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21. Januar 2020

Musiker sein heisst nicht, sich dem applaudierenden Publikum zeigen, sondern sich viel Arbeit zu unterziehen – sonst ist man höchstens eine brauchbare Maschine, die Beifall produziert. (A.B. Michelangeli)

Erster Tag im Funkhaus Saarbrücken (auf dem Berg im Schloss Halberg) gut gelaufen. Abends hatte ich noch das Interview oben mit dem SR2 Kulturradio, es war schön: Wir haben über die Tiefe in der Musik geredet. Es wird Samstag um 11 Uhr gesendet und in die Mediathek gesetzt.

Es ist interessant, zu erfahren, wie ein Funkhaus funktioniert; die Mitarbeiter, die helle, schöne Kantine, die Orchestermanagerin, die Orchesterwarte (beide sehr nett), Tonmeister, Lichttechniker, Musikvermittler, und dass man plötzlich “in Frankreich” per SMS begrüsst wird (nach Paris ist es nur ein Katzensprung). Das große Dirigentenzimmer mit Espressomaschine, Sofa, Schreibtisch und dem alten Steinway, in dem ich sein darf. Daneben das kleine Solistenzimmer mit Klavier ohne alles weitere.

Der Sendesaal ist angenehm (ich habe automatisch nach der Orgel gesucht, die es nicht gibt), der Flügel blühend und schön; das weiße SR thront über allem. Erst wurde diskutiert, wo der Flügel steht, dann, ob das Orchester amerikanisch oder deutsch aufgestellt wird (unser Dirigent ist Wiener), wo die Bläser sind, wer den Flügel auf und zumacht, dann alle schauspielerischen Einlagen für die Musikvermittlung, dann das Klavierkonzert.

Roland Kunz und Azis aus Wien sind sehr nett. Die Deutsche Radio Philharmonie besteht aus Musikerinnen und Musikern aus zwei Bundesländern.

Ich habe aber auch Orgel geübt in der kleinen Kapelle neben dem Hotel. Saarbrücken an der Saar ist etwas größer als Würzburg. Wir sind dann noch durch die Innenstadt gebummelt… die Stengel-Kirchen, Rathaus, Theater, Brücken, St. Johanner Markt, Schloss. Empfehlen kann ich den dramatischen Film Queen & Slim (zwei Schwarze auf der Flucht vor der rassistischen Justiz), ein wenig erinnernd an Bonnie and Clyde. Ich muss sagen, dass mich das Zusammenhalten der Schwarzen sehr berührt.

Wer singen will, findet immer ein Lied. Und Musikerin sein bedeutet mehr als horrende Arbeit. Sondern Herz. Geist. Seele. Gefühl. Sonst ist man nur eine Maschine. Genauso die Orgel: Ohne Herz ist sie nur ein Apparat. Mit Geist und Seele aber ein Kraftwerk: Soli Deo Gloria. Sie veredelt und verwebt, perlt und singt, schweigt, bereitet vor, beeinflusst, spricht von Eindrücken. Aber Musik ohne Geist – da ist nichts mehr. Nur Geschwätz und Geplapper. Lästerei. Da ist nur Schmeichelei und Einschläfern.

Ich bin froh, dass ich mit Unbefangenheit an die Orgel herangetreten bin. Wenn ich gewusst hätte, wie konservativ und ungläubig die Orgel-Welt ist, hätte ich mich von der Orgel ferngehalten.

Warum sind Menschen eigentlich gemein? Das frage ich mich manchmal. Da ist so ein Hübner, der in Seniorenheimen für Spottgelder Frauen spielen lässt, dafür 60 Euro Provision einkassiert und aggressiv wird, wenn man dagegen vorgeht. Und “Studentensprecher”, die vor Neid und Hass geradezu blind sind.

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