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31. Oktober 2020

Gesegneter Reformationstag 2020!

Die Kritik, die Wolfgang Gourgé exklusiv für das Pfeifenorgelforum.net schrieb, war ganz gut. Merci! Allerdings weiß ich, dass er aktiv in diesem Pfeifenorgelforum.net ist, indem sehr viel gelästert wird. Gourgé scheint zudem mit Karl-Bernhardin Kropf und anderen, die lästern, in engem Kontakt zu sein. Wichtig ist bei seinem Bericht zu korrigieren: Die italienische Orgel ist von einer Frau gestiftet bzw. entliehen. Und Muffat (süddeutsch wie ich) ist spektakulär, wird nämlich äußerst selten im Norden gespielt, Buxtehude und Lübeck dafür rauf und runter. Warum sollte ich das wiederholen? Ich mag gern besondere Programme auswählen, die eben nicht so von anderen dargeboten werden. Die Frage ist auch immer: Was ist spektakulär? Dass ich “Spektakuläres” spielen kann, ist wohl klar, siehe Liszt Ad nos oder Liszt h-Moll-Sonate. Aber die Mischung Muffat, Mozart, Schlüter ist an einer Huß-Schnitger-Orgel eher außergewöhnlich.

Ebenso speziell ist Mozart. Wer spielt schon Mozart an einer Schnitger? Und noch dazu ist es mindestens genauso schwer wie Buxtehude.

Aber es hat mich gefreut, was er zu meiner Registrierung, Farben, Art der Überlegung und zu meinem Werk geschrieben hat. Denn es stimmt: Die Orgel ist nicht so leicht zu handeln. Sie ist eigenwillig. Wie ich. Eine Diva. Das gefällt mir. Ich mag Diven. Außer männliche Diven. Die mag ich nicht.

Gestern durfte ich auf der wunderschönen Philipp Furtwängler-Orgel in Buxtehude hier im Alten Land spielen, in dem es von wundervollen historischen Orgeln nur so wimmelt.

Was für ein Instrument! Hoch ragt es zart und spitz wie ein Schmuckstück auf, optisch völlig anders als Huß-Schnitger im nahen Stade. Furtwängler war ursprünglich Uhrmacher, das sieht man an der Orgel, und das meine ich positiv: Sie hat etwas von einer frühromantischen Orgel-Rolex. Früher, vor dem Brand, als der Blitz in den Turm einschlug (was auch noch heute geschieht), stand dort eine große Schnitger. Sie wurde zerstört. Furtwängler nun, von Schnitger beeinflusst, nutzte sein Wissen: Es sind im Grunde zwei Orgeln in einer, eine Schnitger-inspirierte als Basis und eine frühromantische mit wunderschönen 8-Füßen dazu. Hier werde ich bald Liszt Ad nos, Bach Heiliger Geist und eigene Werke spielen. Der Spieltisch erinnert mich sehr an Ladegast, ebenso die schwarzen Registerköpfe, rund, und auch noch mit Goldkringel.

Ich mag die Tastatur, sie erinnert mich an meine alten Klaviere, als ich Kind war: Uneben, formig, eigenwillig. Völlig anders als die Tastatur eines Steinways, aber pianistisch. Das Pedal ist radial, aus Holz und speziell; das Fernwerk recht weit weg. Aber alles nach Huß-Schnitger in Stade erscheint leicht zu spielen. Das Pedal besitzt zwei Mechanismen, so dass man ein erstes und ein zweites Pedal einstellen kann als eine Art Spielhilfe, um von leise zu laut durch einen (recht lauten) Registerzug sofort wechseln zu können, beispielsweise im Choral. Von Steinmeyer bin ich auch an Radial-Pedale gewöhnt, wobei ich die andere Sorte Pedal lieber mag.

Kein Schweller, keine Setzeranlage, keine Setzerhilfen (bis auf eine spezielle im Pedal), alles voll mechanisch mit den entsprechenden Nebengeräuschen und entsprechend schwergängig, was ich mag (und die Nebengeräusche, die man unten jedoch kaum hört). Jedoch sollte man alles so zart behandeln, dass die Nebengeräusche auf das Unvermeidliche begrenzt werden. Das HW ist unten und besitzt eine tiefe Mixtur wie St. Katharine Hamburg – die natürlich viel größer ist mit viel mehr Zungen und Registern – , zu der man auch hier den 16-Fuß ziehen muss. Jedes Werk hat auch hier zumindest einen 16-Fuß.

4 Zungen insgesamt. Furtwängler war nicht der aktivste Zungenbauer. Aber ich mag die “bäuerliche” Posaune 16-Fuß im Pedal. Die Zungen sind völlig anders als in Stade mit Krummhorn, Dulzian und Trechterregal. Hier sind es Trompeten.

Das 2. Manual besitzt eine hohe Mixtur und ein tiefes Scharff. Die Zimbel ist eine Klangkrone, die man ganz zum Schluss nimmt, zum Beispiel im Choral am Ende von Ad nos. Typisch und einzigartig für Furtwängler ist Spitzig, eine wunderschöne Klangkrone mit Oktave und Terz. Wunderbar ist im Fernwerk die Gambe 16 Fuß (sehr selten), alle wunderschönen 8-Füße im zweiten Manual wie Gambe, Flöte, Gedackt. Man sollte die 8-Füße nicht alle zusammen ziehen unbedingt, sondern eine delikate, bewusste Auswahl treffen, was wo am besten passt. Die Pedalkoppeln und überhaupt alle nicht ziehen, während man spielt! Und immer zart spielen, um Heuler zu vermeiden. Dies gilt auch für das Pedal. Zum Prospekt: Das HW ist vorne, das 2. Manual steht links dahinter, das Fernwerk rechts. Die Farben im Fernwerk sind perfekt für den 2. Satz Ad nos.

Im Pedal gibt es einen akustischen 32-Fuß, das bedeutet, einen Quintenhals, der, gezogen zu den tiefen Registern, Obertöne eng zusammenzieht, akustisch hörbar macht und eine tiefe, brummende Frequenz generiert. Es gibt nicht wie an der großen St. Katharine 32-Füße. Aber das muss hier auch nicht sein. Die Akustik trägt wundervoll, eine sehr schön angelegte Kirche mit einem wundervollen Kirchenraum. Es ist die zweitgrößte Furtwängler, nur sechs Register weniger als Gronau, jedoch mit einer viel besseren Akustik.

Die Register (alles ohne Zahlen) des Fernwerks sind rechts – dort verwendet man am besten gelbe Blättchen, links rosa. Man kann also nach einem gewissen System für die beiden Registranten agieren: 31 gelb bedeutet: 3. Reihe rechts, erster Registerzug.

Nun bin ich im ICE nach Fulda zum nächsten Konzert. Ich übernachte im Priesterseminar in Fulda. Ich bin ja gespannt. Ich bin ja das Gegenteil von katholischen Priestern, nämlich eine evangelische Frau. Nunja. Dieser Wechsel von Fuß-Schnitger zu Furtwängler zu Rieger innerhalb kürzester Zeit, das ist einfach pures Abenteuer, was mich glücklich macht. Morgen zeigt mir Thorsten Pirkl exklusiv seine Lieblingsorgeln der Gegend. Dafür stehe ich schon um 7 Uhr auf, da das Konzert ja schon um 12 Uhr ist. Was tut man nicht alles für die Orgel. Orgel-LOVE.

Ich freue mich, dass ich gefragt wurde, dieses Lied/Video öffentlich abspielen zu dürfen:

Eine Antwort auf “31. Oktober 2020”

  1. Brigitte Wintzen

    Der heutige Tag steht ganz im Zeichen der Lutherrose, Reformationstag, Feiertrag, Gedenktag. Das Lied “Ein feste Burg ist unser Gott” darf da nicht fehlen. Sehr schön gespielt!

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