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20. Dezember 2021

Der Mensch kennt nur sich selbst, insofern er die Welt kennt, die sie nur in sich und sich nur in ihr gewahr wird. (Goethe)

Oben: Beckerath Orgel HfMDK

Gesegneten vierten Advent.

Der 20. ist auch ein besonderer Tag für mich.

Das Konzert war sehr schön. Die große Orgel war leicht violett angestrahlt, und die vier roten echten Kerzen brannten im schönen hohen Kranz. Die Frauen in der Stiftskirche sind allesamt so lieb und süß. Ich habe den dritten Teil von Piece d’Orgue mit der Solostimme Chamade gespielt. Hinterher sagten Leute aus dem Publikum, die Chamade wäre brillant gewesen, vor allem, wenn man hinten saß. Ich habe mir Sorgen gemacht, dass sie eventuell zu laut ist, das hört man nicht so an der Orgel selbst direkt. Die eine Dame, die immer dabei war, wenn ich geübt habe, da sie in der Zeit die Kirche auf Vorderfrau gebracht hat (Lichter, Kerzen, Programme, Scheinwerfer usw.) sagte, sie hätte die Chamade aus allen Winkeln der Kirche kennengelernt, bis in die Sakristei. Ich musste so lachen. Die Chamade selbst war ganz erstaunt, dass sie so zur Geltung kommt, was sicher nicht oft ist. Sie war perfekt gestimmt und ein Gedicht und wurde richtig durchgeputzt. Es war ganz schön heftig, die Chamade in meinem Tempo gut durchzuhalten, ist mir aber gut gelungen. Zuvor saß ich im Gottesdienst. Ich musste weinen bei diesen schönen Adventsliedern. Wenn draußen die Welt gottlos ist, was besonders an Weihnachten auffällt, ist die Kirche trotz allem ein Zufluchtsort, zumindest in der persönlichen Beziehung zwischen mir und Gott. Dass wieder nicht gesungen werden darf, empfinde ich als grenzwertig. Ich singe in meinen Schal. (In Bayern ist zudem wieder ab 22 Uhr alles dicht.) Vor dem Konzert holte ich mir ein Lebkuchen-Latte aus dem Starbucks, während ein leichter Nieselregen auf mich niederging. Statt zu sagen “Gott segne dich”, hört man überall “Bleib gesund”, was ich manchmal nur noch mit Ungeduld anhören kann. Ich denke mir dann heimlich: Sag das noch einmal, und ich verwandle mich vor deinen Augen in ein mit Masern und Pest überzogenes Monster, wie aus dem Walt Disney-Film.

Ihr Armen und Elenden zu dieser bösen Zeit, die ihr an allen Enden müsst haben Angst und Leid, seid dennoch wohlgemut, lasst eure Lieder klingen.

Der Herr der Herrlichkeit, zwar ohne stolze Pracht doch mächtig, zu verheeren und gänzlich zu zerstören des Teufels Reich und Macht.

Aus welchem Kirchenlied ist dies, ihr Lieben? Wer weiß es? Was sind das für wundervolle Texte. Wo finden wir heute noch solche Texte in den neuen Liedern? Heutzutage wissen doch nicht mal mehr Christen, wer der Teufel überhaupt und was böse ist.

Auch in der musikbezogenen Laienbildung sollte von Kunst die Rede sein. So auch in der musikbezogenen Laienausbildung in der Kirchenmusik. Denn sonst werden viele oder gewisse Laien keinen Unterschied zwischen sich selbst und Künstlerinnen machen können und gar nicht wissen, was Künstler sind. Auch im Laienmusizieren sollte den Personen klar gemacht werden, was Kunst ist, was der Unterschied wischen ihnen und professionell künstlerischen Menschen ist. Gerade in der Kirchenmusik sind sich viele darüber nicht im Klaren.

Zum Abschluss von diesem Blogartikel möchte ich den dritten Beitrag in Folge machen zu den Ursprüngen, wie der Grundstein gelegt werden konnte für die Ungerechtigkeit der Frau gegenüber. Die Aufklärung hat laut Barbara Beuys erheblichen Beitrag dazu geleistet. Ich nenne diese Ungerechtigkeit nicht Ungleichheit wie die meisten. Ich nenne die Ungerechtigkeit Ungerechtigkeit. Denn um Ungleichheit oder Gleichheit geht es hier gar nicht. Im Gegenteil. Eine Frau muss nicht gleich sein wie ein Mann, um Gerechtigkeit und Freiheit zu erfahren. Eine Frau ist anders und darf anders sein. Eine Frau ist völlig anders als ein Mann. Gott sei Dank. Sie ist es und sie darf es sein. Alles an einer Frau ist anders. Die Haut. Die Einstellung. Der Geruch. Die Stimme. Das Denken. Alles. Es geht um die Ungerechtigkeit gegenüber diesem Wunderschönen, was die Frau ist. Das, was mir an einer Frau am meisten auffällt und was besonders ist: Der Körper einer Frau ist Anschmiegsamkeit pur. Ich erinnere mich, ich habe mal mit Männern aus Spaß Fußball gespielt. Und ich stand im Tor. Irgendwann kam einer der Männer völlig verschwitzt an und wollte den Ball in das Tor werfen. Mein Körper war in keiner Weise auf Aufhalten dieser Person ausgerichtet. Daher ist das Abwehren von körperlichen Angriffen von Männern auch so schwer für Frauen. Es entsteht eine Art Schockzustand. Der große verschwitzte Körper berührte kurz meinen und ich war in Schockstarre, während der den Ball gemütlich ins Tor spazierte. Ich musste erst minutenlang den Geruch des Schweißes verarbeiten, bevor ich mich überhaupt zu ihm umdrehen konnte. Von Gleichheit kann also gar nicht die Rede sein. Und das ist auch gut so.

Frauen verdienen gerade für ihre Einzigartigkeit und “Ungleichheit” höchsten Respekt, und zwar nicht nur sexuell gesehen. Denn sie ist allgemein auf Schönheit, auf Zärtlichkeit ausgelegt. Von wem? Von Gott. Und die Frau ist daher auch perfekt darauf ausgerichtet, künstlerisch zu sein.

Der Philosoph Schlegel schrieb: “Die Frau gebiert Menschen, der Mann das Kunstwerk.” Was für eine verlogene, falsche, neidische, frauenfeindliche Aussage, die zusammen mit weiteren Behauptungen dieser Art in der Zeit der Aufklärung dazu führte, dass mit staatlicher Genehmigung (!) Frauen zuhause eingesperrt und entmündigt wurden.

Wenn du jedes Jahr ein Kind zur Welt bringst, bist du nicht mit Kunst beschäftigt, sondern mit Überleben. Für Frauen wie Fanny Mendelssohn, Clara Schumann, Emilie Mayer waren Aussagen wie die von Schlegel eine Katastrophe, da sie juristisch aufgegriffen wurden. Und bis heute werden solche “Philosophen” verehrt. Ich hoffe, ich weiß, wo diese gottlosen Philosophen samt ihrer „Aufklärung“ sich nun befinden: Die Hölle ist gerade gut genug für solche. Die Wahrheit ist: Frauen haben das größte Potential für das Künstlerische in sich. 

Die Aufklärung hat zeitgleich die Existenz Gottes und die Würde der Frau ausradiert. Diese Kombination ist erstaunlich. Nur wer Gott ehrt, wird auch Frauen ehren.

 Neu: Bach: Die 4 Duette. Die „verbotene CD“. Nach den Aufnahmen sprangen wir immer ins Meer. 

 

Norddeutsche Musik – wo gibt es so einen Stylus Phantasticus?

6 Antworten auf “20. Dezember 2021”

  1. Guten Morgen meine Liebe, danke, dass du immer deine Texte und deine schönen Geschenke teilst, du bist so eine Legende, so ein schöner Mensch. Es kommt nicht oft vor, dass ich jemanden treffe, der sowohl auf Orgel als auch auf Klavier brillant ist ❤.. einen schönen Montag

  2. Zitat von Elly Ney: “Auch die Musik ist ja dazu da, dass Gott nicht vergessen werde. ”
    Gott segne Ann-Helena und ihren täglich bewiesen Scharfsinn und auch ihre einfühlsame Beobachtungsgabe in diesem Tourorgelblog.
    Vergelt’s Gott AHS

  3. Nun jauchzet, all ihr Frommen ist ein von Michael Schirmer (1606–1673) gedichtetes Adventslied, zu dem Johann Crüger (1598–1662) die Melodie schuf und es 1640 veröffentlichte (Newes vollkömliches Gesangbuch Augspurgischer Confession, Berlin).
    1. Nun jauchzet, all ihr Frommen,
    in dieser Gnadenzeit,
    weil unser Heil ist kommen,
    der Herr der Herrlichkeit,
    zwar ohne stolze Pracht,
    doch mächtig zu verheeren
    und gänzlich zu zerstören
    des Teufels Reich und Macht.

    2. Er kommt zu uns geritten
    auf einem Eselein
    und stellt sich in die Mitten
    für uns zum Opfer ein.
    Er bringt kein zeitlich Gut,
    er will allein erwerben
    durch seinen Tod und Sterben,
    was ewig währen tut.

    3. Kein Zepter, keine Krone
    sucht er auf dieser Welt:
    Im hohen Himmelsthrone
    ist ihm sein Reich bestellt.
    Er will hie seine Macht
    und Majestät verhüllen,
    bis er des Vaters Willen
    im Leiden hat vollbracht.

    4. Ihr Mächtigen auf Erden,
    nehmt diesen König an,
    wollt ihr beraten werden
    und gehn die rechte Bahn,
    die zu dem Himmel führt;
    sonst, wo ihr ihn verachtet
    und nur nach Hoheit trachtet,
    des Höchsten Zorn euch rührt.

    5. Ihr Armen und Elenden
    in dieser bösen Zeit,
    die ihr an allen Enden
    müsst haben Angst und Leid:
    Seid dennoch wohlgemut,
    lasst eure Lieder klingen,
    dem König Lob zu singen,
    der ist euer höchstes Gut.

    6. Er wird nun bald erscheinen
    in seiner Herrlichkeit,
    der all euer Klag und Weinen
    verwandeln wird in Freud.
    Er ist’s, der helfen kann,
    halt’t eure Lampen fertig,
    und seid stets sein gewärtig,
    Er ist schon auf der Bahn.

    Das Lied findet sich im Evangelischen Gesangbuch (EG 9), in Feiern & Loben (FL 181), im Mennonitischen Gesangbuch (MG 242) und im Gesangbuch der Evangelisch-reformierten Kirchen der deutschsprachigen Schweiz (RG 365).

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