25. Oktober 2024: Prag ist die Mutter der Städte, die ihre Krallen einschlägt und dich nie mehr loslassen wird. (Franz Kafka)
Foto: Auf dem Dach der Universität Prag (Karlsuniversität)
Wir waren gestern noch in vielen weiteren Museen: Im Smetana-Museum auf der anderen Seite der Karlsbrücke, das zwar ganz nett und witzig mit vielen Hörstationen, die man mit einem „Dirigierstab“ anwählen muss, aber auch etwas unübersichtlich gemacht war. Und das, obwohl auch Bedrich ein unterhaltsames, spannendes Leben hatte. Seine Moldau, die überall läuft, wo man geht und steht (auch im Kafka-Museum), ist bei weitem nicht sein einziges Werk. Smetana hatte wie Dvorak viel Kammermusik und viele Opern geschrieben, die nahezu unbekannt sind. Nur Die verkaufte Braut wird gespielt.
Das liegt mit daran, dass die Plots dieser Opern für uns heute völlig fern, stark politisch, normativ, altmodisch und vaterlandsverfäbt sind. Nur die unabhängigen, lustigen, „freien“ Plots haben sich gehalten, so auch bei Wagner, Mozart, Verdi…
Smetana war in Schweden sehr beliebt und viele Jahre in Göteborg. Das Spannende ist, das Bedrich angeblich Autodidakt war, was Dirigieren und Klavierspiel anging, als er in das Kompositionsstudium eintrat. Smetana wurde von Liszt, dagegen Dvorak von Brahms gefördert.
Ich freue mich, dass zwei so wundervolle deutsche Komponisten wie Liszt und Brahms ihren tschechischen Kollegen Smetana und dem jüngeren Dvorak sehr geholfen haben, zu Ruhm zu gelangen. Beide Tschechen haben im Ausland ihre Werke dirigiert, beide starben um das 60. Lebensjahr herum nach einem vollen, erfüllten Leben.
Ganz so gut hatte es Kafka, der sein ganzes Leben in Prag verbracht hatte, nicht. Er starb 1924 jung mit 40, und vielleicht war seine Tuberkulose eine Erlösung für ihn. Zudem wäre er 10 Jahre später in eine lebensgefährliche Situation mit den Nazis geraten und hätte das ganze Elend miterleben müssen.
Er hatte es nie geschafft, sich aus den Fängen seines Büro-Lebens zu reißen, obwohl er unglücklich war und eine ganz andere Berufung hatte, was ihm auch klar war.
Sein intensives (erfolgreiches) Jura-Studium und die Tatsache, dass er Jude war und aus einem sehr intensiven, gebildeten Elternhaus kam mit einem für ihn mächtigen Vater und einer sehr gebildeten Mutter, die ihm alles an Bildung mit vielen Sprachen ermöglichten, machten aus ihm einen sehr kritischen, klugen Mann. Seine Texte, die stets symbolisch um Gericht, Gesetz, Gott, Verurteilung, Gebot, Urteil, Verrat gehen, spiegeln seine verzweifelte Auseinandersetzung mit Gesellschaft, Religion, Erziehung und Beruf wider. Er verurteilt alles. Obwohl er eigentlich alles hatte. Er fürchtete sich zudem vor der Ehe und löste seine leidenschaftlichen Beziehungen zu schönen, gebildeten Jüdinnen immer wieder auf.
Wir besuchten danach das Café Louvre, in dem Kafka immer aß (so auch Einstein und viele andere) in der Nähe vom Marktplatz und genossen Sacher-Torte mit Sahne, Eis, Sorbet, Earl Grey und Kaffee Vienne. Prag erinnert mich auch stark an Wien.
Gegenüber vom Kafka-Museum gibt es ein duftendes Lebkuchen-Geschäft.
Marktplatz Prag im Abendlicht
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