Musik ist Kunst in der Zeit. (AHS)
Oben: Eule Orgel Trier, mit V. Dubois
Der Meisterkurs Vierne war gut, auch wenn Dubois eher nüchtern ist. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Alle waren freundlich, witzig und nett. Die Atmosphäre war angenehm. Die Basilika in Trier ist groß, schlicht, hoch, mit enormer Akustik. Von allen Seiten klingt die Orgel anders. Ja, die Orgel!
Unglaublich schöne singende Gambe 8’ im Schwellwerk in Clair de Lune (Vierne), was ich heute spielte. Ich war die einzige Frau, die spielte. Wunderschöne sanfte Flöten und Zungen. Grandiose Hochdruck-Register. Extrem powerful und auch extrem zart: Alles möglich! Orgeln, die nicht leise singen können, fehlt etwas Wichtiges. Diese mächtige Orgel aber singt gefühlvoll. Trotz ihrer kühlen (starren) Fassade singt sie sehr musikalisch und verführerisch.
Die Hochdruckstimmen werden elektrisch angespielt, schwellbares Solowerk mit Hochdruck-Registern (u. a. eine Tuba imperialis), Winddruck von 380 mm Ws.
Man tritt in den beinahe leeren, halligen Raum mit den Bänken, die verschluckt erscheinen, dreht sich um und sieht – eine riesige, edle Orgel, die dennoch zart wirkt in diesem mächtigen Saal, in einer Dreieinigkeit hängend wie ein Kreuz. Wie ein Mahnmal in einer Steinkirche.
Es war leider sehr kalt.
Vorne rechts, weit weg, guckt noch eine hübsche, kleine Schuke Chororgel mit spanischen Trompeten frech und schüchtern aus dem Gestein.
Die neue Hauptorgel hat 82 Register, über 6.000 Pfeifen, 5 extendierte bzw. transmittierte Register im Pedal, verteilt auf 4 Manualwerke und Pedal. Die Orgel ist die größte Orgel in Trier, eine der größten Orgeln in Rheinland-Pfalz.
Römische Konstantin Basilika Erlöserkirche, Rheinland-Pfalz. Größte Orgel Triers: Die neue, große, sinfonische Hauptorgel schließt den Wiederaufbau der Basilika nach dem Zweiten Weltkrieg ab. Perfekt für Musik der deutschen und französischen Orgelromantik, hohe Intonationsqualität. Die im Krieg zerstörte Ibach-Weigle-Orgel an der Rückwand der Kirche wurde durch Eule ersetzt. Das Land Rheinland-Pfalz zahlte. In zwei Auswahlverfahren, Orgelbau und Architekturwettbewerb für Design, welche auch die Gestaltung der Orgel in Raum zum Gegenstand hatte, wurde am Wiederaufbau gearbeitet. Die Orgel sollte nicht ebenerdig sein, der Spieltisch schon. Die äußere Gestaltung wurde von dem Architekturbüro Auer & Weber (München/Stuttgart) komponiert:
Drei mächtige und doch schmale Orgelkörper an der roten Rückwand hängend, im dunkelgrauen Gehäuse, perfekt zwischen die Fenster passend. Eine lange, graue, zierliche Wendeltreppe führt zum oberen Spieltisch in der Mitte. Zwischen unterem Spieltisch und den Orgelkörpern könnten es locker 30 Meter sein!
Die Orgel wirkt edel, kühl, mächtig, distanziert, beinahe sachlich.
Zuvor hatte ich nicht gewusst, dass Ibach auch Orgeln baute. Wir hatten früher ein Ibach-Klavier daheim.
Der Franzose Vincent Dubois ist ein sehr lieber Mensch, warmherzig, klug, offen, mit schönen, sensiblen Augen. Ich habe viel von ihm gelernt. Er ist zudem sehr lustig und privat. Am meisten hat mich sein Pedalspiel fasziniert, ruhig, tief und stets Ferse. Zudem hat er die ganze Zeit sehr fleißig und engagiert durchgehalten, ohne Allüren.
Er hat sofort gemerkt, dass ich auch Pianistin bin. Er fand mein Spiel schön und musikalisch. Zum Essen waren wir im Priesterseminar. Es gab Fisch mit Sauerkraut. Danach gingen wir noch Kaffee trinken und Kuchen essen, am Ende des Tages noch etwas trinken. Die ganze Gruppe war lieb, und der Tag war gut organisiert von den Kantoren Bambauer und Still, die auch immer da waren.
Ich habe wieder Lust auf die französische Musik bekommen. Nicht alles gefällt mir, manches wirkt etwas langweilig und zu sehr nach Zirkusmusik, da fehlt mir irgendwie der „deutsche Geist“ von Brahms, Liszt und Schumann usw., aber die zweite Sinfonie von Vierne ist herrlich, besonders 2., 3. und 4. Satz. Und die Fantasiestücke! Und gerade seine zarten und virtuosen Werke gefallen mir, wenn sie nicht zu depressiv sind. Vierne hatte kein leichtes Leben und war sensibel.
Wunderschönes Pedalspiel macht den Klang aus.
Bedrohlich und fremd wirken die Orgel-Quader nicht auf mich, aber sie könnten so empfunden werden.
Trier an der Mosel ist eine wunderschöne Stadt.
Neu: Orgel-Information:
https://www.ann-helena.de/orgelinfo/eule-orgel-trier/
https://www.ann-helena.de/orgelinfo/spaeth-orgel-saarbruecken/
Neu: Chopin an Späth