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7. Dezember 2021

Latenzfrei im Dom? (AHS)

Oben: Goll Orgel Hannover

Ich bin gut in Luzern angekommen. Mit dem ICE fuhr ich über Frankfurt, Basel, Olten bis nach Luzern. Zuerst machte ich mir Gedanken, da Schweiz plötzlich als Hochrisikogebiet gilt. Kay schrieb, ich bräuchte eventuell einen PCR-Test, den hatte ich nicht, aber ich wurde nicht kontrolliert, und aus Bayern kommend brauchst du ihn auch nicht, habe ich gehört. Aber irgendwie sagt jeder etwas anderes, auch im Zug kamen verschiedene Durchsagen… da ich mir dachte, naja, ich bleib locker.

Zudem gibt es jetzt auch noch eine neue Virus-Variante aus Südafrika?, es wird immer verrückter. Ob ich keine Zeitung lese? Nein, nicht mehr, mir reicht es mit schlechten Nachrichten. Lieber lebe ich manchmal in meiner positiven Traumwelt, vor allem, weil rings um mich viele Menschen nur noch negativ denken, und dann denke ich auch noch negativ. Aber gut, ok, ich habe versprochen, mir morgen im Zug eine Zeitung zu holen. Doch nun zurück nach Luzern: Es ist eine hübsche kleine Schweizer Stadt, der Bahnhof ist sehr geschmückt mit großen goldenen Bällen, und die Alpen sind schneebedeckt, wie in Österreich. Endlich Schnee! Bisher sah ich in von Luzern von früher (vor meiner Orgel-Zeit) nur den See und die Altstadt. Aber es gibt hier auch schöne Kirchen und Orgeln. Die HSLU Hochschule für Musik ist umgezogen vor ca. einem Jahr in das Industriegebiet; es ist ein großes, neues, modernes, graues Gebäude (Geschmackssache), erinnert mich vom Typus etwas an die Kölner Musikhochschule. Ein schöner großer Weihnachtsbaum steht im Bistro. Es gibt Bücherschränke und Sitzkissen. Die Orgeln stehen alle oben im fünften Stock. Es sind Goll und Metzler und eine große Späth (Freiburg).

Alle Leute sind sehr nett. Es ist wirklich hilfreich, an Orgeln zu üben in Zimmern mit total trockener Akustik: Tanz auf dem Drahtseil und auf Eierschalen, alles liegt nackt und entblößt, da geht es echt ans Eingemachte. Ich war zum ersten Mal hier und spielte auf der Späth, ohne sie vorher jemals angefasst zu haben.
Nach dem Konzert gab es Wein und Brötchen – das ist doch nun echt lieb. Kay meinte, ich bin ein Vorspieltyp, ein Konzerttyp – das stimmt, ich blühe auf unter Druck (meistens, nicht immer, aber sehr oft). Das war schon bei Glemser so, darüber hat er immer wieder gelächelt.

Untergebracht bin ich im Ibis-Hotel beim Bahnhof. Ein guter Freund hat mich vom Bahnhof abgeholt. In der Schweiz bist du ja außerhalb von Datenrooming, Euro… Aber es ist sooo schön, die deutsche Grenze zu passieren und zu verlassen; ich genieße jedes Mal die neue, freie Luft. Sofort ist da der Eintritt in eine neue spirituelle Zone, so wirkt es, ohne die oft deutsche Härte und Bürokratie. Zum Beispiel ist die Konkurrenz nicht so stark; jedenfalls scheint niemand verachtet zu werden, wenn er schlecht spielt oder rausfliegt aus dem Stück – in Deutschland meist ganz anders.  

Sich ein ganzes Leben weiterzubilden, ist in der Schweiz auch ganz normal. In Deutschland bringen die Organisten zwar ihr Auto und ihre Zähne regelmäßig zur Durchsicht und zum TÜV, aber zum Unterricht gehen sie nicht mehr, was auch zu hören ist. Wenn man kein neues Repertoire aufbauen will und ohnehin kaum übt und nichts Neues und keine großen Werke und keine Zyklen lernt und spielt, sondern alles irgendwie und vom Blatt und nur klein und immer das Alte und nur für den Gottesdienst spielt, braucht man kein Coaching. Aber wenn mensch weiterkommen und top und outstanding werden will oder einfach das Beste geben möchte und CDs einspielt und in der Technik wächst, dann liegt es doch auf der Hand, dann ist es doch ganz klar, dass ein fleißiger, begabter Mensch regelmäßig zu Supervisoren geht. In Deutschland gehen die Organisten zur Zahnärztin und zum Friseur und zum Shoppen und zum Steuerberater, aber zum Unterricht gehen sie nicht. Naja, so tönt es dann auch… Ich gehe 1000 x lieber zum Unterricht als zum Friseur, Zahnarzt, Steuerberaterin … Es ist eine Frage der Prioritäten. Da sind so manche neidisch und gönnen mir das Weiterkommen nicht. 

Heute früh in Frankfurt telefonierte ich mit Axel von Rethinking Classical Music – er hat Recht, es braucht neue Konzepte. Ich denke auch positiv über digital und hybrid. Wien hat seit der Pandemie einen enormen Rückgang von Konzert-Besuchern und Touristinnen. 

Mein 3. True Crime Video: Wie ist eure Meinung? Mich hat der Fall schockiert:

Kyle Rittenhouse – Analyse True Crime AHS. Was war passiert? Waffen & Gesetze Justiz USA

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Neu: Orgel Information: Schnitger Orgel Stade

Raumfüllend und dennoch zart, sparkling und brillant und dennoch warm und mit Gravität. In meinem Konzert spielte ich bewusst und auf Ermutigung Martins hin süddeutsche und italienische Musik auf norddeutscher Orgel und Werke, die nicht typisch für mitteltönige, norddeutsche, historische Instrumente mit kurzer gebrochener Oktave sind, wie Mozart, Neue Musik, Schlüter, Muffat, Knecht, Scarlatti. Norddeutsche Musik auf norddeutschen Orgeln wurde schon tausend Mal gespielt. Viele Organisten sind sehr festgefahren, was Repertoire auf mitteltönigen Orgeln angeht.

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