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19. Oktober 2019

Was für ein Gerät!

Jetzt sage ich sogar, dass eine Orgel ein Gerät ist – obwohl ich mich darüber zuvor so aufgeregt habe. Aber die neue Klais-Saal-Orgel Würzburg ist ja nun wirklich ein echtes Gerät – ich war heute fünf Stunden dran, gespielt und genieße jede Sekunde. Was mir gefällt ist, dass es eine Konzertorgel ist, eine Saalorgel. So kann ich auch außerhalb von Kirchen üben. Das ist wichtig. Allein die tonnenschwere schwarze Decke abzuziehen von diesem wunderschönen fahrbaren Spieltisch und diesen mühsam etwas nach vorne zu schieben, den dicken Schlauch anzustecken, dann die Lichtsterne, die von oben fallen, und direkt unter den Pfeifen zu sitzen oder die Pfeifen vor sich zu haben, je nachdem, wohin ich den Spieltisch fahre, das alles ist schon purer Genuss. Das Handschuhfach auf und anschalten. Gebläse. Und jede Klangfarbe, jeden Klangschalter in Ruhe ausprobieren, jede Kombination. Wenn ich die Decke wieder anlege, kommt es mir vor, als würde ich meinem Pferd nach dem Reiten die Decke überlegen, damit es nicht friert, nachdem es geschwitzt hat. Beide Decken haben Klettverschlüsse.

Vor der Orgel steht der Steinway D. Ich habe das Gefühl, zwei Steinways stehen mir zur Verfügung, die völlig unterschiedlich sind. Die Flügeldecke ist viel kleiner, die Lichtsterne fallen auf den schwarzen Lack des Flügels, die Pfeifen spiegeln sich im Lack des Flügels. Zwei Prinzessinnen, die ganz unterschiedlich sind. Und beide liebe ich. Beide spiele ich. Mozart da, Beethoven da.

Heute habe ich Mozar (608), Widor (5 ) und Vierne (3) gespielt. 

An einer Orgel liebe ich besonders viele verschiedene Achtfüße überall, viele verschiedene 16-Füße überall (und 32 im Pedal) und wenn das Pedal viele Vierfüße hat (was viele Orgeln leider nicht haben). Ja, die Vierfüße im Pedal sind super. Ich bin gar nicht immer so ein Fan von Mixturen, außer wenn sie wunderschön sind. Ich mag es lieber, selbst zusammenzustellen. Und dann liebe ich Zungen. Ach, und natürlich liebe ich die zarten Klänge. Vor allem die im dritten Manual, und wenn das Schwellwerk riesig, fein, mächtig, sensibel und deutlich ist und die Schweller sehr gut reagieren. Schweller sind so wichtig, und auch, dass man sie selbst belegen kann, dass sie für jedes Manual reagieren, und Walzen. Und Fernwerke liebe ich, und die vierten Manuale.

Aber diese Orgel hat noch so viel mehr zu bieten, für neue Musik geradezu perfekt. Und zum Komponieren. 

Ich freue mich auf meine nächsten Kunst-der-Fuge-Konzerte. Ich freue mich auch, alle Ladegastorgeln kennenzulernen. 

Iveta ist mein Vorbild. 

Das Verrückte ist: Niemand würde sagen, dass eine Orgel sich von alleine geschaffen hat. Sie ist eine Maschine. Technik. Ein Kunstwerk. Und die Erde? Sie ist eine Maschine, pure Technik, Kunst. Hat sie sich selbst erschaffen? 

 

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