10jähriges Tourblog-Jubiläum 2009-2019: Zeit fliegt schön
Mein Kunstwerk ist nun 10 Jahre alt.
Neu: Buxtehude 137. Und viel Mozart.
Es macht Spaß, bei Buxtehude, Bruhns und Bach über Registrierung nachzudenken: Kammermusikalische Consort-Registrierung nach Vogler für die Fuge (zum Beispiel Keysound Flöte oder Zunge), wobei die Stimme jeweils von Klangfarben anderer Pfeifenbauart zusammengesetzt sind, z.B. Zunge 8, Oktave 4, Flöte 2. (Zunge wird meist mit Gedackt stabilisiert.)
Das Plenum, für freie Teile und Toccaten, das meist die Mixtur braucht, sollte immer klar und schlank, nicht dick sein, sonst empfinden es einige als “stilistisch unsauber”. Jedoch kann das berühmte Buxtehude g-Moll auch mal nicht im Plenum beginnen, sondern ganz zart!
Die zweite Fuge bei Buxtehude könnte mit 16-Fuß sein, also voller oder größer klingen, für Abwechslung. Wichtig ist, sich zu trauen, Zungen und auch den Tremulanten einzusetzen. Zungen müssen besonders atmen. Pausen schwingen. Singuläre Stimmen dürfen hervortreten. Welche Partien sind besonders schön für selbstbewusste Trompeten? Kurz gesagt: Buchstäblich ein Händchen bekommen. Die freien Teile bei Buxtehude und die e-Moll Bruhns (ausschlagend für Bach) können Plenum oder aber auch melancholische, zartere Elevations-Toccaten sein.
Es gibt in der Musik tatsächlich gut und schlecht, auch falsch und richtig; doch dann gibt es, und das ist noch wichtiger: die Freiheit, selbst zu entdecken und selbst zu entscheiden; frei zu sein, meine eigenen Entdeckungungen zu interpretieren. (Trillere ich hier auf der Hauptnote oder von oben mit Vorhalt? Welche Ausgabe bevorzuge ich und warum? Wie spiele ich die 36 Neumeister, an welcher Stelle mit Pedal? Oder ganz manualiter? Wechsle ich die Manuale für Echoeffekt oder nicht? Wie arrangiere ich Mozart? Schubert? Mendelssohn? Was für Strophen möchte ich für welches Choralvorspiel verinnerlichen?…) Die Paradigmen für falsch und richtig, gut und schlecht sollen genauso verinnerlicht sein, um innerhalb dieses Rahmens kreativ und frei zu sein: Crescendo und Decrescendo, Puls, Akzente, Proportionen, Absprache…
“Und wähne nicht Widerspruch zwischen Ja und Nein. Denn Gott steht jenseits davon.” (Dionysius) So auch die Musik. Sagen wir so: In Jesus ist aus dem Nein ein Ja geworden.
Oder: “Zweiheit gleich Einheit.” Wird Einheit. Ist Einheit.
Und: Zweiheit gleich Dreiheit. Die Gegensätze sind verbunden, nicht verabsolutiert. Bach hat die Wahrheit erkannt zwischen Einheit und Zweiheit. Es stimmt, was Christoph Bossert (der in den Neumeister Chorälen Signaturen der Kunst der Fuge findet) sagt: Die Orgel an sich spiegelt die Realität wider: Ohne Atem und ohne Wind ist die Orgel nur eine Maschine. Wie tot.
Ich finde, wir spiegeln dies genauso wider: Erst durch den Wind, der auch in unsere Nase geblasen wurde (wir sind auch ein Blasinstrument!) entstehen Leben und Bewegung. Leben ist Bewegung.
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