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22. November 2019

Die Orgelwelt und Karriere

Was für mich doch erstaunlich ist: Es gibt Leute, von denen kenne ich nicht einmal den Nachnamen, die aber scheinen über mich Tagebuch zu führen, die wissen mehr von mir als ich von mir selbst, wie es scheint. Die entscheidenden Dinge aber wissen sie nicht.

In der Klavierwelt wurde man erzogen, starke Individualisten zu sein. Aber in der Orgelwelt ist es problematisch, wenn du ein starker Individualist bist. Die Gruppe und die Interessen der Gruppe müssen über den eigenen stehen. Wobei es vor allem um die geht, die die Gruppe als Territorium wahrnehmen oder “beherrschen”. Neuland. Die Konzerttätigkeit haben meine Individualität noch verstärkt. Wichtig ist in meinen Augen, dass man beides ist: Ein eigenständiger, unabhängiger Künstler durch und durch und dennoch jemand, der sich hervorragend in einer Gruppe bewegt. Dies scheinen nicht viele zu können.

In der Orgelwelt gibt es viele Männer, die vertikal kommunizieren, auch nonverbal. Es ist ein Revierverhalten. Als wäre man nur dann eine “Führungsperson”, wenn man einen Chor leitet oder in irgendeiner Art und Weise eine Machtposition hat. In meinen Augen sieht die Welt der Führung ganz anders aus. Ich kommuniziere gern horizontal, ich möchte nicht auftreten, dass man mir sofort die Führungsperson ansieht, ich möchte gern weich und weiblich bleiben. Dennoch ist meine Reichweite international und groß. Frauen müssen sich also in der vertikal kommunizierenden und männerdominierten Orgelwelt wie verhalten? Stumm bleiben und im Hintergrund? Nein. Vertikal kommunizieren? Nein. Ich suche den Weg. Was mir sehr hilft, sind folgende Bücher, die ich sehr empfehlen kann: Modler: Das Arroganzprinzip (der Männer). Und Corvey: Die 7 Strategien der Effektivität.

Steinway und Bach
https://www.youtube.com/watch?v=ZdY0zdDRMyg

Eine Antwort auf “22. November 2019”

  1. Andreas Friedrich

    Hallo Ann-Helena, ich muss ehrlicherweise gestehen: Ab und an lese ich in deinem spannend und interessant geführten Tour Block. Von deinen musiktheoretischen Ausführungen verstehe ich ja nur sehr wenig. Doch in dem zudem Aufgeschriebenen lese ich auch mich inspirierende Gedanken. In diesem Beitrag schreibst du zum Verhältnis von Individualismus und Teamarbeit. Ich selbst bin sehr stark individualistisch veranlagt (introvertiert). Trotzdem fühle ich mich auch in der Gruppe gut aufgehoben (Feuerwehr). Ich brauche jedoch das gesunde Verhältnis zwischen beiden. Darum stehe ich nicht unbedingt gerne im Fokus der Öffentlichkeit. Obgleich ich als „Jemand der etwas zu sagen hat“ wahrgenommen werde. Für mich spielen die Symbole der Macht nur eine unbedeutende Rolle. Ich finde, wahre Macht sollte von innen kommen. Übrigens schaute ich mir die beiden von dir wertgeschätzten Bücher in der Leseprobe an. Sicher werde ich diese früher oder später lesen. Andreas

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