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23. März 2020

Der Schönheit bis in ihre Schlupfwinkel folgen, an den traurigsten Orten Freude finden, wach hinsehen und verstehen. (Arundhati Roy)

Es war sehr schön, nach der wunderbaren Schuke-Orgel in der Bachkirche Mühlhausen (Thüringen), wo Bach Stadtorganist war, nach Ammern (ein Dorf fünf Kilometer von Mühlhausen entfernt) zu fahren und dort in der entzückenden, evangelischen Dorfkirche St. Vitus mit Turm die Wenderorgel zu besuchen und einige Zeit zu spielen, die Bach abgenommen haben soll laut Christoph Wolff. Die Unstrut fließt unten vorbei. Ein alter Baum mit weiten Zweigen verdeckt das Tor.

Die Wender-Orgel oben sieht aus wie ein Schmuckstück, die Registerzüge sind schwarzweiße, dicke, runde, unschuldige Kegel wie Gesichtchen, die man küssen möchte, vor allem die Gambe. Die ganze Orgel, so niedlich sie aussieht, hat eine klanglich majestätische und erwachsene Wucht und Fülle. Sie ist vom Umfang verhalten, aber Bach, Homilius etc., sogar Mozart sind hübsch zu spielen, wenn man gut abwägt und entscheidet.

Mühlhausens Divi Blasii, eine gotische Hallenkirche, besaß zuvor auch eine Wenderorgel, wurde aber von Schuke nach Bachs Dispositionsentwurf von 1708 neu gebaut und erweitert; das historische Gehäuse blieb.

Ich bin wirklich nun Fan von diesem Johann Friedrich Wender aus Dörna. Mühlhausen, Dörna, Ammern, Arnstadt – allein die wunderschöne Wender-Orgel in der Georgenkirche zu Dörna ist klanglich himmlisch, obwohl so klein. Ich habe auch dort einige Stunden geübt. Zuvor stand diese Wender in der Brückenkirche Mühlhausen.

Und die unglaublich schöne Wenderorgel von 1703, 2000 rekonstruiert, in der Saalkirche Arnstadt der Neuen Kirche Arnstadt mit seinen schönen weißen Emporen. Bach war in Arnstadt von 1703-1707. Unter der Wenderorgel steht die schöne und sanierte Steinmeyer-Orgel von 1913, die Pfeifen hinter der Gitterung. Insgesamt eine erstaunliche Westwand der Kirche. Natürlich ist die “Bach-Orgel” nicht mehr das, was sie zu Bachs Zeiten war. Allerdings besitzt sie noch Pfeifen und Klänge, die Bach gekannt  und benutzt hat.

Aber auch die große, dreimanualige Schuke-Orgel von 1979 in der Basilika Liebfrauenkirche Arnstadt ist sehr schön, sie steht nun unten und ist sehr angenehm und sinnlich motorisch im Spielgefühl an den Tasten. Diese beeindruckende Kirche mit Türmen, Langhaus, Kanzel von 1589, Schnitzaltar von 1498, Madonna und gotischem Hallenchor gefiel mir trotz Kälte sehr gut.

Ich liebe Orgeln von Walcker, Wender, Schuke, Ahrend, Ladegast, Schnitger, Beckerath, Ehrlich, Stellwagen, Lenter, Silbermann, Steinmeyer und Klais. Und alle mitteltönigen Orgeln.

Bach muss auf jeden Fall romantisch gewesen sein, das sieht man am Datum seiner Hochzeit mit Maria Barbara: 17.10.1707!

Anbei meine neue Top-Liste von Orgeln, die sich sicher noch ergänzen wird:

Sehr schöne Orgeln, Lieblingsorgeln 

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