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13. Oktober 2021

„Ich mag meine Frau. Aber ich wünsche mir von dir, liebe Fee, eine 30 Jahre jüngere.“ „Kein Problem, mein Bester. Zack: Jetzt bist du 90.“ (nach Erich Stoffers)

Foto oben: Ott Orgel Bad Oeynhausen

13 Orgeln in 4 Tagen.
Denn wir waren auch spontan im Tecklenburger Land, fuhren durch Lotte und Westerkappeln nach Mettingen, hinter Büren (Westfalen, NRW, nahe Niedersachsen): Was für eine wunderschöne Park-Landschaft mit braun-weißen Kühen und vielen Pferden. Ich fühle eine geheimnisvolle Verbindung und Sehnsucht zu dieser Gegend. Fast wie Heimweh: Ich wurde hier „gemacht“. Wurzeln. Westfalen liegt nah bei Niedersachsen, Osnabrück.
Ich mag die roten Ziegelsteinhäuser, charakteristisch für diese Gegend. In der Kleinstadt Mettingen (ca. 25 km von Osnabrück) wohnt Erich Stoffers, 91 und fit wie ein Turnschuh, ehemals Konzertorganist und evangelischer Kirchenmusiker, auch lange in Schweden angestellt gewesen, erster Mann meiner Mutter. Bevor sie „mit meinem Papa durchbrannte“, wie er sagt. Mit dem er sehr befreundet war. Das hat ihm erst mal das Herz gebrochen. (Sie söhnten sich lange Zeit später aus.) Und er ist baff, dass aus der Schlüter-Klavier-Dynastie eine Organistin hervorgeht. „Die kleine Schlüter“. Darüber bin ich selbst erstaunt. Die Orgel ist unsere große Gemeinsamkeit. Gott hat mich erinnert und angestupst, zu ihm zu fahren. Es war spontan. Und alles passte zusammen. Dort in Mettingen gibt es auch eine wundervolle Ott-Orgel (2 M). Wir fuhren zudem nach Laggenbeck zur evangelischen Johannes-Kirche (12 km entfernt) zur letzten einmaligen Klaßmeyer Orgel (1908) – vollpneumatische Kegelladenorgel (2 M). Oh, was für ein Klang. Was ist das, dass ich solch kleine entzückenden Dorforgeln so liebe? Ich könnte sie umarmen, samt ihren Kirchen. Sie sind so – rein – unschuldig – demütig – verborgen – heilig – ❤️❤️❤️. Sie stehen für mich für den wahren Gottesdienst. Für den wahren Glauben. Erich hat dort super Aufnahmen gemacht. Eisenberg hat dort auch schon gespielt. Ich habe ja eben Erichs Platte bekommen von Matthias Eisenberg, den Erich auch gut kennt. Doch ist die Orgelwelt, die Erich kannte, eine völlig andere als die jetzige, mit der ich konfrontiert bin. Auch die Kirchenmusikerszene ist eine andere geworden, sagte er. Dann fuhren wir nach Ibbenbüren zur ev. Christuskirche, zu meiner ersten Steinmann-Orgel (1972) (2 M), ebenerdig, hoch. „Evangelische Kreienbrink Westfalens“. Sie ist angeblich neobarock, aber ich stufe eine Orgel erst mal nicht ein, sondern lasse sie atmen, und vieles ist eine Frage der Registrierung und das Schwingen in der Akustik. Eine hohe Kirche ohne Emporen, flirrender Nachhall. Der Kantor war auch dabei, ein sehr netter. Erich war hier lange angestellt. Er wohnte hier in Ibbenbüren mit meiner Mama. Alles vor meiner Zeit. Fühle ich mich deswegen so verbunden mit dieser Gegend? Als wäre ich (süddeutsch, Fränkin, halbschwedisch mit viel Wikingerblut und einem Papa aus Torgau) auch norddeutsch-niedersächsisch-westfälisch, weil ich hier gezeugt wurde?
Erich zeigte mir schöne Registrierungen. Er hat ein Händchen dafür. Er mochte mein Spiel sehr.
Wir aßen in Ibbenbüren zu Mittag. Als hätte die Zeit ein neues Luftloch bekommen.

Dann fuhren wir nach Halverde (Steinfurt) zur ersten katholischen Kirche dieser Tour, nach St. Peter und Paul (letzter Zipfel NRW) zur Wenthin Orgel (meiner ersten), 1818, 2 M. Eine langgezogene Kirche mit dunklen Bänken. Die Orgel, die Erich so liebt. Sehr lieber katholischer Pfarrer. Die Wenthin Orgel ist die älteste Orgel dieses nördlichsten Zipfels und wurde von Breil restauriert.
Abends zeigte mir Erich alle seine Platten, Kompositionen und Aufnahmen. Er liebt Witze und ist ein Bachfan. Ich erfuhr mehr über meine Familie. Es war ein spannender Tag. Wer hätte das alles gedacht? Gott ist seltsam und irgendwie – faszinierend unheimlich. Er vergisst nichts. Er kennt die Generationen. Er kümmert sich um jede Verbindung. Kennt meine ganze Lebensgeschichte. Kennt sie viel besser als ich. Er kennt jeden Ort. Jede Zeit. So wie er Dorforgeln behütet, die keiner kennt, so sehen seine Röntgenaugen unendlich geduldig, aber alles andere als kurzsichtig auf das Treiben der Generationen. Und er verbindet. Führt zusammen. Heilt. Schließt den Kreis. Dass er auch mich (Raketenfrau) dafür verwendet, zusammen zu führen, macht mich stolz. Je mehr er sich um angeblich Unwichtiges, Kaputtes, „Zu-Spätes“ kümmert, desto mehr liebe ich ihn. Denn Gott urteilt völlig anders. Ich bin so froh, dass es das letzte Gericht geben wird. Gott bringt alles in Ordnung. Er weckt mich, erinnert mich, spricht. Er liebt mich nicht nur. Er mag mich. Er kennt mich. Er weiß immer, wo ich bin. Es gibt nichts, was mehr zählt.

Eule Orgel Bielefeld

Morgen:

Rowan West Orgel

Eine Antwort auf “13. Oktober 2021”

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