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25. Februar 2020

Folge nicht den Fußspuren der Meister. Suche, was sie gesucht haben. (Basho)

Diese Erde scheint am Ende, überall Horror-Nachrichten, und was mache ich? Ich spiele Orgel und Klavier. Ist schon seltsam. Aber solange noch Vögel singen?

Früher mussten die Organisten genau lernen, wie man mit Walze spielt. Heute nicht mehr. Viele mögen Walze nicht so gern. Ich schon. Man muss eben darauf achten, dass die Walze meist auf alles greift, auf die Lichter, die helfen, weil sie anzeigen, wo sie sich befindet, und ganz genau und vorsichtig abwägen können – auch wissen, wie sensibel sie zu bewegen ist (meist nach unten laut und nach oben leise). Früher wurde auch gelehrt, wie man völlig selbständig blättert und ohne Hilfe registriert. Das mache ich meist ohnehin schon selbst.

Ich mag meine alten Noten gern, sie sind wie ein altes Nachthemd, in dessen vertrautem Duft man selbst im fremdesten Hotelzimmer gut schläft, oder wie mein altes Konzertkleid, das mir selbst in der kältesten Kirche oder an der fremdesten Orgel vertraute Gefühle weckt.

Ich habe festgestellt, dass manche Menschen recht ruppig mit ihren Instrumenten umgehen, Kameras oder Handys auf den Flügellack knallen etc. Das würde ich nie tun. Mit Sorge lass ich nur Samtenes in die Nähe meines Flügels.

Schade, dass sich Künstler und Kantoren manchmal wenig verstehen. (Manchmal aber sehr gut. Es gibt ja auch wirklich nette, besonders dann, wenn Kantoren selbst Künstler sind.) Ich erlebe leider, dass manche langjährigen und erfahrenen Kantoren nicht wissen, was ich meine, wenn ich von Orgeln spreche. Die nicht kennen, was ich fühle, die nie diese Leidenschaft kannten, die nach Schema F klingen, als wären sie von gestern; die leider nicht außerhalb der Box denken gelernt haben. Kantor ist Kontor?

Auf manchen Orgelreihen haben noch nie Frauen gespielt, wurden noch nie Frauen eingeladen. Und das, obwohl “hochkarätige” Leute sie betreuen. Auch das Kessel-Festival (wenn auch ganz andere Sparte von Musik, eher Rock, Pop, Jazz) hat als Haupt-Acts 2020 zu 90 Prozent erneut nur Männer eingeladen. Als ob die Bühne nur Männern gehört. Und Männer nur Männern etwas zutrauen. Ein Hauptproblem sind auch frauenfeindliche Frauen. Warum gönnen viele Frauen Frauen keinen Erfolg?

Katastrophal sind in meinen Augen sogenannte Kirchenmusikausbildungsstätten, in denen sich bewusst hauptsächlich männliche Dozenten tummeln. Und von denen kein kleiner Teil ihre Ehefrauen (und Kinder) sitzenlassen oder den Ruf haben, Affären mit Studentinnen zu haben oder in wilder Ehe leben. Wo Frauen flüchten, weggemobbt werden, sich umbringen oder kaum eine Position von Macht erhalten. Was für charakterlich zerstörte, unglückliche Absolventen werden wohl später als Kirchenmusiker oder Lehrer eingesetzt, die gelernt haben, hintenrum zu sein, dass Lästern “zum guten Ton” gehört, dass  Männer die erste Geige spielen, die andere ablehnen und mobben und die meinen, dass man mit dem Strom schwimmen muss, weil man sonst keine Chance hat, sonst nicht dazugehört. Diese (frisch gebackenen) KantorInnen können Gift und Höllenkandidaten für die Kirchen werden und bringen eher den Teufel mit.

Leider kann ich den Film Die Polizistin nicht empfehlen. Ich war entsetzt.

Ich freue mich auf meine neuen Konzerte:

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