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Ostsee Insel Kirche Orgel

Hiddensee: Vom Schiff aus zeichnen die Augen sehnsuchtsvoll die Linie des Hochlandes. (Barbara Möller)

9. September 2023: Jetzt steh ich hier auf meiner Insel Hiddensee und lächle wie ein Kind, als hätte ich noch nichts erfahren von all den Wettern und dem Wind. (Rosemarie Schubert, Barbara Möller)

Foto: Hiddensee, dat söte Länneken (das süße Ländchen)

Kurkantorin Seebad Hiddensee, Künstlerinnen-Insel #artists

Der Rosenmaler der Inselkirche, Nikolaus Niemeier (1876) schrieb: Hat dir die Welt etwas getan und tut dir weh und will dich nicht verstehn, dann pack dein Leid und Kram und geh nach Hiddensee, da wirst du frei und leicht. – Das Haus des Rosenmalers steht auf Hiddensee. An der Rosendecke der Kirche hängt der barocke Taufengel. Das Kloster (1298) gibt es leider nicht mehr. Durch das Kloster-Tor (Brandenburger Tor Hiddensees) fahren die Kutschen.

Sehr schön ist auch die Fährinsel zwischen Hiddensee und Rügen. Hiddensee (16,8 km) zwischen Ostsee und Bodden ist ein Kleinod im hohen Norden, einfach, abgeschieden, still, autofrei und schick, beinahe wie ein Pilgerort, 200 Jahre lang von Schweden (gut) regiert:

Hügel, Bodden, Heide, Hafen, Bessin, Bucht, Dornbüsche, Buhnen und Möwen, Pommernschafe, grüngelbe Hucken, Plattenwege, Häuser am Boddendeich, Hafenbecken, Leuchtturm, Steindamm, Sandbänke, Stare, Luchte, Bernsteinfischer, Rohrdachhäuser, Molenverlängerung, Hagebutten, reetgedeckte Gebäude, Häuser mit Hausmarken, Salzwiesen, Steilküsten, Wikinger-Goldschmuck – alles wunderbar. Im Boddenwasser schaukeln die Boote. Beinahe hübschere Insel als Langeoog, meine Kindheitsinsel. Blühendes Eiland.

Gestern bin ich mit dem schnellen Wassertaxi statt mit der Fähre nach Hiddensee gekommen.

Heute bin ich mit der Kutsche von Vitte (Blaue Scheune; „Malweiber“; Karusel von Asta Nielsen) zum Kloster gefahren und war im Heimatmuseum (sehr interessant, mit Bernsteinsammlung und Geschichte Hiddensees, welche Künstlerinnen und Revoluzzer hier waren über die Jahrhunderte), war am Strand im kühlen Meer, bin nach Vitte gelaufen und habe Sanddorn-Eis und Sanddorn-Nektar genossen. Das gibt es in Greifswald „mit Schuss“.

Es ist aussergewöhnlich gutes, warmes Wetter, sonnig, angenehm windig. Kein Vergleich mit dem Wind vom Atlantik. So bin ich nun vom Atlantik an die Ostsee gelangt. Die Ostsee ist friedlich und klein dagegen und viel weniger kalt. Letztes Mal habe ich in den Häusern des Biologischen Seminars und Station von der Uni Greifswald gewohnt, jetzt oben im schönen Pfarrhaus gegenüber der Kirche (19. Jahrhundert), in der Kantoren-Wohnung, mit Küche und Garten.

In der Nacht ist es ruhig.

Tagsüber hört man das Pferdegetrappel der schönen Norweger. Sie tun mir manchmal leid, weil sie nassgeschwitzt sind von den schweren Kutschen. Es sind wunderbare und liebe, zutrauliche Tiere, stark und schön. Als Organistin darf ich manchmal einfach auf dem Kutschbock mitfahren. Es duftet auf der Insel nach Schafgarbe, Klee, Ginster, Wicke, Nelke und Sauerampfer, auf Dünen und Hucken duftet es.

Ich mag Hiddenseer Platt.

Abends fuhr ich mit dem Radl ins Puppentheater Homunkulus in der Seebühne Vitte mit nichtgeführten Puppen, eine Ein-Mann-Show, mit seiner Frau, künstlerisch gemacht, mit Musik von Benjamin Britten, den ich mag. Ein Gesamtkunstwerk. Kann ich nur empfehlen. Eigentlich bin ich kein Puppen-Fan, aber das war wie eine Oper.

Morgen Zeltkino, Süderleuchtturm und Hochuferweg.

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