera hin zur fülligeren Mixtur. Leider gibt es keine 4-Fuß-Flöte im HW, die ich für Mozart gesucht habe. Aber man kann nicht alles haben. Dafür gibt es die schönen 8-Füße.

Die wundervoll rekonstruierte Orgel spricht in dieser samtig-trockenen Akustik wundervoll: Sie zeichnet vokal, mal warm, mal rauchig wie mit Kohle in den Raum. Sie ist nicht schwergängig, auch nicht mit Manualkoppel.

Es ist falsch zu sagen, es seien nur 11 Prozent der Orgel original oder es sei eine Orgel von 2005. Für mich ist sie nicht nur eine rekonstruierte, sondern vor allem eine historische und sehr geschichtsträchtige Orgel. Hier waren viele Persönlichkeiten auf Kursen und zum Üben seit 1736! 

Weise Kellner Bach Barock Orgel St. Laurentius Gräfenroda

Dies bin ich mit 14: 

7 Antworten auf “Hätte ich früher erkannt, dass der winzige Palast meiner Seele einen so großen König beherbergt, dann hätte ich ihn nicht so häufig darin allein gelassen. (Terese von Ávila)”

  1. Ich wünschte, die Anwendungszonen der Kirchenmusik würden kreativ weiter gezogen werden als bisher.

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