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09. September 2009

St. Stephan Würzburg

Am Sonntag ist das Emporen-Konzert in Würzburg, ich freue mich, 45 Minuten lang Bach zu spielen: eine Welt für sich, eine Welt voller Ruhe und Meditation und tiefen Gedanken, die neu auftanken lassen, entspannen und entführen in ein Gebiet des Übernatürlichen. Die ersten Minuten eines Konzertabends zählen, das Jetzt und Diesseitige zu verlassen, ungefähr so, als würde man das Bewusste abstreifen, ins Unbewusste gehen. Wie die Minuten vor dem Einschlafen, das Loslassen, so empfinde ich das. In dieses Loslassen soll und möchte ich das Publikum führen. Bach oder Beethoven sind oft rocky starts, doch bei Bachs Goldberg-Variationen wird man durch die wunderschöne Aria und die Energie der ersten Variationen sofort abgeholt, eingetaucht in tiefere Ebenen.

Bei klassischer Musik braucht man viel Loslassen, Freiwerden. Das Abholen des Publikums ist jedenfalls entscheidend. Es ist für mich als Pianistin anstrengend und neu, die Menschen durch Worte, Einleitungen oder gar durch andere Dinge abzuholen, da ein Konzert für den Musiker eine äußerst anstrengende Angelegenheit ist, kognitiv, mental durch das Auswendig-Spielen, aber auch körperlich, emotional, motorisch, geistig, geistlich.

Jemand sagte mir, das Publikum sei die große Mutter Publikum, die mich mit hungrigen, erwartungsvollen Augen betrachtet, von der ich nichts erwarten kann, also eher ein großes Baby. Ich höre dann von anderen, dass ich charismatisch spiele, mit meinem ganzen Sein und Körper, ganzheitlich mit einem Seltenheitswert — es kommt mir vor, als würde meine Seele über meinen Wasserwogen schweben, über meine Seele. Aber nicht nur über meine Seele allein, sondern auch über die Seelen des Publikums. Brauche Urlaub.

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