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12. Juni 2009

Calvi

Calvi bei Nacht zu sehen, war ein schönes Erlebnis. Die kleine korsische Bahn ruh.t Die korsische Sprache, die so sehr nach Italien klingt, zeigt gesungen eine solche Kraft, einen Rhythmus, dass ich mit den Sternen über mir davontanzen möchte.
Sehe ich die kleinen Balkons der Korsen, wenn ich den Kopf in den Nacken lege, stelle ich mir vor, dort ein anderes Leben zu leben, vielleicht mit fünf Kindern auf engstem Raum. Als Evelyn, die in Pinea 10 Wochen gearbeitet hat und auch am Samstag zurückfliegt, und ich später am einsamen Strand auf den Felsen lagen, das Meer glucksend unter uns, über uns Hunderte von Sternen, konnte ich mir kaum vorstellen, dass die Sonne mehr oder weniger unter uns die Planeten gegenüber anleuchtet und der Kosmos das große Nichts ist — es geht bis dahin, dass ich mich frage, warum ich nicht angeleuchtet am Himmel zu sehen bin .. bin ich kein Planet? Tagsüber war es sehr heiß und windig, die Steine reflektierten noch die Wärme, wie die Planeten das Licht der Sonne reflektierten, doch es war schon recht kalt. Einige Sternschnuppen sanken dahin, vielleicht hatte ich sie zu leidenschaftlich angesehen, dass Sterne verglühten. Da ich gehört hatte, dass die Sterne zueinander in Intervallen geordnet sind und das ganze Universum singt, versuchte ich, die Intervalle zu hören, während ich nach oben sah, aber ich hörte sie nicht. In zwei Wochen habe ich ein Vorspiel an der Freiburger Musikhochschule, darauf freue ich mich schon; doch erst mal die Konzerte in Velbert.

Die Strandwanderung war ein Genuss: einsame Buchten und Strände inmitten der Maccia — es duftet, weil die Maccia mannshoch wächst: ein duftender Irrgarten aus blühendem Gestrüpp umrundet die Klippen, die von Sand, Meer und Wind über Jahrhunderte zu den kunstvollsten Formen geschliffen wurden: ein granitharter Felsen sah aus wie ein Krokodil, ein anderer wie ein Nashorn. Ich badete an zwei Stellen — einmal dort, wo es wellig war, die Wogen an die Steine zischten und das Wasser dunkel von Tang, und an einer ruhigen Stelle, wo es türkisgrün, hellblau und dann wieder dunkelblau war, in Schichten schillernd bis in die Ferne. Das Meer zeigt hier eine einzigartige Farbkombination. Mit meinen hohen offenen Bounce-MBT-Schuhen war es teilweise nicht leicht, steil abfallende Wege nach unten oder oben durch Kies und Schotter zu laufen. Durch die Sonne bin ich ziemlich braun geworden in dieser Woche. Zurück an unserem Heimatstrand schwamm ich mit einem Gast bis zur hintersten Boje, die einsam, schmutzig und gelb vor Anker lag. Ich dachte mir, nur keine Panik bekommen — es ist wie beim Klavierspielen — auf offener See schwimmen ohne Land in Sicht. Bekommt man Panik, wenn man so lange, mindestens 40 Minuten, auswendig spielt, geht man unter.
Das Klavierkonzert war ein Erfolg, Manfred Domrös, seit 30 Jahren im Hauskreis mit Manfred Siebald, leitete den Abend ein und zuende. Es tat gut, in Klimaanlage zu spielen, da sich die Sonne in mir drin zu befinden schien: ich fühlte mich heiß und müde an nach den Wanderungen. Es gab ein Blitzgewitter, weil jeder des Publikums uns mit unseren neuen, korsischen Kleidern fotografieren wollte. Unsere Zugabe war ein Tanz von Fauré. Chopin, Lyrik und Songs lieben die Leute am meisten.

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