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Brücken und Reise. (AHS)

2. Februar 2023: Klang ist etwas Weibliches, Echo erst recht. (AHS)

Brücken und Reise. Dort, wo Wind und Sonne die Wasseroberfläche berühren und küssen, antwortet sie mit vielen Lippen und Mündern, die sich immer wieder neu formen und Gold auf ihren Rändern zeigen. 

Eigentlich ist diese Schönheit zu verwirrend, zu viel für einen Menschen: diese Antwort des Wassers auf Sonne und Wind — und doch nur sichtbar, wenn wir genau hinsehen.

Die nächsten Prüfungen geschafft, LO, Popularmusik, Klavier, Kammermusik, Referat Orgelmethodik (sehr interessant). Jetzt einen Tag Atempause. Um alles zu schaffen, stehe ich jeden Tag um halb 5 auf.  Meine Zeiten haben sich dadurch verschoben. Um 19 Uhr bin ich so müde, dass ich nicht mehr denken kann. Draußen ist es zudem kalt und windig. Wenn man sich mit Musik beschäftigt, tut es fast körperlich weh, irgendwo in einem Laden Hintergrunds-Radio zu hören. Ich kann es innerlich nicht wegschalten, wegdrücken, was ich sonst oft ganz gut kann/ trainiert habe.

Ich denke über die Situation der Orgel nach: In viel zu wenigen Musikschulen wird Orgelunterricht angeboten. Die Orgel wird vernachlässigt. Der Lehrplan der VdM erscheint mir hier wie ein Wunschbild, ein Traumbild, fern der Realität. Denn: Wieviele Musikschulen haben eine zweimanualige Pfeifenorgel, geschweige denn mehrere zum Üben im Haus? Wo sollen denn die Kinder üben? In Kirche wollen sie nicht, und manche Kantoren lassen niemanden an die Orgel, was verblendet ist und verboten gehört.

Und wer soll Orgel unterrichten? Musikschule wird ja schlechter bezahlt als Kirchenmusik. Daher gehen Kirchenmusikerinnen nicht in die schlechter bezahlte Musikschule.

Orgelpädagogik kann man nur an wenigen Hochschulen studieren. Und wer sollte das studieren, um später schlecht bezahlt zu werden?

Und Konzertorganistinnen werden vermutlich nicht unbedingt in die Musikschule gehen, da sie ja für was ganz anderes trainiert wurden und Musikschule (und Gemeindearbeit und Kirche) meist ein Rückschritt für sie bedeutet.

Es ist also ein Dilemma.

Meine Lösungen und Thesen: 

1. Musikschulen sollten das Kulturgut Orgel unabhängig und losgelöst von Kirche anbieten und fördern. Pfeifenorgeln (es gibt gute gebrauchte) für warme Räume kaufen und Lehrkräfte sehr gut bezahlen.

2. Die Kirche und die Kirchenmusik sollten nicht die Hand auf der Orgel halten und sie kirchlich deckeln und einengen, sondern die Orgel als Instrument für alle und für Kids und für das (säkulare) Konzert gerne freigeben.

3. Musikschule und Kirche sollten „Orgel“ getrennt voneinander anbieten, können aber dennoch gut miteinander arbeiten.

4. Kinder, Teens, junge Leute müssen auch ohne Choräle und kalte Kirche Orgel lernen dürfen.

5. Konzertorgel muss viel mehr als „normaler Beruf“ akzeptiert von der konservativen Kirchenmusik und nicht als Konkurrenz oder mit Neid angesehen werden.

6. Pfarrerinnen dürfen nicht besser bezahlt werden als Kirchenmusiker. Sonst ist Stress und Streit vorprogrammiert. Denn es ist sehr ungerecht.

7. Kirchenmusikerinnen sind sowohl in der evangelischen als auch in der katholischen Kirche gleich wertvoll und sollten beide „geweiht“ sein im Sinn von Verkündigung und Dienst für Gott.

8. Theologische Ausbildung in der Kirchenmusik ersetzt nicht virtuoses Spiel und persönlichen Glauben. Gläubige Künstlerinnen sind in der Kirche viel besser aufgehoben als lästernde, arrogante und heidnische Kirchenmusiker, die zwar theologisch ausgebildet wurden, aber sehr weit weg von Gott sind und zudem schlecht spielen. Laut Bibel sind Gott ausgebildete Leute, die dennoch in Herzen böse sind, ein Gräuel, und nicht unausgebildete.

Gottesdienst-Ablauf kann man schnell lernen, doch Gott kennen und an Gott zu glauben nicht. Das haben viele nicht verstanden. Kirchenmusiker sollten vor allem von Gott geweiht sein und ihn kennen.

9. In der säkularen Welt geht es oft viel christlicher zu als in Kirchen. Das muss sich ändern.

10. Kirche sollte Konzertorganistinnen fördern und unterstützen, denn sie haben eine wichtige Schlüssel-Funktion.

11. Bach ist unser, ist mein Vorbild darin: Dass beides geht: Künstler und Kirchenmusiker sein, christlich, konzertant und auch „säkular“ spielend, in beiden Welten mit virtuosem Spiel zuhause, den Glauben an Jesus innen im Herzen tragend.

Das, was wie Feuer und Wasser, das, was gegensätzlich ist, zu vereinen – das hat Bach geschafft: Konzertfach und Kirchenmusik und wahrer Glaube. Wer hat das noch geschafft außer ihm? Wie er? Dafür liebe ich ihn. Denn die Orgel ist wie das Leben. Das Leben ist Choral und Konzert, ist virtuos und Kirche, ist Alltag und Gottesdienst. Die Orgel repräsentiert das Leben.

Und wie lange hat es bei mir gedauert, als Künstlerin meine erste große LO-Prüfung zu spielen, und dann gleich Diplom/B. Gottes Wege sind unergründlich.

Höhenangst, Pommern, Riga, New York. In the flow. Karawane durch neues Land. Odyssee, Wüste, Kindheit.

9 Antworten auf “Brücken und Reise. (AHS)”

  1. Johann Kletzinsky

    Herzlichen Glückwunsch! Ich liebe deine Improvisationen! Man spürt es, du hast Bach verstanden

  2. Karlo.süsel

    Bald hast du ja deine Prüfungen hinter dir. Wo wirst denn deinen Dienst antreten? Bin ein großer Verehrer deiner göttlichen Künste.

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