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28. August 2021

Ich schreibe nicht nur, um zu erzählen. Ich schreibe, um zu entdecken. (Siri Hustvedt)

Die große Wohnung am Westhafen in Berlin ist sehr künstlerisch eingerichtet. Diesen Stil habe ich noch nicht gesehen. Wir frühstückten und nachtbroteten Nutella und Pflaumenmarmelade. Ich wurde fasziniert beobachtet, wie ich mein Brot mit Nutella arg bestreiche, denn ich mache einen Schokoladenkuchen aus meinem Brot. (Die Kruste lass ich liegen, Kuchenboden auch.) Am Fenster steht ein großer alter Ibach Flügel. Es regnet. Dann wieder Sonne. Wie April. Dann wieder Schauer.

Der Austausch unter selbständigen Künstlern ist immer interessant. Viele sind erstaunt, wie ich als mobiles Büro funktioniere. Für mich ist das schon normal, mein eigenes Unternehmen zu sein. Als Künstlerin ist es ja so wunderbar bei der KSK. Es ist unfassbar, was andere Selbständige ohne die Künstlerkasse KSK in Krankenversicherungen und Gesundheitskasse etc. einzahlen. Das Zehnfache!

Ulrike arbeitet bei Stiftungen und Agenturen. (Sie fährt Rennrad in Berlin. Ich bin noch nie Rennrad gefahren.)

Dann besuchte ich die Orgelbaufirma Schuke in Werder (Havel) bei Berlin. Brandenburg. Der träge und schöne, gutmütige, breite Fluss Havel sieht aus wie ein See. Groß wie ein Meer. Riesige Ausbuchtungen ohne Strömungen. Sanft. Verschlafen, sympathisch. Dazu ein Yachthafen. Werder ist superschön. Dazu muss man den Zug 1 Richtung Magdeburg über Potsdam nehmen und ein ABC-Ticket lösen. (In Potsdam wohnen heute die Reichen, Politiker usw.)

Johannes Schuke und sein Bruder Michael sind sehr nette Geschäftsleute, Familienbetrieb, die Firma ist einfach genial und bewundernswert. Modern, groß, im Grünen. Ronja, der Hund, hat gleich mit mir geschmust. Ich ließ sie in die Küche, ohne zu wissen: Das war eigentlich verboten. Johannes lächelte nur.

Ich habe viel gelernt. Obwohl Freitag Mittag, waren fleißige Mitarbeiter da. In einem Raum waren über 8 Orgeln. Hohe große Räume, alles sehr sauber. Den Vater lernte ich auch kurz kennen. Sie stellen ihre eigenen Pfeifen her. Das finde ich wichtig für eine große Orgelbaufirma. Die Pfeifen sind das Herzstück. Kernstück. Sind Klang. Jede Pfeife ist ein Musikinstrument. Das Wichtigste holt man sich nicht billig aus Portugal oder sonst woher, sondern macht man selbst! Sonst ist man kein Orgelbauer, sondern Orgelmonteur. Man kann von den Fenstern aus den Yachthafen sehen. Wir tranken Kaffee, und Johannes erzählte mir die Familiengeschichte. Extrem spannend! 1894 übernahm sein Urgroßvater Alexander Schuke die Firma von Heise/Gesell (1820). Schuke Potsdam. Die beiden Söhne Karl und Hans-Joachim führten es weiter. Erfolgreich. Orgelbewegung. Schleifladen. Dann kam der 2. Weltkrieg. Mauer! Potsdam wurde DDR! So ein Mist! Sie beschlossen zuvor, dass Karl in Berlin eine Filiale eröffnen sollte, zur Sicherheit. Dass das mit der Mauer so lange dauern würde, konnte ja keiner wissen. Beide Brüder arbeiteten jedoch beide sehr erfolgreich weiter. Jeder in seiner „Besatzungszone“. Ost und West. 1972 klaute die DDR Schuke Potsdam. Gemein! Sein Lebenswerk wurde verstaatlicht. Er erlitt kurz darauf einen Herzinfarkt. Aber sein Sohn Matthias holte (kaufte!!!) später die Firma zurück nach dem Mauerfall ❤️. Das nennt man heute „privatisieren“, wenn man sein Eigentum zurückkaufen muss. Karl aber hatte niemanden, der die Firma übernimmt, und er splittete sie auf unter Mitarbeitern. Daher besitzen nun „Fremde“ die Firma. Schuke Potsdam hätte sie sicher gern wieder zurück. Nicht so einfach. Aber beide Firmen laufen sehr gut. Schuke Berlin aber stellt keine eigenen Pfeifen mehr her. Das finde ich nicht so gut. Schuke Potsdam aber gibt 25 Jahre Garantie auf ihre Pfeifen! Symbolisch eigentlich 300 Jahre Garantie. Warum? Das berichte ich morgen. Es ist auf jeden Fall eine Firma mit Werten und Glauben.

Das Konzert war sehr schön, gut besucht,  supernettes Publikum. Facebook-Fans und Freunde waren auch da. Die schöne, schlichte Sauer-Orgel mit Schleifladen, mechanisch, mit pneumatischer Registertraktur, Handschalter, Walze, Schwellwerk und 25 kl. Registern ist sehr interessant: Oben kristallklar, unten schöner Nachhall. St. Hedwig wird noch Jahre brauchen (Sanierung). Danach gingen wir essen am Engelbecken.

Heute erinnere ich an Sibilla Aleramo (italienische Autorin) und Fanny Blankers-Koen (Leichtathletin, erst spät begonnen).

Konzert Ann-Helena in Berlin

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